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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 8, 198 Seiten

Reihe: Märchenhaft

Nagel Fabelhaft

Fabeln, Märchen und Geschichten
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-4198-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fabeln, Märchen und Geschichten

E-Book, Deutsch, Band 8, 198 Seiten

Reihe: Märchenhaft

ISBN: 978-3-7597-4198-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Weg des Menschen aus der Verworrenheit des Lebens zur Erkenntnis der göttlichen Bestimmung. Ist es nicht das, was uns im Kern alle eint. So zumindest Johann Wolfgang von Goethe. Vielleicht hätte der große Dichter auch gesagt: Fabelhaft. Menschen inspirieren Menschen. Manchmal inspirieren Tiere Menschen. Bisweilen vermischen sich die Tierwelt und das menschliche Dasein. Wir flüchten in eine Welt voller Phantasie. Dort glauben wir fest daran, dass alles gut werden kann. Fabeln, Gleichnisse und Geschichten erzählen von Menschen und Tieren. Und vom Glauben an das Gute. Auch im Menschen.

Jochen Nagel, geboren 1960 in Kassel, ist ein verträumter Realist, der seinen Mitmenschen ein offenes Ohr schenkt und ihren Problemen gegenüber aufgeschlossen ist. Mit einem stark ausgeprägten Gefühl für Gerechtigkeit, Ausgleich und soziale Eingliederung setzt er sich als Integrationsfigur in verschiedenen Rollen ein. Seine Introvertiertheit ist mit einem Schuss Extrovertiertheit angereichert. Diese Selbstanalyse bei einem psychologischen Seminar als Privatkundenberater bei der Postbank trifft noch heute zu. Die Eigenschaften sind ebenso hilfreich bei den Herausforderungen als Vorgesetzter bei der Deutschen Bundespost, als Prüfer der externen Finanzkontrolle und als Vorsitzender des Personalrats beim Bundesrechnungshof. Sein verträumter Realismus ist Ausgangspunkt für Habibis Reise, Weihnachten: Ein Geschenk, Afrika erzählt, Tröto, der Brillofant (Trilogie), Galego und Ein Märchenbuch sowie viele kleine, noch unveröffentlichte Geschichten und Märchen.

