Neeb | Der Hölle Zorn | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 310 Seiten

Neeb Der Hölle Zorn

Roman | Ein mitreißendes Frauenschicksal in der viktorianischen Zeit - und das Geheimnis des berüchtigsten Mörders der Geschichte
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96148-451-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman | Ein mitreißendes Frauenschicksal in der viktorianischen Zeit - und das Geheimnis des berüchtigsten Mörders der Geschichte

E-Book, Deutsch, 310 Seiten

ISBN: 978-3-96148-451-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Erleben Sie die düster-faszinierenden Memoiren einer Mörderin im spannungsgeladenen Roman »Der Hölle Zorn« von Ursula Neeb. London, 1915: Verborgen vor der Welt, tief unten im Kellergewölbe des Bethlem Royal Hospital, verbringt der Irrenanstaltswärter Mathew seine Tage. Bei seiner Arbeit mit gefährlichen Serienmördern, die er keine Sekunde aus den Augen lassen darf, gehört zu seinen Lichtblicken das tägliche Schachspiel mit Lilli Wilson, einer charmanten älteren Dame. Warum sie als Insassin hier ist, gibt Mathew Rätsel auf ... bis sie ihm ihr Tagebuch anvertraut: Das Grauen, das zwischen diesen Seiten lauert, fasziniert ihn auf unheimliche Weise. Ein dunkles Spiel entspinnt sich - zwischen grausamen Fantasien und einer furchtbaren Wahrheit, die nicht nur Mathews Leben, sondern ganz London einem Erdbeben gleich erschüttern wird ... Mit erbarmungsloser Präzision enthüllt Ursula Neeb die Abgründe, die sich hinter der Fassade einer angesehenen viktorianischen Adelsfamilie verbergen - verwoben mit atemberaubenden neuen True-Crime-Erkenntnissen über die Identität des berüchtigtsten Serienmörders aller Zeiten!

Ursula Neeb wurde 1957 in Bad Nauheim geboren und studierte Geschichte, Kulturwissenschaft und Sozialpsychologie in Frankfurt am Main. Aus der Idee für ihre Doktorarbeit über verfemte Berufe im Mittelalter entstand ihr erster Roman. Nachdem Ursula Neeb viele Jahre für das Deutsche Filmmuseum und für die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig war, lebt sie seit 2005 als freie Autorin im Taunus und veröffentlichte bereits zahlreiche historische Kriminalromane in renommierten Verlagen. Ihre Faszination mit menschlichen Abgründen und Alfred-Hitchcock-Klassikern inspirierte sie zu ihrem Roman »Der Hölle Zorn«. Die Autorin im Internet: www.facebook.com/ursula.neeb.1 Bei dotbooks veröffentlichte Ursula Neeb ihren Roman »Der Hölle Zorn«, der als eBook- und Printausgabe erhältlich ist.
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Prolog


Als die Kutsche an diesem trüben, regnerischen Novemberabend über die belebte Westminster-Brücke fuhr, gewahrte Sir John auf der anderen Uferseite, inmitten der Rauchwolken zahlloser Fabrikschlote, das weitläufige Gebäude des Londoner Irrenhauses. Vor einigen Jahren hatte er im Rahmen der Royal Society an einer Führung durch die Anstalt teilgenommen, die der Chefarzt Professor Hood für die Mitglieder veranstaltet hatte. Obgleich Sir John ein Mann der Wissenschaft war, und Professor Hood es trefflich verstanden hatte, die Zuhörer mit anschaulichen Erläuterungen in seinen Bann zu ziehen, hatte es ihn doch gegruselt, als sie durch den Trakt der unheilbaren Fälle geführt wurden. So erging es ihm auch jetzt, als die Kutsche vor der Hauptfront des mehr als 200 Meter langen Gebäudes, das eine der größten und ältesten Nervenkliniken der Welt beherbergte, vorfuhr.

»Es kann etwas dauern, Thomas«, beschied Sir John den Kutscher. »Ich habe mit dem Leiter der Anstalt eine Unterredung zu führen.«

»Ist recht, Sir«, entgegnete Thomas und bemühte sich, seine Betretenheit angesichts der schlechten Verfassung seines Herrn nicht zu offenkundig werden zu lassen. Das Aas, wie er Lady Wilson im Stillen zu nennen pflegte, setzt ihm ganz schön zu. Was ja auch kein Wunder war, denn alle Hausangestellten – er selbst nicht ausgenommen – waren schockiert über Lady Wilsons Gebaren. Die hat doch nicht alle Tassen im Schrank, wurde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt – und das war wahrscheinlich auch der Grund für Sir John Wilsons Gespräch mit dem Irrenarzt.

