E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten
Reihe: Kingsbay Secrets
Ocker Shattered Palace
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7363-2263-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten
Reihe: Kingsbay Secrets
ISBN: 978-3-7363-2263-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ICH SPIELE MIT DEM FEUER UND BIN MIR SICHER, DASS ICH MICH FRÜHER ODER SPÄTER DARAN VERBRENNEN WERDE. ABER ICH BETE, DASS ES DEN SCHMERZ WERT SEIN WIRD
In der glamourösen Welt der High Society lauern dunkle Abgründe - das musste die junge Personenschützerin Charlie Blossom am eigenen Leib erfahren. Nachdem sie nur knapp einem Anschlag auf ihr Leben entkommen ist, will sie herausfinden, wer hinter der Bedrohung steckt. Dabei stößt sie auf eine alte Familienfehde zwischen ihren Arbeitgebern, den Newtons, und den Favreaus, der einflussreichsten Familie der kriminellen Unterwelt. Und nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als Roméo Favreau um Hilfe zu bitten, denn nicht nur Charlie scheint in Gefahr zu schweben, sondern auch Gideon Newton, für den sie alles andere als professionelle Gefühle hat ...
»Kim Nina Ocker erschafft mit der gelungenen Mischung aus Mafia Romance und Enemies-to-Lovers-Dynamik einen packenden Pageturner, der ganz nach meinem Geschmack war.« book_lovely29 über Tainted Dreams
Band 2 der neuen New-Adult-Suspense-Trilogie der SPIEGEL-Bestseller-Autorin Kim Nina Ocker
Kim Nina Ockerlebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hannover. Am liebsten schreibt sie Liebesgeschichten, realistische ebenso wie fantastische. Wenn sie nicht gerade am Computer sitzt und in die Tasten haut, verbringt sie ihre Zeit mit Familie und Freund:innen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Roméo
In der verzweifelten Hoffnung, meine Wut unter Kontrolle zu bringen, atme ich tief durch. Am liebsten würde ich aufstehen und irgendjemanden anbrüllen. Aber das hier ist nicht meine Show, und ich weiß, dass ich wie ein ungezogener Hund auf meinen Platz geschickt würde, sollte ich den Mund aufmachen. Also lehne ich mich in meinen Sessel zurück und kralle die Finger in die Lehnen, um meinen Aggressionen wenigstens ein kleines Ventil zu bieten. Ist leider wenig hilfreich.
»Du hast also nichts gesehen?«, fragt Dad zum gefühlt hundertsten Mal. Seine Stimme ist ruhig und beherrscht, doch ich kenne ihn gut genug, um zu erkennen, dass es unter der Oberfläche brodelt.
Elijah schüttelt den Kopf … oder macht eine Bewegung, die einem Kopfschütteln ansatzweise ähnelt. Bei seinem Hechtsprung aus dem Wagen ist er ziemlich hart mit dem Kopf auf den Asphalt geknallt, bevor ein ausweichendes Auto ihm den Oberschenkelknochen gebrochen hat. Um seinen Kopf ist ein beeindruckend dicker Verband gewickelt, sein Bein hängt in einer Schlinge an einer Art Minikran ein paar Zentimeter über der Matratze, und sein gesamter Körper ist übersät mit Prellungen und Schürfwunden.
»Ich kann dir den Van beschreiben«, antwortet Eli und klingt allmählich wie eine gesprungene Schallplatte. »Dunkelgrüner Chevy, schätzungsweise ein G20 aus den Sechzigern. Kein Nummernschild, verdunkelte Scheiben.«
»Das hilft uns nicht weiter.«
Er verengt die Augen. »Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?«
»Irgendetwas«, erwidert mein Vater mit einem leichten Knurren in der Stimme. »Wie kann es sein, dass dich ein Wagen abdrängt, den SUV samt der Frau im beschissenen Ozean versenkt und du mir nichts weiter berichten kannst, als dass es ein beschissener grüner Van war?«
»Ich war ausgeknockt!« Eli versucht, sich ein Stück aufzurichten, gibt aber schnell wieder auf. »Die Wichser waren weg, als ich zu mir gekommen bin, und die ganze beschissene Kavallerie war da! Erwartest du, dass ich mit ’nem offenen Bruch am Bein die Verfolgung aufnehme?«
Ich lege den Kopf schief. Eindeutig ein Punkt für Elijah. Er ist ein harter Hund, und vermutlich würden Kleinigkeiten wie eine Schusswunde oder ein fehlendes Ohr ihn nicht aufhalten. Aber wenn ich die Ärzte richtig verstanden habe, hat sein Knochen aus seinem Oberschenkel herausgeguckt, als der Notarzt eingetroffen ist.
