Niessen | Entmachtet die Ökonomen! | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Niessen Entmachtet die Ökonomen!

Warum die Politik neue Berater braucht
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8288-6353-8
Verlag: Tectum
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Warum die Politik neue Berater braucht

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-8288-6353-8
Verlag: Tectum
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Warum gelingt es unseren Ökonomen nicht, sinnvolle Auswege aus der aktuellen Schuldenkrise zu finden? Warum schaffen sie es nicht, historische Weltwirtschaftskrisen wie die jüngste Finanzkrise auch nur vorauszuahnen? Warum scheitern sie seit Jahrzehnten bei dem Versuch, entscheidend zur Beseitigung von Massenarbeitslosigkeit, Armut und extremer Ungleichheit beizutragen? Und warum predigen sie ständig Wirtschaftswachstum, obwohl jeder weiß, dass die natürlichen Ressourcen unserer Erde endlich sind? Für die Krisenlast unserer Tage machen wir gerne die herrschenden Politiker verantwortlich. Dabei offenbaren die Dauerkrisen doch auch ein gravierendes Versagen der Wirtschaftswissenschaft, die der Politik beratend zur Seite steht. Frank Niessen beleuchtet die Ursachen für dieses Versagen und zeigt, dass wir die Grundfragen unserer wirtschaftlichen Ordnung auf keinen Fall den herrschenden Ökonomen überlassen dürfen. In anschaulicher Sprache führt er uns auf ein Feld, auf dem unsere Zukunft zum Besseren oder Schlechteren entschieden wird. Dabei entwickelt er Leitlinien für eine humanere Wirtschaftswissenschaft und liefert streitbare Überlegungen zur globalen Bekämpfung der Armut wie auch zum wirksamen Schutz der natürlichen Umwelt.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Geleitwort: Wider den politischen Ökonomismus;8
3;Einleitung: Vom Versagen einer Wissenschaft;12
4;1) Vorsicht Lehrbuchökonomie! Von blinden Flecken und nutzlosen Modellen;18
4.1;Gefährliche Modellwelten:Mathematischer Irrsinn am Arbeitsmarkt;21
4.2;Das Wesentliche verkennen – die blinden Fleckender Lehrbuchökonomie;30
4.3;Es lebe der Fortschritt;35
5;2) Wirtschaftswissenschaft als Herrschaftsmythos;42
5.1;»Wir brauchen mehr Wachstum«;44
5.2;»Wir müssen für mehr Arbeit sorgen«;52
5.3;»Wir müssen die Schulden abbauen«;63
5.4;Fazit: Wirtschaftswissenschaft als Herrschaftsmythos;73
6;3) Und es interessiert doch: Das übergangene Zinsproblem;74
6.1;Ein unterschätztes Übel: Der Zins;80
7;4) Leitlinien für eine neue Wirtschaftswissenschaft;86
7.1;Der Grundsatz der unbedingten Wahrheitssuche;86
7.2;Der Grundsatz der klaren Sprache;89
7.3;Der Grundsatz der Bedeutsamkeit von Forschungsfragen;90
8;5) Ein alternativer wirtschaftspolitischer Ansatz: Die Regulierung von Sozialprodukt, Einkommensströmen und Bevölkerungszahl;92
8.1;Wie müsste eine Welt ohne Armut aussehen?;93
8.2;Wie müsste eine Welt ohne Umweltzerstörung aussehen?;94
8.3;Die wirtschaftspolitischen Implikationenaus der Kombination beider Ziele;95
8.4;Wo stehen wir heute?;100
8.5;Sechs Empfehlungen für eine Welt ohne Armutund Umweltzerstörung;107
8.6;Was ein multilateraler Regulierungsansatz leisten kann –und was nicht;110
9;6) Überlegungen zur ethischen Dimensionwirtschaftspolitischer Regulierung;112
9.1;Politische Regulierung und individuelle Freiheit –ein Widerspruch?;112
9.2;Darf der Staat den Wohlhabenden ihr Geld wegnehmen? Zum Mythos vom hart erarbeiteten Reichtum;115
9.3;Die Frage der politischen Durchsetzbarkeit: Was hindert unsdaran, die benötigte Regulierungspolitik einzuführen?;127
9.4;Ein Mutmacher: Warum weniger mehr sein kann;130
