Nerciat Klassiker der Erotik 61: Julie - Die Abenteuer eines Strassenmädchens während der französischen Revolution
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944964-72-0
Verlag: Passion Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ungekürzt und unzensiert
E-Book, Deutsch, Band 61, 141 Seiten
Reihe: Klassiker der Erotik
ISBN: 978-3-944964-72-0
Verlag: Passion Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Julie ist eine Dirne, ein Straßenmädchen, erfahren in den Künsten der Liebe - doch ihr Bett teilt die glühende Patriotin nur mit Männern, die wie sie selbst auf den Barrikaden der Französischen Revolution kämpfen. Es sei denn, sie dient den Zielen der Freiheit, wenn sie Aristokraten verführt.
Der Autor, bekannt als Verfasser spannender erotischer Abenteuerromane, macht deutlich, welche Rolle die Dirnen von Paris während der Französischen Revolution gespielt haben. Mehr als 2000 nahmen zuweilen an den Sitzungen des Konvents teil, und viele von ihnen waren, wie die Heldin dieses Buches, bereit, für die neuen Ideale zu lieben und zu sterben.
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Kapitel 4
Ich stellte trübselige Überlegungen über die Attacken an, denen ich meine Tugend ausgesetzt hatte, und vergegenwärtigte mir die grausamen Folgen, welche die Tat des Lüstlings Jerôme hatte. Auch mußte ich an den Schaden denken, der meiner Ehre zugefügt wurde, ohne daß mein Herz beteiligt war. Mit großer Bitterkeit fragte ich mich, ob ich mit meinen achtzehn Jahren die Liebe nur in der Form schamloser Liebkosungen eines Malers und eines Mönches kennenlernen sollte. Ich hatte noch nie geliebt, obwohl ich mir diese so kostbare Blume pflücken ließ, der sich schon hundert Hände ohne Erfolg genähert hatten. Der Schatz, den ich in meiner Fantasie für ein göttliches Wesen aufbewahrt hatte, war unter Schmerzen eine Beute des Jakobinermönches geworden. Mit großer Zurückhaltung begegnete ich dem allzu vertrauensseligen Darmancourt. Ich sage vertrauensselig, weil er als einziger mit großer Leidenschaft die Tugend des Gottesmannes verteidigte, den er in mein Elternhaus eingeführt hatte. »Wie bösartig sind doch die Männer!« sagte ich eines Tages nach meinem traurigen Abenteuer zu mir selbst. »Die edelsten Motive erweisen sich alle als Heuchelei! In einer so schlechten Welt und in einem so verdorbenen Jahrhundert geht die Tugend durch die Schlechtigkeit zugrunde.« Doch ich besaß zuviel Selbstachtung, um die gute Meinung, die M. Darmancourt von dem Jakobinerpater hatte, noch zu teilen. Glücklicherweise kam seine Ansicht, die er von der Tugend des Paters hatte, ein wenig auch mir zugute. Durch seine Beredsamkeit widerlegte er alle spöttischen Bemerkungen der Nachbarn. Ich widmete mich dann wieder meinen täglichen Beschäftigungen: lesen, malen, beten und seufzen. Darmancourt bemerkte, daß ich zusehends abmagerte. Er vermutete, daß ich einen Liebhaber benötigte und machte sich ohne mein Wissen auf die Suche. Tatsächlich fand er einen Mann, der nach seiner Überzeugung sehr gut zu mir paßte. Da er eine unglückliche Hand bei der Wahl meines Seelenhirten gehabt hatte, wollte er aber nicht, daß man sagen könnte, er hätte ihn mir beschafft. Dieser junge Mann war ein Arzt und hatte mich einige Male in der Kirche gesehen. Er bat ihn, mich zu besuchen. Da es leicht war, meine Eltern zu überzeugen, führte er ihn bei uns ein. Es war für einen Mann, der ein wenig Verstand hatte, nicht sehr schwierig, meine Mutter zu beeindrucken und bei ihr den Wunsch zu wecken, mich zu verheiraten. Diese Partie wäre für ihren Stolz außerdem sehr schmeichelhaft gewesen, und wenn der Doktor erschien, wurde an nichts gespart, um ihn zu einer schnellen Entscheidung zu bewegen. Man kann sich leicht vorstellen, welchen Eindruck diese geplante Verbindung in den Kneipen machte, wo mein Vater nichts galt. Die Nachbarn wußten bald, daß ein Arzt die Mademoiselle Julie besuchte - aber die arme Julie sah in dieser Heirat nur einen Weg, um sich von einem drückenden Joch und demütigenden Zustand zu befreien. Obgleich M. Farges jung war und Anmut und Geist besaß, war er doch nicht der ideale Mann, den ich mir in meiner Fantasie gewünscht hatte. Folglich blieb ich fromm, und M. Farges blieb nichts anderes übrig, als einen Monat lang Seufzer auszustoßen. Meine Mutter war in großer Furcht, daß die Gelegenheit, dieses Abenteuer glücklich zu beenden, verstreichen würde. Und die Tage vergingen, ohne daß ein Erfolg sich einstellte. Schließlich fand eine kleine Versammlung statt, wo meine Mutter mich folgendermaßen belehrte: »Meine liebe Tochter, Sie dürfen nicht darauf hoffen, daß der Zufall einen solchen Mann wie M. Farges noch einmal zu Ihnen führt. Das Glück ist nun einmal auf Reichtum gegründet, und Reichtum, der auf der Heilkunst beruht, ist am sichersten. M. Farges ist jung. Geben Sie sich ruhig den Sünden der Jugend hin! Er liebt die Vergnügungen, oder es hat doch wenigstens den Anschein. Sie besitzen genug Geschicklichkeit, um ihm alle Freuden zu verschaffen. Dies ist der einzige Weg, einen Wankelmütigen fest an sich zu binden. Seine Familie scheint sich dieser Hochzeit zu widersetzen, die sie aus mir unbekannten Gründen für unpassend hält. Lassen Sie also dieses vergängliche Feuer nicht ausgehen, soweit es Ihnen möglich ist! Sie müssen großzügig sein, damit Sie seine Sinne erregen und ihn völlig an sich binden, selbst wenn es notwendig ist, ihm zu erlauben…« »Halt! Frau!