»Das ist doch alles gequirlte Scheiße!«, faucht mein Vater, während er sich reflexartig an seine Krawatte greift. Das tut er immer, wenn er nervös ist. Auguste Favreau trägt grundsätzlich einen dunklen Anzug mit Krawatte, völlig egal, wie seine Tagesplanung aussieht. Manchmal habe ich den Verdacht, dass er einfach stets auf eine Beerdigung vorbereitet sein will. Was in Elijahs Fall zum Glück nicht nötig war. »Wie soll ich Gabriel eurer Meinung nach erklären, was passiert ist?«, fragt er, während er sich schließlich zu mir umdreht.
Bislang habe ich schweigend und möglichst unauffällig in dem Besuchersessel im Krankenhaus ausgeharrt, doch irgendwie war mir klar, dass ich mich nicht lange der Aufmerksamkeit meines Vaters würde entziehen können.
Abwehrend hebe ich die Hände. »Guck mich nicht so an. Ich habe sie in ein Auto gesetzt und Elijah übergeben. Du kannst mir echt nicht vorwerfen, dass ich das«, mit beiden Händen deute ich demonstrativ auf Elijah in seinem Krankenhausbett, »nicht habe kommen sehen.«
»Das hättest du aber kommen sehen müssen!«
Mit hochgezogenen Augenbrauen starre ich meinen Vater an. »Okay, ich spiele mit: Wie genau hätte dieses Treffen deiner Meinung nach laufen sollen? Ich tauche wieder bei ihr zu Hause auf, am helllichten Tag, und das nach der Scheiße, die du und Pavel mit dem Newton-Gör abgezogen habt? Ich verwette meinen Schwanz darauf, dass die inzwischen mindestens zwanzig zusätzliche Sicherheitsleute angeheuert haben! Ich war ehrlich überrascht, dass Elijah es mit dem Jetski rein und wieder raus geschafft hat, ohne abgeknallt zu werden.«
Elijah sieht mich an und verengt die Augen. »Danke, Mann.«
Ich werfe ihm eine Kusshand zu. »Hör auf zu heulen, du lebst doch.«
»Gerade so.«
»Schluss jetzt!«, donnert mein Vater. Mit seiner vermeintlichen inneren Ruhe ist es offensichtlich vorbei.
Stöhnend stehe ich auf und greife nach dem Pudding, der auf Elijahs Nachtschrank steht. »Solange niemand weiß, wer für den ganzen Scheiß hier verantwortlich ist, kommen wir nicht weiter. Gabriel ist das Auto scheißegal. Kollateralschäden. Und die Frau interessiert ihn sicher auch nicht mehr. Keiner von uns kann etwas dafür, dass Elijah verletzt wurde.«
Er sieht mich an und verzieht den Mund zu einem Lächeln, das mehr einer Fratze gleicht. »Oh, so einfach ist das? Dann nehme ich an, dass du das Gabriel erklärst?«
»Klar«, erwidere ich achselzuckend, allerdings nur, weil ich weiß, dass mein Vater mir diese Aufgabe sicher nicht überlassen wird.
Gabriel Favreau ist das Oberhaupt meiner netten kleinen Familie und mein Onkel, zumindest bezeichnen wir ihn als solchen. In Wahrheit ist er der Cousin meines Vaters und dementsprechend mein … Onkel zweiten Grades? Oder so ähnlich. Ich habe keine Beziehung zu ihm und kenne ihn nicht einmal gut genug, um eine persönliche Meinung über diesen Mann zu haben. Aber ich kenne die Geschichten über ihn. Und weiß gut genug über unsere Familie Bescheid, um diesem Mann aus dem Weg zu gehen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Denn das Problem mit Persönlichkeiten wie Gabriel Favreau ist, dass man ihnen entweder sehr nahestehen und zu ihren Vertrauten gehören oder vollkommen unter ihrem Radar fliegen sollte. Nichts dazwischen.
