E-Book, Deutsch, Band 8, 320 Seiten
Reihe: Sword Art Online
Nakamura / Kawahara Sword Art Online – Early and Late – Light Novel 08
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8420-5739-5
Verlag: TOKYOPOP GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 8, 320 Seiten
Reihe: Sword Art Online
ISBN: 978-3-8420-5739-5
Verlag: TOKYOPOP GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Zurück in die Vergangenheit! Auf einer der mittleren Ebenen von Aincrad wird ein Spieler ermordet! Da sich der Tatort in einer sicheren Zone befindet, in der die Spieler eigentlich unantastbar sein sollten, wirft dies einige Fragen auf. Auch die Mordmethode ist mysteriös. Kann etwa einer der Spieler die Regeln brechen? Kirito und Asuna gehen dem rätselhaften Fall nach. Die Sword Art Online-Saga wird in drei Kurzgeschichten fortgesetzt - sowohl in der Aincrad- als auch in der Alfheim-Ära.
Autoren/Hrsg.
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1 Was ist nur los mit diesem Mädel? Ja, ich hatte selbst gesagt, sie solle ein Schläfchen machen, weil das Wetter so schön war, und ja, ich war selbst mit gutem Beispiel vorangegangen und lang ausgestreckt auf der Wiese eingeschlafen. Allerdings hätte ich nie im Leben erwartet, sie tatsächlich tief und fest schlafend neben mir vorzufinden, als ich nach einem nicht einmal dreißigminütigen Nickerchen wieder aufwachte. Entweder war sie todesmutig, unglaublich stur, oder sie litt einfach unter Schlafmangel. Also echt mal. Vor lauter Verwunderung schüttelte ich den Kopf und betrachtete das Gesicht der mit ruhigen Atemzügen schlafenden Fechterin – Asuna, Vizekommandantin der Ritter des Blutschwurs, auch bekannt als »der Blitz«. Die ganze Sache hatte damit begonnen, dass ich wegen des schönen Wetters keine Lust gehabt hatte, in irgendeinem modrigen Labyrinth zu versacken, und mich stattdessen für diesen Tag dazu entschieden hatte, lieber die Schmetterlinge auf den flachen Hügeln um das Teleportgate der Stadt zu zählen. Es war wirklich großartiges Wetter. In der virtuellen schwebenden Festung Aincrad verliefen die vier Jahreszeiten synchron zur Wirklichkeit. Allerdings nahm das Spiel es mit der Wiedergabe etwas zu genau, sodass es im Sommer ständig brütend heiß war, während die Winter eisig kalt waren. Abgesehen von der Temperatur gab es noch eine Menge weiterer Klimaparameter, wie Niederschlag, Wind, Feuchtigkeit, Staub oder sogar Insektenschwärme. Wenn einer davon für gute Bedingungen sorgte, war in der Regel ein anderer Parameter ungünstig. Doch nicht so heute. Es war behaglich warm, sanftes Sonnenlicht erfüllte die Luft, eine angenehme leichte Brise streifte mich, und keine lästigen Insekten schwirrten umher. Auch wenn gerade Frühling war, gab es im gesamten Jahr vermutlich nicht mehr als fünf Tage, an denen alle Klimaparameter so günstig eingestellt waren. Das interpretierte ich als Wink des digitalen Gottes, mich an diesem Tag bei einem Mittagsschläfchen von den Strapazen der ständigen Raids zu erholen, also folgte ich seinem Zeichen gehorsam. Ich legte mich an einer Böschung ins weiche Gras und war gerade eingedöst, als direkt neben meinem Kopf ein Stiefel aus weißem Leder auftrat. Gleichzeitig hörte ich eine wohlbekannte, strenge Stimme sagen: »Wie kannst du hier herumliegen und ein Nickerchen halten, während die anderen aus der Raid-Gruppe so hart arbeiten, um das Labyrinth zu erobern?