Olsberg | Rafael 2.0: Reboot | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Olsberg Rafael 2.0: Reboot


12001. Auflage 2012
ISBN: 978-3-522-62063-5
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-522-62063-5
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alle Handys klingeln zur selben Zeit. Humanoide Spielzeugroboter entwickeln ein seltsames Eigenleben. Navigationssysteme spielen verrückt. Modellflugzeuge attackieren eine Militärbasis. Wer steckt dahinter? Nur Michael Ogilvy und sein bester Freund, die künstliche Intelligenz Raf2, ahnen die Wahrheit. Doch ehe sie Beweise vorlegen können, wird Michael gekidnappt. Spannung pur für Jugendliche ab 12 Jahren!

Karl Olsberg, geb. 1960, promovierte über Anwendungen künstlicher Intelligenz, war Unternehmensberater, Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der New Economy. Er wurde u.a. mit dem 'eConomy Award' der WirtschaftsWoche ((kursiv)) für das beste Start-up 2000 ausgezeichnet. Vom Autor erschienen bisher: 2057 - Unser Leben in der Zukunft (2007) sowie die Romane Das System (2007), Der Duft (2008) und Schwarzer Regen (2009), alle im Aufbau Verlag, Berlin.
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Prolog


Mary Bloom schreckte aus dem Schlaf. Waren da Geräusche auf der Treppe? Ihr vom Punsch immer noch benebeltes Gehirn brauchte eine Weile, um zu begreifen, wo sie war. Sie setzte sich im Bett auf und versuchte, die leuchtenden Zahlen auf dem Wecker zu erkennen.

Sie rüttelte sanft an der Schulter ihres Mannes. »George, wach auf. Ich glaube, es ist so weit.«

»Hmrmpf. Was?«

»Guten Morgen, Schatz!« Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Fröhliche Weihnachten!«

»Du machst wohl Witze! Es ist noch nicht mal fünf!« Er drehte sich auf die andere Seite.

»Aber ich habe gerade jemanden auf der Treppe gehört!«

»Na und, lass sie doch!«

»Willst du denn nicht dabei sein, wenn die Kinder ihre Geschenke auspacken?«

»Ich will vor allem eins: schlafen! Dieser Punsch deiner Mutter gestern …«

Typisch! Wann immer George schlechte Laune hatte, gab er ihrer Mutter die Schuld! Mary unterdrückte eine bissige Bemerkung. Immerhin war Weihnachten.

Aus dem Wohnzimmer drang das Geräusch zerreißenden Papiers, dann ein Laut des Entzückens. Mary seufzte, zog sich den Morgenmantel an und wankte die Treppe hinunter.

Matthew hatte die Tannenbaumbeleuchtung eingeschaltet. Der Raum strahlte im rhythmischen Blinken computergesteuerter Lichterketten. Mary musste unwillkürlich an die Casinos in Las Vegas denken. Als sie in Matthews Alter gewesen war, hatten die elektrischen Kerzen einfach nur geleuchtet. Manchmal erschien ihr die ganze Weihnachtsdekoration etwas zu viel des Guten, vor allem die vielen Lichterketten und blinkenden Skulpturen draußen vor dem Haus. Aber George hatte den Hang zur Übertreibung von seinem Vater geerbt und den Ehrgeiz entwickelt, die spektakulärste Weihnachtsdekoration in der ganzen Nachbarschaft zu haben. Wahrscheinlich mussten sie im Elektrizitätswerk in der Weihnachtszeit Sonderschichten einlegen. Manchmal fragte sich Mary, was wohl Jesus Christus davon halten würde, wenn er heutzutage durch die amerikanischen Städte spazierte.

»Guten Morgen, Schatz! Fröhliche Weihnachten!« Sie gab Matthew einen Kuss.

»Morgen, Mom!« Er riss den Rest des Geschenkpapiers von dem Paket in seiner Hand. »Oh, ein Buch!« Achtlos legte er es beiseite und wandte sich dem nächsten Geschenk zu.

Mary hörte leise Schritte die Treppe herunterkommen. Es war Emma, die gerade acht geworden und somit anderthalb Jahre jünger war als ihr Bruder. »Das ist gemein!«, rief sie. »Du hast gesagt, wir packen die Geschenke gemeinsam aus!«

»Du hast ja noch geschlafen!«, erwiderte Matthew, ohne von dem riesigen Paket aufzublicken, das er gerade bearbeitete.

»Das ist trotzdem gemein!« Emma stürmte zu ihrem Geschenkestapel und begann, hektisch das Papier aufzureißen, als wolle sie ihren Rückstand so schnell wie möglich aufholen.