Aktuell mache ich mir, anders als mein Vater, keine Gedanken über ihn. Diese ganze Scheiße mit dem grünen Van, Elijah und Charlotte Blossom war nicht meine Schuld. Ich habe sie nicht einfach aus den Augen verloren oder durch mein Verschulden den Zugang zu einer wertvollen Quelle gekappt. Eine dritte Partei hat sich eingemischt, und ich bin zuversichtlich, dass Gabriel sich in erster Linie auf diese unbekannten Männer konzentrieren und keinen Gedanken an mich verschwenden wird. Vorerst.
Das Einzige, was mich wirklich, wirklich ärgert, ist der zerschlagene Deal. Die Erpressung war mein Baby, und irgendjemand hat dafür gesorgt, dass ich die Informationen, denen ich so beschissen nahe war, nicht erhalte. Ich hätte mir die Liste einfach geben lassen sollen, als Blossom mir noch einigermaßen wohlbehalten gegenübersaß. Dann wäre die Kacke jetzt nicht derart am Dampfen und meine Eier nicht in einem Schraubstock, den mein Vater mit jeder Sekunde fester zieht.
»Ich habe keine Zeit hierfür«, macht Dad weiter und wendet sich ab. Dann dreht er sich noch einmal um und sieht Elijah an. Mich würdigt er keines einzigen Blickes. »Du rufst an, sobald die Ärzte deine Entlassungspapiere unterschrieben haben. Klar?«
Wieder macht Elijah eine Bewegung, die entfernt an ein Nicken erinnert. »Natürlich, Sir.«
Damit macht mein Vater einen Abgang, der von dem Knall der sich hinter ihm schließenden Tür untermalt wird.
Ich pfeife durch die Zähne und öffne den Pudding. »Dem geht der Arsch auf Grundeis.«
»Du solltest diese Sache ernst nehmen.«
»Tue ich«, versichere ich ihm. Weil auf dem Nachttisch kein Löffel liegt, kippe ich den Becher und lasse mir eine Portion Pudding in den Mund laufen. Elijah verzieht das Gesicht. »Glaub mir, ich nehme das ernst. Aber für meine Interessen ist es sinnvoller, wenn mein Vater denkt, ich wäre zu nichts zu gebrauchen.«
»Du bist zu nichts zu gebrauchen«, sagt Elijah nachdrücklich. »Du gibst Gabriels Geld aus und holst dir wahrscheinlich jedes Mal einen runter, wenn du deinen Kontostand checkst. Das wird nicht lange gut gehen, dann schicken sie dich zurück nach Kanada oder wo auch immer du hergekommen bist.«
Seine Sticheleien gehen mir am Arsch vorbei, daher gehe ich gar nicht auf sie ein. »Ich verdiene mir dieses Geld, Ellie. Nur weil du meinen Plan nicht durchschaust, heißt das nicht, dass ich keinen habe.«
Es scheint, als würde er skeptisch die Augenbrauen hochziehen, sicher bin ich mir aber nicht. Durch den Verband, der seine halbe Stirn bedeckt, ist das wirklich schwer zu sagen.
»Du hast einen Plan?«
»Ja, Elijah, ich habe einen Plan.«
»Die Gesamtsituation betreffend oder nur den Vorfall mit dem Van?«
»Beides.« Ich stelle den Pudding zurück, weil das ziemlich sicher ’ne zuckerfreie Version ist, so eklig, wie er schmeckt. »Ich will wissen, wer dahintersteckt und ob das ’ne Aktion gegen meinen Vater und Gabriel war oder ob mir da jemand persönlich an den Karren pissen wollte.«
Als er den Arm hebt, um die Decke ein wenig zur Seite zu schieben, stöhnt er leise. Anscheinend versucht er, irgendeine bequemere Position zu finden, aber ich bin nicht überzeugt, dass er erfolgreich ist. »Ich glaube nicht, dass diese Blossom dir wirklich Informationen aushändigen wollte. Ich denke, dass sie dich gelinkt hat.«
Ich schnaube. »Natürlich wollte sie mich linken. Sie wäre eine beschissene Assistentin, wenn sie direkt beim ersten Einschüchterungsversuch singen würde. Aber ich hätte sie weichgekocht … früher oder später.«
»Und dann?«, fragt er herausfordernd. »Was hätte dir das gebracht? Wärst du mit Gabriels Geld abgehauen? Dann hättest du dir ein paar wirklich schöne Tage damit machen können, bevor dein Dad deine Überreste in...




