E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten
Reihe: Der große Roman
Neuhaus / Clausen / Meerfeldt E-Book 13-18
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7409-2947-3
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der große Roman Jubiläumsbox 3 - Liebesroman
E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten
Reihe: Der große Roman
ISBN: 978-3-7409-2947-3
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das große Zeitalter des Romans lebt. Es kehrt zu uns zurück in Gestalt von Der große Roman. Was man in dieser romantischen, klassischen Ausgabe findet, ist ebenso natürlich wie außergewöhnlich spannend. Schicksale voller Emotionen und Gefühle erwarten die Leserschaft. Meisterhaft erzählt werden die Romane von bestsellerverdächtigen Schriftstellerinnen. Keine Leseprobe vorhanden. E-Book 1: Die stolze Isabell E-Book 2: Bezaubernde Lügnerin E-Book 3: Der goldene Schleier E-Book 4: Ihre letzte Liebe E-Book 5: Sehnsucht im Paradies E-Book 6: Katharina - bestohlen und geliebt!
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»Pst! Nicht so laut, Isabell! Wenn jemand wach wird und uns hört, sind wir verloren. Zwei Tage Arrest ist das mindeste, was uns blühen kann.« »Hätte ich diesen Blödsinn nur nicht mitgemacht«, kommt die erboste Stimme von Isabell von Bonin zurück. »Das ist wieder so eine verrückte Idee von dir, Ulla.« »Ach was! Prima ist das. Du wirst sehen, wir werden uns auf dem Trachtenfest blendend amüsieren.« »Sind wir noch nicht unten?« flüsterte Isabell. »Noch zwei Stufen«, raunt Ulla Eschenbach zurück. Die beiden jungen Damen sind damit beschäftigt, eine Leiter an der Hauswand hinunterzusteigen. Es ist zehn Uhr abends. Sie können nur ahnen, wo die nächste Stufe ist, denn die Mondsichel kommt nur alle paar Minuten hinter einer Wolke hervor und beleuchtet schwach das nächtliche Abenteuer. Ulla ist schon auf der feuchten Gartenerde angelangt und breitet beide Arme aus, um ihre Freundin Isabell zu helfen. »Nun noch die Leiter weg«, sagt Ulla, »wir legen sie lautlos auf die Erde, damit wir nachher wieder auf demselben Weg ins Haus können.« Beide fassen sie an und lassen die leichte Leiter zur Erde gleiten. Sie werfen noch einmal einen prüfenden Blick auf die Hausfassade. Aber es bleibt alles dunkel und still. »Das hätten wir geschafft«, sagt Ulla und reibt sich vergnügt die Hände. »In der Gartenlaube liegen unsere Dirndlkleider.« Sie ducken sich und schleichen durchs Gebüsch zur Gartenlaube. Aus einem Karton zieht Ulla zwei Dirndlkleider. Hastig ziehen sich die beiden Mädchen an. Die Frisuren werden geändert. Sie erkennen sich fast selber nicht mehr wieder, als sie sich im Mondschein in einem kleinen Taschenspiegel betrachten. »Beinahe sehen wir aus wie die Bauerntrampel«, erklärt Ulla und kann sich kaum halten vor Lachen. Isabell findet das nicht lächerlich. Sie ist überhaupt in keiner vergnügten Laune. Sie hat das Ganze nur notgedrungen mitgemacht, weil Ulla sie schon seit Wochen beschwatzt hat. Ulla nimmt ihre Hand und führt sie durch die verschlungenen Wege des Gartens zu einer kleinen versteckten Tür, die sie vor Wochen entdeckt hat. Als sie im Freien sind, atmen beide hörbar auf. »Wenn nur keiner merkt, daß wir nicht da sind«, sagt Isabell mit klopfendem Herzen, »du weißt, wie streng Frau Hohenstein ist. Wir fliegen sofort aus dem Pensionat.