Otter Bickerdike | Being Britney | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Otter Bickerdike Being Britney

Die Britney Spears Biografie
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-85445-725-1
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Britney Spears Biografie

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-85445-725-1
Verlag: Hannibal Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Künstlerin hinter den Skandalen: die wahre Geschichte der Britney Spears Sie war die ultimative Pop-Prinzessin: 1998 landete Britney Spears mit ihrer ersten Single »... Baby One More Time« weltweit einen Riesenhit und begründete damit eine steile internationale Karriere. Das dazugehörige Video zeigte eine blonde Lolita mit Zöpfen, bauchfreiem Shirt und kurzem Rock, mit unschuldigem Augenaufschlag und kirschrot geschminktem Mund - ein Look, der schon das Dilemma ankündigte, an dem Britney Spears später beinahe zerbrechen sollte. Denn: Unschuldig sollte sie sein, aber natürlich auch verführerisch. Erfolgreich, aber trotzdem das Mädchen von nebenan. Selbstbewusst, aber dennoch von den mächtigen Männern im Hintergrund leicht zu lenken. Britney avancierte so zu einer der wichtigsten Stilikonen der 2000er Jahre und schuf mit einem unverwechselbaren Mix aus R&B, Dance und Hip-Hop ihren ganz eigenen, tanzbar-melodischen Sound. Sie erklomm die höchsten Höhen der Pop-Olymps - und stürzte schließlich spektakulär ab. In Being Britney schildert Jennifer Otter Bickerdike, unter welchen Vorzeichen sich Britneys Aufstieg vollzog und welche medialen Mechanismen das perfide System stützten, das sie gleichzeitig groß machte und kleinhielt. Auf die Hits folgten Drogen, Alkohol, Scheidungen, Sorgerechtsprozesse und Zusammenbrüche. 13 Jahre lang stand Britney unter der Vormundschaft ihres Vaters. Doch jenseits aller Schlagzeilen schuf sie während dieser ganzen Zeit als kreative Künstlerin neue Musik. Being Britney ist nicht nur die packende Biografie einer faszinierenden Frau, sondern liefert auch aufschlussreiche Einsichten in die Unterhaltungsindustrie und beschreibt, welche Fallstricke auf kreative Frauen warten, die sich jenseits überholter Klischees in einem immer noch männlich dominierten Umfeld durchsetzen wollen. Das Buch zeigt die Britney Spears hinter den Skandalen - als moderne, feministische Pop-Ikone mit großem Einfluss auf den Sound und Stil des 21. Jahrhunderts.

Jennifer Otter Bickerdike war 30 Jahre lang in der Musikindustrie tätig und arbeitete dabei unter anderem mit Nirvana, U2 oder Eminem, bevor sie begann, sich als Autorin mit der Kulturgeschichte des Rock'n'Roll auseinanderzusetzen. Sie ist derzeit Professorin für Populäre Musik und Botschafterin für globale Musik beim BIMM Institute, einer Gruppe von acht unabhängigen Hochschulen in Europa. Im Jahr 2013 gewann sie den begehrten Student-Led Teaching Award für die innovativste Dozentin. Sie verfasste unter anderem Bücher über die Bedeutung der Fankultur im Pop.
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Einleitung
Eine amerikanische Schande

Die frühen Jahre der Britney Spears entsprechen haargenau jenem altbekannten Narrativ, das sich in der amerikanischen Kultur seit jeher großer Popularität erfreut: Ein Individuum aus bescheidenen Verhältnissen setzt zu einem schwindelerregenden Höhenflug an und wird berühmt, erfolgreich und wohlhabend. Anfangs erfreute sich Spears deshalb so großer Beliebtheit, eben weil sie uns so ähnlich war. Sobald der erste Marketing-Glanz aber zu verblassen drohte, wurde uns eine Version der Sängerin präsentiert, die ein bisschen zu sehr versuchte, sie uns wie ein normales Mädchen erscheinen zu lassen. War sie zunächst als ehrgeizige Jungfrau/Sexbombe eingeführt worden, wurde sie nun zum Inbegriff des kleinsten gemeinsamen Nenners Amerikas – eine wohlvertraute, medial fast allgegenwärtige Verkörperung dessen, was sich vielen offenbarte, wenn sie nur einen genauen Blick auf sich selbst warfen.

