Niklewski / Riecke-Niklewski | Leben mit einer Borderline-Störung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 210 mm

Niklewski / Riecke-Niklewski Leben mit einer Borderline-Störung

E-Book, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 210 mm

ISBN: 978-3-432-11103-2
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Borderline?! - Ist therapierbar

Sie leiden unter extremen Stimmungsschwankungen und schwierigen Beziehungen, in denen ganz plötzlich Liebe in Hass und Wut umschlagen kann? Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ist durch großes inneres Leid und Spannung geprägt.

- Verstehen: Das Buch bietet Ihnen einen bewegenden Einblick in die Innenwelt von Betroffenen, wodurch Sie sich selbst besser kennenlernen.
- Helfen: Sie erhalten einen Überblick über alle wirksamen Therapien, die Ihnen wirklich weiterhelfen.
- Verbinden: Für Familie und Partner wird der Alltag oft zu einem Tanz auf dem Vulkan.

Erfahren Sie, worauf es in turbulenten Zeiten ankommt und wie Sie diese Schwierigkeiten meistern können.
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Zielgruppe


Gesundheitsinteressierte

Weitere Infos & Material


Die Borderline-Persönlichkeit
Ein grundlegendes Merkmal ist eine Störung des Selbstbildes. Es fehlt die Gewissheit, auch im ständigen Wechsel der Gefühle im Grunde immer derselbe Mensch zu sein. Ein weiteres Charakteristikum ist ein starkes Schwarz-Weiß-Denken und -Empfinden. Menschen unterscheiden sich in ihrer ganz individuellen Art und Weise, wie sie sich und andere sehen, wie sie sich verhalten, wie sie ihre Beziehung zu anderen gestalten, welche »Launen«, Stimmungen, Gefühle und Affekte in ihrem Leben vorherrschen und wie sie mit diesen umgehen können. So ist der eine beispielsweise im persönlichen Kontakt offen und kann auf andere Menschen zugehen: Fachleute bezeichnen dies als extrovertiert. Der andere dagegen ist verschlossen, weniger gesprächsbereit und lebt mehr in seiner eigenen inneren Welt. In diesem Fall redet man von Introversion. Oder ein anderes Beispiel: Manche Menschen haben ein dickes Fell, sind durch nichts aus der Ruhe zu bringen, während sehr dünnhäutige Menschen ständig in Hektik und Aufregung oder auch Wut oder Angst geraten, da ihnen auch Kleinigkeiten »unter die Haut gehen«. Diese für einen Menschen typischen Eigenarten, die sich über die Lebenszeit ziemlich stabil und unveränderlich zeigen, machen den Charakter und in ihrer Konstellation die einzigartige und unverwechselbare Persönlichkeit eines Menschen aus. Man spricht deshalb von Persönlichkeitsmerkmalen. Die entscheidenden sind die Art und Weise der Selbstkontrolle, Selbsteinschätzung und Bedürfnisregulierung, aber auch die Art und Weise, Realität wahrzunehmen, sich der Umwelt anzupassen oder mit anderen Menschen umzugehen. Kurz: Sie sind Ausdruck des charakteristischen Lebensstils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen. Laura: »Die größte Angst hab’ ich vor mir selbst« »Das Schlimmste ist, dass ich eigentlich nicht weiß, wer oder was ich bin. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, bin ich einfach überfordert. Ich habe in den letzten Wochen mein Gefühl für mich verloren. Ich habe Angst vor jedem Tag, die größte Angst hab’ ich vor mir selbst, dass ich wieder auf dumme Gedanken komme, dass die Hexe in mir wieder die Oberhand gewinnt, die Hexe, die alles kaputt macht. Wenn die Hexe auf die Bühne tritt, bin ich nicht zu bremsen. Ich kann dann so gemein sein, ich mach dann alle fertig und danach bin ich fertig. Dann kommt die Angst! Wenn mein Freund dann nicht da ist, dann gewinnt die Hexe, die mich fertigmachen will.« Merkmale einer Persönlichkeitsstörung
Manche Menschen haben bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die es geradezu zwangsläufig mit sich bringen, dass sie unglücklich oder unerfüllt sind und dass ihnen eine einigermaßen harmonische Ausgeglichenheit mit sich selbst verwehrt ist. Einige ihrer Persönlichkeitszüge sind auch der Grund dafür, dass sie immer wieder mit ihrer Umgebung in Schwierigkeiten geraten und sich sozial und beruflich ins Abseits manövrieren. Die Gefahr ist dann besonders groß, wenn diese für einen Menschen typischen Persönlichkeitsmerkmale die Fähigkeit beeinträchtigen, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse angemessen und einigermaßen realistisch wahrzunehmen und zu verstehen; die Intensität und Variationsbreite der Gefühle betreffen; Probleme im Umgang mit anderen Menschen, also in der Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen verursachen; es dem Betroffenen schwer machen, mit den eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Impulsen klarzukommen, ohne sich und anderen zu schaden. Der »Exzentriker« Was wichtig ist zu betonen: Nicht jede Extremvariante menschlichen Erlebens und Verhaltens ist als Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Von einer Persönlichkeitsstörung im Sinne medizinischer Klassifikation darf nur dann gesprochen werden, wenn Menschen aufgrund bestimmter Persönlichkeitszüge, dauerhaft – also nicht nur hin und wieder oder in bestimmten Phasen ihres Lebens – massiv in vielen Bereichen ihres Erlebens und Verhaltens beeinträchtigt sind. Wenn diese Erlebens- und Verhaltensweisen sich zudem als starr, unflexibel und unpassend in den unterschiedlichsten persönlichen und sozialen Lebenssituationen zeigen und sehr stark von denen der Mehrheit der Gesellschaft abweichen und damit erhebliches Leiden verursachen, sprechen Mediziner heute von Merkmalen einer Persönlichkeitsstörung. Merkmale der Borderline-Persönlichkeit
