Nikutta | #gutesfragen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Nikutta #gutesfragen

Wie/So geht gutes fragen?!
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-6747-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie/So geht gutes fragen?!

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-7568-6747-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fragen stellen ist doch einfach, das kann doch jeder. Was macht uns da so sicher? Reicht das Rüstzeug, das wir durch unsere individuelle Sozialisation mit auf den Weg bekommen und in den allermeisten Fällen als Autodidakten weiterentwickelt haben? Viele Momente in unserem Leben mögen uns an etwas Anderes erinnern. Gut zu fragen, ist wertvoll, mag manchmal sogar eine Kunst sein. Was sind die Erfolgsgeheimnisse für gutes und wirksames Fragen? Wem können wir diese entlocken? Wie lauten praktische Anregungen für das eigene Tun und damit die eigene Entwicklung? Inspiriert von kindlicher Unbeschwertheit des Fragens hat sich Harald Nikutta dazu entschieden, von denjenigen zu lernen, die in ihrem beruflichen Leben tagtäglich Fragen als ihr selbstverständliches Handwerkzeug nutzen und daher ein großes Interesse haben, dies möglichst gut zu tun. Fast drei Dutzend solcher Berufe hat Harald identifiziert: vom Journalisten bis zur Familienrichterin, von der Ärztin bis zum Steuerberater und von der Personalerin bis zum Priester. Mit ausgewählten Praktikern dieser Berufe hat er auf Basis eines Katalogs von 16 Fragen strukturierte Interviews geführt. Dabei hat er interessante Einsichten zu den Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Erfahrungen der Profis des wirksamen Fragens gewonnen. Diese Einsichten und besondere Facetten guten Fragens hat Harald reflektiert aufbereitet und auf diese Weise die Welt der Frageprofis für alle Interessierten zugänglich gemacht. So liefert dieses Buch über die Anregungen zum guten und wirksamen Fragen hinaus auch eine beachtliche Anzahl an Fragen.

Harald Nikutta, geboren 1969, ist der Fragwerker, jemand, der mit Fragen arbeitet und sich als Mediator und Coach intensiv mit der Frage befasst. Als vierfacher Vater weiß er, welche entscheidende Rolle Fragen in unserem Leben spielen. In seinem beruflichen Leben unterstützt der Volkswirt und Jurist als Geschäftsführer und Partner der internationalen Risikomanagementberatung Control Risks weltweit agierende Unternehmen beim Umgang mit dem Unerwarteten. Auch hier prägen Fragen sein Leben. Sie ermöglichen es ihm, das Wesentliche in Erfahrung zu bringen und so Menschen und Unternehmen bei ihren elementaren Fragestellungen und Entscheidungen wirksam zu unterstützen. Als Autor der Studien «Streit» und «Streit 2.0», die er 2015 und 2019 gemeinsam mit der IHK Frankfurt am Main und der Frankfurt University of Applied Sciences zur außergerichtlichen Konfliktbeilegung durchgeführt hat, ist er für den konstruktiven und praxisbezogenen Umgang mit wichtigen Themen des Miteinanders bekannt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist er Unterstützer von SOS-Kinderdorf, dem der Gewinn dieses Buches zugutekommen wird.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 1
Das „Gestern, heute und morgen“
der Frage – Nichts als Fragen
A. Zur Geschichte der Frage Gesucht habe ich viel, gefunden allerdings wenig über die Frage, ihre Herkunft, ihre Geschichte. Wir haben keine Ahnung, mit welcher Frage das Fragen wann begonnen hat. Nachvollziehbare Fundstücke decken nämlich nur einen sehr überschaubaren Zeitraum der sprachlichen Evolution ab. Ob dies nun 5000, 6000 oder 7000 Jahre sind, spielt keine Rolle. Denn Sprache gehört wohl seit rund 50 000 Jahren zu unserem Leben – und damit wahrscheinlich auch die Frage in der ein oder anderen Form. Irgendwann wird es gewesen sein. Vielleicht, als das Sich-etwas-von-anderen-Abschauen keine Abhilfe mehr schuf und jemand nach Erklärung suchte. Auch wenn sich Fragen bereits in vorchristlichen Dokumenten vielfach finden lassen, kennen wir das Wort „fragen“ in unserer Sprache erst seit dem 8. Jahrhundert. In seiner Bedeutung drückt „fragen“ eine Äußerung aus, die nach einer Antwort und damit einer Klärung verlangt. Seit dieser Zeit, also in den letzten rund 1200 bis 1300 Jahren, haben sich das Fragen und die Frage in unserem Sprachbild differenziert, wie uns ein Blick auf die Entwicklung der Wortstruktur verrät. Sichtbar etabliert hat sich dies beispielsweise mit dem Anhängen von Präfixen bei den Fragearten. Einige Beispiele mögen stellvertretend für die Bandbreite unseres Tuns rund um das Fragen stehen: die Abfrage, die Anfrage, das Ausfragen, das Befragen, das
Erfragen, das Hinterfragen, das Nachfragen und schließlich
das Umfragen Bei Verbindungen von „-frage“ mit anderen Wörtern finden wir sogar eine noch erstaunlichere Vielfalt: Alternativfrage, Balkonfrage, Bestätigungsfrage, Echofrage,
Eingangsfrage, Eisbrecherfrage, Entscheidungsfrage,
Ergänzungsfrage, Ersatzfrage, Fangfrage, Folgefrage, Gegenfrage,
Gewinnspielfrage, Gretchenfrage, K-Frage, Lückentextfrage,
Mehrfachauswahlfrage, Nachfrage, Rückfrage, Scheinfrage,
sokratische Frage, Stakkatofrage, Suggestivfrage,
Vergewisserungsfrage, Voranfrage, W-Frage, Zuordnungsfrage, Zusatzfrage.