Als Sir John über den weiß gekiesten Weg dem Haupteingang zustrebte, kam ihm aus dem Pförtnerhäuschen der Türhüter entgegen und erkundigte sich dienstbeflissen nach dem Grund seines Besuchs.

»Ich bin Professor Wilson und wünsche Professor Hood, der ein guter Freund von mir ist, in einer dringlichen Angelegenheit zu sprechen«, ließ ihn der Gynäkologe mit einiger Herablassung wissen.

»Sehr wohl, Sir, ich werde Professor Hood gleich verständigen«, erwiderte der Bedienstete devot. »Vorab möchte ich Sie aber bitten, sich in unser Besucherbuch einzutragen, das ist bei uns so Vorschrift …«

Sir John zog ungehalten die Brauen in die Höhe. »Mein Besuch ist rein privater Natur, von daher erübrigt sich ein derartiges Prozedere.«

Der Pförtner blinzelte verunsichert. »Da muss ich erst den Herrn Professor fragen …«

»Darum möchte ich doch sehr bitten«, erwiderte Sir John und musterte den Dienstmann indigniert. Dieser holte aus der Pförtnerloge einen riesigen Schlüsselbund und bat den Besucher, ihm zu folgen. Sie stiegen eine breite Marmortreppe hinauf zum Eingangsbereich, der im griechischen Stil gestaltet war und von acht korinthischen Säulen umgeben wurde. Der Pförtner entriegelte das imposante zweiflügelige Portal und führte Sir John in eine geräumige Vorhalle, in deren Zentrum sich eine Marmorskulptur befand, die den rasenden und melancholischen Wahnsinn darstellte, wie Sir John sich sogleich erinnerte. Vor allem der Anblick des rasenden Wahnsinns hatte ihn seinerzeit mit Grauen erfüllt, und er musste unwillkürlich an Lilli denken, die wohlverwahrt hinter verschlossenen Türen in narkotischem Schlaf lag. Hoffentlich, dachte er inständig und stakste auf weichen Knien hinter dem Pförtner her, der ihn zu einem Empfangszimmer geleitete und ihn aufforderte, Platz zu nehmen.

Da es Sir John wenig behagte, sich zu den drei Wartenden zu gesellen, die mit sorgenvollen Mienen über die Leiden ihrer Angehörigen sprachen, lüftete er vor der offenen Tür nur höflich seinen Zylinder und zog es vor, in der Halle zu warten.

Nachdem seine Geduld erheblich auf die Probe gestellt worden war und die anderen Besucher nacheinander von weiß gewandeten Pflegern aufgerufen worden waren, kam ihm in der marmornen Wandelhalle endlich der Anstaltsleiter entgegen und entschuldigte sich für seine Verspätung mit der Erklärung, er habe noch ein Gespräch mit einem Patienten gehabt.

Sir John war bekannt, dass der renommierte Psychiater genauso mit seiner Arbeit verheiratet war wie er – obgleich Hood im Gegensatz zu ihm bei aller Betriebsamkeit noch Zeit gefunden hatte, sechs Kinder in die Welt zu setzen –, also nahm er ihm die Verspätung nicht übel. Als der beleibte Mann mit den gewellten, grau melierten Haaren und dem Vollbart ihn zur Begrüßung umarmte, musste er schwer an sich halten, um an der Brust des Gemütsmenschen, welcher Professor Hood zweifellos war, nicht loszuheulen wie ein Pennäler. Was er jedoch wenig später, als sie einander in Hoods Arbeitszimmer gegenübersaßen, unweigerlich tat, als dieser ihn fragte, wo ihn der Schuh drücke.

Professor Hood war sichtlich erschüttert, den zu Arroganz neigenden Professor der Gynäkologie derart fassungslos zu erleben, und tat unwillkürlich das, was er bei weinenden Kindern und Patienten stets zu tun pflegte: Er legte Sir John besänftigend den Arm um die Schultern und reichte ihm ein Taschentuch.

Auch wenn sich Sir John für den Gefühlsausbruch schämte, obsiegte doch seine heillose Verzweiflung. Seit Lillis Geständnis herrschte in seinem Innern das absolute Chaos, nichts war mehr, wie es gewesen war – und das würde für immer so bleiben. Obwohl es ihm ein brennendes Bedürfnis war, dem erfahrenen Kenner der menschlichen Seele sein Herz auszuschütten, musste er sich doch diesen Wunsch versagen, da es die Umstände geboten, mit Lillis schrecklichem Geheimnis allein zurande zu kommen.

»Ich brauche deinen fachlichen Rat«, presste Sir John hervor und rang um Haltung, als er den Psychiater mit von Tränen geröteten Augen anblickte und ihn mit aller Eindringlichkeit bat, über die Angelegenheit strengstes Stillschweigen zu bewahren.