»Fröhliche Weihnachten, mein Schatz!«, sagte Mary und gab ihr einen Kuss, doch Emma beachtete sie kaum. Sie stieß einen Schrei des Entzückens aus, als sie das größte Paket vom Papier befreit hatte.

»Wow! Guck mal, Matthew, eine iDolly! Eine echte iDolly!«

Ihr Bruder warf ihr einen kurzen, gelangweilten Blick zu. »Das ist doch bloß eine Puppe!«

»Aber die kann richtig sprechen!«, erwiderte Emma. »Und sogar verstehen, was ich sage! Das hab ich im Fernsehen gesehen!«

»Na und? Guck mal hier, was ich habe: einen iBot TX-8! Der kann sprechen und Sprache verstehen und Fotos machen und auf zwei Beinen gehen und richtig klettern! Und das Beste ist, dass ich ihn sogar mit dem Handy fernsteuern kann!«

»Kannst du gar nicht!«, sagte Emma. »Du hast ja gar kein Handy!«

»Ich hab ja noch nicht alle Geschenke ausgepackt«, erwiderte Matthew. »Da ist bestimmt noch eins drin!«

Mary zuckte innerlich zusammen. Ein Handy hatte er sich schon lange gewünscht, aber George und sie waren sich einig gewesen, dass es dafür noch etwas zu früh war.

Inzwischen hatte Emma ihre Puppe aus der Styroporverpackung befreit. Sie drückte einen Knopf auf der Rückseite. »Bitte schließe mich an deinen Computer an!«, sagte die Puppe mit einer quäkenden Stimme.

Emma hielt das Spielzeug mit beiden Händen vor sich in die Luft. »Hallo, iDolly!« Sie sprach betont laut und langsam. »Mein Name ist Emma!«

»Bitte schließe mich an deinen Computer an!«, gab die Puppe zurück.

»Aber … aber ich habe doch gar keinen Computer!«, sagte Emma. Tränen traten in ihre Augen.

»Das macht doch nichts«, warf Mary schnell ein. »Wir nehmen nachher Dads Computer.«

»Aber ich will jetzt mit iDolly spielen!«

»Dad schläft noch, Schatz, und du weißt doch, dass wir den Computer nicht ohne seine Erlaubnis einschalten dürfen!«

»Das … das ist ganz gemein!«, rief Emma. Enttäuscht starrte sie die Puppe an.

Inzwischen hatte auch Matthew sein Geschenk ausgepackt und auf den Boden gestellt. Es war ein silbern glänzender Roboter mit langen Armen und Beinen und einem Kopf, in dem ein einziges Kameraauge prangte. Für Mary sah er ein bisschen gruselig aus, wie die feindlichen außerirdischen Roboter aus einem dieser billigen Science-Fiction-Filme, die sie in ihrer Kindheit gesehen hatte.

Matthew drückte einen Schalter auf dem Rücken des Roboters. Surrende Geräusche waren zu hören, dann erklang eine glockenartige Melodie. »Hallo!«, sagte eine metallisch klingende Stimme. »Bitte gib mir einen Namen!«

»Ha!«, sagte Matthew triumphierend. »Siehst du, meiner funktioniert richtig!«

»Mein Name ist ›Hasiestu‹«, wiederholte der Roboter mit seiner schnarrenden Stimme. Offenbar war er in der Lage, die Laute, die er hörte, zu analysieren und irgendwie in seiner eigenen Sprache wiederzugeben. Erstaunlich, was man heute alles für 199 Dollar kaufen konnte!

»Nein, nein!«, sagte Matthew rasch. »Dein Name ist nicht ›Ha, siehst du‹! Das hab ich nur so gesagt.« Er zog die Stirn kraus. »Dein Name ist ›Robby‹!«

»Ich verstehe die Eingabe nicht«, gab der Roboter zurück, wobei er eine metallische Greifhand hob, als wolle er sich am Kopf kratzen. Er drehte seinen Kopf mit dem Kameraauge einmal um seine Achse. »Es ist schön hier!«, stellte er fest.

Mary lief ein Schauer über den Rücken. Konnte der Roboter wirklich erkennen, was er sah? Besaß er gar so etwas wie Geschmack? Nein, natürlich war die Aussage bloß vorprogrammiert – dasselbe hätte das Gerät auf einer Müllkippe von sich gegeben, wenn man es dort erstmals eingeschaltet hätte.

»Wie ist dein Name?«, fragte der Roboter.

