E-Book, Deutsch, 300 Seiten
Müller Raphael
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7392-8460-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Zeitenwandel
E-Book, Deutsch, 300 Seiten
ISBN: 978-3-7392-8460-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mein Name ist Raphael. Ich bin äußerlich menschlich, tatsächlich aber ein Vampir. Ein Erzvampir, um die Dinge beim Namen zu nennen. Sie denken, die Menschen sind die Krone der Schöpfung? Falsch gedacht! Wir Erzvampire lenken das Schicksal der Welt, wurden bereits vor Jahrtausenden als Hüter des Gleichgewichts ernannt - und das aus gutem Grund. Manche Unsterbliche kennen nur die Sprache der Gewalt. Andere treibt die Gier nach Macht in den Wahnsinn. Einige schrecken auch nicht davor zurück, Weltkriege zu entfesseln. Und vom drohenden Zeitenwandel will ich gar nicht erst anfangen. --- Ich sehe schon, so wird das nichts. Also alles der Reihe nach. --- Persönlich und pointiert erzählt RAPHAEL von epischen Feindschaften, skurrilen Begebenheiten, sinnlichen Momenten und räumt mit allen Vorurteilen gegenüber Blutsaugern auf. Denn in Wahrheit sind Erzvampire vor allem eins: Die Beschützer der Menschheit ... --- Zum Inhalt: Der Rat der Unsterblichen, angeführt von den acht Erzvampiren, überwacht die Menschheit und sorgt für die Wahrung des Gleichgewichts. Einer von ihnen ist Raphael. Während die Menschen das Potenzial zur Massenvernichtung erlangen und sich dem Informationszeitalter nähern, tauchen beunruhigende Zeichen auf. Unsterbliche verschwinden, düstere Prophezeiungen beginnen sich zu erfüllen und der Rat droht auseinanderzubrechen. Als sich auch noch übermächtige Wesen den Erzvampiren entgegenstellen wird klar: Der Zeitenwandel hat begonnen!
Mortimer M. Müller schreibt seit seiner Jugend Lyrik, Kurzgeschichten und Romane in den Genres Thriller, Fantastik und Satire. Daneben ist er in den kreativen Bereichen Gesang und Fotografie aktiv. Er arbeitet und studiert an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sein Kitzbühel-Thriller KABINE 14 wurde für den Friedrich-Glauser-Preis 2014, Sparte Debütroman, nominiert. --- Mehr Informationen finden Sie unter: http://blog.mortimer-mueller.at
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Der Rat der Unsterblichen
Den zweiten Weltkrieg hatte keiner von uns ignorieren können. Spätestens mit dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki mussten wir einsehen, dass die Menschheit eine neue, tödliche Schwelle überschritten hatte. Sie besaß nun das Potenzial zur Massenvernichtung und Zerstörung unseres Planeten. So wunderte es mich nicht, dass ich wenige Tage nach dem Waffenstillstand zwischen Japan und den USA eine Einladung von Michaela erhielt, in der sie mich um die Teilnahme an der Sitzung des Rates bat. Als Ort der Verhandlung hatte meine große Schwester die Wüste Gobi ausgewählt. In letzter Zeit mussten wir unsere Treffpunkte immer umsichtiger wählen, da einerseits die Zahl der Menschen beständig anstieg und andererseits ihre Fortschritte in Wissenschaft und Technik immens waren.2 Auf die Sekunde zum verabredeten Zeitpunkt landete ich vor dem unterhöhlten Felsmassiv bei Dalandsadgad. Michaela hatte ein Tarnfeld um die Höhle gelegt. Entweder sie fürchtete ungebetene Gäste oder sie wusste etwas, das ich noch nicht wusste – was nicht verwunderlich gewesen wäre; meistens wusste Michaela alles zuerst. Gemächlich trottete ich durch einen der Stollen in das unterirdische Gewölbe hinab. Eile war keine geboten, denn nicht alle meiner unsterblichen Kollegen waren so pünktlich wie ich. Umso verblüffter war ich, als ich die Höhle betrat und mir ein mehrstimmiges, mentales »Endlich!