Nieden | Im Schatten des Tunnels | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Nieden Im Schatten des Tunnels

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7655-7627-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7655-7627-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein alter Tunnel, Kriegsereignisse und eine verborgene Schuld: Der neue Roman des beliebten Autors Eckard zur Nieden führt in ein kleines, fiktives Dörfchen im Hochtaunus - eine Erzählung nach wahren Begebenheiten.

1992 im Hochtaunus: Der 19-jährige Jens Montag begleitet seinen 86-jährigen Großvater auf einer Urlaubsreise. Der alte Mann möchte auf seine letzten Tage unbedingt an den Ort zurückkehren, der ihn während des 2. Weltkriegs so geprägt hat.

Für Jens ist die Geschichte seines Großvaters ein großes Geheimnis. Was hat das kleine Dörfchen Erlbruch damit zu tun? Und welche Rolle spielte der alte stillgelegte Tunnel nahe des Dörfchens im Leben seines Großvaters?

Nach und nach erfährt Jens die ungeheuerliche Wahrheit, die das Leben mehrerer Generationen in Erlbruch und darüber hinaus beeinflusst hat, und er fragt sich: Wie wird man frei von einer Schuld, die seit Jahrzehnten im Verborgenen gehalten wird?

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PROLOG
IM JUNI 2021 „Es ist schön hier!“ Hanna Montag schaut aus dem Fenster des Schienenbusses, der mit mäßigem Tempo durch den Taunus fährt. Äcker und Wiesen und gelegentlich ein Wäldchen ziehen vorbei. „Sagte ich doch!“, antwortet ihr Vater Jens, der neben ihr sitzt. „Trotzdem leuchtet mir noch nicht ein, warum wir in dein Dörfchen fahren müssen. Konntest du mir deine Geschichte nicht auch zu Hause erzählen?“ „Natürlich hätte ich das auch gekonnt. Aber ich denke, wenn du alles siehst, verstehst du es besser. Mit deinen 23 Jahren wird es langsam Zeit, dass du die Wahrheit erfährst über das, was ich als junger Mann erfahren habe.“ Er legt die Hand auf ihren Arm. „Und es wird dir doch kein großes Opfer sein, mal das Wochenende mit deinem Papa auf dem Land zu verbringen, oder?“ „Natürlich nicht!“ Die junge Frau schüttelt den Kopf. „Ich wundere mich nur. Ich habe schon seit einiger Zeit ein paar offene Fragen. Warum wurde ich zum Beispiel in Israel geboren? Natürlich weiß ich, dass ihr damals in einem Freiwilligendienst dort wart …“ „Genau. Und zwar organisiert von der Aktion Sühnezeichen. Es sollte nur ein Jahr sein, aber dann waren wir so drin in der Arbeit –“ „Dass ihr noch viel länger geblieben seid. Oder statt ‚ihr‘ muss ich wohl ‚wir‘ sagen.“ Hanna grinst. „Das alles weiß ich natürlich. Aber ich frage mich: warum? Ich kenne eure christliche Motivation. Aber es muss doch noch mehr dahinterstecken, wenn ein hoch qualifizierter Bauingenieur in einem fremden Land alte Leute betreut – in den besten Jahren seines Lebens …“ Ihr Vater nickt. „Eben deshalb will ich dir nicht nur in wenigen Sätzen antworten, sondern eine Geschichte erzählen.“ „Die hier spielt?“ „Genau. In Erlbruch.“ „Und was hat dieses Ding damit zu tun?“ Sie bückt sich und holt aus ihrer Tasche, die auf dem Boden steht, ein merkwürdiges Drahtgebilde hervor. Es war wohl einmal so groß wie ein Suppenteller, ist jetzt aber verbogen und zusammengedrückt. Reste von Pappe hängen dazwischen. Jens Montag staunt. „Wo hast du das denn her?“ „Als ich Mama geholfen habe, den alten Koffer aus Israel auszuräumen, lag es unten drin. Doch als ich sie fragte, was es damit auf sich hat, sagte sie, ich solle dich fragen. Das hat dann wohl auch mit deiner Geschichte zu tun?“ „Ja, es spielt darin eine Rolle. Aber es ist nicht nur meine Geschichte, es ist unsere. Deine Mutter war auch dabei.“ Hanna glättet ein Stück Pappe und deutet auf die Schrift darauf. „Man kann es nicht mehr gut lesen, aber ich habe es doch entziffert. ‚Ich bin jeden Tag bei euch‘, steht da. In der Bibel kann man das bestimmt einfacher lesen als auf diesem Fetzen. Hier steht eine Bibelstelle … Oh!“ Es wird plötzlich dunkel und Hanna kann nichts mehr erkennen. Der Zug ist gerade in einen Tunnel gefahren. „Wenn wir aus dem Tunnel herauskommen, sind wir da“, sagt Jens Montag. „Er ist nur 4,2 Kilometer lang.“ „Du kennst dich aber gut aus!“ „Ich war sogar schon zu Fuß hier drin!“, hört sie ihren Vater aus dem Dunkeln. „Zu Fuß? Im Tunnel? Aber das ist doch gefährlich! Wenn ein Zug gekommen wäre …“ „Damals fuhren hier keine Züge. Aber gefährlich war es trotzdem.“ Hanna grinst, was ihr Vater natürlich nicht sehen kann. „Ich seh schon, du willst es besonders dramatisch machen und mich auf die Folter spannen, damit dir meine volle Aufmerksamkeit sicher ist, wenn du deine Story endlich loswirst.