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Das Besuchstigerkätzchen
Es war einfach so erschienen. Ohne Vorwarnung. Ohne Anmeldung. Es war einfach da gewesen. Auf dem Treppenabsatz hatte es sich gemütlich gemacht. Die Fußmatte war die wärmende Unterlage. Einfach zum Reinknuddeln. Wir wussten nicht, woher es kam. Wir kannten nicht seinen Namen. Wir ahnten nicht, wem es gehörte. Wir hatten keinen Schimmer, warum es zu uns gekommen war. Aber wir fanden es wunderbar, an diesem heißen Sommertag von ihm überrascht zu werden. An einem Tag, der den Schweiß aus allen Poren laufen ließ. Die Sonne lachte vom blauen Himmel, der alleine durch ein paar freundliche weiße Wolken verschönert wurde. Bayern-Wetter. Weiß-blau eben. Die sommerlichen Temperaturen steigerten unseren Durst ungemein. Jegliche kühle Brise war willkommen. Schattige Plätze wurden bevorzugt. Ein Sonnenschirm. Ein kühler Keller. Ein Vorgartendach. Und unsere Seite vor dem Haus spendete Schatten. Das war der Tag an dem das Tigerchen zu uns kam. Schatten suchend. Durstig. Zusammengerollt, erschöpft und schlummernd lag es auf unserer Fußmatte. Weiß und schwarz gemustert. Mit seidig glänzendem Fell. Einem Halsband mit silbernem Glöckchen, das hell läutete, wenn es sich bewegte. Und so einem lieben Gesicht, dem niemand zu widerstehen vermochte. Wir wollten ja schon immer ein Kätzchen haben ... eine Gartenkatze. Sie sollte ihre Freiheit haben. Sie sollte kommen und gehen können, wann immer sie will. Und wir sollten unsere Freiheit haben. Denn tagsüber mussten wir zur Arbeit. Mehr als neun Stunden hätten wir uns nicht um ein Kätzchen kümmern können. Das fanden wir nicht schön. Das wäre gemein zum Kätzchen gewesen. Also Freiheit für jeden. Also eine Gartenkatze. Ein Tigerchen. Schön gestreift. Schwarz und grau oder schwarz und weiß. Mit kurzem, aber weichem Fell. Mit treuem Blick. Eine Gartenkatze, die durch die Wiesen streunen konnte. Die Bewegung hatte. Fast wie eine Wildkatze. Und jetzt war sie da! Tja, wie sollen wir ihn beschreiben. Ein weißes Gesicht um das Kinn und die Nase, die von den langen, empfindlichen Barthaaren umringt war. Dann wurde es schwarz ab dem Stirnansatz über die Schulter weit hinunter zum Rücken. Je näher die Bauchseite rückte, desto mehr ging schwarz in weiß über. Die Brust, zunächst mit schwarzem Fell bedeckt, verlor sich in die Pfoten in die helle Farbe. Ausnahmen bildeten die zwei schwarzen Flecken an den Vorderpfoten, die neugierig wie Augen schauten. Insgesamt glänzte das kurzhaarige, samtweiche, gepflegte Fell und lobte Tigerchens Besitzer. Ein Rassetier. Zum Verlieben. Zum Knuddeln. Was sie wohl hierher geführt hatte? Ein Geheimnis? Unser Wunsch? Nein, es war der Schatten und der Durst. Alsbald erahnten wir dies. Aus dem Kühlschrank holten wir die Milch. Aus dem Schrank suchten wir einen passenden Teller. Wir mischten die Milch mit ein wenig Wasser. Katzen sollen so fettige Milch nicht pur trinken. Dies ist nicht gut für ihren, ach so empfindlichen Magen. Daran hatten wir gedacht. War das ein Miauen. War das eine Freude bei unserem kleinen Tigerchen. Sogleich hatte es die Milch mit seiner feinen Spürnase geschnuppert. Die Vorfreude auf das durststillende Gebräu in der Hitze konnten wir fast schon greifen. Nervös tigerte das Kätzchen auf unserem Treppenabsatz hin und her. Und maunzte. Vor lauter Aufregung verschütteten wir fast das kostbare Nass. Aber es gelang uns, den Teller mit der Milch ohne zu kleckern neben der Fußmatte abzustellen. Wir konnten gar nicht so schnell schauen, wie das Kätzchen sich über den Durstlöscher hermachte. Mit gespitzten Ohren - es könnte ja eine Flucht nötig sein - und die Pfoten angespannt zum Sprung schlürfte es den Teller leer. In einem atemberaubenden Tempo schleckte die Zunge die Milch. Welch’ eine Erfrischung. Viel zu schnell leerte sich der Teller. Mit fragenden Augen und einem leisen Miauen deutete uns das Kätzchen, dass sein Durst noch lange nicht gestillt war. Also gab es eine zweite Portion. Die Milch-verdünn-und-hoffentlich-nicht-verschütt-Aktion wiederholte sich. Ob es sich wohl streicheln ließ? Ob es wohl Hunger hatte? Wem es wohl gehörte? Fragen über Fragen schossen uns durch den Kopf. Die erste beantworteten wir sogleich. Bereits mit der zweiten Schale Milch schöpfte das Tigerchen - das war für uns jetzt sein Name - Vertrauen. Ganz vorsichtig näherten sich Tatjanas Hände dem kleinen Kopf. Die Ohren wurden