9.5;Noch ein Mutmacher: Vom menschheitshistorischen Nutzenutopischen Denkens;133
10;Literaturverzeichnis;136
11;Endnoten;144


Einleitung: Vom Versagen einer Wissenschaft Dieses Buch kann nur von einem Ökonomen geschrieben werden, der außerhalb des akademischen Betriebes steht. Es muss aber unbedingt geschrieben werden, wenn es für die Wirtschaftswissenschaft, und mit ihr für unsere Volkswirtschaften, Aussicht auf eine bessere Zukunft geben soll. Seit Jahren bestimmen Staatsverschuldung, Eurokrise und Deflationsängste die Schlagzeilen. Seit Jahrzehnten grassieren Massenarbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung. Auch der Hunger ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch nicht besiegt, jeder neunte Erdenbürger leidet heute unter Nahrungsmangel. Angesichts der Wucht und Vielzahl der aktuellen Krisenerscheinungen stellt sich vielen Beobachtern zu Recht die Frage, was eigentlich diejenigen tun, deren Aufgabe darin besteht, volkswirtschaftliche Probleme zu verstehen, kommende Entwicklungen zu prognostizieren und wirtschaftspolitische Lösungsstrategien zu erarbeiten. Offensichtlich will es den etablierten Ökonomen seit Generationen nicht gelingen, die Ursachen unserer Dauerkrisen richtig zu erfassen, geschweige denn zielführende Lösungen zu deren Überwindung anzubieten. Es gelingt ihnen mitunter ja nicht einmal, folgenschwere Entwicklungen wie die Finanz- und Schuldenkrise überhaupt nur vorauszuahnen. Zwischen 2000 und 2006 war ich selbst Teil der akademischen Volkswirtschaftslehre. Als Studierender an der RWTH Aachen durfte ich eine klassische universitäre Ausbildung durchlaufen und meine Disziplin von Grund auf kennenlernen. Bei aller Begeisterung blieb mir das Fach aber irgendwie fremd. Obschon ich meine Prüfungen mit Bravour meisterte und mein Studium sogar als Jahrgangsbester abschloss, hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, mich in wirtschaftlichen Fragen wirklich gut auszukennen. Daran änderte auch meine anschließende Doktorarbeit nichts. Mit einer gewissen Erleichterung lese ich heute, dass es einem der populärsten Ökonomen der Gegenwart – nämlich Thomas Piketty – zu seiner Studienzeit genauso ging. In der Einleitung seines internationalen Bestsellers Das Kapital im 21. Jahrhundert schreibt der französische Star-Ökonom über seinen Studienaufenthalt in den USA: »[…] eines war merkwürdig: Ich wusste, dass ich von den ökonomischen Problemen der Welt keine Ahnung hatte (meine Dissertation bestand aus einigen relativ abstrakten mathematischen Theoremen), und dennoch war ich in meiner Zunft beliebt.«1 Wie seine paradoxe Situation zu verstehen ist, erklärt Piketty gleich mit: »Sagen wir es klipp und klar: Die wirtschaftswissenschaftliche Disziplin hat ihre kindliche Vorliebe für die Mathematik und für rein theoretische und oftmals sehr ideologische Spekulationen nicht abgelegt, was zu Lasten der historischen Forschung und der Kooperation mit anderen Sozialwissenschaften geht. Allzu häufig befassen sich die Ökonomen in erster Linie mit kleinen mathematischen Problemen, an denen nur sie selbst interessiert sind, was es ihnen erlaubt, sich ohne großen Aufwand das Etikett von Wissenschaftlichkeit anzuheften und sich den viel komplizierteren Fragen zu entziehen, die die Welt um sie herum aufwirft.