« Mit geschlossenen Lidern erwiderte ich: »Das Wetter am heutigen Tag mag wohl das schönste des ganzen Jahres sein. Das nicht zu genießen, wäre Frevel.« Die strenge Stimme widersprach: »Das Wetter gleicht dem an jedem anderen Tag.« Worauf ich antwortete: »So lege dich an meine Seite, dann sollst du es selbst verstehen.« Natürlich war das tatsächliche Gespräch in weitaus informellerem Ton abgelaufen. Jedenfalls hatte sich dieses Mädel daraufhin aus unerfindlichen Gründen allen Ernstes neben mich gelegt und war dann wirklich auch noch eingeschlafen. Nun. Es war noch vor Mittag, und die Spieler, die am Teleportgate kamen und gingen, gafften ungeniert zu mir und dem »Blitz« herüber, wie wir nebeneinander im Gras lagen. Manche rissen überrascht die Augen auf, andere kicherten, und ein besonders unverschämter Spieler fotografierte uns sogar mit einem Screenshot-Kristall. Aber das war nicht weiter verwunderlich. Asuna, die Vizekommandantin der Ritter des Blutschwurs, war ein Raid-Teufel, dessen Anblick selbst weinende Kinder zum Verstummen gebracht hätte, ein Turbomotor, der den Spielfortschritt in stürmischem Tempo vorantrieb. Dagegen war der Solospieler Kirito – auch wenn ich es nicht gern zugab – der Problemschüler der Raid-Gruppe, der sich mit leichtfertigen Leuten umgab und nichts als dumme Späße ausheckte. Ich fand es selbst zum Lachen, dass solch ein Duo zusammen ein Nickerchen hielt. Aber wenn ich sie geweckt hätte, hätte ich nur wieder Ärger bekommen, also blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als sie zurückzulassen und nach Hause zu gehen. Zumindest würde ich das nur zu gern, aber das kann ich leider nicht machen. Solange »der Blitz« tief und fest schlief, konnte sie nicht nur zum Opfer von allen möglichen Belästigungen werden – im schlimmsten Fall bestand sogar das Risiko, dass sie durch einen PK getötet wurde. Zwar befanden wir uns in der sicheren Zone des Platzes der Hauptstadt der 59. Ebene. Genauer gesagt also in einem »Antikriminalitätscode-Gebiet«. Innerhalb dieses Bereichs konnte kein Spieler einen anderen verletzen. Selbst bei einem Waffenangriff leuchteten nur die violetten Lichteffekte auf, aber die HP-Leiste fiel nicht einen Millimeter, und auch sämtliche Gift-Items hatten keine Wirkung. Selbstverständlich stand auch ein Diebstahl von Items außer Frage. Mit anderen Worten, wie die Bezeichnung »Antikriminalität« schon verriet, konnte innerhalb dieser Zone kein direktes Verbrechen an einem anderen Spieler verübt werden. Diese Regel war in SAO ebenso unumstößlich wie diejenige, die besagte, dass ein Spieler starb, wenn seine HP auf null fielen. Doch leider gab es ein paar Schlupflöcher. Eines davon war der Fall, wenn ein Spieler schlief. Wenn Spieler erschöpft von den langen Kämpfen in einen fast komatösen Schlaf fielen, wachten manche selbst durch kleinere Reize nicht auf. Diese Situation konnte ausgenutzt werden, um demjenigen eine Anfrage für ein Duell im »Volle HP«-Modus zu schicken und mit der Hand des Schlafenden den OK-Button zu betätigen. Dann konnte derjenige wortwörtlich im Schlaf getötet werden. Verwegener war die Methode, das Opfer außerhalb der sicheren Zone zu befördern. Solange ein Spieler aufrecht mit beiden Beinen auf dem Boden stand, wurde er durch den Code geschützt und konnte nicht gewaltsam bewegt werden, aber auf einer Trage konnte er nach Belieben transportiert werden. Beide Fälle waren in der