Nagel | Olli und das Wunder von Müngersdorf | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 146 Seiten

Reihe: Märchenhaft

Nagel Olli und das Wunder von Müngersdorf

Ein Fußballmärchen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-3737-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fußballmärchen

E-Book, Deutsch, Band 9, 146 Seiten

Reihe: Märchenhaft

ISBN: 978-3-7693-3737-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fußball ist ein einfaches Spiel. Elf gegen Elf. Also meistens. Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Also heute plus angezeigter Nachspielzeit. Geld schießt Tore. Oder manchmal doch nicht. Es bleibt die Sehnsucht nach dem einfachen Spiel, dem schönen Spiel. Hand ist da Hand. Drei Ecken ergeben einen Elfer. Und wenn zehn Tore gefallen sind, ist Schluss. Oder wenn Mutti ruft. Fußball ist ein einfaches Spiel, in dem gelegentlich Wunder geschehen. Darauf hoffen alle. Aufm Platz. Und im richtigen Leben. Diese Geschichte erzählt davon.

Jochen Nagel, geboren 1960 in Kassel, ist ein verträumter Realist, der seinen Mitmenschen ein offenes Ohr schenkt und ihren Problemen gegenüber aufgeschlossen ist. Mit einem stark ausgeprägten Gefühl für Gerechtigkeit, Ausgleich und soziale Eingliederung setzt er sich als Integrationsfigur in verschiedenen Rollen ein. Seine Introvertiertheit ist mit einem Schuss Extrovertiertheit angereichert. Diese Selbstanalyse bei einem psychologischen Seminar als Privatkundenberater bei der Postbank trifft noch heute zu. Die Eigenschaften sind ebenso hilfreich bei den Herausforderungen als Vorgesetzter bei der Deutschen Bundespost, als Prüfer der externen Finanzkontrolle und als Vorsitzender des Personalrats beim Bundesrechnungshof. Sein verträumter Realismus ist Ausgangspunkt für Habibis Reise, Weihnachten: Ein Geschenk, Afrika erzählt und die Trilogie von Tröto, dem Brillofanten, Galego, Ein Märchenbuch, Fabelhaft sowie viele kleine, noch unveröffentlichte Geschichten und Märchen.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


II. Mannschaftsaufstellung „Der Ball ist rund“


Es war einmal. So fangen viele Märchen an. Und so soll auch diese märchenhafte Geschichte beginnen, die wahrhaftig und zugleich fabelhaft klingt. Es war einmal …

1


Es war einmal, da lebte in einem kleinen Dorf hinter den Vogelbergen ein Mann. Er war von hohem Wuchs, schlank und sein dunkler Schopf erinnerte an frühe südländische Vorfahren. Von denen hatte er offensichtlich auch seinen emotionalen Charakter geerbt.

Von Berufs wegen war er Bergmann. Wie es seine Schicht verlangte, arbeitete er fleißig über und manchmal unter der Erde. Unter Tage, wie es unter den Bergleuten heißt.

Auf seine Tätigkeit war er sehr stolz. Ebenso auf seine Firma, denn die war weltbekannt. Sie lieferte unter anderem Dünger, mit dem die Früchte auf den Feldern und Äckern besser wachsen konnten. Eine wichtige Firma. Eine wichtige Arbeit. Darauf durfte er als Bergmann zu Recht stolz sein.

Mit seiner Hände Arbeit trug er ein klein wenig dazu bei, dem Hunger in der Welt zu begegnen. Der Dünger half, damit dort, wo bislang nur ein Halm wuchs vielleicht ein zweiter wachsen konnte. Oder dass auch im Folgejahr gute Ernten möglich waren.

Wenn unser Bergmann dann seinen Blick über die goldgelben Felder voller Hafer, Roggen, Weizen oder Mais schweifen ließ, ahnte er, wozu seine Arbeit, neben der Bauern fleißiger Hände tagtäglich beitrug.

Ein gutes Gefühl.

Sanft fielen die Hügel vor seinem geistigen Auge oder vom Fenster seiner Wohnung hinab ins Tal der Kemmete, durchsetzt von Wiesen und Weiden voller Kühe und Rhönschafe, unterbrochen von feinen Hainen und ausgedehnten Rücken voller Forst. Dahinter vermutete er die ertragreichen Fischteiche. Kaum vernehmbar und dennoch vorhanden rauschte im Hintergrund das Dröhnen der Kraftfahrzeuge auf der Autobahn. Windräder taten ihre Dienste und lieferten sauberen Strom.

