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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 373 Seiten

Reihe: Kommissarin Maria Kouba

Naber Der Kreis

Kriminalroman
2014
ISBN: 978-3-7349-9224-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 373 Seiten

Reihe: Kommissarin Maria Kouba

ISBN: 978-3-7349-9224-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wiens Nationalheiligtum, der Wienerwald, steht in Flammen. Dilettantisch wurde der unbescholtene Bauunternehmer Gottlieb Hartleben nach seiner Ermordung angezündet. Kommissarin Maria Kouba stochert erst im Dunkeln, da niemand etwas gegen das Opfer gehabt zu haben scheint. Erst als sie Ihre eigene dunkle Seite entdeckt und von ihrem neuen Liebhaber in die SM-Szene eingeführt wird, kommt sie einem tiefschwarzen Geheimnis auf die Spur.

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Zwei
Das Erste, was Maria registrierte, war der angenehme Geruch nach feuchter Erde. Dann der unangenehme Geruch nach zu viel Zigaretten und Alkohol aus ihrem eigenen Mund. Schlagartig waren die Bilder des Vorabends wieder da. Doch Maria suchte vergebens nach etwas, das ihr wohliges Gefühl gestört hätte. Sie fühlte sich ausgeschlafen, überraschend kopfschmerzfrei und sehr lebendig. Nastrowje. Oliver hatte Recht. Für guten Sex war Liebe nicht notwendig. Aber für einen entspannten Tag ein ausgeglichener Hormonhaushalt. Ein Blick auf den Wecker zeigte Maria, dass sie vor der Zeit wach geworden war. Umso besser, so musste sie nicht ins Präsidium hetzen, konnte in Ruhe frühstücken und davor ausgiebig duschen. Ein neuer Tag. Die Anspannung war weg, jetzt konnte sie konzentriert nach diesem Dilettanten von der Himmelwiese suchen. Das würde ohnehin kein leichtes Unterfangen sein. Die Feuerwehrmänner gestern, die hatten gemauert, das war klar. Maria kletterte vom Hochbett herunter und betrachtete zufrieden den massiven Regen vor ihrem Fenster. Die Katastrophe war vorbei, die Gemüter würden sich beruhigen, der Großteil des Waldes war gerettet. Jack trabte zufrieden neben ihr her in die Küche – eine Nacht bei Frauchen im Bett, und er war der entspannteste Kater der Welt. Nein, mein Freund, so nicht. Maria nahm lieber wieder das tägliche Terror-Gemaunze in Kauf als Milliarden von Katzenhaaren im Bett. Sie musste sich dringend um die Reparatur des Fensters kümmern. Läuten. Um diese Uhrzeit? Sicher nur ein Zettelverteiler. Wieder Läuten. Elsa an der Gegensprechanlage. »Mary-Maus, tut uns Leid, komm, lass uns rauf.« Maria drückte die Taste. Wer war wir? Hatte Elsa die Nacht durchgemacht und es lustig gefunden, jetzt Maria mit einem Frühstücksbesuch zu nerven? Maria schlüpfte schnell in ihre Jeans, die gemeinsam mit den anderen Kleidungsstücken noch genauso am Küchenboden lag, wie sie von ihnen in der Nacht fallen gelassen worden war. Hastig schmiss sie das restliche Zeug ins Kabinett. Ein Blick in den Spiegel – annehmbar. Mund ausspülen. Die Glocke an der Wohnungstür. Maria wuschelte noch geschwind die Haare zu einem Knoten zusammen. In Elsas Frühstückspaket musste als Entschädigung zumindest Lachs enthalten sein. Sie öffnete und sah eine angespannte und forsche Elsa, hinter ihr ein Häufchen Elend. »Du musst ihn aufnehmen, Mary. Bitte.« »Was ist? Was ist los?« »Michael. Du musst ihn aufnehmen. Bei mir wird ihn der Alex suchen. Bitte. Ein paar Tage nur. Bitte, bitte, bitte, Mary-Maus. Dann finden wir schon eine Wohnung.