Je erfolgreicher Britney wurde, desto mehr strebte sie nach jener Normalität, die sie angeblich personifizierte. Als ihre Berühmtheit auf ihren Charakter abzufärben begann, versuchte sie verzweifelt, sich an die letzten Fasern ihres früheren Lebens zu klammern. Dabei war sie zuerst noch so froh darüber gewesen, ebenjenem entkommen zu sein! Doch je weiter sie sich davon entfernte, desto reizvoller erschien dieses im Rückspiegel. Als sie in einem frühen Interview mit Teen Celebrity gefragt wurde, was sie an ihrem Job als am anstrengendsten empfinde, erwiderte Spears: „Meine Identität und Privatsphäre aufgeben zu müssen.“ Außerdem fügte sie noch hinzu: „Was soll daran lustig sein, wenn man sich mit seinen Freunden verabredet und der Bodyguard andauernd dabei ist?“1

Nur wenige Jahre, nachdem sie zu einem Weltstar avanciert war, begannen Albenverkäufe, Auftritte und Nummer-1-Hits für Britney an Bedeutung einzubüßen. Stattdessen wuchs in ihr das Verlangen, das zu tun, was ganz normale Menschen so taten. Das Bedürfnis, bloß jemand anderes als Britney Spears zu sein, wurde allumfassend. Eine Freundin der Sängerin verriet: „Sie hat davon gesprochen, Lehrerin oder Kellnerin werden zu wollen – sie wollte einfach nicht mehr sein, wer sie tatsächlich war.“2 Dieser Traum von einem gutbürgerlichen Dasein kam auch wiederholt bei Interviews mit Spears zur Sprache. So erzählte sie 2003 in einer britischen Talkshow, dass sie sich bis zu ihrem 40. Geburtstag „fünf oder sechs Kinder“ und „ein hübsches Zuhause“ wünsche.3

Diese Diskrepanz zwischen Britneys realem Leben und dem, was sie sich unter Normalität vorstellte, begann sich in Panikattacken und Stimmungstiefs zu manifestieren. Innerhalb ihrer Entourage sorgte man sich über ihre sich offenbar beständig verschlimmernde Depression. Um ihre mentale Verfassung zu stabilisieren, verschrieben Ärzte ihr daraufhin das Antidepressivum Prozac. Allerdings genehmigte sich Spears, anstatt das Medikament wie empfohlen täglich einzunehmen, nur gelegentlich eine Pille, wann immer sie sich niedergeschlagen fühlte. Als handelte es sich dabei um Aspirin, das man gegen Kopfschmerzen schluckte. Dies führte letztendlich bloß noch zu einer Verschlechterung ihres emotionalen Zustandes.

Zu Beginn ihres Aufstiegs in den Olymp der Popmusik wurde Britney Spears als Abbild eines anständigen, christlich erzogenen Mädchens aus den Südstaaten gefeiert – als offenkundiger Inbegriff uramerikanischer Tugendhaftigkeit. Als die Teenagerin jedoch zur jungen Erwachsenen heranreifte, wurden diese Attribute gegen sie verwendet. Die Presse und die Öffentlichkeit warfen Spears ein Verhalten vor, das sie als inakzeptabel brandmarkten. Während ihre Berühmtheit stetig zunahm, griff man sie nun für dieselben Dinge an, für die man sie ursprünglich noch gelobt hatte. Die dünkelhaften Medien porträtierten Britney nun nicht länger als „Mädchen aus der Kleinstadt, das völlig in Ordnung war“, sondern als „durchgeknallt-zugedröhnter Hillbilly, der sich irgendwie Zugang zur Prominenz erschlichen hat“.

Anekdoten, die davon berichteten, wie ihr Vater Jamie in den Wäldern hinter dem Haus der Familie mit der Flinte einst das Abendessen habe jagen müssen, wurden nun nicht mehr als Erzählung eines ums Überleben kämpfenden ehrbaren Familienclans präsentiert. Stattdessen war die Rede von hinterwäldlerischen Freaks, die wehrlose Kaninchen und Eichhörnchen mit bloßen Fingern am Küchentisch ausweideten. Ein anderer Artikel ging noch einen Schritt weiter. Darin wurde behauptet, Britneys Onkel ernähre sich von im Straßenverkehr getöteten Tieren. In einer Titelgeschichte aus dem Rolling Stone von 2008 wurde ein ehemaliger Manager von Spears anonym zitiert, der der Sängerin unterstellte, „das Resultat sehr, sehr mangelhafter Gene“ zu sein.4

Waren Britneys bescheidene Anfänge zunächst noch gefeiert worden, wurden diese nun unter dem Sammelbegriff „White Trash“ neu definiert. (Dieser Ausdruck wird in erster Linie verwendet, um arme weiße Amerikaner zu beschreiben, die zumeist in den ländlicher geprägten und südlicher gelegenen US-Bundesstaaten leben. Sie vegetieren am Rande der Gesellschaft und besitzen kaum Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse.5) Selbst in Artikeln, in denen Spears nicht explizit als „pöbelhafter Bauerntrampel“ diffamiert wurde, kam es doch implizit zu dieser Unterstellung. „Spears war schon immer so“, schrieb 2011 ein anderer Journalist des Rolling Stone, „albern, lieb, schlicht. Sie war noch nie sehr eloquent, aber sie gibt sich stets alle Mühe, zuvorkommend zu sein.“6