Vergangenheit bereits in die Praxis umgesetzt worden. Die kranke Passion der »Red Players« kannte keine Grenzen. Die Spieler hatten aus diesen Tragödien ihre Lehre gezogen und schliefen ausschließlich in Spielerhäusern oder Gasthäusern mit abschließbaren Türen. Ich selbst hatte meinen Aufspür-Skill so eingestellt, dass ich bei jedem sich nähernden Spieler gewarnt wurde, bevor ich mich ins Gras gelegt hatte, und zudem schlief ich nicht fest. Doch der tief schlummernde »Blitz« neben mir sandte ganz offensichtlich Delta-Wellen aus. Sie wäre vermutlich nicht einmal dann aufgewacht, wenn ich ihr Gesicht mit Make-up-Items angemalt hätte. Entweder war sie todesmutig, unglaublich stur oder … »Sie muss wohl ziemlich erschöpft sein …«, murmelte ich zu mir selbst. Je nach Build konnte es zum Leveln am effektivsten sein, solo zu spielen. Aber dieses Mädchen behielt den Levelfortschritt aller Gildenmitglieder genau im Auge und verbesserte dabei auch noch ihre eigenen Werte in einem ähnlichen Tempo wie ich. Vermutlich hatte sie auf Schlaf verzichtet, um bis spät in die Nacht Mobs zu jagen. Ich wusste, wie hart das sein konnte. Als ich mich vier oder fünf Monate zuvor genauso eifrig dem Sammeln von Erfahrungspunkten gewidmet hatte, hatte ich gleich für mehrere Stunden geschlafen wie ein Toter, sobald ich mich einmal hingelegt hatte. Mit einem unterdrückten Seufzer nahm ich ein Getränk aus meinem Inventar und setzte mich wieder ins Gras, gefasst auf eine lange Wartezeit. Ich hatte ihr gesagt, sie solle sich hinlegen. Also war es jetzt auch meine Pflicht, bei ihr zu bleiben, bis sie wieder aufwachte. Als das Licht der orangen Abendsonne durch eine Öffnung in der Außenwand der schwebenden Festung hereinfiel, wachte »der Blitz« Asuna mit einem kleinen Nieser endlich wieder auf. Sie hatte tatsächlich gute acht Stunden geschlafen. Das hatte nichts mehr mit einem kleinen Nickerchen zu tun. Nachdem ich ihr ohne Mittagessen Gesellschaft geleistet hatte, starrte ich sie nun erwartungsvoll an, neugierig, welches Gesicht die unerbittliche Vizekommandantin machen würde, sobald sie sich der Situation bewusst wurde. »Hmm …«, murmelte Asuna unverständlich, dann blinzelte sie ein paarmal und sah zu mir auf. Ihre wohlgeformten Brauen zogen sich leicht zusammen. Mit der rechten Hand im Gras richtete sie sich schwankend auf und blickte mit schwingenden kastanienbraunen Haaren nach rechts, dann nach links und wieder nach rechts. Schließlich sah sie wieder zu mir, der neben ihr im Schneidersitz saß. Ihre klare, helle Haut färbte sich augenblicklich rot (wahrscheinlich Scham), wurde dann blass (wahrscheinlich Besorgnis) und schlussendlich wieder rot (wahrscheinlich Zorn). »Wa… du … wie …«, stieß »der Blitz« stammelnd hervor, worauf ich mit meinem strahlendsten Lächeln antwortete: »Guten Morgen. Gut geschlafen?« Ihre Hand im weißen Lederhandschuh zuckte. Aber wie nicht anders zu erwarten von der Vizekommandantin der stärksten Gilde im Spiel, gelang es Asuna offenbar, ihre Selbstbeherrschung zu wahren, sodass sie weder ihr Rapier zog noch davonstürmte. Zwischen ihren fest zusammengebissenen, perfekten Zähnen presste sie knapp hervor: »Ein Essen …« »Was?« »Ich lade dich zu einem Essen ein, was oder wie viel du magst. Dann sind wir quitt. Okay?« Ihre direkte Art gefiel mir irgendwie. Selbst mit ihrem noch verschlafenen Kopf hatte sie sofort begriffen, warum ich die ganze Zeit über...