« »Die schläft wie ein Dachs. Glaube mir. Es ist noch nie vorgekommen, daß sie nachts durch das Haus gegangen ist. Wir sind in zwei bis drei Stunden zurück. Denk bitte nicht daran. Wir wollen uns heute amüsieren. Ich bin es sowieso leid, ständig beaufsichtigt zu werden. Mir hat es von Anfang an nicht gepaßt, in ein Pensionat gesteckt zu werden. Daran ist aber nur meine Stiefmutter schuld. Die wollte mich für ein bis zwei Jahre los sein.« »Wie weit ist es noch bis zum Ort?« fragt Isabell. »Wir sind gleich da. Höchstens noch zehn Minuten. Drücken dich die ungewohnten Schuhe?« »Natürlich«, stößt Isabell wütend hervor, »noch niemals habe ich so gräßliche Schuhe getragen. Sie drücken an allen Ecken.« »Halb so wild. Das müssen wir auf uns nehmen. Sonst merkt man, daß wir nicht vom Lande sind. Es muß alles stilecht sein.« Isabell seufzt. Sie hören jetzt schon die Blaskapelle, die im Dorfkrug zum Tanz aufspielt. »Und rede bloß nicht so vornehm«, mahnt Ulla, »sag lieber gar nichts. Wir wollen einmal richtige Landmädchen spielen.« »Eine verrückte Idee von dir«, murmelt Isabell. Sie sehen jetzt schon das hellerleuchtete Dorf. Es ist eine warme Sommernacht. Es duftet nach Wald und Wiese. Ein paar junge Männer begegnen ihnen und wollen sie gleich in ihre Mitte nehmen. Entrüstet will Isabell auffahren, aber Ulla gibt ihr einen Rippenstoß, so daß sie verwirrt schweigt. Ehe sie sich versehen, sind sie mitten im Festtrubel drin, der zu dieser Zeit bereits seinen Höhepunkt erreicht hat. Es ist ein herrlich buntes Gewimmel. Die leuchtenden Farben der Trachten geben ein verwirrend schönes Bild. Der Dorfkrug ist bis auf den letzten Platz besetzt. Es ist noch ein großes Zelt daneben auf einem freien Platz aufgestellt worden, das genauso gefüllt ist. Kaum hört die eine Kapelle auf zu spielen, so fängt die zweite schon an. Die ganze Umgebung ist zu diesem traditionellen Trachtenfest gekommen. Die beiden Mädchen werden sogleich in den Trubel mit hineingezogen. Ehe sie so recht zu sich kommen, sind sie voneinander getrennt. Isabell ist wütend, als sie Ulla nicht mehr in ihrer Nähe entdecken kann. Sie möchte am liebsten sofort zurückgehen. Aber das kann sie nicht wagen, wenn sie nicht alles verraten will. Sie muß schon bis zwölf Uhr ausharren, denn um diese Zeit wollen sie den Rückweg gemeinsam antreten. Was soll sie nun tun? Sie fühlt sich wie eine Fremde. Sie dreht sich suchend um. In diesem Augenblick spürt sie ein Augenpaar auf sich gerichtet. Es sind Augen, deren Blick man einfach nicht ausweichen kann. Auch Isabell kann es nicht. Wie magisch zieht der Blick dieser graublauen Augen sie an. Die Augen gehören einem dunkelblonden Mann mit hoher, schlanker Gestalt. Mit sicheren, ruhigen Schritten bahnt er sich eine Gasse durch die wogende Menge und kommt auf Isabell zu. »Suchen Sie jemanden?« fragt er höflich. Isabell ist nur einen Augenblick verwirrt. Jetzt wird ihr Blick abweisend, und ihre dunklen Brauen ziehen sich hochmütig nach oben. »Nein«, sagt sie schroff und mustert die imponierende Gestalt des Mannes mit unnahbarer Miene. Er läßt sich allerdings nicht davon beirren. Er lächelte sogar, als gehe er auf einen Scherz von ihr ein. »Sie sind sehr hübsch«, sagt er, »auch wenn Sie eine Schmollmiene machen.« Wer kann sie schon sein, denkt er, irgendein hübsches Mädchen aus der Gegend hier herum. Wenn auch ihr Gesicht feiner ist und ihr Mund hochmütiger, so verrät doch ihre ländliche Tracht, daß sie zu den Menschen hier gehört. Isabell will sich entrüstet abwenden, aber da fängt die Musik schon wieder an. Und im nächsten Moment packt eine kräftige Hand sie am Arm und hält sie fest. »Tanzen wir?