Neeb | Partem - Wie der Tod so ewig | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten

Reihe: Partem

Neeb Partem - Wie der Tod so ewig


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7488-5050-2
Verlag: Dragonfly
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten

Reihe: Partem

ISBN: 978-3-7488-5050-2
Verlag: Dragonfly
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wie kann ein erkaltetes Herz wieder zu lieben lernen?
Xenia befindet sich in höchster Gefahr, nachdem die Wächter des Partem auf sie aufmerksam geworden sind. Da sie eine Immunitin ist, könnte ihr Opfer das Überleben des Partem sichern. Bislang hat sie ihre Fähigkeit, bei Berührung anderer Menschen Geräusche hören zu können, immer als Fluch gesehen, doch nun entdeckt sie, dass sie damit auch Gutes bewirken kann. Jael muss sich entscheiden, ob er Xenia an den Partem ausliefert, um seine Schuld zu begleichen, oder ob er sie rettet - denn sie reißt seine Mauer der Gefühlslosigkeit nach und nach ein. Je näher er ihr kommt, desto mehr verliert er die Kontrolle über sein Herz. Bald steht fest: Der Partem muss vernichtet werden. Auch wenn dabei ihr Leben und ihre Liebe auf dem Spiel stehen ...



Stefanie Neeb studierte Germanistik, Musik und Sport in Hannover. Neben dem Schreiben entwirft sie eigene Modedesigns, schlüpft in ihre Flamencoschuhe oder packt ihren Koffer und reist durch die Weltgeschichte. Ihr realistisches Jugendbuch-Debüt im Fischerverlag wurde für den Paul-Maar-Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendbuch nominiert. Mit Partem taucht sie zum ersten Mal in die Fantasy-Welt ein. Nach vielen Stationen im In- und Ausland wohnt sie aktuell mit ihrer Familie in Frankfurt.

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CHRYSTAL

Stille. Durch die verschlossene Tür drang kein Laut mehr. Das Poltern hatte aufgehört. Was aber hatte Rafi alles schon zerschlagen?

Vorsichtig drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Durch die zugezogenen Gardinen fiel nur dämmriges Licht ins Zimmer, doch es war ausreichend, um das Chaos zu sehen. Der Schreibtisch lag auf der Seite, davor Bruchstücke des Stuhls, auf dem Boden Kleidungsstücke, Scherben, zerfetzte Bücher.

Rafi war völlig außer Kontrolle.

Sie sah zum Bett hinüber, sah die zusammengerollte Decke. Schlief er darunter? Langsam schob sie die Tür weiter auf und betrat sein Zimmer.

Vor ihren Füßen stand sein unangetastetes Frühstück, und sie wollte das Tablett gerade aufheben, als etwas anderes ihren Blick auf sich zog. Ein Teil einer Karte. Blau schimmerte ihr Hintergrund, und die Zacke eines Sternes war noch sichtbar. Die Himmelskarte! Die, die er Fiene abgenommen hatte.

Rafi hatte sie zerrissen?

Ihr Blick flog über den Boden, sie brauchte die anderen Teile. Sie brauchte sie alle, um sie wieder zusammenzusetzen. Eine Ecke! Sie griff nach ihr, steckte sie ein, als sie plötzlich ein harter Schlag von hinten zu Boden warf. Chrystal stöhnte auf, rollte sich über die Seite, um wieder aufzuspringen. Doch ein fester Tritt gegen ihre Hüfte schleuderte sie zurück. Rafi! Sie ignorierte den stechenden Schmerz, schnappte sich die Scherbe neben ihrem Fuß und griff an. Sie kannte seine Schwachstelle, sie kannte die Schwachstellen jedes Einzelnen. Bei ihm war es die Deckung. Seine linke Hand, die nicht oben blieb. Wie jetzt. Sein Kiefer war frei. Doch dann trafen sich ihre Blicke, und Chrystal fiel die Scherbe aus der Hand.

Blutunterlaufen waren seine Augen, und ein blinder Schleier überzog das sonst so funkelnde Braun in ihnen.

Sie konnte ihn nicht angehen, ließ ein paar seiner nachlässigen Angriffe ins Leere laufen, zwang ihn dann auf den Boden. Unter seinem zerknitterten Shirt pumpten seine Lungen Luft, ansonsten wirkte er völlig abwesend.

»Rafi?«

Keine Antwort. Nicht mal seine Augenlider zuckten.

