Musso | Vierundzwanzig Stunden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Musso Vierundzwanzig Stunden

Roman
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-492-97348-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-492-97348-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lisa träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Um sich ihr Studium zu finanzieren, arbeitet sie in einer Bar in Manhattan. Dort macht sie eines Abends die Bekanntschaft eines faszinierenden, aber rätselhaften Mannes: Arthur Costello. Der junge Arzt hat eine ungewöhnliche Bitte: Lisa soll ihm dabei helfen, als Krankenschwester verkleidet seinen Großvater aus der Psychiatrie zu befreien. Se lässt sich auf das Abenteuer ein. Zwar gelingt die nächtliche Aktion, doch verliert sie Arthur dabei aus den Augen. Erst ein Jahr später soll sie ihm wieder begegnen, aber diesmal ist sie es, die seine Hilfe braucht. Aus den beiden wird ein Liebespaar. Bald stellt sich heraus, dass Arthur kein Mann ist wie jeder andere. Er offenbart ihr sein schreckliches Geheimnis, und von nun an kämpfen beide gemeinsam gegen einen unerbittlichen Feind - die Zeit ...

Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und kam bereits im Alter von zehn Jahren mit der Literatur in Berührung, als er einen guten Teil der Ferien in der von seiner Mutter geleiteten Stadtbibliothek verbrachte. Da die USA ihn von klein auf faszinierten, verbrachte er mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er jobbte als Eisverkäufer und lebte in Wohngemeinschaften mit Menschen aus den verschiedensten Ländern. Mit vielen neuen Romanideen kehrte er nach Frankreich zurück. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen und unterrichtete mit großer Leidenschaft. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In »Ein Engel im Winter« verarbeitet er eine Nahtoderfahrung - und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht. Seit zehn Jahren ist er der meistgelesene Autor in Frankreich. Weltweit wurden mehr als 22 Millionen Bücher des Autors verkauft, er wurde in über 40 Sprachen übersetzt.
Musso Vierundzwanzig Stunden jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Die Geschichte unserer ÄngsteErster TeilDer Leuchturm der 24 WindeLighthouseDas ErbeDie 24 WindeZweiter TeilAn ungewissen Orten1992 – Die Lichter der Stadt1993 – Sullivan1994 – Elizabeth1995 – Eine Granate anstelle des HerzensDritter TeilDer Mann, der verschwindet1996 – Shakespeare im Park1997 – Ein besonderer Tag1998 – Der Mann, der verschwindet1999 – Die Geisterschiffe2000 – Das russische Zimmer2001 – Die beiden TürmeVierter TeilDer Costello-Clan2002 – Der dritte Atem2003 – 2010 – Der Lauf der Zeit2011 – Zerrissene Herzen2012 – Ohne einander2013 – Die Regenzeit2014 – Der Wahre ist der Andere2015 – Der vierundzwanzigste TagFünfter TeilDer unvollendete RomanPressespiegel (2012–2015)Das Heilmittel und das ÜbelDie Liebe ist ein Leuchtturm2015 – Der vierundzwanzigste TagDanksagungQuellennachweis


Erster Teil


Der Leuchtturm der 24 Winde


Lighthouse


Ich frage mich, was das Schicksal für uns bereithält.

Françoise Sagan [3],

1.
Boston
Frühjahr 1991


Am ersten Samstag im Juni kreuzte gegen zehn Uhr morgens mein Vater unerwartet bei mir auf. Er hatte Mandelkuchen und Zitronen-Cannoli mitgebracht, die seine Frau für mich gebacken hatte.

»Weißt du was, Arthur? Wir könnten den Tag zusammen verbringen«, schlug er vor und betätigte die Espressomaschine, als wäre er bei sich zu Hause.

Ich hatte ihn seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Die Ellenbogen auf die Küchentheke gestützt, betrachtete ich mein Spiegelbild im glänzenden Chrom des Toasters. Mein Gesicht verschwand fast unter dem Bart, das Haar war struppig, der Blick umschattet von Schlafmangel und übermäßigem Konsum an Apple Martinis. Ich trug ein altes Blue-Öyster-Cult-T-Shirt, das ich noch als Schüler erstanden hatte, und eine verwaschene Bart-Simpson-Unterhose. Am Vorabend hatte ich, nach achtundvierzig Stunden Bereitschaftsdienst, ein paar Gläser zu viel in der Zanzi Bar gekippt, zusammen mit Veronika Jelenski, der aufreizendsten und willigsten Krankenschwester des Massachusetts General Hospital.

Die schöne Polin hatte einen Teil der Nacht mit mir verbracht, dann aber vor zwei Stunden die gute Idee gehabt, das Feld mitsamt ihrem Päckchen Gras und dem Zigarettenpapier zu räumen, was ihr eine Kollision mit meinem Vater ersparte – einem hohen Tier in der chirurgischen Station des Krankenhauses, in dem wir beide arbeiteten.

»Ein doppelter Espresso, die beste Energiespritze, um den Tag zu beginnen«, verkündete Frank Costello und stellte eine Tasse vor mich.

