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E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Org Schneewittchen und die Kunst des Tötens

Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das fesselndste Märchen im ganzen Land?
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-944154-33-6
Verlag: U-Line UG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das fesselndste Märchen im ganzen Land?

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-944154-33-6
Verlag: U-Line UG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



SM-Schneewittchen, sieben tapfere LARP-Zwerge und vierzig Morde



Es war einmal ein Mädchen mit Haut, so weiß, wie Schnee,

Lippen, so rot wie Blut,

Haaren, schwarz wie Ebenholz

… und einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM.



Und da gab es einen Jäger … der dieses Mädchen über alles liebte

… zum Glück ebenfalls mit einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM und reichlich Erfahrung

… zumindest theoretisch, erworben am heimischen PC



Außerdem waren da eine Königin, ein Serienkiller, der obligatorische Glassarg und jede Menge Phobien in einem Berliner Souterrain…



Und es war einmal eine Autorin namens Luci van Org, die daraus eine Geschichte machte. Ganz oft zum Lachen. Und manchmal auch zum Weinen.

Etwaige Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit gewissen anderen, lebenden oder toten Personen aus einer gewissen anderen Geschichte waren dabei selbstverständlich nicht beabsichtigt und wären rein zufällig



Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das fesselndste Märchen im ganzen Land?