»Hey!« Chrystal hockte sich neben ihn. »Du weißt, dass das hier nur vorübergehend ist, oder?«

Wieder keine Reaktion. Er blickte nur stumm zur Wand und ließ auch ihre Warnung, dass sie ihn fertigmachen würde, wenn er sie nochmals anginge, völlig teilnahmslos über sich hinwegziehen.

»Mann, reiß dich zusammen!« Sie klopfte ihm auf die Brust und stand auf. Den Rest der Himmelskarte musste sie sich wann anders zusammensuchen.

Auf dem Weg zur Tür blickte sie zu seinem Kleiderschrank. Er stand offen. In ihm herrschte gähnende Leere, vor ihm aber lagen Papiere. Herausgerissene Seiten aus Heften, aus Ordnern, aus Büchern. Und überall stand nur ein Wort drauf, in Großbuchstaben geschrieben.

JAEL.

Shit! Wenn der hier nicht bald wieder auftauchte und ihn in den Griff bekam, war es das für Rafi gewesen.

Auf Genos fragende Miene im Flur, auf Akroms hochgezogene Augenbraue zuckte sie nur ratlos mit den Schultern, wünschte ihnen dann mit Blick auf ihre Joggingklamotten viel Spaß.

Frische Luft würde ihr auch guttun, doch abwechselnd mussten sie hier Babysitter spielen, das war die Anweisung.

»Zwei Stunden, Jungs, dann bin ich dran.«

Langsam wurde es eng, auch für sie. Von daher konnte sie nur hoffen, dass bald der Anruf kam.

Kaum dass sie ihr Zimmer betreten hatte, brummte ihr Handy tatsächlich. Friseur stand auf dem Display, und als sie das Gespräch annahm, erinnerte sie eine Computerstimme an einen vereinbarten Termin. In fünf Minuten. 4. Etage. KR.

Zum ersten Mal heute schafften es ihre Lippen, so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. Endlich neue Informationen. Und was noch besser war: KR stand für Kontrollraum. Sie bekam Zugang?

Nur Sekunden nach dem Anruf erhielt sie eine Nachricht. Es war eine Zahlungsaufforderung. Die angeblich von ihr bestellte Ware interessierte sie nicht, sie brauchte nur den Betrag, den sie überweisen sollte. 78,52 Euro. Chrystal merkte sich die Zahlen, schlüpfte aus der Wohnung und schlich die wenigen Stufen hoch, ins angebliche Nichts. Die kleine Haustechnikkammer im Dachgeschoss der Hausnummer 17 mal ausgenommen. Sie war gleich rechts und für jeden zugänglich, doch ansonsten wirkten die Wände hier oben frisch verputzt, nahezu unberührt. Nur bei genauerem Hinsehen konnte man links an der Bodenleiste einen kleinen Spalt erahnen, schließlich lag die Wand dahinter quasi auf Schienen. Etwas auffälliger war da schon der Mauervorsprung unterhalb der Decken. Auch weiß gestrichen, doch machte er dort, wo er sich befand, statisch gesehen überhaupt keinen Sinn. Chrystals Finger glitten über den Handlauf des Treppengeländers, sie fand den kleinen Knopf, eine kaum spürbare Erhebung an der Seite, und drückte ihn sacht nach unten. Sofort öffnete sich der Mauervorsprung, und mit einem leisen Surren schwebte das Display an einem Stab herunter. 7852. Sie gab den Code ein, und wie von Geisterhand schob sich die Wand vor ihr zur Seite.

Fast ehrfurchtsvoll betrat sie den Raum, in dem alles, die gesamte Technik des Hauses, zusammenlief. Die inoffizielle zumindest. Ein Meer an Apparaturen empfing sie, unzählige Rechner, massenhaft Kabel, Tastaturen. Dazu an der Wand vor ihr eine Reihe an Monitoren. Direkt gesteuert wurde aus diesem Raum heraus nichts. Noch nicht. Er war für Notfälle eingerichtet worden.

Chrystal setzte sich auf einen der beiden Stühle, rollte an den Tisch, der die gesamte Breite des Raumes einnahm, und zuckte zusammen, als einer der Bildschirme sich plötzlich vor ihr blau erhellte. Es knackte, dann ertönte eine Stimme. »Pünktlich. Wenigstens das, Chrysalia.«

Chrysalia? Verächtlich verzog sie die Lippen. So nannte sie sich seit hundert Jahren nicht mehr, doch ihre Mutter ignorierte das. Wie immer.

