Neuhaus / Trott / Townson | Neuropsychotherapie der ADHS | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 242 Seiten

Neuhaus / Trott / Townson Neuropsychotherapie der ADHS

Das Elterntraining für Kinder und Jugendliche (ETKJ ADHS) unter Berücksichtigung des selbst betroffenen Elternteils
erweiterte und überarbeitete Auflage
ISBN: 978-3-17-041825-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Elterntraining für Kinder und Jugendliche (ETKJ ADHS) unter Berücksichtigung des selbst betroffenen Elternteils

E-Book, Deutsch, 242 Seiten

ISBN: 978-3-17-041825-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In jahrzehntelanger Arbeit mit ADHS-Kindern und ihren Familien hat sich gezeigt, dass häufig auch ein Elternteil von ADHS betroffen ist. Das heißt, er selbst läuft Gefahr, zu impulsiv zu reagieren, nicht richtig zuzuhören, vergesslich zu sein. Im Elterntraining ETKJ ADHS wird den Eltern durch umfassende Vermittlung der neurobiologischen Hintergründe ein Verstehen der anderen Funktionsweise bei ADHS möglich. mit diesem verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Manual können Therapeuten, Psychologen und Pädagogen die Eltern dazu befähigen, krisenhafte Zuspitzungen schon im Vorfeld zu erkennen und rasch abzubauen. Die 2. Auflage wurde grundlegend überarbeitet und um aktuelle Erkenntnisse erweitert.