Er öffnete die Fenster, um frische Luft in das Zimmer zu lassen, in dem es noch immer unverkennbar nach Shit roch, verzichtete allerdings auf jeden Kommentar. Ich biss in ein Stück Mandelkuchen und beobachtete ihn dabei aus den Augenwinkeln. Er hatte vor zwei Monaten seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, doch wegen seiner grauen Haare und der Falten in seinem Gesicht wirkte er leicht zehn bis fünfzehn Jahre älter. Trotz allem war er immer noch attraktiv mit seinen ebenmäßigen Zügen und blauen Augen à la Paul Newman. An diesem Morgen hatte er seinen Markenanzug und seine maßgefertigten Mokassins gegen eine alte kakifarbene Hose, einen abgetragenen Troyer und schwere Outdoorschuhe aus dickem Leder eingetauscht.

»Ruten und Köder sind im Pick-up«, erklärte er und trank seinen Espresso. »Wenn wir sofort aufbrechen, sind wir vor Mittag am Leuchtturm. Dort essen wir schnell einen Happen und haben dann den ganzen Nachmittag Zeit zum Angeln. Wenn die eine oder andere Dorade angebissen hat, fahren wir nach Hause und kochen uns den Fisch in Folie mit Tomaten, Knoblauch und Olivenöl.«

Er redete mit mir, als hätten wir uns erst am Vortag gesehen. Es klang ein wenig unecht, aber nicht unangenehm. Während ich mit kleinen Schlucken meinen Espresso trank, fragte ich mich, woher seine plötzliche Lust rührte, Zeit mit mir zu verbringen.

Während der letzten Jahre hatten wir kaum Kontakt gehabt. Ich war fast fünfundzwanzig Jahre alt und damit der Jüngste von drei Geschwistern – zwei Jungen und einem Mädchen. Mit dem wohlwollenden Einverständnis meines Vaters hatten mein Bruder und meine Schwester das von meinem Großvater gegründete Familienunternehmen – eine kleine Werbeagentur in Manhattan – übernommen und so erfolgreich geführt, dass sie hoffen konnten, es in den nächsten Wochen an einen großen Medienkonzern zu verkaufen.

Ich hatte mich immer aus ihren Geschäften herausgehalten. Ich gehörte zwar zur Familie, war aber sozusagen auf Abstand, ein bisschen wie ein Onkel, der ein Boheme-Leben irgendwo in einem exotischen Land führt und dem man gern mal zu Thanksgiving begegnet. Tatsächlich hatte ich die erstbeste Gelegenheit genutzt, um aus Boston zu verschwinden – ein medizinisches Vorbereitungssemester in Duke, North Carolina, vier Jahre Medizinstudium in Berkeley und ein Jahr Tätigkeit als Assistenzarzt in Chicago. Ich war erst vor wenigen Monaten nach Boston zurückgekommen, um hier das zweite Jahr meiner Ausbildung zum Facharzt für Notfallmedizin zu absolvieren. Ich arbeitete an die achtzig Stunden die Woche, aber ich liebte diesen Job und den damit verbundenen Stress. Ich liebte die Leute und die Konfrontation mit der brutalen Realität in der Notaufnahme. Die restliche Zeit trieb ich mich in den Bars von North End herum, rauchte Gras, schlief mit Mädchen, die ein bisschen verrückt und nicht sentimental waren, so wie zum Beispiel Veronika Jelenski.

Lange Zeit hatte mein Vater meinen Lebensstil missbilligt, aber ich hatte ihm kaum Angriffspunkte geliefert: Ich hatte mein Medizinstudium selbst finanziert, ohne ihn auch nur um einen Cent zu bitten. Mit achtzehn Jahren, nach dem Tod meiner Mutter, verließ ich das Elternhaus, ohne noch irgendetwas von ihm zu erwarten. Und dieser Abstand schien ihn nicht belastet zu haben. Später hatte er dann eine seiner Geliebten geheiratet, eine charmante und intelligente Frau, der das Verdienst zukam, ihn zu ertragen. Ich besuchte sie zwei- oder dreimal pro Jahr, und dieser Rhythmus schien allen zuzusagen.

Und so war die Überraschung an diesem Morgen umso größer. Wie aus dem Nichts tauchte mein Vater erneut in meinem Leben auf, packte mich beim Arm, um mich auf den Weg einer Versöhnung zu führen, mit der ich nicht mehr gerechnet hatte.

»Nun, verlockt dich diese Angelpartie, ja oder nein?«, beharrte Frank Costello, außerstande, seine Verärgerung angesichts meines Schweigens zu verbergen.

»Okay, Dad. Lass mir nur ein wenig Zeit zum Duschen und Anziehen.«

Zufrieden zog er eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine mit einem alten silbernen Sturmfeuerzeug an, das er immer bei sich gehabt hatte.

Ich äußerte mein Erstaunen: »Ich dachte, du hättest aufgehört nach deinem Kehlkopfkrebs ...«

Sein stählerner Blick durchbohrte mich.

