Politische Geschichte 1918-1933
Buch, Deutsch, 279 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 486 g
ISBN: 978-3-7374-0490-7
Verlag: Waldemar Kramer ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Kaum eine Periode der Deutschen Geschichte erscheint heute so gut erforscht zu sein wie die 14 Jahre der ersten deutschen Demokratie, die 1933 durch die nationalsozialistische Diktatur zerstört wurde. Und doch wurde diese Zeit lange als Zwischenkriegszeit, Nachgeschichte des Kaiserreichs und Vorgeschichte zur Diktatur, gar als totgeborenes Kind der Revolution gesehen. Demgegenüber gilt die Weimarer Republik heute als eigenständige Epoche mit Entwicklungspotenzial und eigenen Erfolgen, die es vor allem geschafft hat, ihre turbulenten Anfangsjahre zu überleben. Im Fokus auf die Konflikte des Reiches ist die Darstellung der Geschichte seiner einzelnen Länder lange Zeit vernachlässigt worden, wird jedoch nun zunehmend zum Gegenstand von Betrachtungen. Dieses Buch zur Geschichte Hessens in der Weimarer Republik nimmt zwar einen Raum in den Blick, der als politische Einheit erst ab 1945 in den heutigen Grenzen bestand, aber sich auch davor schon durch historische, ideelle und institutionelle Verschränkungen auszeichnete. Präsentiert wird die politische Geschichte Hessens in den Jahren 1919 bis 1933 mit dem Verweis auf wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Entwicklungen insoweit sie diese Politik verständlich machen.
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Vorwort; Einleitung: Der hessische Raum in der ersten Demokratie; 1. Kriegslasten, Friedenssehnsucht und Demokratieerwartung; 2. Revolution zwischen Aufbruch und Kontinuität; 3. Auftakt der Demokratie; 4. Verfassungen als Fundamente; 5. Wahlen und Regierungen; 6. Über die Frau in der Politik; 7. Ein geeintes Hessen? – Die ausgebliebene Territorialreform; 8. Außenpolitische und ökonomische Zwangslagen; 9. Republik im Widerstreit; 10. Aufstieg der NSDAP und Gegenwehr im Zeichen der Wirtschaftskrise; 11. Endkampf der Republik; 12. Untergang der Demokratie und Wegbereitung der Diktatur; Schlussbetrachtung: Hessen zwischen Macht und Ohnmacht in der Republik; Anhang; Abkürzungen; Nachweis der Abbildungen; Literatur; Personenregister; Ortsregister
Am 17. März 1933 stimmte die Frankfurter Zeitung einen Schwanengesang auf den benachbarten Volksstaat Hessen(-Darmstadt) an, dessen letztes demokratisch-republikanisches Kabinett wenige Tage zuvor aus den Angeln gehoben und an dessen Stelle eine Regierung der Nationalsozialisten installiert worden war. Damit wurde die in der Revolution 1918/19 aus der Taufe gehobene Demokratie zerstört. Am Ende des im August 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkriegs war das 1871 begründete Kaiserreich zusammengebrochen. Auf die Monarchie war schließlich die Republik gefolgt. Im Bewusstsein um die Bedeutung des Machtwechsels in Darmstadt lobte die liberale Zeitung aus der größten Stadt der preußischen Provinz Hessen-Nassau das über die gesamte Zeit der Republik vornehmlich von Sozialdemokraten regierte Nachbarland: »Kein deutsches Land hat in diesen letzten vierzehn Jahren eines derartig beständigen Regierungssystems sich zu erfreuen gehabt wie der auf beiden Seiten der sagenhaften Mainlinie verteilte Volksstaat Hessen. […] Es ist eben tatsächlich kein Trümmerhaufen, sondern es ist ein wohlgeordnetes und im allgemeinen wohlregiertes Land, das die Regierung Adelung ihren Nachfolgern hinterlässt. In den bald eineinhalb Jahrzehnten seit dem großen Zusammenbruch hat es ohne Unterbrechung nur eine einzige Regierungskoalition gehabt […]. Es war die Weimarer Koalition von Sozialdemokratie, Zentrum und Demokratischer Partei. […] Im Vorsitz der Regierung war nur einmal, vor fünf Jahren, ein Wechsel eingetreten, als der erste Staatspräsident Ulrich bei seinem 75. Geburtstag die Führung in jüngere Hände gab und Herr Adelung an seine Stelle trat.« Was für den Volksstaat galt, traf weitgehend auch auf das übermächtige Preußen zu, zu dem die Provinz Hessen-Nassau mit den beiden Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden gehörte. Ein kontinuierliches republikanisch-demokratisches Regierungshandeln bestimmte auch dort weitestgehend die Weimarer Zeit. Doch die erste deutsche Demokratie sollte nur eine Lebensdauer von 14 Jahren erreichen – nach einer turbulenten Zeit der Krisen und Überlebenskämpfe. Bereits 1933 wurde die Weimarer Republik zerstört und die nationalsozialistische Diktatur eingeleitet. Kaum eine Periode der deutschen Geschichte scheint so gut erforscht zu sein wie die Weimarer Demokratie. Dabei galt sie lange lediglich als eine Phase des Übergangs zwischen Monarchie und Diktatur, als Nachgeschichte von halbdemokratischem Kaiserreich und Erstem Weltkrieg und als Vorgeschichte von nationalsozialistischer Schreckensherrschaft und Zweitem Weltkrieg.