»Das versteht sich doch von selbst, erst recht, da es sich, wie du eben angedeutet hast, um eine Konsultation handelt«, sicherte ihm Professor Hood zu und betrachtete John, dessen Gesichtszüge vor Erregung bebten, ernst.

»Verzeih mir, wenn ich mich etwas kryptisch ausdrücke, aber es geht leider nicht anders.« John seufzte gequält. »Ich möchte auch keinen Namen nennen, aber es geht um jemanden, der im höchsten Maße geisteskrank ist, dabei aber so normal wirkt wie du und ich …«

»Das sind die Gefährlichsten«, äußerte der Psychiater. »Von dieser Gattung haben wir einige in unserer Kriminalabteilung.«

Sir John nickte betroffen. »Es handelt sich um eine Person, die völlig unberechenbar ist, die äußerst impulsiv und gewalttätig sein kann und daher eine große Gefahr für ihre Umwelt darstellt. Wie sollte man so einen Menschen am besten verwahren, ohne dass er Unheil anrichten kann?«

»Am besten natürlich, indem du ihn in unsere Anstalt einweist, denn wir verfügen über die besten Fachkräfte und Behandlungsmethoden für Geistesirre, selbst die unheilbaren und schwierigen Fälle werden bei uns optimal versorgt.«

»Davon bin ich überzeugt, mein lieber Reginald, aber das wird aus … Gründen der Diskretion leider nicht möglich sein.«

»Du machst mich neugierig«, brach es aus dem Psychiater heraus. »Sag bloß nicht, dass es jemanden aus der königlichen Familie betrifft?«

»Nein, es ist nicht der Duke of Clarence, falls du an ihn gedacht hast. Aber der Fall ist ähnlich heikel. Sagen wir mal, dass es sich um eine Patientin von mir handelt, die dem Adel angehört und daher größten Wert auf Diskretion legt. Ihre … Geisteskrankheit darf keinesfalls ruchbar werden. Sie soll auf dem Landsitz ihrer Familie gepflegt werden, und die Angehörigen baten mich um Rat, was ihre Verwahrung anbetrifft.«

Professor Hood glaubte ihm kein Wort. Da die Angelegenheit Sir John offensichtlich so naheging, musste es sich um einen Menschen aus seinem direkten Umfeld handeln – am Ende gar um seine Gattin, die der Psychiater auf Johns Bitte hin vor einigen Jahren einer Konsultation unterzogen hatte. Lady Wilson, die selbst unfruchtbar war, litt an einer an Hysterie grenzenden Abneigung gegen Schwangere – was für Sir John als namhaften Geburtshelfer, in dessen Praxis ständig Schwangere ein- und ausgingen, geradezu ruinös war. Hood erinnerte sich noch lebhaft an das Gespräch mit Lady Wilson, die sich als absolut therapieresistent erwiesen hatte. Alle Versuche, mit ihr über die Verhaltensauffälligkeit zu sprechen, waren an ihr abgeprallt wie an einem Eisenpanzer. Äußerst eloquent und gewieft – sie sprach unheimlich schnell, ohne Luft zu holen –, hatte sie ihn nach einer Stunde derart verwirrt, dass er das Gefühl hatte, er sei der Patient und nicht sie. Sie hatte ihn regelrecht erdrosselt mit ihrem Charme und ihrer schier atemberaubenden Überzeugungskraft, die keinen Zweifel aufkommen ließ, dass sie ganz und gar bei Sinnen war.

Dennoch hütete sich Professor Hood nun, diese Mutmaßung offen auszusprechen, um seinen Freund, der ohnehin schon das reinste Nervenbündel war, nicht zu kompromittieren.

»Nun, im Bethlem Royal Hospital sind wir seit einiger Zeit mit großem Erfolg dazu übergegangen, das Zwangssystem weitestgehend abzuschaffen. Vergitterte Fenster, Zwangsjacken und gepolsterte Zimmer verwenden wir nur noch vereinzelt bei den unheilbaren Fällen und natürlich in der Kriminalabteilung«, erläuterte der Psychiater. »Der mechanische Zwang findet nur im äußersten Notfall, bei Selbst- oder Fremdgefährdung,umh Anwendung.«

Sir John hatte ihm angespannt zugehört. »Das scheint jedoch in besagtem Fall vorzuliegen.«

»Nun, dann werden die Angehörigen nicht umhinkönnen, insbesondere bei Gewaltausbrüchen der Tobsüchtigen eine Zwangsjacke anzulegen und sie in einem gepolsterten Zimmer zu verwahren. Wobei die Wattierung aus besonders festem Gummi bestehen...



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