« Maria besah sich das Häufchen Elend. Michael. Irgendwie kam ihr das Gesicht bekannt vor. Bei Elsas riesigem Bekanntenkreis war es allerdings nicht so leicht, sich jeden Menschen zu merken. Michael war eigentlich ganz hübsch, wenn da nicht das blaue Auge wäre. Und die aufgeplatzte Lippe. Um die linke Hand hatte er einen Verband, der nach Hausapotheke aussah. Elsa verfolgte Marias Blick. »Ja, es ist das, wonach es aussieht. Komm, lass uns rein.« »Ja – klar – bitte.« Elsa schob Michael in die Wohnung, dann holte sie seine Tasche herein. Er stand einfach nur da. »Es tut mir Leid, dass wir – ich dir – solche Umstände – mache. Ich weiß nur nicht – nur nicht – wohin – wohin …« Seine Stimme brach. Elsa nahm ihn beschützend in den Arm und strich ihm so beruhigend über den Kopf, wie sie es gestern noch bei Maria getan hatte. Michael schüttelte es vor Weinen. Doch plötzlich entwand er sich aus Elsas Armen, zog den Rotz in die Nase und seine Tasche vom Abstelltisch. »Was – wohin willst du?« Elsa versperrte ihm die Tür. Michael versuchte, an ihr vorbeizukommen. »Ich kann mich nicht einfach verstecken. Ich muss das mit ihm klären. – Er findet mich ja doch.« »Du Trottel! Schau dich doch mal an im Spiegel! Los, komm, schau dich an. Was willst du da noch klären? Ha? Kannst du mir das sagen? Ha? – Was willst du mit diesem Arschloch noch klären? Ha?« Elsa schüttelte Michael so heftig, dass Maria erschrak. Das war nicht ihre Elsa. Und Michael ließ es auch noch mit sich geschehen. Maria zog Elsa sachte von Michael weg. »Bitte, beruhigts euch doch. Komm, ich mach uns einmal einen Kaffee, und dann schau ma weiter. – Michael, komm, ein Kaffee hat noch nie jemandem geschadet. – Komm, stell die Tasche da hin. Brauchst du ein Taschentuch? Da. So, und jetzt setzt ihr euch einmal. Nein, nicht im Wohnzimmer. – Jack! Jack, komm sofort da her.« Maria holte aus dem Zwischenraum zwischen Garderobe und Wand zwei Klappstühle hervor und setzte die beiden hinein, was die jetzt auch schweigend mit sich machen ließen. Sie wirkten beide erschöpft. Maria schaltete die Espresso-Maschine ein und richtete drei Tassen her. In der Maschine gurgelte es. Erst sechzig Grad. Was war das? So aufgelöst hatte sie Elsa noch nie gesehen. Dieser Michael war anscheinend ein sehr wichtiger Mensch für sie. Ja, denn jetzt legte sie sehr vertraut und sanft ihre Hand auf seinen Arm. »Tut mir Leid, Mike. Es ist nur …« »Ich weiß.« Mike? Da war doch was. Mike? »Entschuldige, bist du der Mike vom Nachbarhaus?« Michael schaute irritiert. Elsa nickte. »Ja, der Sandkasten-Mike.« Alles klar. Elsas urältester Freund. Fast schon so was wie ein Bruder. Der Bruder, den sich Elsa immer gewünscht hatte. Soweit Maria wusste, hatten sie in letzter Zeit kaum Kontakt. Michael hatte vor Jahren in München einen Job bei einem Pharmakonzern bekommen und eine ernsthafte Beziehung begonnen, die nun schon mehrere Jahre dauerte. Elsa war zwar traurig über den seltenen Kontakt gewesen, aber zugleich auch froh für Michael, denn sie wollte immer nur, dass es ihm gut ging. Nun ja, offensichtlich – »Ist dieser Alex der, mit dem du draußen in München …« »Ja, das ist dieses Arschloch.« »Elsa, bitte, Alex ist kein Arschloch, er hat halt momentan ein bissel Stress, diese andere Firma …« »Und was war es vorher? Ha? – Und vorher?