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Kapitel 3 MOMENTA MORTIS Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da beschloss Dr. med. Maél Enders sein Institut für Rechtsmedizin, Abteilung forensische Pathologie an der Berliner Charité, heute Institut sein zu lassen und lieber einen Menschen zu töten. So, wie er es bereits achtunddreißig Mal getan hatte. Natürlich gab es Kollegen, die diesen Schnitt weit übertrafen. Trotzdem war Dr. Enders recht stolz auf seine bisherige Lebensleistung, pflegte er die Dinge doch weniger nach der Quantität, als nach ihrer Qualität zu beurteilen. Nicht das gedankenlose Gemetzel, sondern die hohe Kunst der Perfektion hatte der Doktor zu seinem Fachgebiet erkoren. Und solche benötigte nun einmal einiges an Vor- und Nachbereitungszeit, sowie die Muße, das eigene Schaffen mit jedem Werk aufs Neue zu reflektieren. Denn wie alle großen Künstler war Dr. med. Maél Enders mit einem Werk nie hundertprozentig zufrieden. Aber er begann, sich wahrer Vollkommenheit durchaus zu nähern. Vor allem dann, wenn der Pathologe die von eigener Hand kreierten ­Toten im Beisein geschätzter Kollegen eigenhändig sezierte, um schließlich – in gemeinschaftlichem, gutem Einvernehmen – eine natürliche Todesursache in den Totenschein einzutragen. Doch zu allererst stand und fiel die Güte eines jeden Werkes mit der des Rohstoffs. Wobei es bis zu einem gewissen Grad schon auch Geschmackssache war, was man darunter verstand. Dr. med. Maél Enders persönlicher Qualitätsstandard setzte sich aus den Komponenten «Lebensgewohnheiten», «Körpergröße» und «Sterbeverhalten» zusammen, die hier kurz erläutert werden sollen: Reza Al Zareefs Lebensgewohnheiten beispielsweise erwiesen sich als geradezu ideal. Er arbeitete nämlich gleich gegenüber von Dr. med Maél Enders bevorzugtem Mittagstisch, dem kleinen Asiaimbiss Udu. Von dessen Tresen aus konnte man, gemütlich eine Nudelsuppe schlürfend, die nähere Umgebung durch das Schaufenster beobachten und damit Reza Al Zareef bei seinem Tagwerk. Jeden Mittag pünktlich um 13:00 Uhr betrat der bullige Chef der Shisha-Bar «24/7» seinen Laden, setzte sich in dessen hintere, linke Ecke neben die Spielautomaten und blieb dort, nur unterbrochen von einigen Toilettengängen, bis in die frühen Morgenstunden. Er rauchte, drückte den Kleindealern des ­Bezirks Päckchen mit überteuertem Haschisch und Gras in die nach Katzenpisse stinkenden Hände und telefonierte. Jeden dritten Dienstag aber, genau um 17:00 Uhr, pflegte Reza Al Zareef seine Bar vorzeitig zu verlassen. Und obwohl er einen stattlichen Audi A8 in der Sonderlackierung Palaisblau- Perleffekt sein eigen nannte, stieg er dann grundsätzlich in ein zuvor herangewunkenes Taxi. Weil man dort, wo er hinfuhr, keine Parkplätze bekam, behauptete er. In Wahrheit war der Wagen einfach zu auffällig. Denn von Rezas eigentlichem Ziel, dem Neuköllner Kosmetikstudio «Californian Tan», durfte niemand, der ihn auch nur entfernt kannte, etwas mitbekommen. Und noch weniger davon, dass der Chef eines arabisch-libanesischen Drogenrings sich dort seine dunkelbraune Gesichtsfarbe mit Sprüh- Selbstbräuner auffrischen und Kopfhaar, Augenbrauen und Wimpern schwarz färben ließ. Weil er in Wahrheit nun einmal als Klaus- Michael Stockmeyer mit aschblondem Schopf geboren worden war, nicht einmal in Berlin- Kreuzberg, sondern im schwäbischen Hechingen. Dabei musste Kreuzberg immer als Entschuldigung dafür herhalten, dass Reza- Klaus Michael nur so gebrochen Arabisch sprach. Der gute Herr Al Zareef hatte also ein peinliches Geheimnis, das er mithilfe einer regelmäßigen Taxifahrt zu bewahren suchte. Volle Punktzahl! Die war auch dem Linguistikdozenten Arno Gäbeler und dem Mechatronikermeister Ulf Krause zuteil geworden. Beide Herren hatten mithilfe regelmäßiger Taxifahrten zwar nicht ihre Herkunft zu vertuschen versucht, dafür aber mangelndes sexuelles Interesse an ihren Ehefrauen. Das von ihnen – hundert Punkte – mit dem Aufsuchen derselben Studentinnen und Sexarbeiterinnen kompensiert worden war, die auch Dr. med. Maél Enders regelmäßig zur Triebabfuhr bemühte. Im Gegensatz zu Ulf Krause und Arno Gäbeler aber ganz ohne Heimlichkeit und Taxi. Sondern im eigenen, auffällig weinroten Jaguar E- Type, in dem er die Damen nach dem Akt gern auch noch spazieren oder in ein edles Restaurant fuhr. Weil sie ihn so weiterhin völlig arglos wie unverblümt mit den neuesten Neuigkeiten über andere Geschlechtspartner versorgten. Es war nur eine Frage der Zeit bis zum dritten Mal einer darunter war, der als Rohstoff für ein weiteres Kunstwerk in Frage kam. Da Dr. Maél Enders ebenso charmant wie großzügig und noch dazu wirklich gutaussehend war, hatten sich viele der Studentinnen und Sexarbeiterinnen auch schon als Ehefrauen angedient. Doch Maél war an solcherlei Art von Beziehung nicht interessiert. Wie auch? Schließlich war