Palmer | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 269 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 269, 115 Seiten

Reihe: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

Palmer Seewölfe - Piraten der Weltmeere 269

Kurs auf Gibraltar
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95439-666-5
Verlag: Pabel eBooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kurs auf Gibraltar

E-Book, Deutsch, Band 269, 115 Seiten

Reihe: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

ISBN: 978-3-95439-666-5
Verlag: Pabel eBooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ben Brighton ließ die erste Galeasse auf Wurfweite heran, dann gab er Al Conroy ein Zeichen. Al bückte sich, stieß die Lunten der geballten Flaschenladung in die Holzkohlenglut, richtete sich wieder auf, prüfte das Brennen der Zündschnüre, holte weit aus und schleuderte die Ladung zu der Galeasse hinüber. Die drei Flaschen landeten auf dem Vorkastell, wo die beiden Jagdgeschütze standen, aus denen die Araber gerade wieder auf ihren Gegner schießen wollten. Mit einem einzigen Donnerhall und unter Entwicklung eines grellen Lichtblitzes flogen die Flaschen auseinander und zündeten die von den Piraten bereitgestellten Kartuschen...

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1.
Tief im Süden von Andalusien, etwa auf halber Strecke zwischen Malaga und Gibraltar in der Nähe eines an der Costa del Sol gelegenen Städtchens namens Estepona, bewegten sich an diesem warmen Juniabend des Jahres 1592 zwei bemerkenswerte Gestalten durch die Olivenhaine, die die sanften, flachen Hügel dieser Region bedeckten. Die eine fiel durch ihre Körperfülle auf, die andere durch ihr mageres, ja, fast skeletthaftes Äußeres. Größer hätte der Unterschied zwischen den Männern kaum sein können. Hinzu kam noch, daß der Beleibte helle Leinenkleidung trug, der Ausgemergelte hingegen dunkles Zeug. Der Dicke schnaufte heftig beim Gehen, sein Begleiter schritt munter aus und zeigte keine Ermüdungserscheinungen. Kurz – sie waren ein einziger lebendiger Kontrast, ein erstaunliches Paar, komisch und tragisch zugleich. Baltasar Tabaro und Juan Vidal hießen diese beiden, und ausgerechnet der dicke Tabaro war es, der jetzt mit einemmal stehenblieb, den Kopf ein wenig schief legte, als lausche er angestrengt dem Zirpen der Zikaden, dreimal tief durchatmete und dann sagte: „Juan, ich kann nicht mehr. Der Hunger bringt mich um.“ Vidal verharrte ebenfalls und drehte sich zu ihm um. Eine Weile betrachtete er im schalen Mondlicht das fleischige, aufgedunsene Gesicht seines Gefährten, ehe er sich zu einer Erwiderung bequemte. „Du Narr. Bilde dir bloß nicht ein, daß ich dich jetzt bemitleide.“ „Ich habe seit gestern nichts mehr gegessen.“ „Ich auch nicht. Na und? Der Mensch kann zwei Wochen lang leben, ohne Nahrung aufzunehmen, nur am Wasser darf’s ihm nicht fehlen.“ „Ich halte das nicht durch“, stöhnte Baltasar Tabaro. „Ich breche zusammen, hier, auf der Stelle.“ „Willst du darauf warten, daß die Oliven reifen und dir ins Maul fallen, du Faulpelz?“ fragte Juan Vidal höhnisch. Sein verkniffenes, hohlwangiges Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen. „Das dauert aber noch einige Zeit. Bis zum Oktober, erst dann sind sie soweit. Vorher hat es nicht mal Zweck, auf die Bäume hier zu klettern. Die niedlichen kleinen Dinger sind völlig ungenießbar, damit du’s nur weißt.“ Baltasar wischte sich mit der einen Hand den Schweiß vom Gesicht, dann ließ er diese wie auch die andere Hand wieder baumeln, als bereite es ihm ungeheure Schwierigkeiten, überhaupt nur die Arme anzuheben. „Das ist mir ja bekannt“, sagte er im Tonfall echter Verzweiflung. „Aber wenn ich schlafe, habe ich keinen Hunger.“ „Aber die Hunde der Bauern, die hier in der Gegend ’rumlaufen, werden dich finden und beißen.“ „Ich könnte doch auf einen der Bäume klettern.“ „Dazu bist du viel zu dick.“ „Jetzt fängst du schon wieder an, mich aufzuziehen“, sagte Baltasar weinerlich. „Das ist nicht nett von dir. Ich kann doch nichts dafür, daß ich ein paar Pfund mehr als du auf dem Leibe habe.“ „Na schön, lassen wir das. Komm schon, Compadre, wir müssen weiter“, sagte der andere einlenkend. „Suchen wir uns einen Unterschlupf für die Nacht. Morgen früh sehen wir weiter, vielleicht entdecken wir dann wenigstens irgendwo einen kleinen Gemüsegarten, den wir plündern können.