Und es geht noch viel spezifischer, wie Abtreibungsfrage,
Autoritätsfrage, Geldfrage, Hauptfrage, Judenfrage, Kardinalfrage,
Kriegsschuldfrage, Machtfrage, Randfrage, Streitfrage,
Treppenfrage, Trichterfrage, Vertrauensfrage. So viele Fragen! Neben der sprachlich-kulturellen Verankerung hat die Frage auch formal Einzug in unser Miteinander gehalten. So finden wir das Fragerecht in der Judikative verankert und konkret beispielsweise sowohl in der zivil- als auch der strafrechtlichen Prozessordnung. In §397 ZPO1 und in §240 StPO2 ist das Fragerecht als wesentlicher Bestandteil der jeweiligen Gerichtsverfahren festgehalten, wenn es darum geht, Erkenntnisse zu sammeln. Und es gibt nur wenige Konstellationen, in denen Fragen unangebracht wären oder gar zu unterbinden sind. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte steht hier sicherlich an oberster Stelle, wie §68a StPO3 klar zum Ausdruck bringt. Fragen finden aber insbesondere dann ein Ende, wenn die Befugnisse missbraucht werden und ein Befragen in unlauterer Absicht erfolgt. Wir treffen das Fragerecht auch in der Legislative an, zum Beispiel als Fragerecht des Bundestags an die Bundesregierung, abgeleitet aus Art. 38 Abs. 1 S. 2 Grundgesetz (GG) und dem Demokratieprinzip des Art. 20 Abs. 2 S. 2 GG. In der Ausgestaltung der Geschäftsordnung des Bundestags kennen wir das Fragerecht speziell als Kleine und Große Anfrage, und hier korrespondiert das Fragerecht sogar mit einer Antwortpflicht. Auch im Wirtschaftsleben kommt das Fragerecht als anerkannte Größe daher. Ein Beispiel ist das Fragerecht des Arbeitgebers beim Einstellungsgespräch; hier sicherlich mit etwas engeren Grenzen, die vor allem die Grundrechte des Befragten schützen sollen. Dies wird konkret über die reduzierten Anforderungen an die Antwortpflicht erreicht beziehungsweise durch ein Recht zur Lüge bei bestimmten Fragen. Fragen sind als fester Bestandteil in unseren Ordnungs- und Regelungsprinzipien verankert und sogar mit den Antworten in gewisser Weise institutionalisiert. B. Die Frage heute Wir messen der Frage einen besonderen Status bei: Fragen sind generell erlaubt, soweit sie sich in einem angemessenen Rahmen bewegen. Jeder darf also, wenn er kann und will, eine Frage stellen. Den Schutz der Befragten vor unzulässigen Fragen haben wir durch wenige Einschränkungen des Fragerechts etabliert – und ganz besonders dadurch, dass es keine uneingeschränkte Pflicht gibt, wahrheitsgemäß zu antworten. Die Konstellation, bei lauterer Absicht jede Frage stellen zu dürfen, hat die Frage zum Kernelement unserer Kommunikation und unseres Miteinanders gemacht. Für mich ist die Frage auch ein wesentliches Element, damit Beziehungen gelingen und im besten aller Fälle zu ihrer vollen Schönheit erblühen. Und doch bleibt der Erkenntnisgewinn, wozu auch immer, wohl der intensivste Treiber, die Frage zu nutzen. Hierzu ein kleiner Ausflug in meine eigene Geschichte zum Erkenntnisgewinn und zur Frage per se: Vor rund 40 Jahren habe ich in der Schule gelernt, dass es die Fragen sind, die uns weiterbringen. Und zu Hause hieß es im Sinne der Sesamstraße: „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ – im positivistischen Umkehrschluss bedeutet dies: Wer fragt, wird klug. Im Studium wurde ich dann mit der Anforderung konfrontiert, präzise meinen Wissensbedarf zu formulieren, um den Wissensträgern die richtigen Fragen stellen zu können. Es war also eine zwingende Notwendigkeit, Wissen