Kommen wir auf die Borderline-Störung zurück: Grundlegende Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel die typische Beziehungsgestaltung, starke Impulsivität und die Schwierigkeit, damit umzugehen, die Instabilität der Stimmungen und Gefühle sind Ursache der typischen Borderline-Symptome, wie sie das DSM-5 auflistet, und sie führen zu massiven Problemen in vielen Bereichen: im Bereich der eigenen Gefühle und Affekte, im Bereich des Selbstbildes und der Selbstwahrnehmung, im Bereich der sozialen Anpassungsfähigkeit, im Bereich des Denkens und der Wahrnehmung, im Bereich des Verhaltens. Da all diese Bereiche wesentlich unsere Persönlichkeit, unseren Charakter ausmachen, ordnet man die Borderline-Störung heute den Persönlichkeitsstörungen zu. Die innere Welt der Borderline-Persönlichkeit
Wegweisend für das Wissen um die Borderline-Persönlichkeit waren und sind die Arbeiten des amerikanischen Psychoanalytikers Otto Kernberg. Im Gegensatz zum beschreibenden Vorgehen, wie es gegenwärtig für die medizinischen Klassifikationssysteme typisch ist, geht es ihm und anderen Psychoanalytikern darum, eine den Symptomen und Merkmalen zugrundeliegende Persönlichkeitsstruktur oder – wie er diese auch nennt – Persönlichkeitsorganisation zu erkennen. In seinen Arbeiten führt er die Hauptsymptome der Borderline-Störung auf eine grundlegende »Ich-Störung« zurück. Den Kern dieser Ich-Störung bildet eine sogenannte Ich-Schwäche. Hier ist also jene psychische Struktur »geschwächt«, die die Beziehung eines Menschen sowohl nach innen, also zu seinen Trieben und Affekten, als auch nach außen, also zu der ihn umgebenden Realität, regelt. Diese »Ich-Schwäche« ist der Grund, aus dem es Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsorganisation zum Beispiel so schwerfällt, ihrer Angst und Wut Herr zu werden und auch die Realität richtig einzuschätzen. Spaltung – ein »Dazwischen« gibt es nicht
Lesen wir noch einmal ? Annas Versuch, sich in den Beschreibungen der Borderline-Störung wiederzufinden. Neben all den Symptomen und Merkmalen, die sie an sich selbst feststellen muss, fällt ihr auf: Sie führt ein Leben in Extremen. »Ein Dazwischen gibt es kaum.« Diese Extreme erlebt sie in ihren Gefühlen, ihrer Selbsteinschätzung, aber auch in ihrer Beurteilung anderer Menschen. Mal sind diese »superlieb«, mal nur noch hinterhältig, gemein, heuchlerisch oder abweisend, kalt, vernachlässigend. Gerade ist sie noch »supergut drauf« und plötzlich könnte sie jedem »ins Gesicht treten«. Ein »Dazwischen« oder ein »Sowohl-als-auch« steht ihr nicht zur Verfügung. Das heißt: Die meisten Menschen besitzen die Sicherheit, auch wenn sie hin und wieder traurig, gereizt, enttäuscht, ängstlich, wütend, nicht besonders kompetent, faul und unzufrieden mit sich und der Welt sind, zu wissen, dass sie sich ebenso gut auch wieder als fröhlich, zufrieden, zuversichtlich, ganz o.k. und liebenswert erleben können. Menschen, die an einer Borderline-Störung leiden, fehlt das grundlegende Gefühl, auch im ständigen Wechsel der Gefühle und Einstellungen im Grunde immer derselbe Mensch zu sein. Das heißt auch: Während die meisten Menschen genau wissen, dass der Partner, der möglicherweise gerade gemein und vernachlässigend ist und auf den man deshalb gerade wütend ist, auch andere Eigenschaften hat, die ihn eigentlich auch jetzt noch liebenswert machen, geht Borderlinern dieses Wissen verloren und der andere ist in ihren Augen nur noch böse und hassenswert. Menschen mit einer Borderline-Störung fehlt also die unantastbare Gewissheit, dass in ein und demselben Menschen sowohl gute, weniger gute, neutrale als auch böse Anteile vorhanden sind und dass erst die Gesamtheit all dieser Anteile die ganze Person ausmacht. Anstatt sich und auch die anderen als sowohl »gut« als auch »böse« erleben zu können, ist ihre innere Welt und damit auch die äußere in »ganz gut« und »ganz böse«, in Schwarz und Weiß gespalten. Borderliner haben also Schwierigkeiten, verschiedene Gefühlszustände beziehungsweise Verhaltensweisen auch einmal als zwei Seiten einer Medaille bei sich selbst und anderen zu erleben oder zu erkennen. Wenn man dieses Leben in sich ausschließenden Extremen benennen will, spricht man heute von der Unfähigkeit zur Ambivalenz und von Spaltung. Abwehr – Bedrohliches bleibt unbewusst
Mit »Abwehr«...


Dr. phil. Dr. med. Günter Niklewski ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum Nürnberg.

Dr. phil. Rose Riecke-Niklewski ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin.


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