«2 Piketty war klar, dass die Wirtschaftswissenschaft auf diese Weise keine hilfreichen Erkenntnisse zutage fördern kann. Entschlossen kehrte er alsbald nach Paris zurück, um als Direktor der Ecole des hautes études en sciences sociales (EHESS) eine andere Richtung einzuschlagen. Ohne Rücksicht auf die unter seinen Fachkollegen übliche Gepflogenheit, Wirtschaft anhand kleinteiliger mathematischer Modelle zu erörtern, untersuchten er und seine Mitstreiter von nun an große wirtschaftshistorische Zusammenhänge, nämlich insbesondere die Entwicklung der sozialen Ungleichheit ausgehend vom 18. Jahrhundert. Mit seiner historisch-vergleichenden Herangehensweise und seinem Sinn für große Fragen ist Piketty eine seltene Ausnahmeerscheinung unter akademischen Volkswirten. Vielleicht macht gerade das seine außerordentliche Popularität aus (insbesondere unter Nichtökonomen). Auf der anderen Seite gelingt es nach meinem Dafürhalten selbst einem so außergewöhnlichen Ökonomen wie Piketty nicht, die großen Krisen unserer Zeit in hinreichender Tiefe zu erfassen und entsprechend ausgelegte Alternativen für die Wirtschaftspolitik zu eruieren. Hierfür scheint sein Abstand zur akademisch betriebenen Volkswirtschaftslehre dann doch nicht groß genug zu sein – hierzu später mehr. Während Piketty als Absolvent früh erkannte, dass sein Mangel an ökonomischem Weltverständnis einer unzulänglichen akademischen Ausbildung geschuldet war, dominierten meinerseits intellektuelle Selbstzweifel. Nicht in einer schlechten Lehre, sondern in einem unzureichenden Denkvermögen glaubte ich meine Unkenntnis der ökonomischen Wirklichkeit begründet zu wissen. Statt selbstbewusst eine akademische Karriere anzustreben, orientierte ich mich folgerichtig einige Nummern kleiner und heuerte als Lehrer an einer Sekundarschule in meinem Heimatort an. Dort bin ich bis heute geblieben, und ich muss sagen, dass mir die tägliche Arbeit mit den Jugendlichen viel Freude bereitet. Sie ist derart bereichernd und sinnstiftend, dass ich diesen Job heute eigentlich gar nicht mehr gegen einen anderen einzutauschen bereit wäre. Nichtsdestotrotz haben mich mein Wissensdurst und mein Forscherdrang nie ganz losgelassen. Leidenschaftlich gern beschäftige ich mich weiterhin mit volkswirtschaftlichen Problemen, wann immer meine freie Zeit es erlaubt. Im Zentrum stehen dabei stets dieselben großen Fragen, deren Beantwortung mir im Rahmen meines Universitätsstudiums verwehrt blieb: Worin liegen die tieferen Wurzeln der aktuellen Krisenerscheinungen? Und was kann man tun, um die vielfältigen Krisen unserer Zeit zu überwinden? Inzwischen dauert meine autodidaktische Antwortsuche schon über acht Jahre an. Das Spannendste daran ist, dass ich in dieser Zeit fast mehr über die akademische Disziplin »VWL« selbst lernte als über ihren Untersuchungsgegenstand. Ich begann nicht nur zu begreifen, wodurch die großen ökonomischen Verwerfungen unserer Zeit ursächlich erklärt werden könnten, sondern auch und vor allem, warum hochintelligente und hochdekorierte Wirtschaftsprofessoren eben diese Erklärungen übersehen. Meine diesbezüglichen Erkenntnisse möchte ich im vorliegenden Buch präsentieren. Dessen Kernthese lautet, dass unsere Wirtschaftsexperten die Krisenerscheinungen der Gegenwart deshalb nur unzureichend erfassen und deuten, weil sie zu einer besseren Analyse schlicht und einfach nicht in der Lage sind. Nicht etwa, weil ihnen die intellektuellen Kapazitäten dazu fehlten – über diese verfügen sie ohne jeden Zweifel. Sie scheitern auch nicht etwa daran, dass ihr Untersuchungsgegenstand, nämlich das ökonomische Zusammenwirken von Menschen und Institutionen, zu schwierig zu begreifen wäre – denn begreifbar ist er trotz seiner immensen Komplexität, zumindest in Grundzügen, durchaus. Die Ursache ihres Nichtkönnens liegt vielmehr in einer gewohnheitsmäßig