er – das hatten Messungen seiner Gehirnaktivität zweifelsfrei erwiesen – ein Psychopath. Ein Mensch ohne soziales Verantwortungsbewusstsein, ohne Empathie, ohne Gewissen, ohne Angst. Der Sinn verbindlicher Zwischenmenscheleien erschloss sich ihm nicht einmal theoretisch. Außerdem konnte man Ehefrauen erfahrungsgemäß nichts auf lange Sicht verheimlichen. Schon gar nichts, was einem – im Gegensatz zur ihr – wirklich etwas bedeutete. Im Fall von Dr. med. Maél Enders war ein cremeweißes Kombitaxi der Marke Mercedes Benz E200 von ebensolcher, allergrößter Wichtigkeit. Auch, wenn es die meiste Zeit des Jahres in der komfortablen Einzelbox einer Berliner Sammelgarage auf seinen Einsatz wartete und außer Maél selbst niemand wusste, dass es dem Pathologen gehörte. Wenn Maél sein Taxi fuhr, an ganz wenigen, besonderen Tagen im Jahr, war er ja auch grundsätzlich maskiert. Sehr gekonnt und recht aufwändig, mit den unterschiedlichsten Perücken, Bärten und Brillen, manchmal sogar schon täuschend echt als Frau zurechtgemacht. Dr. Enders – seit seinen frühen Zwanzigern ein Glatzkopf – hatte nämlich durchaus Vergnügen daran, sich im Bereich Frisuren von Zeit zu Zeit kreativ auszuleben. Endpunkt der sporadischen Taxi- Ausflugsfahrten des Doktors war immer eine kleine, dunkelgrüne Tür. Idyllisch zwischen Brandwänden in einem Charlottenburger Hinterhof gelegen und von nirgendwoher einsehbar, außer, man stand direkt davor. Das dazugehörige, recht stattliche Berliner Mietshausensemble befand sich bereits seit zwei Generationen im Besitz der Familie Enders. So wunderte es niemanden, dass nur Maél Zugang zu dem ehemaligen Heizungskeller hinter der Tür und zur entscheidenden Hofeinfahrt hatte. Dass dort bisweilen ein Kombitaxi hinein- und wieder herausfuhr, wunderte ebenfalls niemanden. Weil es viel zu selten geschah. Und weil es in Berlin ohnehin wenig gab, über das man sich wunderte. Schon gar nicht wunderte man sich über Menschen mit ­großen Rollkoffern. Sogar dann nicht, wenn sie ihr unförmiges Gepäckstück mitten in der Nacht über das innenstädtische Kopfsteinpflaster rattern ließen oder man ihnen zufällig im Hausflur begegnete. Weil mittlerweile ja ganze Heerscharen von Billigtouristen zu jeder Unzeit überall auf dem Weg zu ihrer illegalen Ferienwohnungen oder ihrem Sofa- Surfplatz waren, eine richtige Plage! Wenn überhaupt reagierte man auf einen nächtlichen Passanten mit Rollgepäck deshalb höchstens mit Missachtung durch demonstratives Wegsehen. Aufmerksamen Lesern sollte sich nun bereits die Bedeutung der Körpergröße als Auswahlkriterium erschlossen haben. Für alle Nachzügler: Überreste von Kunstwerken, die zur Entsorgung nach der Performance nicht in einen Rollkoffer passten, führten zu größeren Abzügen bei der Wertung. Bisweilen wogen andere Qualitäten diesen Mangel aber wieder auf. Doch der alternative Entsorgungsprozess war ebenso langwierig wie mühselig. Nach ihrer Schöpfung mussten die Toten zunächst säuberlich zerlegt und in kleine, einzeln entnehmbare Portionen eingefroren werden. Über Monate, manchmal über Jahre, ließ der Pathologe diese dann im Inneren all derer verschwinden, die als Alltagsgeschäft auf seinem Seziertisch landeten. Hier eine Hand im Wanst eines verunglückten Alkoholikers, dort eine Beinscheibe hinter Omas schlaffer Großmuttertitte. Eine wahre Geduldsprobe. Aber alle tief empfundene Kunst hatte nun einmal ihren Preis. Die Installation der doppelten Wand samt verborgener Tür in dem ehemaligen Heizraum hatte Maél ganze anderthalb Jahre seiner Lebenszeit gekostet. Da er alle weiteren Bautätigkeiten aber drei flüchtigen Strafgefangenen übertragen hatte, war Ende der Neunziger Jahre dann in nicht einmal ganz sechs Monaten ein komfortabler Tunnel zu Maéls luxuriös ausgebauter Remise zwei Höfe weiter entstanden. Ein Hoch auf den lächerlich weichen Berliner Sandboden und die Zwölfstundenschichten des Bautrupps! Allerdings war es zugegebenermaßen nicht die feine Art gewesen, Menschen in einer Zwangslage derart auszunutzen. Aber wer sonst, außer flüchtigen Straftätern, ließ sich freiwillig ein halbes Jahr lang im Keller einer Remise einschließen, grub ­einen Tunnel mit unbestimmtem Ziel und stellte keine Fragen – auch bei noch so üppiger Bezahlung für diese Dienstleistung? Trotzdem zehn Punkte Abzug für schlechten Stil. Wobei das Ende des Trios und damit die Einweihung Maéls zukünftiger Arbeitsräume die Wertung wieder erhöht hatte. Weil es so unerwartet unterhaltsam gewesen war. Feucht- fröhlich geradezu, mit einer üppigen Dosis Methanol im Wodka-Red Bull der lustigen Truppe. Und damit gleichzeitig eine...


Die Mehrzweckentertainerin Jahrgang 1971 war in ihren frühen 20ern mal Popstar, schreibt seit ihren frühen 30ern Bücher, Kurzgeschichten, Kolumnen und Drehbücher und reist mit diesen kreuz und quer durchs Land.



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