Seine Arbeit und seine Heimat gefielen ihm. Hier fühlte er sich wohl. Hinter den Vogelbergen.

Rommerz (Hessen, Landkreis Fulda) - Jochen Nagel

Und natürlich erhob sich inmitten der ländlichen Idylle zwischen den Vogelbergen und den weiten, offenen Fernen der Rhön die Abraumhalde. Hier sammelte sich seit Jahrzehnten all das, was die Bergleute, seine Kumpel, jeden Tag aus den Tiefen der Stollen ans Tageslicht förderten, aber keine Verwendung in der Produktion finden konnte. Abraum eben. Was für ein Wort.

Schließlich gehörte dieser Teil ebenfalls zu der Arbeit dazu. Der Berg türmte sich inzwischen zu mehr als einem Hügel in der Ebene. Liebevoll wurde er auch Monte Kali genannt.

Schien die Sonne, schien der Berg wie weißes Gold zu glänzen und von den ertragreichen Jahren zu künden. Kamen Regen oder Schnee, sorgte die Feuchtigkeit für eine grau-braune Tristesse und erzählte von den schweren Zeiten unter Tage.

Aber allzu häufig regnete es nicht. Für manche im Dorf war der Monte Kali ein Bote des Klimawandels, weil die Wolken sich heute an ihm teilten und mit ihrer feuchten Fracht vorbeiflogen. Oftmals blieb es staubtrocken. Der Monte Kali stellte zwar ein natürliches Hindernis zwischen den Vogelbergen und der Rhön dar, markant und weithin prägend, erreichte allerdings keine Mittelgebirgsausmaße, an denen sich die Wolken stauen und ausregnen konnten.

Monte Kali (Neuhof, Hessen) - Jochen Nagel

Früher war das anders. Manche sagen - besser. Andere denken, heute wäre es besser.

Aber alle hatten sich an den Monte Kali gewöhnt oder ihn liebgewonnen.

Er gehörte zum Dorf und war schließlich der sichtbare Beweis eines örtlichen Arbeitgebers für zahlreiche Menschen. Und besteigen durfte man ihn auch. Die Aussicht: unbeschreiblich.

„Was waren das noch für schwere Zeiten im Zonenrandgebiet,“ dachte Olli, unser Bergmann, „um jeden Arbeitsplatz mussten wir kämpfen. Ich mag den Monte Kali.“

Auf die mahnenden Worte seines Vaters hatte er im Zusammenhang mit der Arbeit immer gehört. Daher trat er in die Gewerkschaft IG Bergbau und Chemie ein und engagierte sich im Betriebsrat. Man konnte nie wissen, was die Zukunft bringt. Sein Engagement half ihm, den Überblick zu bewahren und seine Kumpel zu beraten.

„Aber heute,“ sinnierte er, „heute erfreue ich mich nach dem Feierabend des schönen Wetters. Die Sonne lacht. Ein paar weiße Wölkchen ziehen über die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt hinauf zum Monte Kali.“

Und dann huschte ein Lächeln über seine spitzbübischen Lippen. Sein Plan, was er mit dem Feierabend anfangen wollte, lag so klar wie Kloßbrühe vor ihm.

2


Wenn sich unser Bergmann nicht gerade seinen Schichten „auf Arbeit“ widmete, kümmerte er sich liebevoll um seine Familie. Seinen Vater Robert, den er tatkräftig in Haus und Garten unterstützte. Oder um dessen Diabetes er sich sorgte. Mit den beruhigenden Hinweisen seines Vaters, er habe sich ja getestet und die Werte seien in Ordnung, weshalb er nun auch sein geliebtes Stückchen Kuchen am Abend essen könne, mochte er sich nicht zufrieden geben.

„Was soll ich denn bloß machen,“ sprach er dann bisweilen mit sich selbst, „aber Papa ist ja alt genug.“ Anschließend folgte ein Stöhnen oder Schnaufen.

„Wenn sie nicht werden, wie die Kinder.“

Oder Olli werkelte im eigenen Haus und Garten. Gelegentlich gab es zwar Schwierigkeiten, wenn seine Meinung und die seines Schwiegervaters, wie denn die Bäume wirklich korrekt zu schneiden wären oder der Garten umzugraben sei, mal wieder nicht übereinstimmten.

