Nelte | Denkanstöße 2024 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Denkanstöße

Nelte Denkanstöße 2024

... aus Gesellschaft, Philosophie und Wissenschaft
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-60347-8
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

... aus Gesellschaft, Philosophie und Wissenschaft

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Denkanstöße

ISBN: 978-3-492-60347-8
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kluge Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit Die Denkanstöße 2024 bieten - übersichtlich und kompakt - die wichtigsten Analysen, Erkenntnisse und Kontroversen eines gesamten Jahres. Hanno Sauer begibt sich auf die Suche nach dem Ursprung von Gut und Böse und hinterfragt unsere Moralvorstellungen. Elmar Theveßen wirft einen umfassenden Blick auf das politische Weltgeschehen, in dem wir Europäer Spielball im Kampf der Supermächte sind. Sandra Konrad geht psychologischen Machtgefügen auf den Grund und erklärt, warum uns die Abgrenzung innerhalb der Familie oft so schwer fällt. Ein wichtiges Buch zum Mitdenken und Mitreden! »Eine wertvolle Orientierungshilfe.« FAZ Online 

Isabella Nelte studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie sich mit einer antiquarischen Buchhandlung einen Lebenstraum erfüllte. Sie lebt mit ihrer Familie in einer alten Mühle im Taunus.
Nelte Denkanstöße 2024 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Madlen Ziege
Die unglaubliche Kraft der Natur. Wie Stress
Tieren und Pflanzen den Weg weist


Glückliche Stadtkaninchen


»Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern nur im Gegensatz zu dem, was wir über die Natur wissen.«

St. Augustin

Rückblick: Ich war nicht ohne Grund nach Frankfurt gekommen. Ich war dort hingezogen, weil ich in den Frankfurter Wildkaninchen eine einzigartige Möglichkeit sah, die Biologie von Tieren in der Stadt zu erforschen. Von dieser Möglichkeit hatte ich erst erfahren, als der Betreuer meiner Diplomarbeit während meines Studiums von der Uni Potsdam an die Uni Frankfurt gewechselt war. Er berichtete mir begeistert davon, wie viele Wildkaninchen es direkt in der Innenstadt und auf dem Unicampus gab.

Und es stimmte! Als ich Frankfurt besuchte, sah ich die Fellknäuel einfach überall. Auf den Grünstreifen vor der Frankfurter Oper, in den Kleingärten zwischen den Hochhäusern oder auf den Wiesen vor der Bundesbank. Sie hoppelten sogar tagsüber durch die Parkanlagen und legten ihre Bauten direkt an der Straße an. Nachts huschten sie zwischen den Büschen vor den Clubs in der Frankfurter Innenstadt hin und her. Die waren hier doch total fehl am Platz, oder? Die flauschigen Langohren wirkten zwischen den spiegelblanken Fassaden der Hochhäuser, als kämen sie von einem anderen Planeten.

Obwohl die Kaninchen scheinbar viel weniger zu Frankfurt passten als ich, hoppelten sie gesund und munter durch die Gegend. Zwischen Börse und Bundesbank rammelten sie, was das Zeug hielt. So viel Fruchtbarkeit war ein sicheres Zeichen dafür, dass es ihnen hier gut ging. Waren die Stadtkaninchen in Frankfurt am Main also gar nicht so fehl am Platz, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte?

Beim Frankfurter Grünflächenamt und der Unteren Naturschutzbehörde fragte ich nach. Dort wusste jedoch niemand so genau, was es mit den Kaninchen auf sich hatte, geschweige denn, woher sie kamen und wie viele es von ihnen in »Mainhattan« wirklich gibt. Dafür erfuhr ich, dass die Hasenartigen in den letzten Jahren so überhandnahmen, dass die Stadt Frankfurt einen Jäger zur Reduzierung der Bestände beauftragte hatte. Ich solle mich an ihn wenden. Gesagt, getan.

Am nächsten Tag traf ich mich mit Axel Seidemann auf der Grünfläche vor der Frankfurter Bundesbank. Er hatte seine Frettchen Hanni und Nanni mit dabei. Die kleinen Marderartigen halfen ihm bei der Kaninchenjagd. Sie trieben die Kaninchen aus dem Bau direkt in die vor die Löcher gestellten Reusen. Ich fragte ihn, ob er wisse, woher die Kaninchen kämen und warum es so viele in der Stadt gebe. »Meine Kolleg:innen berichten von ähnlichen Vorkommnissen in anderen Städten, zum Beispiel in Münster und Berlin. Wir können noch nicht erklären, was ausgerechnet eine Stadt im Vergleich zum ruhigen, ländlichen Raum für die Hasenartigen zu bieten hat. Und vor allem, warum es auf dem Land immer weniger Kaninchen gibt. In den letzten Jahren wurden kaum noch welche im Umland geschossen.«

Moment! Wie paradox war das denn? Jetzt rufen wir schon Jäger:innen in die Städte, um Kaninchenplagen zu beseitigen, während es auf dem Land nicht mal mehr genügend Exemplare für den Suppentopf gibt? Das konnte ich nicht glauben. Ich telefonierte mich durch alle fünfzehn Landesjagdverbände. Das Ergebnis: Axel hatte recht. In den meisten Bundesländern sind die Bestände auf dem Land in den letzten Jahren zurückgegangen. Herr Pirzkal, damaliger Landesbetreuer des Jagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern, klagte mir besonders sein Leid. In den ländlichen Bereichen Mecklenburg-Vorpommerns ist das Wildkaninchen im Jahr 2011 sogar noch weitaus seltener geworden als das Rebhuhn (Perdix perdix). Restbestände finden sich ausnahmslos nur noch in Städten.

