Eine garantiert wahre Geschichte aus Timor
Buch, Deutsch, 312 Seiten, Format (B × H): 128 mm x 208 mm, Gewicht: 432 g
ISBN: 978-3-96054-370-1
Verlag: Edition Nautilus
Sergeant Ipi, der junge (und einzige) Dorfpolizist, u¨bt seine Autorität nicht immer gewaltfrei aus. Doch heute hat er alle Männer von Oetimu eingeladen, um am einzigen Fernseher des Dorfes das Finale der Fußball-WM 1998 zu schauen. Er hat etwas zu feiern, nämlich seine Verlobung mit der schönen Silvy – eine Anku¨ndigung, die alle Anwesenden in tiefes Unglu¨ck und sofortiges Besäufnis stu¨rzt. Der Abend endet jedoch nicht nur fu¨r sie sehr anders als erwartet.
Die mitreißende Geschichte, die sich nun entspinnt, fu¨hrt mitten hinein in die von Umstu¨rzen und Gewalt geprägte Geschichte Timors nach Ende der Kolonialzeit: Ipis Mutter Laura, deren Eltern bis 1975 Teil der portugiesischen Kolonialverwaltung in Osttimor waren, wird als junge Frau im Bu¨rgerkrieg verhaftet und gefoltert. Sie entkommt und gelangt nach Oetimu, wo sie von Am Siki aufgenommen wird, einem allgemein verehrten Helden, der während der japanischen Besatzung ein Arbeitslager niedergebrannt haben soll und auf gutem Fuß mit den Ahnen steht. Auch Martin Kabiti lebt in Oetimu, als fru¨herer pro-indonesischer Offizier war er verantwortlich fu¨r Massaker an der Bevölkerung Osttimors. Silvy hingegen ist ziemlich plötzlich im Dorf aufgetaucht. Dass sie von jemand anderem schwanger ist, weiß auch ihr Zuku¨nftiger Ipi nicht …
Geprägt von der mu¨ndlichen Erzähltradition Timors, strotzt der Roman vor satirischem Witz und komischen Überzeichnungen und erzählt leichtfu¨ßig von Gewalt und Menschlichkeit am Rande des indonesischen Archipels.
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»Ihr könnt feuchte Träume haben mit wem ihr wollt«, sagte er. »Mit Silvy, mit der Frau von A Teang oder mit Lady Diana. Aber, in Gottes Namen, schlagt euch nicht! Ihr seid nur dumme Jungen, die beim Pinkeln noch nicht einmal eine Delle in den Boden machen.«
Sergeant Ipi schimpfte und prügelte weiter auf die Jungen ein, bis er vor Erschöpfung von ihnen abließ. Zu dem Zeitpunkt waren die beiden schon nicht mehr in der Lage aufzustehen, sie waren buchstäblich grün und blau geprügelt. Mit letzter Kraft bettelten sie um Vergebung und versprachen, sich nach dem nächsten feuchten Traum nicht mehr zu prügeln. Sergeant Ipi vergab ihnen, hielt ihnen eine Standpauke, in die er einige amtliche Formulierungen einflocht, die er sich aus der Zeit seiner Polizeiausbildung gemerkt hatte, und befahl ihnen dann, Sufmuti-Blätter zu sammeln, um ihre Wunden zu versorgen.
Die beiden Jungen waren davongegangen, da blickte Sergeant Ipi nach oben in den Himmel und dachte nach. Für die Sicherheit seines Dorfes musste er schleunigst diese junge Frau aufsuchen. Wegen dieser Frau hatten sich allein an diesem Tag zwei Kinder fast gegenseitig umgebracht. Wer konnte schon dafür garantieren, dass Oetimu nicht morgen oder übermorgen wegen dieser Frau die Unabhängigkeit von Indonesien verlangte?