Er half trotzdem. Seiner lieben Frau zuliebe. Seinen beiden lieben Kindern zur Ehre. Um des lieben häuslichen Friedens wegen, hätte seine Schwiegermutter noch eingeworfen.

Olli schluckte dann, stand selbst zurück und machte, wie meistens eine gute Miene und eine positive Ausstrahlung. Optimismus lag ihm im Blut.

Wie selbstverständlich unterstützte er den örtlichen Fußballverein, für den er viele Jahre erfolgreich gespielt hatte. Dort half er in der Jugendarbeit, bei der Platzpflege oder im Vereinsheim. Wenn Not am Mann oder der Frau war, sprang er bei den Jugendspielen auch mal als Schiedsrichter ein.

Es gab ja so viel zu tun.

Olli, unser Bergmann, musste einfach helfen. Er war eine Seele von Mensch. Herzensgut und liebenswert. Freundlich und zugewandt. So war er erzogen. Und derart verstand er auch Familie, Nachbarschaft, Verein, Gemeinschaft und christliche Nächstenliebe. Ganz praktisch. Jeder gab ein wenig, so viel er oder sie halt geben konnte. Und wenn alle etwas gaben, hatten am Ende alle etwas davon. Die Gabe zu geben.

Doch wo blieb eigentlich Olli, der Bergmann, der Sohn, der Ehemann, der Vater, der Familien- und Vereinsmensch? Gab es auch Raum für ihn, den Unterstützer und Helfer?

3


Doch, doch, es gab sie, diese Momente, diese Gelegenheiten, da war Olli einfach nur Olli. Ganz für sich. Für sich selbst da.

Da war diese eine Sache.

Olli war ein glühender Anhänger eines Fußballvereins. Nicht irgendeines Vereins. Nein, das wäre ihm nicht gerecht geworden. Olli war etwas Besonderes. Und da brauchte es auch einen besonderen, hervorstechenden Club. Der Verein. Ach, was. Ein Gefühl. Ein Lebensgefühl. Eine Herzensangelegenheit.

Olli verstand sich selbst natürlich als den weltgrößten Fan aller Zeiten. Eigentlich mehr ein Verehrer. Und wenn nicht von der Welt, dann zumindest im Dorf hinter den Vogelbergen. Vielleicht im Landkreis? Möglicherweise darüber hinaus. Wer wusste das schon? Und wer wollte das überhaupt wissen?

Schließlich war das auch völlig unerheblich. Ollis Verein, sein Herzensclub war, ist und würde es immer bleiben: der 1. FC Köln. Hauptsache FC. Rot und weiß. Oder „Rut un Wiess“, wie sie in Köln sagen.

Wenn der FC, nein, sein FC spielte, dann war Olli nur für Olli da. Er lebte das Spiel mit. Als ehemaliger Spieler drängte sich für ihn in jeder Situation, bei jeder Flanke, eine (andere) Lösung auf. Grätsche, Doppelpass oder Torschuss. Olli litt mit den Spielern, mit den Fans, mit dem FC. Er war dann mit dem ganzen Herzen dabei. Hin und wieder setzte er auch einmal bei einer Sportwette einen kleinen Betrag auf seine Mannschaft.

Mit seinem Enthusiasmus blieb Olli nicht allein. Einmal, bei einer Reise nach Hamburg, hatte er in Eppendorf eine Kneipe gefunden, die im hohen Norden Kölsch ausschenkte. Das regionale Bier aus Köln. An der Waterkant. Verrückt.

Doch damit nicht genug. Die Öffnungszeiten der Gaststätte orientierten sich am Spielplan des FC. Eigentlich waren Mittwoch und Donnerstag Ruhetage. Doch wenn der FC spielte, öffnete der Wirt die Türen und den Zapfhahn. Diese Idee gefiel Olli.

Möglichst jedes Spiel verfolgte er. Dann zog er sein Trikot mit der persönlichen Beflockung an, holte ein Kölsch, lieber früher als später, aus dem heiligen Kühlschrank nur für FC-Fans und dann konnte es losgehen.

Der Gesang der Fans sorgte bei ihm stets für eine...



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