Naumann | Unser Moritz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Naumann Unser Moritz


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-99131-138-6
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-99131-138-6
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Diese Erzählung handelt von dem kleinen Kater Moritz, den Helga und Volker unter einem alten Holzstoß entdeckt und in das gerade erworbene Eigenheim mitgenommen haben. In dem Anwesen mit großem Garten und Swimmingpool findet nun auch der süße, grau getigerte Kater sein neues Zuhause, wo er immer wieder ein neues Stück Welt entdeckend ausgelassen herumtollen kann. Anhänglich und sensibel auf die Wünsche seiner Besitzer reagierend, entwickelt er im Umgang mit ihnen bald erstaunliche Fähigkeiten, sodass sie schließlich glauben, dass es sich nicht um eine Katze handelt, sondern um einen verzauberten Prinzen. Eine mitreißende, über alle Maßen berührende Geschichte, die man so noch nicht gelesen hat.

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Vorfreude

Unserer Fahrt an die Ostsee geht noch ein wichtiges Ereignis voraus. Acht Monate lang haben wir um das Haus gekämpft, uns mit vollem Einsatz in die Arbeit gestürzt, die unschlüssige Haltung der Besitzerin geduldig hinnehmen müssen. Und acht Monate lang wussten wir nicht, ob am Ende nicht doch alles vergeblich war. Aber nun endlich sollte Schluss sein mit dem stets erneuten Infragestellen von Absprachen und verbindlichen Zusagen, mit dem belastenden Hin und Her, das so viel Verdruss und auch so manchen Konflikt zwischen uns und der Besitzerin heraufbeschworen hatte.

Diesmal hält Frau Petzold Wort, und drei Tage vor Antritt unseres Jahresurlaubes sitzen wir zusammen in einem kleinen Zimmer des staatlichen Notariats Hainichen. Herr Nestler verliest noch einmal den gesamten Text des Kaufvertrages, den er mühsam in die alte Schreibmaschine eingetippt hatte.

Dann unterschreiben wir alle drei das mehrfach ausgefertigte Dokument, und der Notar verabschiedet uns mit guten Wünschen. Erleichtert verlassen wir das betagte, ehrwürdige Gebäude. Lange waren wir nicht mehr in einer so guten Stimmung. Helga strahlt und hakt sich bei mir ein. „Endlich!“ Es ist, als hätte sich die Freude auf unseren Urlaub nun verdoppelt. „Wie gut, dass wir es noch geschafft haben!“, sagt Helga. „Wenn wir losfahren, liegt der ganze Ärger hinter uns!“ Ein für uns so wichtiges Problem war gelöst, und die Gewissheit, dass wir unser Ziel erreicht hatten, konnte uns in den Urlaub begleiten.

An einem der letzten Augusttage sind wir mit unserem Auto auf der Strecke. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Die Pappeln am Straßenrand stehen wie Bogenlampen, und das Lenkrad zerrt in den Händen. Ein Wartburg mit Wohnanhänger fährt an die Seite und unterbricht notgedrungen seine Fahrt. Schon bei der Abfahrt bemerkten wir die stürmische Wetterlage, aber nun hat das Unwetter beängstigende Formen angenommen. Dicke abgebrochene Äste liegen auf der Fahrbahn umher. Ich muss die Fahrgeschwindigkeit stark drosseln. Die wilden Kräfte gebärden sich umso bedrohlicher, je weiter wir nach Norden kommen. Unser Zeitplan ist nicht mehr zu halten. Und zu allem Übel wissen wir noch nicht einmal genau, wo unser Urlaubsort zu finden ist. Auf keiner Karte war dieses Beckerwitz auszumachen. Dem Antwortschreiben von Frau Meschke war lediglich zu entnehmen, dass dieser wenig bekannte, unbedeutende Ort in der Nähe von Wismar liegen muss. Ohne auch nur für einen Augenblick der Fahrbahn meine Aufmerksamkeit zu entziehen, bespreche ich mit Helga die weitere Strategie. „Also, auf alle Fälle erst einmal Richtung Wismar! Dann werden wir weitersehen …“

Nach neunstündiger Fahrt passieren wir endlich das Ortseingangsschild dieser kleinen Hafenstadt. Linker Hand kommt bald eine Tankstelle ins Blickfeld. Die Tankfüllung könnte noch reichen, aber wir wissen ja nicht genau, wo die Reise hingehen soll. Es wäre nicht gut, ein Risiko einzugehen, und schließlich können wir die Gelegenheit gleich nutzen und uns vom Tankwart den Weg nach unserem Urlaubsort erklären lassen.