« entgegenschlug. Der Rat war bereits vollzählig. Michaela, die wie immer den Vorsitz innehatte, saß rechts, Luzifer3 ihr gegenüber am anderen Ende der Grotte. Während Gabriel und Israfil bei Michaela Platz genommen hatten, waren Uriel und Eva an Luzifers Seite gerückt. Azrael war wie üblich nicht auffindbar. Zwischen meinen Geschwistern hatten sich die Vertreter der anderen Unsterblichen niedergelassen. Die Liberalen auf der einen Seite: der Elbenkönig und seine drei Fürsten, die fünf Stammeshäuptlinge der Trolle sowie alle vier Urdämonen. Die bbb4- Fraktion markierte die andere Seite: Fenris mit seinen beiden Gefährtinnen und die sieben herrschenden Dunkelalben. Wie immer waren die Frauen des Werwolfes in Menschengestalt erschienen, Fenris hingegen war dem Erscheinungsbild des Wolfes treu geblieben.5 »Du kommst spät«, sagte Michaela trocken. Ich zwirbelte meinen schneckenhausförmigen Schnurrbart. »Spät? Ich bin keine irdische Minute in Verzug.« »Wir warten seit einer irdischen Stunde.« Kurz, aber wirklich nur kurz, erwog ich, ob sich Michaela mit mir einen Scherz erlaubte – doch war sie nicht die Person, die mit anderen Späße trieb. Mein Blick fiel auf Gabriel. Augenblicklich wusste ich Bescheid. »Hast du nichts Besseres zu tun, als Botschaften an Geschwister zu fälschen?«, fuhr ich ihn an. »Ich?« Gabriels Miene war die reinste Unschuld. »Wie kommst du denn darauf?« Michaela ließ keine Eskalation zwischen uns zu. Irgendwie schade, denn ich hätte bereits eine wunderbare Erwiderung auf Gabriels Missetat bereitgehalten.6 »Schluss«, sagte sie bestimmt. »Tragt eure kindischen Reibereien woanders aus.« Wir schwiegen, doch insgeheim ahnte ich, dass Gabriel nicht besänftigt war. Seine letzte Niederlage vor einigen Jahren brannte ihm wohl nach wie vor auf der Seele. »Da wir nun vollzählig sind«, begann Michaela, »zunächst eine kurze Erklärung, weshalb ich den Rat einberufen habe. Jeder von euch hat die dramatischen Entwicklungen in den letzten Jahren mitverfolgt und den Abwurf der beiden Atombomben registriert.« Uriels Mund klappte auf. Er schien etwas entgegnen zu wollen, behielt seine Meldung jedoch für sich. »Auch konnte ich in den vergangenen dreißig Jahren mehrere beunruhigende Zeichen ausmachen, die auf einen baldigen Umbruch des Zeitalters hindeuten. Darunter fallen Veränderungen der Energiestruktur des Weltenflusses, emotionale Instabilitäten zwischen Unsterblichen, eine Zunahme mentaler Störungen sowie die vermehrte Aktivität von Geistwesen.« »Das kann ich bestätigen«, meinte Oberon, der König der Elben. »Diese Zeichen sind auch uns nicht verborgen geblieben.« Michaela nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Meiner Erkenntnis nach dürfte der Zeitenwandel zwischen dem Jahr 2010 und 2030 des gängigen Menschenkalenders stattfinden. Das deckt sich auch mit der Weissagung des Hunabku.« »Weissagung des Hunabku?« Fenris grollte geringschätzig. »Noch nie davon gehört.« »Hunabku galt für die menschliche Kultur der Mayas als Göttervater«, erklärte Eva. »Er soll es gewesen sein, der ihnen das Wissen über Sonnenzyklen und das Sternensystem vermittelt hat.« »Soll?« »Hunabku ist ein Mythos menschlicher Fantasie.« Michaelas Stimme war sachlich wie immer. »Ich vermute, dass ein mächtiger Dämon hinter diesem Namen steht.« Ein düsterer Schatten huschte durch den Raum. Alle wussten, wer gemeint war. »Ich bin der Ansicht«, fuhr Michaela fort, »dass der Zeitenwandel eng mit dem Schicksal der Menschen verknüpft ist, vielleicht durch ihr direktes Zutun eingeleitet wird.« »Ein dritter Weltkrieg?«, fragte ich. »Möglicherweise. In jedem Fall ein weltumspannendes, sich innerhalb weniger Jahre vollziehendes Ereignis, das uns genauso betreffen wird, wie die Sterblichen. Aus diesem Grund müssen wir einen gemeinsamen Entschluss fassen, wie wir uns gegenüber dieser Entwicklung verhalten.« Ein sprachliches und mentales Raunen hob an. Schlussendlich war es Luzifer, der das Wort ergriff: »Wie sicher ist dieser Zeitenwandel?