»Hallo, Armata!« Chrystal straffte den Rücken, als das Blau vor ihr verschwand und dem Gesicht ihrer Mutter Platz machte. Ihre schwarzen, langen Haare glänzten. Sie trug sie offen, nur mit zwei silbernen Spangen an den Seiten zurückgehalten. Akkurat gezupfte Augenbrauen, dezent geschminkt. Die Haut ihrer Mutter brauchte ebenso wie ihre eigene kein Make-up. Sie war makellos. Faltenfrei.

Wie oft hatte sie sich anhören müssen, sie und Armata sähen wie Schwestern aus? Einziger Unterschied: die Augenfarbe. Sie hatte das Kristallblau ihres Vaters geerbt. Armatas hatten die Farbe von sanft grünen Wiesen. Eine trügerische Falle.

»Kannst du dir vorstellen, wie enttäuscht ich bin?« Ihre Mutter saß vornübergebeugt, sprach leise. »Das war deine Chance, endlich mal etwas Tragendes beizusteuern. Und du hast sie nicht ergriffen? Wie konnte dir die Immunitin entgehen?«

Super! Chrystal schluckte den Frontalangriff, versuchte es zumindest, doch ein kratzender Schmerz blieb ihr im Rachen hängen. »Ich kenne sie kaum. Sie geht nicht in meine Klasse. Außerdem hab ich hier echt hundert andere Dinge zu tun.« Sie hasste es, sich rechtfertigen zu müssen, noch mehr aber, dass sie mit ihrer Erklärung nicht mal durchkam. Armatas akkurat gezupfte Augenbrauen zogen sich düster zusammen. »Andere Dinge zu tun? Eine Immunitin! Seit Jahren gab es das nicht mehr. Und dann jetzt. Gerade jetzt!« Ihre Augen flogen kurz zur Seite, dann rutschte sie noch näher an den Bildschirm. »Ich glaube, du bist dir nicht bewusst, wie sehr sich deine Position innerhalb des Clans verbessert hätte, wäre die Meldung von dir ausgegangen. Du wolltest doch endlich aufsteigen.«

Chrystal presste die Lippen zusammen. Mehr Beachtung. Mehr Mitspracherecht für die Jüngeren. Dafür kämpfte sie tatsächlich seit Jahren. Nur interessierte ihre Mutter das sonst einen Scheiß. »Schön, dass du an uns alle denkst. Nur versteh ich den Aufriss grad nicht. Wir stehen kurz vor dem rettenden Ende. Und du? Meckerst rum?«

»Na schön«, antwortete sie, dabei hätte das Wort Versagerin viel besser zu ihrem Gesichtsausdruck gepasst, doch irgendetwas war passiert. Hinter Armata im Raum. Ihr Gesicht verschwand aus dem Bildschirm. Da war ein Schatten, oder? An der Wand, schräg links. Und er bewegte sich. Armata, eines der ranghöchsten Mitglieder, wurde kontrolliert?

»Also gut.« Ihre Mutter tauchte wieder auf und hatte ihr Gesicht ausgetauscht. Dabei nicht nach einem freundlicheren gegriffen, aber professioneller gab sie sich jetzt. »Jaels Bericht hat für Aufsehen gesorgt. Momentan unterzieht er sich einigen Tests. Er wird sein Briefing erhalten und voraussichtlich heute noch in die WG zurückkehren.«

»Sehr gut.« Chrystal hob den Daumen. »Rafi hat sich komplett abgeschaltet, und der Einzige, der ihn wieder auf Spur bringen könnte, ist sicher Jael.«

»Auf die Spur?« Ihre Mutter zögerte. »Chrysalia, noch ist nicht klar, wie mit Rafi verfahren wird, aber das ist jetzt nicht Thema. Und es wird auch nicht mehr dein Thema sein. Du wirst dich da raushalten und vor allem der Immunitin aus dem Weg gehen. Du weißt, wie sensibel die sind, und wir können es uns nicht leisten, sollte sie dahinterkommen, dass du … na, sagen wir mal anders als die anderen bist. Dein Auftrag ist jetzt ganz einfach: Du machst nur noch das, was du am besten kannst. Du säuberst. Ganz oben auf der Liste steht Miriam. Wir wissen nicht, wer ihre Therapeutin ist und was die schon aus ihr herausgekitzelt hat. Von daher: Zieh sie schnellstmöglich aus dem Verkehr. Sei dabei aber bitte kreativ, wir wollen...



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