Doch die Überraschung ist groß. „Beckerwitz?“ Der ältere Herr in blauer Uniform grübelt lange. „Kann ich Ihnen wirklich nicht sagen – noch nie gehört!“

Was nun? Ende August sind die Tage schon recht kurz. Der Sturm hat uns daran gehindert, zügig zu fahren, und nun haben wir die nächste Bescherung: Die Dämmerung bricht schon herein. Wir fahren aufs Geratewohl weiter. Die Scheibenwischer sind in Betrieb, denn es regnet nun ununterbrochen. Ab und zu halte ich an, und Helga kurbelt die Scheibe herunter. Niemand kann uns helfen, und immer wieder die gleiche Antwort! „Beckerwitz? Tut mir leid, kann ich Ihnen nicht sagen.“

„Vielleicht gibt es diesen Ort überhaupt nicht. Vielleicht gibt es kein Beckerwitz und keine Frau Meschke.“ Helga weiß nicht, was sie von meinem Galgenhumor halten soll. Stockfinster ist es mittlerweile geworden, und bei der Auswahl der Strecke könnten wir nun ebenso gut würfeln. Unsere Fahrt geht die Ostseeküste entlang in Richtung Westen. Die Wegweiser zeigen Klütz – Boltenhagen. Nur das gleichmäßige, leise Brummen des Motors und die typischen Rollgeräusche auf einer nassen Fahrbahn sind noch zu vernehmen. Es scheint, dass uns der Gesprächsstoff ausgegangen ist. Wir befinden uns in einer sehr unangenehmen Lage und wissen nicht recht, was werden soll. Auch Ermüdung macht sich bemerkbar. Das Einlegen einer Pause wird wohl das Beste sein, was wir im Moment tun können – ist es doch auch an der Zeit für eine kleine Mahlzeit.

Nur mit Mühe ist durch die nassen Scheiben noch etwas zu erkennen. Gespenstisch tauchen einzelne Gebäude mal links, mal rechts der Fahrbahn im Scheinwerferlicht auf, um dann wieder in Finsternis und Regendunst zu verschwinden.

Helga entdeckt das kleine Gasthaus zuerst. Ich trete etwas zu spät auf die Bremse und muss ein kleines Stück zurückfahren, um parken zu können. Der nur für wenige Fahrzeuge eingerichtete Parkplatz befindet sich gegenüber dem Gasthaus. Erst nach Wechseln der Straßenseite wird die Beschriftung an dem flachen Gebäude lesbar: „Restaurant Störtebeker “.

Wir betreten das kleine Gastzimmer und sind angenehm überrascht: Holzverkleidete Wände mit Fischernetzen behangen und Trophäen aus Störtebekers Zeiten, stilvolle Leuchten über sauberen Tischen und auf jeder Tischplatte eine Vase mit Blumen. Wir finden es hier sehr gemütlich und brauchen auch nicht lange an der Tür zu stehen. Eine freundliche junge Kellnerin weist uns einen Platz am vordersten Tisch zu. Wir überfliegen die Abendkarte – ein gutes Angebot und genau das Richtige für uns beide. Wir können zwischen mehreren warmen Speisen wählen.

Als die Kellnerin wieder an den Tisch kommt, versuchen wir aber erst einmal, unser Problem zu klären.

„Wir suchen den Ort Beckerwitz – können Sie uns da helfen?“ Die junge Frau scheint es zu ahnen, dass wir eine lange Fahrt hinter uns haben und unseren Urlaubsort suchen. „Ja, Sie fahren noch fünf Kilometer in Richtung Boltenhagen – dann rechts abbiegen. Keine zehn Minuten mit dem Auto“, antwortete sie auf sehr höfliche Art.