noch aufmerksamer. Alles war angespannt. Würde es davonlaufen? Nein. Das Streicheln gefiel ihm. Nachdem das Kätzchen seine Milch getrunken hatte, ließ es sich geduldig streicheln. Die Streicheleinheiten taten ihm sichtlich gut. Es streckte sich und wurde lang und länger. Erst eine Hinterpfote. Dann die andere. Schließlich die Vorderpfoten. Und immer wieder stieß es seinen Kopf an Tatjana und ließ sich genüsslich streicheln. Urplötzlich war’s jedoch genug. Auf einmal wandte es sich ab und trottete den Weg entlang in Richtung Straße. Und verschwand. Da hatten wir uns einiges zu erzählen. Würde es wiederkommen? Wie es hieß? Wohin es jetzt wohl lief? Es bereitete uns Freude. Die Zeit verging wie im Fluge. Am darauffolgenden Abend rechneten wir zunächst nicht mit dem Tigerchen. Wir saßen gemütlich auf der Terrasse. Die Sonne ging langsam unter. Ein schöner Abend. Das kühle Bier in den Gläsern löschte unseren Durst. Ein plötzlicher Blick in die Wohnung barg eine schöne Überraschung. Vor unserer Tür zeichneten sich die Konturen einer Katzenstatue ab. Wirklich. Wie eine Statue saß das Tigerchen vor der Tür und versuchte zu erkennen, ob jemand zuhause war. Wie vom Blitz getroffen sprangen wir von unseren Stühlen auf, um dem Kätzchen entgegen zu eilen und etwas zu trinken zu geben. Nun bewegte sich die Statue. Das Kätzchen hob das linke Vorderpfötchen und kratzte an der Tür. Sehnsüchtig den Blick nach innen gerichtet. Was für ein goldiger Anblick. Tatjana öffnete die Tür und verteilte die Streicheleinheiten. Ich suchte einen größeren Teller, der gleich mehr Milch aufnehmen konnte. Der braune, runde Nachspeisenteller schien geeignet. Auf jeden Fall konnte ich die Milch kaum verschütten. Und wieder dasselbe Schauspiel. Die Zunge konnte nicht so rasch schlecken wie der Durst groß war. In der Zwischenzeit schnitten wir ein wenig Wurst in kleine Stückchen. Bald würden wir wissen, ob unser Tigerchen auch Hunger hatte. Oh ja. Und was für einen. Als hätte es tagelang nichts gefressen, stürzte sich das Kätzchen auf die Wurst. Lecker. Nach einigen Streicheleinheiten zottelte es wieder los. Nach Sambia. Nicht wirklich bis nach Afrika. Gegenüber unserem Haus lag die Botschaft des Landes. Dorthin verschwand das schwarz-weiße Tigerchen jetzt. Im Dickicht von hohem Gras, Büschen und Hecken - wie es sich für den Garten einer afrikanischen Botschaft gehört - verloren wir es aus den Augen. Von nun an ging es jeden Abend so weiter. Etwa zwischen halb sieben und halb acht saß das Tigerchen vor unserer Tür. Dann streichelten wir es und gaben ihm Milch und Wurst. Anschließend lief es seinen Rundgang in Richtung Sambia. Das Tigerchen wurde richtig zutraulich. Wir gewöhnten uns an das allabendliche Ritual. Eines blieb dabei festzuhalten. Bei aller Zutraulichkeit uns gegenüber blieb das Kätzchen äußerst schreckhaft gegenüber Hunden - dann versteckte es sich hinter unserer Mülltonnenabtrennung - oder Autos oder sonstigen lauten Geräuschen. Dies blieb uns ein Rätsel. Im Laufe der folgenden Wochen fanden wir heraus, dass das Tigerchen verdünnte Kondensmilch viel lieber mochte als „normale“ Milch. Außerdem trank es sein Schälchen nicht mehr auf Anhieb restlos leer. Eine kleine Neige blieb stets zurück. Bald wussten wir warum. Wenn die große Runde nach Sambia - und wer weiß wohin - beendet war, kehrte es so gegen halb elf Uhr nochmals zu uns zurück, trank den Rest bis auf den letzten Tropfen, schlummerte ein wenig auf der Fußmatte und lief dann heim. Das mit dem letzten Tropfen stimmte wahrlich. Die Schale war stets so sauber, dass wir sie eigentlich gar nicht spülen wollten. Wir machten es aber trotzdem. Katzen sind wirklich sehr reinliche Tiere. Wir fanden es stets amüsant der Katzenwäsche zuzusehen. Warum es so heißt, wenn wir uns so oberflächlich waschen, ist uns unerklärlich. Unser Tigerchen hatte einen richtigen Sauberkeitsfimmel. Jeder Millimeter des Fells wurde abgeschleckt und gereinigt. Im Zweifel zweimal. Falls eine Stelle vergessen wurde. Nachdem sich eine feste Besuchszeit ergeben hatte, rüsteten wir uns auch mit richtigem Katzenfutter aus. Unsere Wurst und verdünnte Kaffeesahne waren nicht die richtige Nahrung für eine Katze. Trockenfutter mit Geflügelgeschmack, Katzenmilch, verschiedene andere Futter und eine eigene Schale für das Tigerchen. Immer wechselnde Schalen, so sollte es künftig nicht mehr sein....



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