Die Boulevardpresse folgte Britney wie ein Schatten auf Schritt und Tritt, um jede ihrer Aktivitäten zu dokumentieren – stets auf der Lauer, um sich auf jedweden (scheinbaren) Fehltritt zu stürzen, ganz egal, ob sie nun eine Trucker-Kappe trug und rauchte oder barfuß aus einer öffentlichen Toilette an einer kalifornischen Tankstelle kam. „Britney Spears Ruf, sich kaum um Hygiene zu scheren, wurde wieder einmal bestätigt“, posaunte etwa die Website Popdirt 2004 hinaus.7 Spears’ diverse Mode-Statements – vor allem die Kombination aus abgeschnittenen Denim-Shorts und wenig eleganten UGG-Boots – waren dabei auch nicht sonderlich hilfreich. Obwohl ihr Look zur Mitte der 2000er Jahre von vielen jungen Frauen getragen wurde, galt er bei Britney selbst als ordinär und als Versinnbildlichung ihres Abstieges, den sie seit ihrem Auftritt als unbeflecktes (und doch zugleich sexy) Schulmädchen hingelegt hatte, als das sie im Rahmen ihrer ersten Single präsentiert worden war. Als Spears an der Seite ihres damaligen Verlobten Kevin Federline ein T-Shirt mit dem Aufdruck „I’m a virgin, but this is an old shirt“ trug, konnten die Medien gar nicht mehr zu geifern aufhören. Sie hatten diese Frau einst ins Rampenlicht geschubst und bastelten nun daran, sie vom Olymp in den Orkus zu stürzen.8

Als ob man damit hätte betonen wollen, dass Britney doch auch nur ein weiterer Abkömmling einer im Kern beschädigten Familie wäre, wurde der tragische Freitod ihrer Großmutter als Beispiel für einen quasi vorherbestimmten mentalen Zusammenbruch, der sich am Horizont auch für die Sängerin abzeichne, ins Feld geführt. Emma Jean, Jamies Mutter, war gerade einmal 31 Jahre alt gewesen, als sie mit der großen Zehe ihres rechten Fußes den Abzug einer Flinte Kaliber 12 auslöste, um ihrem Leben kurz vor 4 Uhr morgens am 29. Mai 1966 ein Ende zu setzen. Ihr Leichnam wurde knapp fünf Kilometer von Kentwood entfernt auf einem Friedhof gefunden – unweit des Grabes ihres Sohnes Austin Wayne, der neun Jahre zuvor gestorben war. Er hatte nur drei Tage gelebt, und Emma Jean war niemals über diesen Verlust hinweggekommen. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Suizidversuche hinter sich.

All die Geschichten über Britney und ihre Familie mögen teilweise oder sogar gänzlich der Wahrheit entsprechen, doch rückten sie erst in den Fokus des Britney-Narrativs, als die junge Frau schließlich ganz öffentlich zu entgleisen drohte und mit Nonstop-Stress und postnatalen Depressionen zurechtkommen musste. Am 17. Mai 2021 verkündete ein Posting auf Spears’ Instagram-Profil: „So viele Dokumentarfilme über mich in diesem Jahr, in denen die Meinungen anderer Leute über mein Leben zu hören sind … Diese Dokus sind ja so heuchlerisch … sie kritisieren die Medien und verhalten sich dann völlig gleich?“9 Es ist nicht sonderlich schwierig zu erkennen, dass Spears hier die Ironie und Rätselhaftigkeit des Lebens als Person von öffentlichem Interesse auf den Punkt bringt, indem sie auf das Ungleichgewicht zwischen echten News und Informationen sowie dem offenbar unersättlichen Appetit nach Skandalen und Tragödien hinweist.

Im Rahmen einer Titelgeschichte aus dem Rolling Stone von 2008, die unter der reißerischen Schlagzeile „The Tragedy of Britney Spears“ erschien, verkündet die Unterzeile vollmundig: „Sie war eine Pop-Prinzessin. Jetzt frequentiert sie Krankenhäuser, Entzugsanstalten und Gerichtsäle. Wie Britney alles verloren hat.“ Die Reportage berichtet von einem Vorfall, bei dem ein Fan Spears um ein Autogramm gebeten habe, worauf der Star entgegnet haben soll: „Ich habe keinen...


Otter Bickerdike, Jennifer
Jennifer Otter Bickerdike war 30 Jahre lang in der Musikindustrie tätig und arbeitete dabei unter anderem mit Nirvana, U2 oder Eminem, bevor sie begann, sich als Autorin mit der Kulturgeschichte des Rock'n'Roll auseinanderzusetzen. Sie ist derzeit Professorin für Populäre Musik und Botschafterin für globale Musik beim BIMM Institute, einer Gruppe von acht unabhängigen Hochschulen in Europa. Im Jahr 2013 gewann sie den begehrten Student-Led Teaching Award für die innovativste Dozentin. Sie verfasste unter anderem Bücher über die Bedeutung der Fankultur im Pop.



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