mitzubringen, um sich die Teilhabe an mehr Wissen erarbeiten zu können. Zugang zu Wissen war das knappe Gut. Wem dieser Zugang fehlte, der musste sich anders behelfen. In meinem prädigitalen Jurastudium gab es dazu den physischen Schlagwortkatalog4, der von den Studenten liebevoll die Idiotenwiese genannt wurde. Diese Einrichtung war das Hilfsmittel für all diejenigen, die keine Ahnung hatten, wie sich der Wissensbedarf formulieren ließe und wer dazu idealerweise zu befragen wäre. Die Idiotenwiese war das Zuhause jener, die nur Schlagwörter zur Hand hatten. Heute ist die Suche mittels Schlagwörtern das Vorgehen schlechthin; bestenfalls über verknüpfte Schlagwörter – eine Übung, die auf der Idiotenwiese 1.0 meiner Studienzeit unmöglich war. Es ist gewissermaßen die digitale Idiotenwiese oder die Idiotenwiese 2.0. Und es gibt noch einen weiteren kleinen Unterschied. Während der Schlagwortkatalog uns im Regelfall zu wenigen passenden, aussagekräftigen Quellen führte, brechen die Ergebnisse der Suchmaschinensuche in Bruchteilen von Sekunden wie ein Informationstsunami über uns herein und stellen eine teils unglaubliche Vielzahl bedingt brauchbarer Fundorte zusammen. Ursprünglich sollte uns der Dialog ganz besonders dazu dienen, Wissen zu erwerben oder zu erweitern. Jedoch scheint dieser Dialog mehr und mehr zu verschwinden. Vielleicht ist dies dadurch bedingt, dass einerseits Dialogpartner im Vergleich zum „www.“ zu wenig wissen beziehungsweise uns der Zugang zu den passenden Wissensträgern fehlt. Andererseits mag es auch lästig sein, sich mit Menschen auseinanderzusetzen. Oder fällt es vielleicht einfach nur schwer, die passenden Fragen zu stellen, um das zu erfahren, was man erfahren möchte? Wir lassen geschehen, dass uns Wissen präsentiert wird; vielfach ohne zu hinterfragen, was wir da qualitativ präsentiert bekommen. Die kritische Distanz und die gesunde Skepsis, die uns Dinge im Dialog hinterfragen lassen, gehen uns dabei mehr und mehr verloren. Als Dialog und Erkenntnisgewinn in gewisser Weise noch Hand in Hand gingen, war uns vergleichsweise schnell klar, wenn wir einen Bären aufgebunden bekamen. Woran erkennen wir das jetzt? C. Die Frage von morgen
Ich habe keine Vorstellung davon, welche Rolle Fragen in Zukunft spielen werden. Viele Faktoren beeinflussen unser Kommunikationsverhalten: unsere Sozialisation, die zunehmende Vielfalt an Kommunikationswegen und -medien, die Anzahl kommunizierender Mitmenschen und selbstverständlich auch die realen Möglichkeiten der Kommunikation. Angenommen, die Marginalisierung des Dialogs setzt sich fort: Irgendwann mag die Frage aufkommen, wozu wir die Fähigkeit, Fragen zu stellen, überhaupt noch brauchen. Dies gerade auch, weil gute Fragen manchmal unbequem sind und es lästig sein kann, sich mit diesen auseinanderzusetzen. Das möchte ich gerne verhindern. Ich möchte, dass die Frage das Fundament unseres Miteinanders bleibt. Der vor 100 Jahren ermordete Industrielle, Politiker und Schriftsteller Walther Rathenau hätte darauf möglicherweise eine bestechend einfache Replik gehabt mit seinem Credo: „In der Frage liegt mehr als in der Antwort.“ Die Frage ist gewissermaßen die Voraussetzung für die Antwort. Nach dem Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer klingt das wie folgt: „Das Wesentliche ist das Fragen. Aber wir interessieren uns nur für Antworten, ohne zu merken, dass jede...



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