Sind wir froh über diese Auskunft! Nun können wir uns Zeit lassen. Die Anspannung der letzten Stunden weicht. Wir fühlen uns hier geborgen und genießen die angenehme Wärme und die behagliche Atmosphäre der kleinen Gaststube.

Am folgenden Morgen macht uns lautes Gänsegeschnatter munter. Ein Hahn kräht hin und wieder ganz aus der Nähe. Durch das Fenster sehe ich blauen Himmel und ein Stück Garten. Unsere Betten sind hintereinander aufgestellt. Anders wäre für sie in der kleinen Bodenkammer kein Platz. Bei Finsternis und strömendem Regen waren wir spät abends angekommen. Nun erst ist Gelegenheit, sich umzusehen und uns mit der Unterbringung vertraut zu machen. Ein teurer Urlaubsplatz oder eine Auslandsreise kamen für uns dieses Jahr nicht infrage. Nach dem Kauf unseres Hauses galt es erst einmal, sparsam mit dem verbliebenen Geld umzugehen. Das Privatquartier an der Ostsee war erschwinglich. Freilich, in unserem neuen Heim und dem großen Grundstück wartete ein Berg Arbeit auf uns. Aber war es nicht besser, nach den Belastungen der letzten Monate erst einmal Abstand zu gewinnen, andere Eindrücke aufzunehmen und aus großer Entfernung die Dinge, die wir in Bewegung gebracht hatten, noch einmal in Ruhe zu überdenken? So hatten wir uns doch für eine kleine Erholungspause entschlossen und aus einer Sammlung gut aufbewahrter Zeitungsannoncen ein passendes Angebot herausgesucht.

Wir müssen die steile Holztreppe hinuntersteigen, um dann durch die Küche unserer Wirtsleute in das Bad zu gelangen. Frau Meschke begrüßt uns freundlich: „Na, wie haben Sie geschlafen?“ „Danke, gut. Es ist ja herrlich ruhig hier!“ „Das Wetter scheint sich auch zu bessern – da können Sie sich ja heute schon was vornehmen“, meint Frau Meschke und erklärt uns gleich, auf welchem Weg man am besten zum Strand gelangt. „Zehn bis fünfzehn Minuten sind es zu Fuß, wenn sie in Richtung Wieschendorf gehen.“

„Übrigens können Sie hier in der Küche frühstücken, wenn Sie möchten.“ Frau Meschke zeigt uns, wo sie Teller und Bestecks aufbewahrt und wie die Kaffeemaschine zu bedienen ist. Eine volle Stunde lassen wir uns Zeit für die erste Mahlzeit hier in Meschkes Küche, für das anschließende Aufwaschen des Geschirrs und das Packen unserer Sachen für den Strand. Dann sind wir endlich abmarschbereit.

„Siehst du, wir bekommen wirklich schönes Wetter!“ Ich nehme Helga an die Hand, und Meschkes kleiner Hund trottet uns ein Stück hinterher. „Sie brauchen keine Angst zu haben, er tut Ihnen nichts!“, ruft Frau Meschke uns nach. Auch bei dem Nachbarn entdecken wir eine Hundehütte, und aus fast allen Grundstücken hört man es schnattern und gackern. Enten baden in kleinen Wassertümpeln, und eine Schar Gänse folgt uns aufgeregt am Gartenzaun entlang. Die Gänse strecken ihre Hälse und machen unsertwegen einen ordentlichen Krach. Für die Gegend typische eingeschossige Backsteinhäuser mit Walmdach und kleinen, blumengeschmückten Fenster prägen das Antlitz des kleinen Fischerdorfes. Liebevoll gepflegte Vorgärten schieben sich zwischen rotbraunen Backsteinmauern und dem schmalen unbefestigten Weg, auf dem wir gemächlich dahinschlendern. Es gefällt uns hier – weitab der großen Stadt, aus der wir gekommen sind,...



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