“ Seufzend schleppte sich der Dicke weiter und trottete hinter Vidal her. Der Gedanke an streunende Hunde beunruhigte ihn denn doch. Sie gingen noch gut zweihundert Schritte weit und entdeckten dann von der Kuppe eines Hügels aus ein kleines, geducktes Gemäuer, das in einer Senke stand und ihrer Aufmerksamkeit sicherlich entgangen wäre, wenn nicht das Licht des Mondes die Umgebung in silberige Helligkeit getaucht hätte. Sie steuerten auf das Häuschen zu und erkannten, daß es sich um einen sogenannten Metato handelte, um einen Bau also, in dem die Hügelbauern Eßkastanien zu rösten pflegten. Tabaro glaubte den Duft der Kastanien bereits zu wittern, und so beschleunigte er jetzt seine Schritte, überholte Vidal und langte vor diesem an der grob zusammengezimmerten Tür an. Landstreicher waren sie, heruntergekommene, erbärmliche Vertreter der Spezies Mensch, die von Ort zu Ort vagabundierten, mal hier, mal dort etwas stahlen und einen ehrlichen Broterwerb mehr haßten als die Pest und die Cholera. Wäre dieser Abscheu vor der Arbeit nicht gewesen, hätten sie sich ihren Lebensunterhalt leicht durch Tätigkeiten wie Tomatenpflücken, das Ausmisten von Ställen oder das Beaufsichtigen weidender Schafe verdienen können. Oder aber sie hätten auf einem der Schiffe anheuern können, die wöchentlich Malaga verließen und in die Neue Welt hinübersegelten, zu den Gestaden jenes geheimnisumwitterten Landes Amerika, über das man sich so viel erzählte. Doch all das konnte sie nicht reizen, denn ihrer Ansicht nach schädigte die Arbeit Körper und Geist, und außerdem kam man auch so mehr oder weniger problemlos zum Essen, Trinken und Schlafen. Ihre derzeitige Notlage würde sich, so dachte Vidal, innerhalb kurzer Zeit sicherlich überwinden lassen. Baltasar Tabaro hatte die Tür des Metatos geöffnet und zwängte sich ins Innere. Alles auf der Welt schien nur für schlanke Menschen geschaffen zu sein, selbst die Türen waren dem Dicken manchmal zu eng. Baltasar schimpfte im stillen darüber. Gleich darauf begann er leise zu fluchen, denn er hatte wenigstens ein paar geröstete Kastanien zu finden gehofft, wurde aber enttäuscht. Das Häuschen war leer und schien seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. „Al diablo!“ stieß er hervor. „So ein verdammter Mist!“ „Was ist denn jetzt schon wieder?“ wollte Juan Vidal von der Tür her wissen. Das dauernde Genörgel seines Kumpans ging ihm allmählich auf die Nerven. Dicht vor Baltasar regte sich plötzlich etwas. Er hielt im Umhertasten inne und setzte eine verblüffte Miene auf. Eine Maus konnte es nicht sein, nicht einmal eine Ratte, nein, es schien sich um ein sehr viel größeres Lebewesen zu handeln. Um einen Hund etwa? Unwillkürlich zuckte der dicke Mann heftig zusammen. Er begann mit den Armen zu rudern und schwankte wie ein Schiff im Sturm. In diesem Moment huschte etwas an ihm vorbei und wollte ins Freie flüchten. Aber Juan Vidal war auf der Hut. Er tat nur einen Schritt zur Seite, um nicht mit dem Etwas oder dem Jemand zusammenzuprallen, ließ den Schemen halb an sich vorbei und stürzte sich dann auf ihn. Er hatte mehr Kraft, als man ihm zutrauen mochte. Ein Satz nur, ein harter Griff, und er hatte die Gestalt unter sich begraben und hielt sie an den Armen fest. Dann stieß er einen verdutzten Laut aus und richtete sich halb auf, achtete aber darauf, daß die Beute ihm nicht entwischen konnte. Baltasar Tabaro hatte doch die Balance halten können und erschien nun in der Türöffnung. „Wen haben wir denn da?“ fragte er. „Ist das – ein Mensch?“ „Frag doch nicht so blöd“, zischte Juan Vidal. „Siehst du das nicht? Eine Frau – und dazu noch eine junge und hübsche. Ist das vielleicht nichts?“ „Was zu essen, wäre mir lieber gewesen.“ „Sei still, du Narr. Hilf mir lieber. Na los, pack mit an, wir tragen sie zurück in die Hütte.“ „Was hast du mit ihr vor?“ fragte der Dicke verdattert. „Kannst du dir das nicht denken?“ „Alter Bock“, brummte Baltasar mürrisch. „Aber so ganz auf nüchternen Magen kann das nicht gutgehen. Du bist der Narr von uns beiden, nicht ich.“ Er bückte sich aber doch, um seinem Freund zu helfen und griff nach den zappelnden Beinen der Frau. Schiffe näherten sich an diesem Abend von Nordafrika her der spanischen Küste und der Meerenge von Gibraltar – kleine, wendige Segler mit einem oder zwei Masten und spitzen Lateinersegeln, die sie an langen Gaffelruten fuhren. Ihre Besatzungen standen mit entschlossenen Mienen an Deck und hielten die Augen nach allen Seiten offen, als könne jeden Moment aus der Dunkelheit ein Gegner auftauchen, auf den sie schon seit einiger Zeit warteten. Ohne Positionslichter strebten die Schiffe ihrem Ziel entgegen, Schatten in der Nacht, die man nicht einmal auf kürzeste Distanz erspähen konnte. Bald sollten sie sich zu einem großen Verband zusammenrotten, schon im Morgengrauen wollten sie den „Estrecho“, die Meerenge, bewachen und auf den Feind lauern. Den Tod hatten die Kapitäne der Schiffe jenen Unbekannten geschworen, die sie zwar nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatten, die sie aber doch abgrundtief haßten. So waren Tod und Vernichtung die Devise der Besatzungen, denn ein mächtiger Mann hatte...



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