« Das Flüstern der anderen verstummte, als ihm Michaela einen unnahbaren Blick zuwarf. In der Mitte ihrer Stirn erglühte das Chakra wie ein Sonnenfunken. »Zweifelst du an meinem Urteilsvermögen?« Luzifer erwiderte ihren Blick gelassen. »Keineswegs.« Die Farbe seiner beiden Hörner wechselte von einem düsteren Rot zu einem hellen Grün. »Ich will mich nur vergewissern, dass wir keinen Beschluss fassen, der mehr negative Auswirkungen auf das Gefüge der Welt hat, als es ohne unser Zutun geschehen würde.« »Ich bin mir sicher«, entgegnete Michaela kühl, »dass Millionen sterben werden und die menschliche Zivilisation, wie sie derzeit existiert, ausgelöscht wird, wenn wir nichts unternehmen. Oberon hat mir bereits vor Jahren die gleichen Befürchtungen mitgeteilt und Hunabku sah es ähnlich. Zudem deuten alle Zeichen darauf hin – es sei denn, du bist im Besitz anderer Informationen?« Ihre Augen bohrten sich in Luzifer, wie das Schwert in den bemitleidenswerten Damokles.7 Luzifer betrachtete Michaela noch einen Moment mit verengten Pupillen, schüttelte dann den Kopf und blickte zu Boden. Niemand konnte sagen, was zwischen Luzifer und Michaela, den beiden ältesten Vampiren, vorgefallen war. Faktum war, dass sie sich seit Jahrtausenden gegenseitig mieden und eine stille Vereinbarung bestand, wonach Luzifer nur selten die Menschenwelt besuchte und Michaela so gut wie nie in die Untere Welt reiste. »Wann gibt’s was zu essen?«, fragte Uriel. Diese Bemerkung brach den Bann. »Ich stimme Michaela zu, was Ausmaß und Zeitpunkt des Umbruchs betrifft«, sagte Oberon. »Aufgrund der zahlreichen Hinweise können wir davon ausgehen.« »Ja«, meinte Kronos, das Oberhaupt der Dämonen, mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme. »Wir geben klar Schiff«, kam von Huldra, der Sprecherin der Trolle8. Fenris murmelte Unverständliches und die Dunkelalben schwiegen wie üblich. Damit war Luzifers Einwand vom Tisch. Michaela warf einen Blick in die Runde. »Gibt es Vorschläge, wie wir vorgehen sollen?« Oberon erhob sich. »Wir sind gemäß der Charta von Atlantis der Ansicht, dass es uns nicht zusteht, die Menschen in irgendeiner Form zu beeinflussen. Unserer Meinung nach müssen die Sterblichen ihre Probleme selbst lösen. Wenn das in ein neues Zeitalter führt, dann soll es so sein.« Fenris stieß ein hartes, bellendes Lachen aus, verstummte aber, als ihm Michaela einen scharfen Blick zuwarf. »Fahre fort«, wandte sie sich an Oberon. »Wir schlagen folgende Strategie vor: Weitgehender Rückzug aus der Menschenwelt sowie Ausweitung und bessere Absicherung der Gebiete von Atlantis. Der Kontakt zwischen den Welten sollte auf ein Minimum reduziert werden. Ferner sind wir für die Evakuierung einer ausgewählten Anzahl von Menschen, etwa im Fall eines atomaren Krieges.« »Lächerlich«, sagte Fenris; und diesmal ließ er sich von Michaelas verärgert aufblitzenden Augen nicht beeindrucken. »Warum die Zerstörung des Planeten in Kauf nehmen, wenn wir es verhindern können?« Dieses Argument hatte etwas, fand ich. »Ich sehe nur eine einzige logische und sinnvolle Alternative«, fuhr Fenris fort. »Wir müssen die Menschen dazu bringen, vernünftig zu werden. Notfalls mit Gewalt.« »Damit du deinen Machthunger und Blutdurst stillen kannst?« Schlagartig verdunkelte sich die Höhle, ein eisiger Luftzug strich über unsere Häupter und ich vernahm das metaphysische Knistern energetischer Kompressionen. Es war Gladwin, der mächtigste der Elbenfürsten, der gesprochen hatte. Furchtlos blickte er dem Werwolf entgegen. »Nimm das zurück, Elb!«, fauchte Fenris und seine Augen nahmen die Farbe glühender Kohlen an. Der Werwolf war – wie viele seiner Art – ein vollblütiger Choleriker, der mit seinen Wutausbrüchen jeden Fußballtrainer in den Schatten gestellt hätte. Hinzu kam, dass Fenris und Gladwin seit jeher verfeindet und bereits des Öfteren aneinander geraten waren. Sie hassten sich mehr, als unter...