« fragt er mit lachenden Augen. Isabell ist starr über so viel Frechheit. Aber im rechten Moment denkt sie an Ullas Warnung. Nicht vornehm reden und sich nicht durch hochmütiges Benehmen verraten. Wenn sie nicht den ganzen Abend hier allein herumstehen will, muß sie mit diesem unverschämten Menschen leider tanzen. Er faßt sie so spontan und fest um die Taille, daß sie ihm einen leicht empörten Blick zuwirft. Er tanzt atemberaubend. Er hat sie so fest im Griff, daß sie einfach mitgerissen wird. Sie vergißt fast zu atmen, so wirbelt er sie herum. Die Musikkapelle spielt nur alte Tänze. Moderne Tänze sind auf diesem Trachtenfest verpönt. Sie würden auch nicht recht zum Bild passen. Isabell spricht kein Wort und ihr Tänzer auch nicht. Er schaut sie nur an. Es sieht fast aus, als mache er sich über sie lustig, weil sie so abweisend aussieht. Als der Tanz zu Ende ist, suchen Isabells Augen verzweifelt nach Ulla. Aber sie kann nicht ein Zipfelchen von ihrer Freundin entdecken. Ihr Tanzpartner hat anscheinend auch nicht die Absicht, sich von ihr zu trennen. Er hält weiterhin ihren Arm fest, um sie nicht im Gewühl zu verlieren. »Wollen wir ein Gläschen miteinander trinken?« fragt er sie. Seine stahlblauen Augen sind so dicht vor ihr, daß es Isabell heiß und kalt über den Rücken läuft. »Meinetwegen«, wirft sie hin. Immer noch besser, mit diesem Mann als Schutz, als allein in diesem Gewühl zu stecken. »Jetzt sagen Sie wenigstens mal ein Wort«, lacht er übermütig. »Ich dachte schon, Sie würden überhaupt nicht mehr mit mir sprechen.« Er hat anscheinend einen festen Platz an einem der langen Tische. Für Isabell hat er blitzschnell einen zweiten Stuhl herangezogen. Seine Bewegungen sind sicher und überlegen. In seiner Nähe müßte man sich geborgen fühlen, denkt Isabell einen Moment lang. Ehe sie sich versieht, steht ein Glas Wein vor ihr. »Prost«, sagt ihr Partner und hält ihr sein Glas entgegen. Isabell muß ihn notgedrungen anschauen. Sie findet seinen Blick ausgesprochen dreist. »Weißt du, daß man sich eigentlich auf diesem Fest mit ›Du‹ anreden muß?« fragt er leise. »Ich bin fremd hier in der Gegend, aber man hat es mir gesagt.« »Davon weiß ich nichts«, sagt Isabell frostig. Er zuckt mit den Schultern. »Du bist also auch nicht aus dieser Gegend?« »Doch«, sagt sie schroff. Er findet ihre Schroffheit offenbar sehr amüsant, denn er ist nicht im Geringsten eingeschnappt. »Ich habe Mädchen sehr gern, die so kratzbürstig sind wie du«, flüstert er ihr zu. »So«, wirft sie bissig hin. Ihre Brauen heben sich geringschätzig. Am liebsten würde sie diesem Theater ein Ende machen und ihm sagen, daß sie keinen Wert darauf legt, mit anderen Mädchen verglichen zu werden. Sie nippt an ihrem Wein. Sie merkt, daß er plötzlich auf ihre Hände starrt. »Was für feine Hände du hast«, murmelt er verwirrt, »so als ob du in deinem ganzen Leben noch nichts getan hättest.« Sie erschrickt. Ulla hat ihr fest eingeschärft, sich nicht zu verraten. »Ich arbeite aber«, sagt sie trotzig. »Oh, Verzeihung«, lacht er nun wieder. »Ich habe ja auch nur einen Moment daran gezweifelt. Selbstverständlich gehörst du hier in diese Gegend. Und hier muß jeder arbeiten. Darf ich fragen, aus welchem Ort du bist und was du...