tradierten, unhinterfragt angenommenen und insofern überaus starren, viel zu engen Forschungsperspektive. Das Nichtkönnen der etablierten Ökonomen resultiert aus historisch gewachsenen Denkstrukturen und Analysewerkzeugen der Volkswirtschaftslehre als akademische Disziplin. Je stärker Ökonomen die herrschenden Paradigmen ihrer Disziplin annehmen, umso eingeschränkter ist ihre Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen und treffende Urteile zu formulieren. Je enger unsere Ökonomen mit dem akademischen Betrieb verwoben sind, umso geringer wird die kritische Distanz zu ihrer Disziplin und zu ihrem Forschungsgegenstand, und umso »betriebsblinder« fallen ihre Analysen aus. Das hier unterstellte Nichtkönnen berührt damit die psychologische Natur der Forscher im Sinne ihrer Mentalitäten und Gewohnheiten, keineswegs aber ihre intellektuellen Möglichkeiten. Wenn eine umfassende und vorurteilsfreie Analyse unserer ökonomischen Probleme von den etablierten Ökonomen nicht geleistet werden kann, brauchen wir, so lautet die zweite Kernthese dieses Buches, eine völlig neue wissenschaftliche Herangehensweise und damit vermutlich auch neues, unbelastetes wissenschaftliches Personal. Es ist kaum zu erwarten, dass von den alten akademischen Eliten die nötigen Impulse ausgehen werden, die bisherigen Denkmuster und Forschungstraditionen radikal zu hinterfragen.3 Um wissenschaftlichen und damit gesellschaftlichen Fortschritt zu erzielen, bedarf es insofern einer Entmachtung der führenden Ökonomen. Entsprechend der beiden Kernthesen ist dieses Buch gegliedert. In den ersten drei Kapiteln will ich die genaueren Umstände, die zum flagranten Nichtkönnen der akademischen Ökonomen führten und führen, differenziert erläutern. Zunächst steht dabei das methodische Selbstverständnis der Ökonomie auf dem Prüfstand (Kapitel 1: Vorsicht Lehrbuchökonomie! Von blinden Flecken und nutzlosen Modellen). Hier will ich zeigen, wie die von Piketty bereits monierte Fokussierung auf mathematische Modellierung und formale Details den dringend benötigten Blick auf das Wesentliche verstellt. Die Kapitel 2 und 3 gehen über die methodische Kritik hinaus und betreffen im Übrigen auch Piketty selbst. Im zweiten Kapitel (Wirtschaftswissenschaft als Herrschaftsmythos) lege ich die ideologischen Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaften offen. Fast alle Ökonomen, so lautet meine Vermutung, forschen und argumentieren bewusst oder unbewusst in einem streng systemkonformen Rahmen, weshalb ihnen unorthodoxe, aber aufschlussreiche Sichtweisen verborgen bleiben. Das dritte Kapitel (Und es interessiert doch: Das übergangene Zinsproblem) legt das Augenmerk auf...


Dr. Frank Niessen, studierter Volkswirt und Politologe, wurde 2006 an der RWTH Aachen mit einer Arbeit zum Verhältnis von Ökonomie und Ökologie promoviert. Doch je mehr er sich mit mit diesem Feld beschäftigte, desto fragwürdiger fand er die in den Wirtschaftswissenschaften herrschenden Theorien und Modelle - geradezu unvereinbar mit der ökonomischen Wirklichkeit. Enttäuscht wandte er sich vom akademischen Betrieb ab und arbeitet seitdem als Lehrer und freier Autor. Die Finanzkrise 2008 sowie die Tatsache, dass kaum ein etablierter Ökonom sie vorhergesehen hatte, brachten Niessen schließlich zu seinem alten Forschungsfeld zurück. Die erstaunlichen Erkenntnisse aus seinen Forschungen im Bereich alternativer Wirtschaftstheorien hat er in "Entmachtet die Ökonomen!" zusammengefasst. Niessen lebt mit Frau und Kindern im belgischen Eupen.



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