Osterbrink / Andratsch | Gewalt in der Pflege | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 6210, 241 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Osterbrink / Andratsch Gewalt in der Pflege

Wie es dazu kommt. Wie man sie erkennt. Was wir dagegen tun können
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-406-68169-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie es dazu kommt. Wie man sie erkennt. Was wir dagegen tun können

E-Book, Deutsch, Band 6210, 241 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-68169-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fälle von Gewalt in der Pflege bis hin zur Tötung von Patienten haben in letzter Zeit immer wieder die Öffentlichkeit erschüttert. Ans Tageslicht kommen jedoch oft nur die extremsten Ereignisse, denen wir meist mit Entsetzen und schnellen Schuldzuweisungen begegnen. Der international renommierte Pflegewissenschaftler Jürgen Osterbrink und die Juristin Franziska Andratsch wollen mit diesem Buch helfen, das Schweigen zu durchbrechen. Vor dem Hintergrund zahlreicher Fallbeispiele erklären sie, wie es zu Übergriffen in Pflegeheimen und Krankenhäusern kommt, welche Frühwarnsignale wir kennen müssen und welche Maßnahmen wir gegen die Gewalt ergreifen können. Darüber hinaus diskutieren sie, ob nicht auch die Ökonomisierung des Gesundheitswesens einem zynischen Umgang mit Patienten Vorschub leistet, der die Entstehung von Gewalt begünstigt.

Jürgen Osterbrink, geb. 1961, ist Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg sowie Professor für Pflegewissenschaft an der University of North Florida, Jacksonville (USA). Franziska Andratsch, geb. 1984, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Sie absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften am Juridicum - Rechtswissenschaftliche Fakultät in Wien.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Inhalt;5
5;Einleitung;7
6;Kapitel 1 Gewalt in der Pflege und ihr Ausmaß;13
6.1;Patiententötungen – kein «neues» Phänomen;19
6.2;Fragen, die uns beschäftigen;25
7;Kapitel 2 Pflege – eine asymmetrische Beziehung;27
7.1;Pflege – eine Beziehung zwischen Macht und Ohnmacht;29
7.2;Gewalt innerhalb der pflegerischen Versorgung – wie man sie erkennt;42
7.3;Formen von Gewalt in der Pflege;43
7.4;Wahrnehmung von Gewalt;54
7.5;Exkurs: «Legitime» Gewalt in der Pflege;58
7.6;Aggression im pflegerischen Alltag;59
8;Kapitel 3 Lainz – ein exemplarischer Fall von Patiententötungen;66
8.1;Wenn Pflegepersonal mordet;67
8.2;Der Pflegeskandal von Lainz – ein Rückblick;71
8.3;Analyse des Tathergangs;77
8.4;Wer waren die Opfer?;85
8.5;Wer waren die Täterinnen? Ein Blick auf ihre Persönlichkeiten;93
8.6;Die Tatmotive;106
8.7;Resümee eines exemplarischen Pflegeskandals;107
8.8;Allgemeine Charakteristika von Patiententötungen;114
8.9;Welche Lehren lassen sich aus dem Fall Lainz ziehen?;124
9;Kapitel 4 Demographische Entwicklungen und epidemiologische Hintergründe;135
9.1;Der demographische Wandel – Ursachen und Einflussfaktoren;137
9.2;Was bedeutet es konkret, pflegebedürftig zu werden?;141
9.3;Der alte Mensch als Patient;143
9.4;Das gesellschaftliche Altersbild im Wandel der Zeit;146
9.5;Leben, Leiden, Sterben und Tod;150
9.6;Exkurs: Der Pflegeberuf im gesellschaftlichen Kontext;154
10;Kapitel 5 Ursachen und Hintergründe von Gewalt in der Pflege;157
10.1;Pflege – eine grenzüberschreitende Dienstleistung am Menschen;158
10.2;Ursachen von Gewalt innerhalb der Pflegebeziehung;160
10.3;Ursachen von Gewalt außerhalb der Pflegebeziehung;168
11;Kapitel 6 Was wir gegen Gewalt in der Pflege tun können;183
11.1;Präventive Maßnahmen gegen Gewalt;186
11.2;Die Bedeutung der Selbstpflege;192
11.3;Professioneller Umgang mit Gefühlen und Grenzsituationen;194
11.4;Funktionierende Kommunikation und professionelle Gesprächs- und Sprachkultur;207
11.5;Strukturelle und gesellschaftliche Ansätze;213
12;Schlussbemerkungen;217
13;Anhang;221
13.1;Anmerkungen;222
13.2;Literaturverzeichnis;228
14;Zum Buch;241
15;Über die Autoren;241