Kaninchenparadies in Mainhattan


Weder der Stadtjäger noch die Angestellten der Stadt hatten eine Erklärung dafür, warum Wildkaninchen das stressige Frankfurt gegenüber dem ruhigeren Umland bevorzugten. Und auch von den Ökolog:innen an der Goethe-Universität in Frankfurt hatte sich noch niemand mit den haarigen Stadtbewohnern beschäftigt. Es musste doch einen Weg geben, den Grund für die hiesige Kaninchenplage herauszufinden! Damit war die Entscheidung für mich gefallen. Ich würde in der Mainmetropole bleiben, um das Geheimnis hinter dem Frankfurter Kaninchenphänomen zu lüften. Natürlich hatte ich schon so meine Vermutung und stellte drei Theorien auf:

  1. Die Stadt bietet den Hopplern mehr Nahrung als die kargen Agrarwüsten im Umland. In den Grünanlagen rund um die Frankfurter Innenstadt, den Schrebergärten und größeren Parks gibt es immer etwas zu mümmeln – selbst im Winter.
  2. In den Parkbereichen Frankfurts gibt es viele dichte Böschungen, in denen die Wildkaninchen ihre Bauten anlegen können. Auf den weiten Fluren der Monokulturen und Graslandschaften im Frankfurter Umland suchen die Hasenartigen solche Wohngrundstücke hingegen vergebens.
  3. Obwohl es auch in der Stadt Fressfeinde wie Füchse oder Greifvögel gibt, geht von ihnen weniger Gefahr aus. Anstatt flinken Kaninchen nachzustellen, bedienen sie sich lieber an unseren Mülltonnen. Die Stadtkaninchen können somit schneller hohe Dichten erreichen als die Landkaninchen.

Die zentrale Frage meiner Forschung war daher folgende: Kann es sein, dass ein Mangel an Futter, Wohnmöglichkeiten und Sicherheit vor Fressfeinden die Kaninchen auf dem Land so sehr stresst, dass sie sich zu den Städten hingezogen fühlen? Wenn dem so ist, dann wäre Stress für die Kaninchen ein Wegweiser hin zu einem besseren Leben!

Macht Stress Magengeschwüre?


»Stress ist ein Wort so nützlich wie eine Visa Card und so befriedigend wie eine Coca-Cola. Es legt sich nicht fest und lässt sich auch nicht festlegen.«

Richard A. Shweder

Stress als Wegweiser? So viel Wertschätzung bringen wir dem Begriff meist nicht entgegen. Glauben wir den Medien, ist Stress der Sündenbock unserer Zeit. Stress ist schlecht. Stress schadet der Gesundheit. Stress muss vermieden werden. Hinterhältig lauert er uns auf. In Form der Schwiegermutter beim jährlichen Kaffeetrinken zum Geburtstag. Getarnt als cholerischer Chef im wöchentlichen Meeting. Oder – weniger offensichtlich – als letztes Blatt auf der Klopapierrolle in der täglichen Sitzung. Als Misserfolg, Krankheit und Ruhelosigkeit schleicht sich Stress wie ein listiger Gnom in die Lebensgeschichten aller Menschen ein. Von Frau Schmidt an der Aldi-Kasse bis zu Queen Mum im Buckingham Palace. Die meisten Ärzt:innen, Psycholog:innen und Wissenschaftler:innen sind sich ebenfalls einig: Stress ist eine Erklärung dafür, wie gut wir mit unserem Leben zurechtkommen. Haben wir im Beruf oder im Privaten alles im Griff, haben wir auch keinen Stress. Doch ist dieses durchweg schlechte Image berechtigt?

Das Geschäft mit dem Stress


Was viele nicht wissen: Stress ist eine zufällige Entdeckung! Im Jahr 1935 war der Mediziner Hans Hugo Selye an der McGill-Universität in Montreal eigentlich auf der Suche nach einem unbekannten Botenstoff, der in Kühen die Fortpflanzung steuert. Selye wollte ein neues Hormon entdecken.

In den Eierstöcken und der Plazenta von Kühen hoffte Selye zu finden, wonach er suchte. Er bereitete aus den Geweben Lösungen zu, die er weiblichen Laborratten spritzte. Schon damals wussten die Mediziner, dass Zellen Hormone bilden und diese als Botenstoffe innerhalb des Körpers verschicken. Solche Botenstoffe aktivieren auch die Thymusdrüse. Sie liegt hinter dem Brustbein und unterstützt während der Pubertät das Wachstum des Körpers, den Knochenaufbau und den Energiehaushalt. Nach der Pubertät baut sich der Thymus wieder ab und besteht im Alter fast nur noch aus Fettzellen.

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