« Die zwei blitzten einander an, und der gut aussehende, große, durchtrainierte Michael fing wieder zu weinen an. Was musste Alex erst für ein Kaliber sein. Irgendwie fühlte sich Maria peinlich berührt. Frauen, die sich mit zerschundenem Körper gerade noch auf die Wachstube oder ins Frauenhaus retteten, kannte sie natürlich. Da empfand sie meist Zorn. Zorn auf die Männer, die solche Schwächlinge waren, dass sie Frauen schlagen mussten. Zorn auf die Frauen, die sich das gefallen ließen und immer wieder zurückkehrten. Und immer wieder dieser dämliche Satz »Er hat es ja nicht so gemeint.« »Er hat es ja nicht so gemeint.« »Natürlich nicht. – Das sind ja eigentlich Streicheleinheiten, nur er hat sich halt nicht so im Griff. – Michael! Verdammt, werd doch munter! Alex wird dich immer wieder prügeln.« Maria spürte auch diesmal Zorn – wenn sie Elsas Worte hörte oder wenn sie auf Michaels aufgeplatzte Lippe sah. Sie fühlte aber auch – ja, was war es nur – Beschämung. Sie konnte es kaum glauben. Da saß ein erwachsener Mann vor ihr! Sie schraubte die Kaffeehalterung in die Maschine und ließ den Kaffee in eine Tasse laufen, die sie dann Michael reichte. »Sag – und warum – entschuldige bitte die Frage, sie ist vielleicht blöd – aber warum haust du eigentlich nicht zurück?« »Siehst du, Mike, nicht nur ich stell blöde Fragen. – Er sagt, dass er es verdient hat. – Das sagst du doch, oder nicht?« Michael nickte und Elsa ließ ein verächtliches Schnauben hören. Na wunderbar. Nix mit gemütlichem Frühstück, stattdessen zwei Kampfhähne, die Marias letzten Kaffee hinunterstürzten. Doch wieder Automatengebräu im Präsidium. Und alles nur, weil zwei Typen in München ein massives Selbstwertproblem hatten. Nein, nicht unfair werden, das Wichtigste war jetzt, Michael in seinem Mut, wegzugehen, zu bestärken. »Du kannst gern dableiben – unter einer Bedingung.« Beide, Elsa und Michael, lauerten auf Marias Bedingung. Was mussten sie für eine Nacht hinter sich haben – Gott sei Dank ging es Maria besser. Sie lächelte Michael an. »Du musst die Reparatur von meinem Fenster organisieren.« Die beiden starrten sie noch immer an, anscheinend war das Gesagte nicht zu ihnen durchgedrungen. Und auch nicht der Versuch eines Scherzes, einer lockeren Bemerkung, der leichte Ton. »He, das war lustig gemeint, na ja, zur Hälfte zumindest, der Sturm gestern hat es zerscheppert, und ich hab Angst, dass Jack hinausklettert und runterfällt. Und ich kann mich nicht drum kümmern, ich muss ins Präsidium. Aber es ist auch kein Problem, wenn du es nicht machst, du musst halt nur auf Jack …« Elsa warf sich Maria an den Hals. Und Michael lächelte. Er lächelte! Dicke Schmatze von Elsa. »Du bist ein Schatz, Mary-Maus. Na klar organisieren wir dir das.« Gut. Ein neues Fenster und ein Untermieter. Maria war gespannt, welche Überraschungen der Tag noch bringen würde. Die nächste Überraschung war die, dass Phillip um neun Uhr nicht im Büro war. Das war noch nie vorgekommen. Normalerweise hatte er schon Kaffee und eine Kokoskuppel organisiert, war er schon mitten im Erstellen des Tagesplanes. Das Wohlgefühl in Maria verabschiedete sich. Also hatte nicht nur sie eine intensive...


Naber, Sabina
Sabina Naber absolvierte ihr Studium in Wien und blieb seitdem der Donaumetropole treu. Nach Stationen als Regisseurin, Journalistin und Drehbuchautorin veröffentlichte sie 2002 ihren ersten Roman. Eine ihrer zahlreichen Kurzgeschichten, „Peter in St. Paul“ (Milena-Verlag), wurde 2007 mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Ihr Krimi „Marathonduell“ war für den nominiert für den Leo-Perutz-Preis 2013 nominiert. Sie fungiert auch als Herausgeberin von Anthologien und arbeitet seit Kurzem als Trainerin (



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