Bevor Matthew reagieren konnte, rief Emma geistesgegenwärtig: »Blödmann!«

»Es freut mich, dich kennenzulernen, Blödmann!«, sagte der Roboter, während er die Hand ausstreckte und sich leicht vorbeugte. »Ich bin Hasiestu!«

»Nein, nein, nein!«, rief Matthew. »Das ist ganz falsch!« Tränen traten ihm in die Augen und sein Gesicht lief rot an.

Mary erkannte die Zeichen eines bevorstehenden Wutanfalls. Sie wollte ihn in den Arm nehmen, um ihn zu beruhigen und ihm zu erklären, dass man die Fehler sicher korrigieren konnte, doch er entwand sich ihr, rannte zu Emma und riss ihr die Puppe aus der Hand. »Da, da siehst du, was ich mit deiner Puppe mache!«, schrie er und schleuderte sie quer durch den Raum. Sie krachte gegen den unechten Kamin und riss einen der dort aufgehängten, prall mit Süßigkeiten gefüllten Strümpfe mit sich herunter. Schokolade, Kekse und Zuckerstangen kullerten über den Boden.

»Bitte schließe mich an deinen Computer an!«, kommentierte die Puppe ungerührt.

Emma stieß einen spitzen Wutschrei aus und stürzte sich auf den Roboter. Sie packte ihn am Arm und schleuderte ihn auf den Boden.

»Bitte sei etwas vorsichtiger mit mir!«, protestierte das Spielzeug. »Ich bin ein empfindliches elektronisches Gerät!« Es versuchte, sich auf die Seite zu drehen, um sich von selbst aufzurichten. Die Bewegung wirkte verblüffend menschlich.

Emma gab dem Roboter einen Fußtritt, sodass er quer über den Laminatboden unter die Kommode rutschte.

»Du … du blöde Kuh!«, schrie Matthew und stürzte sich auf seine Schwester. »Na warte!«

Mary hatte Mühe, die beiden kreischenden und heulenden Kinder voneinander zu trennen.

»Was ist denn hier los?«, fragte George, der plötzlich auf der Treppe stand. »Könnt ihr nicht etwas leiser sein? Ich möchte noch schlafen!«

»Haben wir den Herrn etwa gestört?«, zischte Mary, während sie Emma und Matthew an je einem ausgestreckten Arm festhielt. »Das tut mir aber sehr leid! Dabei feiern wir doch gerade so ein harmonisches Weihnachtsfest!«

»Was ist denn los? Warum macht ihr so ein Theater?«

»Sie … sie hat meinen Roboter kaputt gemacht!«, schluchzte Matthew.

»Stimmt ja gar nicht!«, erwiderte Emma. »Er hat angefangen!«

»Hab ich gar nicht!«

»Hast du wohl!«

»Hab ich nicht!«

George seufzte theatralisch. »Kinder, beruhigt euch bitte! Schließlich ist Weihnachten! Da muss man lieb zueinander sein. Und jetzt sagt mir mal, was eigentlich los ist.«

»Meine … meine Puppe geht nicht«, schluchzte Emma. Sie entwand sich Marys Griff und lief zu ihrem Dad, der sie in den Arm nahm. Typisch, er war mal wieder der Gute. »Und Mat ist daran schuld!«, ergänzte sie.

»Bin ich nicht!«

»Nun mal langsam. Warum funktioniert die Puppe denn nicht?«

»Sie sagt immer nur, ich soll sie an meinen Computer anschließen«, rief Emma unter Tränen. »Dabei hab ich doch gar keinen!«

»Das macht doch nichts!«, sagte George und strich ihr durch das lange braune Haar. »Wir schließen sie einfach an Daddys...


Steinhöfel, Dirk
Dirk Steinhöfel, 1964 geboren, machte eine Ausbildung zum Bürokaufmann und besuchte die staatliche Fachschule für Porzellan und Keramik in Selb. Er arbeitete in den Bereichen Messebau, Fahrzeuggestaltung, Werbung, und betreute an Schizophrenie erkrankte Menschen, bevor er sich im Jahr 2000 auf seinen eigentlichen Wunsch besann und Arbeiten als Illustrator annahm. Seitdem arbeitet er als freier Autor, Gestalter und Illustrator für verschiedene Verlage. Er lebt in der Nähe von Marburg.

Olsberg, Karl
Karl Olsberg, geb. 1960, promovierte über Anwendungen künstlicher Intelligenz, war Unternehmensberater, Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der New Economy. Er wurde u.a. mit dem "eConomy Award" der WirtschaftsWoche ((kursiv)) für das beste Start-up 2000 ausgezeichnet. Vom Autor erschienen bisher: 2057 - Unser Leben in der Zukunft (2007) sowie die Romane Das System (2007), Der Duft (2008) und Schwarzer Regen (2009), alle im Aufbau Verlag, Berlin.



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