“ Ihr Vater antwortet nicht. Nach einer Weile sagt er – leise, sodass Hanna es bei den Fahrtgeräuschen kaum versteht –: „Man spricht ja vom Licht am Ende des Tunnels. Ich habe das damals tatsächlich so erlebt. Bevor ich hierherkam, war es dunkel in meinen Gedanken und Gefühlen, was meine Lebenspläne und den Sinn des Lebens betraf. Aber dann ging mir sozusagen ein Licht auf.“ Jetzt wird es wieder hell. Der Zug verlässt den Tunnel, wird langsamer und hält schließlich an einem schlichten Bahnsteig. Vater und Tochter nehmen ihr weniges Gepäck und steigen aus. Vor ihnen liegt das Dorf – Erlbruch. Hanna macht sich mit ihrem Koffer auf den Weg. Zwar kennt sie sich nicht aus, aber es gibt nur diese eine Straße. Da merkt sie plötzlich, dass ihr Vater stehen geblieben ist. Neugierig kommt sie zurück, stellt sich neben ihn und schaut wie er auf eine bronzene Tafel, die an einem Felsen angebracht wurde. Sie überfliegt den Text. Da wird an Zwangsarbeiter erinnert, die im Krieg hier gearbeitet haben. „Wenn ich es richtig einschätze“, sagt Hanna, „hat diese Tafel auch mit deiner Geschichte zu tun.“ „Ganz genau. Komm, lass uns gehen!“ Zehn Minuten später stehen sie vor dem Landgasthof, in dem sie sich angemeldet haben. Der Wirt, etwa vierzig Jahre alt, kommt ihnen mit einem Lächeln entgegen. „Hallo Jens!“, ruft er schon aus einiger Entfernung. „Ich darf doch noch Jens sagen?“ „Ja, gern! Ich werde mir auch erlauben, dich Leon zu nennen.“ Sie begrüßen sich mit Handschlag. „Du hast mich also noch erkannt.“ „Das war nicht schwierig, weil ich in den Unterlagen deine Anmeldung gesehen habe. Jens Montag. Und das ist deine Tochter?“ „Ja, meine Tochter Hanna.“ Die beiden begrüßen sich ebenfalls. „Verzeihung!“, sagt der Wirt. „Eigentlich kommt die Dame zuerst dran. Aber da Ihr Vater und ich alte Bekannte sind … Kommt rein!“ Sie betreten die Gaststube. Wie in vielen Landgaststätten üblich hängen Hirschgeweihe an den Wänden, aber auch Bilder und eine Fahne von irgendeinem Verein, der hier seinen Stammtisch hat. Die Wand gegenüber dem Eingang ist schmucklos, bis auf einen Flugzeug-Propeller, der schräg in der Mitte der Wand angebracht ist. Jens Montag zeigt darauf. „Ist das der von damals, der aus deinem Zimmer?“ „Ja“, antwortet Leon. „Meine Frau wollte ihn weder im Schlafzimmer noch in der Wohnstube haben. Also habe ich ihn hier angebracht. Sieht doch gut aus, findest du nicht?“ „Ja, durchaus.“ Lächelnd blickt der Wirt vom Propeller zu seinen Gästen. „Kommt, ich zeige euch eure Zimmer.“ Eine knappe Stunde später sitzen Vater und Tochter wieder in der Gaststube und genießen als Abendessen ein Omelett. Plötzlich öffnet sich die Tür und polternd kommen vier Männer in lederner Motorradkluft herein. Sie sehen aus, als seien sie zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, und reden laut miteinander. „Guck mal da!“, ruft einer und zeigt auf die Wand. „Ein Propeller! Könnte von einer Me 109 sein oder von einem Stuka.“ „Hier sind wir richtig!“, stellt ein Dicker mit Glatze fest und grinst großspurig. „Hier werden die alten Heldentaten noch in Ehren gehalten.“ „Genau! Kommt, wir setzen uns unter den Propeller!“, beschließt ein Langer in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Und schon sitzt er. Die anderen lassen sich neben ihm nieder, ihr Lärm erfüllt den ganzen Raum. Hanna murmelt ihrem Vater zu: „Wollen wir nicht lieber etwas abrücken? Die Leute sind mir unsympathisch. Und so laut.“ „Lass uns erst mal hierbleiben. Sieht komisch aus, wenn wir jetzt mit unseren halb leeren Tellern umziehen.“ Still essen Hanna und ihr Vater weiter. Sie können gar nicht anders als mitzuhören, was da am Nebentisch gesprochen wird. Die Männer scheinen eine Gruppe von Neonazis zu sein. Sie schwärmen zunächst mindestens zehn Minuten lang von der deutschen Luftwaffe, obwohl sie ihr Wissen ja höchstens aus Büchern haben können. Denn weder sie noch ihre Väter können damals dabei gewesen sein, noch nicht einmal ihre Großväter. Jens blickt zum Wirt hinüber, der an der Theke steht. Der erwidert seinen Blick und zuckt mit den Schultern. Das soll wohl heißen: Was soll ich machen? Sie sind Gäste. Die vier Männer trinken Bier und je mehr sie trinken, desto lauter werden ihre Sprüche. Hanna versucht, ein Gespräch mit ihrem Vater anzufangen, um nicht dem Grölen zuhören zu müssen. Trotzdem dringen Worte wie...



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