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Einleitung
Die jahrelange Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit ADHS und deren Eltern (von denen überzufällig häufig ein Elternteil selbst betroffen ist) bringt immer wieder aufs Neue die Erkenntnis, dass in der zentral wichtigen Elternberatung des verhaltenstherapeutischen multimodalen Behandlungsansatzes nicht nur die Anleitung zur Konsequenz, zu klaren Regeln und Strukturen für den Transfer in den Alltag wesentlich ist. Es zeigte und zeigt sich immer deutlicher, wie dies kommuniziert wird: zunächst im Elterntraining durch das Modell des Trainers und durch konkrete »Selbsterfahrung« im Rollenspiel; und dann durch die Eltern bei Instruktionen, beim Einfordern von Regeln, bei Erklärungen und Konfliktentschärfungen ihrem Nachwuchs gegenüber. »Psychotherapie wirkt, wenn sie wirkt, im Gehirn.« Klaus Grawe ADHS bedeutet eben nicht nur Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme zu haben, impulsiv und unruhig zu sein, sondern vor allem auch affektlabil, rasch auf dem Gefühl regelrecht »ausrutschend«. Voraussetzung für eine zielführende Behandlung von Betroffenen mit ADHS (mit und ohne Komorbiditäten, in welchem Alter auch immer) ist, dass der Behandler den speziellen Wahrnehmungs- und Reaktionsstil wirklich kennt – mit der spezifischen Neurodynamik und entsprechenden Regulierungsdynamik und den funktionellen Auswirkungen. Dazu gehört vor allem, dass die Kommunikation (verbal und nonverbal) von Anfang an so erfolgt, dass die Patienten tatsächlich »erreicht« werden. »Dem Gefühl ausgeliefert«, war der Untertitel des Buches ADHS bei Frauen 2004 von Doris Ryffel-Rawak. Sie betonte die Relevanz der emotionalen Labilität und Hypersensibilität. Krause und Kraus 2014 befürchteten kurz vor dem Erscheinen des DSM-5, dass die Affektlabilität dort ebenso wenig berücksichtig würde wie im DSM-IV.
Wender (2009, S. 192) hatte diese charakteristische Stimmungsstörung (schon vor der Adoleszenz bestehend!) als »Wechsel zwischen normaler und niedergeschlagener Stimmung sowie leichtgradiger Erregung« beschrieben. »Die niedergeschlagenen Stimmungslage wird von Patienten häufig als Unzufriedenheit oder Langeweile beschrieben. Im Gegensatz zur ›major depression‹ finden sich kein ausgeprägter Interessenverlust oder somatische Begleiterscheinungen. Die Stimmungswechsel sind häufig reaktiver Art; gelegentlich treten sie aber auch spontan auf«. Kinder und Jugendliche mit ADHS verstehen offensichtlich Sprache schlichtweg einfach etwas »anders«. Sie kommen mit »Metasprache« schlecht zurecht, fassen z.?T. wirklich »wörtlich« auf. So ist z.?B. etwas Schwieriges langweilig, weil es eine lange Weile dauert. Sie reagieren zudem früher oder später leider »allergisch« (im wahrsten Sinne des Wortes) auf Worte und Formulierungen, die sich wiederholen, die »extrem« sind, die gereizt, vorwurfsvoll, jammernd, anklagend, drohend, moralisierend-appellierend, verhaltensverschreibend geäußert werden. In einer förderlichen, unterstützenden und notwendigerweise auch länger anhaltend anleitenden Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS (mit und ohne Komorbiditäten) geht es entsprechend vordringlich darum, in der Familie einen veränderten »Kommunikationsstil« zu entwickeln, mit eindeutigen und präzisen Ansagen und Aufforderungen, die klar, freundlich und wertschätzend transportiert werden. Auf dem 6. Weltkongress in Vancouver/Kanada im April 2017 bedauerte Louis Rhode von der Arbeitsgruppe ADHS für das DSM-5, dass die Affektlabilität und emotionale Impulsivität nicht im Kriterienkatalog vorhanden sind, da man immer mehr merke, dass genau dies ein zentrales Problem bei ADHS ist. Ein gewisses Umdenken erscheint in der kognitiven Verhaltenstherapie sinnvoll, wenn man Patienten mit ADHS tatsächlich erreichen will, mit ihnen nachhaltig wirkende kompensatorische Strategien entwickeln möchte, die sie dann auch erfolgreich anwenden können (»selbstwirksam« – und somit allmählich das Selbstwertgefühl steigern). 2016 betonte Gerhard Roth in einem Interview mit dem Titel »Vulnerabilität und Resilienz sind neurobiologisch verankert« über Hirnforschung als unterstützende Wissenschaft für die Psychotherapie, v.?a. die Wirkungsforschung betreffend, man müsse sich von einigen traditionellen Annahmen verabschieden, auch in der Verhaltenstherapie. Resilienz als die innere Widerstandskraft, die jemand genetisch bedingt mitbringt (physisch und psychisch), ist bei ADHS individuell mehr oder minder stark ausgeprägt vorhanden. Diese Fähigkeit des doch immer wieder »auf die Füße kommen« nach Niederlagen, massiven Missgeschicken oder schwerer Krankheit ist dem Zeitgefühl im Hier und Jetzt, dem mangelhaften Lernen aus Erfahrung, dem Vergessen und dem Nicht-Abschätzen-können der Konsequenzen des eigenen Handelns geschuldet. Im kognitiv-behavioralen Modell der Entwicklung der ADHS im Erwachsenenalter (nach Safren et al. 2004, 2005a, b und 2009) wird davon ausgegangen, dass die neuropsychiatrischen Grundbeeinträchtigungen v.?a. der Aufmerksamkeit und Selbstregulation (im Sinn der Impulskontrollstörung?) dazu führten, dass Kompensationsstrategien wie Organisieren, Planen und Abarbeiten (statt aufzuschieben, zu vermeiden) nicht als funktionelle Beeinträchtigungen genutzt wurden, wodurch in der lebenslangen Lerngeschichte Misserfolge im Leistungs- und Sozialbereich zu entsprechend negativem Feedback und dementsprechend zu negativen Gedanken/Überzeugungen führen. Dadurch entstünden Stimmungsschwankungen, Schuldgefühle, Angst und Depression. Wenn nun in Anlehnung an dieses Modell in der kognitiven Verhaltenstherapie z.?B. beim typischen Aufschieben vor allem die Konfrontation mit den negativen Konsequenzen erfolgt (und davon ausgegangen wird, dass nur eine Veränderung auftreten könne, wenn sich ein Betroffener »nahezu hundertprozentig« für die Therapie entschieden habe), könne der Patient dann eine Aufgabe in Teilschritte zerlegen, sie in kleinen Zeitportionen abarbeiten und sich dafür belohnen. Die langjährige Erfahrung aus der Arbeit mit Patienten der unterschiedlichsten Altersgruppen zeigt jedoch, dass das trotz theoretisch völliger Übereinstimmung des Behandlers und des Patienten über avisierte Ziele so nicht umsetzbar ist, d.?h., dass die so antrainierten Strategien nicht überdauernd angewendet werden. Bei der Konfrontation mit Negativkonsequenzen entsteht bei Betroffenen mit ADHS nur sofort ein schlechtes Gefühl mit regelrechtem Wegsacken der Vigilanz und Abschalten des hinteren Aufmerksamkeitssystems. Damit ist ein Zugriff auf Wissen und Erfahrung nicht möglich, der Patient empfindet »Blackouts«. Viele Patienten machen aber bei diesem Vorgehen erst mal »brav« mit, trauen sich nicht, zu hinterfragen – vor allem aus Scham! Wenn im kognitiv-behavioralen Ansatz diskutiert wird, was man machen soll, wenn der Patient Angst hat, Dinge anzusprechen, und geraten wird, mit ihm zu besprechen, dass die Behandlung eine gewisse Anstrengung erfordere und er versuchen solle, mit Selbstinstruktion sein Verhaltensmuster zu durchbrechen und dabei auch sein Durchhaltevermögen zu trainieren, wird es für Patienten mit ADHS gefühlsmäßig schwierig. Schon das Wort »Anstrengung« ist meist seit frühen Kinderjahren ein Wort, das gefühlsmäßig sofort Unbehagen hervorruft. Abgesehen davon klingen solcherlei Aufforderungen für Betroffene mit ADHS sofort so, als werde gemutmaßt, man »wolle« bloß nicht. Erst recht, wenn der Patient ein akutes Problem hat, er aber in der Therapiestunde ein vom Therapeuten bereits festgelegtes Thema bearbeiten soll und ihm klargemacht wird, dass man erst gegen Ende der Sitzung darauf eingehen wird – und dass in der Sitzung danach darauf geachtet werden sollte, ob er Gelerntes auch angewendet hat! Vor allem auch, wenn es um das Erlenen von emotionaler Selbstregulation geht (»Man muss doch nur ...« oder »Tun Sie ihre Wut in die Faust ...«). Um die Lebensqualität nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die anderen Familienmitglieder wirkungsvoll zu verbessern, kristallisierten sich aus der Durchführung von Elterntrainings über viele Jahre hinweg zwei entscheidende Wirkfaktoren heraus: Akzeptanz der neurobiologischen Hintergründe von ADHS mit Verstehen der »anderen« Funktionssteuerung/Selbststeuerung sowie der typischen entwicklungspsychopathologischen Aspekte, einfühlsame und wertschätzende Vermittlung eines spezifischen Kommunikationsstils (nach dem Motto »weniger ist mehr«), besonders bei der Ankündigung und Einforderung von Regeln und Erklärungen v.?a. im Kontext Lernen und Deeskalierung drohender Konflikte. In diesem Elterntrainingsmanual ETKJ ADHS geht es nicht darum, nach »etwas Psychoedukation« Eltern zur Selbsthilfe anzuregen oder »Kochrezepte« zu vermitteln für typische und spezifische Krisensituationen. Letztendlich sollen Eltern mit Hilfe von umfassendem »Störungsbildteaching« und bei Bedarf immer...