« schrie mein Vater. »Sie haben immer eine seltsame Moral gehabt, die ich nie sehr geschätzt habe. Es ist nicht notwendig, daß sich Julie gleich morgen einen kleinen Doktor machen läßt.« »Oh! Warum nicht?« erwiderte meine Mutter. »Ist es nicht besser, wenn sie mit einem Ehrenmann sündigt, der Gefühl hat?« »Oh, mein Gott, wenn Julie das Unglück widerfährt, Ihre Ratschläge zu befolgen und M. Farges ihrer Gunst überdrüssig ist, wissen Sie, was er dann macht? - Er läßt sie sitzen, Madame!« Der Regimentsarzt, der glaubte, daß die Ehre meiner Mutter auf seltsame Weise verletzt worden sei, versetzte dem Redner einen Faustschlag. Dieser reagierte darauf mit einem Fußtritt. Ich hatte gerade noch Zeit, mich zwischen die beiden zu werfen. Indem meine Mutter vorgab, die beiden Streithähne trennen zu wollen, beschimpfte sie tüchtig ihren ehrenwerten Ehemann. Plötzlich kam M. Farges. Dieser unerwartete Besuch besänftigte ein wenig die Wut der Kämpfer. Da man unmöglich den Streit verschweigen konnte - zu meinem größten Bedauern war der Doktor noch Zeuge gewesen nannte ich ihm die Gründe. Doch gab ich ehrenwertere Motive an und ließ die häßliche Szene in einem für mich günstigen Licht erscheinen. Obwohl der Doktor mir nicht so recht glaubte, wurde das Gespräch auf ein anderes Thema gelenkt. Meine Mutter, die sich von ihren Grundsätzen nicht abbringen ließ, begleitete meinen Vater und ihren geliebten Gilet in einen anderen Raum. Mich ließ sie mit meinem Liebhaber allein zurück. »Meine schöne Julie«, sagte Farges zu mir, »all diese Ereignisse beweisen mir, daß Sie in ein Haus wie dieses nicht hineinpassen. Meine Liebe läßt mich vergessen, daß Sie - Gott sei Dank - keine Ähnlichkeit mit Ihren Eltern haben. Aber mein Vater sieht die Sache anders. Er hat Sie eben noch nicht kennengelernt, und das entschuldigt ihn. Ich habe soeben von ihm einen Brief erhalten, in welchem er mir mitteilt, ich solle mich in keiner Weise festlegen, denn er habe einen seiner Freunde beauftragt, an Ort und Stelle Erkundigungen einzuziehen. Was das bedeutet, muß ich Ihnen nicht sagen.« Darauf erwiderte ich meinem ängstlichen Doktor, daß es an ihm liege, Schwierigkeiten zu verhindern. »Oh! Julie! Lassen Sie mir Gerechtigkeit widerfahren«, antwortete er mit großer Erregung, »wenn ich Sie nicht lieben würde, dann würde ich Ihnen auch meine Ängste nicht mitteilen. Ich weiß, daß man mich beobachtet. Wenn ich zu Ihnen komme, werde ich ständig verfolgt. Ohne Zweifel sterbe ich, wenn man mich meines Glückes beraubt. Ich will mich mit Ihnen über unsere weiteren Zusammenkünfte beraten, die ich für einige Zeit geheim halten muß. Deshalb habe ich mich auch zu diesem Geständnis entschlossen, das die Maßnahmen meines Vaters notwendig gemacht hat.« »Ich habe zu lange über meine unglückliche Lage gestöhnt, um noch zu glauben, daß sich mein Los ändern könnte. Sie haben mich enttäuscht! Die Maßnahmen, von denen Sie sprechen, verschlimmern alles nur noch. Ich müßte noch hinzufügen, daß auch mir der Standesunterschied mißfällt, auf den Ihre Eltern Sie hin weisen. Doch ich will schweigen! Sagen Sie mir, was ich nach Ihrer Meinung tun soll.« »Wir können uns«, sagte er zu mir, »nicht mehr ungezwungen sehen, sondern müssen uns heimlich treffen. Wir sollten versuchen, auch ohne die Einwilligung meiner Eltern, die man uns verweigert, glücklich zu werden.« Ich begriff sehr wohl, worauf Farges hinauswollte. Obgleich ich gern seine Frau werden wollte, hatte ich aber überhaupt keine Lust, nur seine Mätresse zu sein. »Ihre Absichten sind mir klar!« antwortete ich ihm. »Aber ich kann mit Ihnen nur durch das Band der Ehe vereinigt werden. Sie finden es vielleicht angenehm, auf die Trauung zu verzichten, was mich anbelangt, lege ich aber großen Wert auf diese Formalität. Deshalb müssen wir uns, Herr Doktor, ab heute trennen.« »Meine liebe Julie, was denken Sie bloß!« Wollen Sie mir im Ernst einen solchen Vorschlag machen? Ich bin bereit, alles zu opfern, um Ihnen die Liebe zu beweisen, die Sie in mir geweckt haben. Wir wollen von diesem Ort fliehen, wo wir beide unglücklich sind. England, das gewaltige Reichtümer besitzt, bietet uns einen sicheren Zufluchtsort. In London wird man Ihre Malkünste und meine medizinischen Fähigkeiten schätzen. Wir beide können dort von unseren...