Einleitung


Gewalt ist allgegenwärtig. In ihren vielschichtigen und komplexen Erscheinungsformen betrifft sie sämtliche Lebensbereiche. Jeder von uns wird mit ihr konfrontiert, sei es durch die mediale Kommunikation oder durch eigene Erfahrungen und Beobachtungen im beruflichen wie auch im privaten Alltag. Längst hat Gewalt auch Einzug in die pflegerische Versorgung genommen. Fälle von Gewaltanwendungen innerhalb der Pflegebeziehung bis hin zur Tötung von Patienten bzw. pflegebedürftigen Menschen durch Angehörige der Gesundheitsfachberufe haben in den letzten Jahren wiederholt Schlagzeilen gemacht und die Öffentlichkeit erschüttert. Ans Tageslicht kommen vielfach nur die extremsten Fälle, denen mit Entsetzen, Unverständnis und vorschnellen Schuldzuweisungen begegnet wird. Eine ernsthafte Auseinandersetzung, warum es zu diesen Überschreitungen und Vorfällen gekommen ist, eine genaue Analyse, in welcher Lage sich Täter und Opfer befunden haben und welche verantwortlichen Ursachen es für diese Ereignisse gibt, fehlt meistens. Zu schnell wird in den betroffenen Einrichtungen zur Tagesordnung übergegangen. Das betrifft auch die nicht weniger wichtige Frage nach den Konsequenzen bzw. den Lehren, die aus erlebten Gewaltsituationen gezogen werden können.[1]

Wir wollen mit diesem Buch das Bewusstsein für Gewalthandlungen in der Pflege schärfen und die Mauer des Schweigens um das tabuisierte Thema «Gewalt in der Pflege» durchbrechen. Wir sind überzeugt: Nur durch eine möglichst frühe Wahrnehmung und das Erkennen erster Anzeichen von Fehlverhalten innerhalb der pflegerischen Beziehung lässt sich der Gewalt präventiv entgegenwirken.

Aufgrund der enormen Komplexität, die das Thema der Gewalt in der pflegerischen Versorgung mit sich bringt, haben wir uns auf die Behandlung ausgewählter Themenkomplexe beschränkt. Unser Interesse gilt ausschließlich den Gewalthandlungen, die von Gesundheits- und Krankenpflegepersonen ausgehen und pflegebedürftige, alte Personen treffen, sowohl im Zuge der Langzeitpflege als auch der Akutversorgung in den Krankenhäusern. In unserer Betrachtung wird somit lediglich der intramurale Bereich abgedeckt. Den umgekehrten Fall, den es auch gibt, nämlich Übergriffe pflegebedürftiger Menschen gegenüber den beruflich Pflegenden, lassen wir außer Acht. Das betrifft auch die Gewalt innerhalb der familiären Pflege.

Es geht uns in diesem Buch weder darum, Anklage zu erheben, noch die in der Pflege tätigen Personen mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu konfrontieren. Wir wollen nicht pauschalieren oder gar behaupten, alle Pflegenden seien gewalttätig; dies wäre in der Tat eine höchst unqualifizierte und auch falsche Behauptung. Es ist nicht unsere Absicht, mit unseren Zeilen Unmut hervorzurufen oder jemanden vor den Kopf zu stoßen. Im Gegenteil, das persönliche Engagement, der enorme Einsatz und die unermüdliche Geduld der meisten Pflegenden im Umgang mit den ihnen anvertrauten Personen schätzen wir sehr. Für diese schwere, vielfach energieraubende Arbeit möchten wir unsere Anerkennung klar zum Ausdruck bringen.

Ziel des Buches ist es vielmehr herauszuarbeiten, welche Ursachen für Gewaltanwendungen in der Pflege verantwortlich sind und wie gute und professionelle Pflege der Entstehung von Gewalt rechtzeitig entgegenwirken kann. Wir fragen uns, welcher Veränderungen es bedarf, um die beschriebene Problematik einzudämmen und gleichzeitig den jüngsten Entwicklungen im Pflegebereich hinreichend Rechnung zu tragen. Die aktuellen Maßnahmen des österreichischen Sozialministeriums und etwa die Installierung eines «Pflegenotrufs» im Bundesland Brandenburg belegen die Brisanz des Themas. Die Frage, wie die weitere Versorgung bei schwindenden Ressourcen gewährleistet werden kann, hat uns ebenfalls beschäftigt. Darüber hinaus ist ein wichtiger Aspekt, inwieweit sich die Pflegeausbildung im Hinblick auf die Gewaltproblematik positiv beeinflussen lässt. Die Qualität der Pflege ständig weiterzuentwickeln und auch die Ausbildung der Pflegenden zu verbessern, ist ein wesentliches Anliegen von uns.

Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel. Kapitel 1 widmet sich aktuellen Fällen von Gewalt im Gesundheitswesen innerhalb der letzten Jahre, die das gesamte Spektrum von verbaler Gewalt (Respektlosigkeit, Lieblosigkeit, Verdinglichung des Patienten, Zynismus) und physischer Gewaltanwendungen bis hin zur Tötung von Patienten bzw. pflegebedürftigen Menschen abdecken. Die Geschehnisse veranschaulichen, dass es sich bei weitem nicht um Einzelfälle handelt, und machen mitunter deutlich, in welcher Vielschichtigkeit Gewalt in der Pflege auftreten kann. Am Ende des Kapitels steht ein Überblick über jene Fragen, die für uns bei der Konzeption dieses Buches maßgeblich waren.

Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Asymmetrie der Pflegebeziehung und geht besonders auf Macht und Ohnmacht innerhalb dieses Beziehungsgeflechts ein. Die Frage, wie Macht Potenzial für Gewaltentstehung sein kann und inwieweit Macht und Gewalt zusammenhängen, wird behandelt. Dazu widmen wir uns den unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von Gewalt in der Pflege und unternehmen einen Versuch, Gewalt von Aggression abzugrenzen. Beispiele aus dem Pflegealltag dienen der Veranschaulichung und zeigen auch, wie schwer es ist, Gewalt als solche zu erkennen. Mögliche Hinweiszeichen für die Wahrnehmung von Gewalt werden dargelegt. Kurz angeschnitten wird die Frage nach jener Gewalt, die innerhalb der pflegerischen Versorgung «legitim» eingesetzt wird.

Kapitel 3 befasst sich mit der schlimmsten Form der Gewalt innerhalb der Pflegebeziehung, der Patiententötung, und ihren Spezifika. Im Rahmen dieses Kapitels erfolgt eine eingehende Darstellung und anschließende Analyse zum österreichischen Pflegeskandal von Lainz, der in den Achtzigerjahren Furore gemacht hat. Grundlage unserer Beschäftigung ist die Einsichtnahme in die Prozessakten des am Landesgericht für Strafsachen Wien 1991 verhandelten Geschworenenverfahrens. Davon ausgehend versuchen wir, die Motive und Charakteristika solcher Taten aufzuklären. Wir stellen uns die Frage, was die Pflege aus den Vorfällen in Lainz lernen kann bzw. bereits in positiver Hinsicht gelernt hat und in welchen Bereichen Handlungs- und Aufholbedarf besteht.

Kapitel 4 widmet sich den jüngsten Entwicklungen in der Pflege, allen voran dem demographischen Wandel und dessen Auswirkungen. Das gesellschaftliche Altersbild im Wandel der Zeit wird beleuchtet. Wir beschäftigen uns mit der Rolle des alten Menschen als Patient und fragen nach dem Zeitpunkt, zu dem Pflegebedürftigkeit eintritt. Leben, Leiden, Sterben und Tod sind Teil des pflegerischen Alltags, im Gegensatz zum «normalen» bzw. «alltäglichen» Leben, aus dem das Sterben, aber auch das Leiden möglichst weit hinausgedrängt werden. Auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die diese «Parallelwelt» für Pflegende schafft, gehen wir im Rahmen dieses Kapitels im Detail ein. Ein kurzer Exkurs widmet sich dem Pflegeberuf im gesellschaftlichen Kontext.

In Kapitel 5 wagen wir den Versuch, Umstände und Hintergründe, die für Gewaltdelikte in der Pflege ursächlich und verantwortlich sein können, zu definieren. Es werden sowohl jene Ursachen betrachtet, die sich innerhalb der Pflegebeziehung finden, als auch jene, die strukturelle Gegebenheiten betreffen. Ziel des Kapitels ist, die Vielfalt gewaltursächlicher Faktoren und deren mögliches, wechselseitiges Zusammenspiel bewusstzumachen.

Ansätze zur Gewaltprävention und gewaltvermindernde Ressourcen werden in Kapitel 6 vorgestellt. Eingegangen wird vor allem auf jene präventiven Maßnahmen, die mit den in Kapitel 5 dargelegten Ursachen für Gewalt in Verbindung stehen. Besonders von Bedeutung ist die Frage, auf welche Art und Weise Pflegende bei ihrer Arbeit unterstützt werden und welchen gewaltpräventiven Beitrag Institutionen, Führungskräfte und die Gesellschaft leisten können.

Was können wir gegen Gewalt in der Pflege tun? Welche Maßnahmen und Interventionen sind besonders notwendig, um Fälle von Gewaltanwendungen in der Pflege zu verhindern bzw. zu minimieren? In den Schlussbemerkungen formulieren wir Forderungen an die Politik und die Entscheidungsträger und weitere für uns wichtige Anliegen.

Um einen besseren Lesefluss zu gewährleisten und allfällige Schwierigkeiten sprachlicher Natur zu vermeiden, verwenden wird in diesem Buch meist nur die Sprachform des generischen Maskulinums. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll und dass selbstverständlich bei allen Ausführungen auch die weibliche Form mitgemeint ist.

Neben gewöhnlichen Anmerkungen, auf die mit hochgestellten Ziffern hingewiesen wird und die im Anhang zusammengefasst sind, finden sich im laufenden Text auch reine Quellenangaben. Diese sind durch Ziffern in eckigen Klammern gekennzeichnet und verweisen auf das Literaturverzeichnis am Ende des Buches. Auf die genaue Seitenangabe aus der zitierten Quelle wurde verzichtet, sowohl bei indirekten als auch bei direkten Zitaten. Direkte Zitate werden im laufenden Text zusätzlich durch Anführungszeichen...


Jürgen Osterbrink, geb. 1961, ist Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg sowie Professor für Pflegewissenschaft an der University of North Florida, Jacksonville (USA). Franziska Andratsch, geb. 1984, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Sie absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften am Juridicum – Rechtswissenschaftliche Fakultät in Wien.



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