Cordula Neuhaus, Dipl.-Psychologin und Dipl.-Heilpädagogin, psychologische Psychotherapeutin sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeutin (klinische Verhaltenstherapie).
Supervisorin, Dozentin (und Referentin speziell auch in der Weiterbildung von Lehrern und Ergotherapeuten), Lehrtherapeutin und forensische Gutachterin. Sie entwickelte ein Elterntrainingsprogramm weiter (MTM nach Paul Innerhofer) zur evaluierten, alltagswirksamen Kommunikation sowie dem zielführenden Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit ADHS unter besonderer Berücksichtigung des selbst betroffenen Elternteils. Daraus entstand ein spezifischer neuropsychotherapeutisch orientierter Fortbildungslehrgang "ETKJ" für Fachleute im In- und Ausland.
Sie veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Fachartikel und mehrere Bücher (auch mit Übersetzung in andere Sprachen), war Vorsitzende des ADD-Forums Berlin sowie wissenschaftliche Beirätin in mehreren Elterninitiativen und den nachfolgend genannten Projekten.
Sie gründete das Kindertherapeutische Zentrum Esslingen GmbH, in dem sie von 2000 bis 2010 eine "Hausunterrichtsgruppe der besonderen Betreuungsform" etablierte (mit dem Trägerverein "ADHS Mini-Notschule e. V.") für nicht mehr beschulbare Kinder/Jugendliche mit ADHS und Komorbiditäten zwischen 6 und 16 Jahren, oft in Kombination mit sehr guten Begabungen mit dem Ziel der Rückintegration.
Dieses erprobte und preisgekrönte Konzept wird seit 2007 im Privaten Ganztagesgymnasium Esslingen der "Münsinger Schule GmbH" als gemeinnützige Schulträgergesellschaft (seit 2009: "Privatgymnasium Esslingen") umgesetzt.
Götz-Erik Trott, seit 1982 in der Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig. 1986 Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Seit 1988 Anerkennung als Psychotherapeut, 1993 Ernennung zum Universitätsprofessor an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 1998 Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1998 in Aschaffenburg in eigener Praxis tätig.
Sabine Townson, seit 1996 Gesprächskreisleiterin und Vorstandsmitglied des AdS e. V. & Elterninitiative zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit und ohne Hyperaktivität. Mitglied im ADD-Forum Berlin, war maßgeblich an der Organisation mehrerer Tagungen beteiligt. Sie ist zertifizierte ADHS-Elterntrainerin (ETKJ), Coach und Referentin in der Weiterbildung von Erziehern und Lehrern, leitet regelmäßig Elterntrainings in Esslingen.



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