»Ich warte im Pick-up auf dich«, erwiderte er, erhob sich von seinem Stuhl und stieß dabei eine langgezogene blaue Rauchwolke aus.

2.


Der Weg von Boston bis zum Osten von Cap Cod dauerte eineinhalb Stunden. Es war ein schöner Spätfrühlingsmorgen, der Himmel erstrahlte in einem unglaublichen Blau, das Sonnenlicht überflutete die Windschutzscheibe und machte goldfarbene Partikel sichtbar, die über das Armaturenbrett tanzten. Getreu seiner Gewohnheit bemühte sich mein Vater gar nicht erst, mit mir ein Gespräch zu führen, doch das Schweigen war nicht bedrückend. Am Wochenende war er gern mit seinem Pick-up Marke Chevrolet unterwegs, wobei er immer dieselben Kassetten im Autoradio hörte: ein Best of Sinatra, ein Konzert von Dean Martin und ein seltsames Country-Album, aufgenommen von den Everly Brothers gegen Ende ihrer Karriere. An der Rückscheibe prangte ein Aufkleber, der für die Kandidatur von Ted Kennedy bei den Senatswahlen von 1970 warb. Von Zeit zu Zeit gefiel es meinem Vater, die Rolle des Bauerntölpels zu spielen. Dabei war er einer der angesehensten Chirurgen von Boston, und vor allem besaß er Anteile an einem Unternehmen, das zig Millionen Dollar wert war. Wenn es um Geschäfte ging, hatten alle, die sich von seiner vermeintlich hinterwäldlerischen Art einwickeln ließen, das Nachsehen.

Wir überquerten die Segamore Bridge, legten noch etwa vierzig Kilometer zurück, bis wir bei Sam’s Seafood eine Pause machten, um Lobster Rolls, Pommes frites und ein Sixpack Bier zu kaufen.

Es war kurz nach Mittag, als der Pick-up in den Feldweg einbog, der zur nördlichen Spitze der Winchester Bay führte.

Ein wilder, von Meer und Klippen umgebener Ort, fast ständig dem Wind ausgesetzt. Und dort, von Felsen eingerahmt, ragte das 24 Winds Lighthouse empor: der Leuchtturm der 24 Winde.

Das alte hölzerne Bauwerk war achteckig und etwa zwölf Meter hoch. Es erhob sich neben einem Gebäude, das mit weiß gestrichenen Latten verkleidet und einem spitzen Schieferdach versehen war. An schönen Sonnentagen war es ein angenehmes Ferienhaus, sobald sich der Himmel aber bewölkte oder die Nacht hereinbrach, wich die Postkartenidylle einem finsteren und traumähnlichen Gemälde wie von Albert Pinkham Ryder. Das Gebäude war seit drei Generationen im Familienbesitz. Mein Großvater, Sullivan Costello, hatte es 1954 von der Witwe eines Flugzeugingenieurs gekauft, der es wiederum im Jahr 1947 bei einer Versteigerung von der amerikanischen Regierung erworben hatte.

In jenem Jahr hatte sich der Bundesstaat aus Geldmangel mehrerer Hundert historischer Stätten entledigt, die nicht mehr von strategischem Interesse waren. Das galt auch für das 24 Winds Lighthouse, das nach dem Bau eines viel moderneren Leuchtturms auf dem Hill of Langford, fünfzehn Kilometer weiter südlich, überflüssig geworden war.

Stolz auf seine Anschaffung, begann mein Großvater, Leuchtturm und Cottage in einen komfortablen Zweitwohnsitz zu verwandeln. Und während dieser Umbauarbeiten war er zu Herbstbeginn 1954 auf mysteriöse Weise verschwunden.

Man hatte seinen Wagen vor dem Haus geparkt vorgefunden. Das Verdeck des Chevrolet Bel Air Cabrio war geöffnet, der Schlüssel lag auf dem Armaturenbrett. Da Sullivan die Angewohnheit hatte, seinen Mittagsimbiss auf einem der Felsen einzunehmen, gelangte man rasch zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich ertrunken war. Obwohl das Meer seine Leiche nie an Land gespült hatte, wurde mein Großvater für tot erklärt, ertrunken an den Küsten des Bundesstaats Maine.

Auch wenn ich ihn selbst nicht...


Musso, Guillaume
Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und kam bereits im Alter von zehn Jahren mit der Literatur in Berührung, als er einen guten Teil der Ferien in der von seiner Mutter geleiteten Stadtbibliothek verbrachte. Da die USA ihn von klein auf faszinierten, verbrachte er mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er jobbte als Eisverkäufer und lebte in Wohngemeinschaften mit Menschen aus den verschiedensten Ländern. Mit vielen neuen Romanideen kehrte er nach Frankreich zurück. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen und unterrichtete mit großer Leidenschaft. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In »Ein Engel im Winter« verarbeitet er eine Nahtoderfahrung – und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht. Weltweit wurden mehr als 22 Millionen Bücher des Autors verkauft, er wurde in 38 Sprachen übersetzt.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.