Palmer Vamp City - Das dunkle Portal
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8025-9694-0
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 02, 380 Seiten
Reihe: Vamp-City-Reihe
ISBN: 978-3-8025-9694-0
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Quinn Lennox ist eine der wenigen Sterblichen, die der finsteren Welt von Vamp City entkommen sind, und sie hat sich geschworen, niemals dorthin zurückzukehren. Doch dann taucht der ebenso gefährliche wie verführerische Vampir Arturo erneut bei ihr auf, der sie einst verraten hat und ihr Herz trotzdem immer noch schneller schlagen lässt. Sie soll mit ihm nach Vamp City zurückkehren und seine Welt vor dem Untergang bewahren. Quinn lässt sich nur aus einem einzigen Grund darauf ein: um ihren Bruder zu retten, der durch ein magisches Gift dem Tode nah ist.
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1
Nur noch vier Tage, dann würde sich alles in Quinn Lennox’ Leben verändern. Sämtliche Lampen brannten in ihrer Wohnung auf dem Campus der George Washington University. Nervös lief sie im Wohnzimmer hin und her, riss blitzschnell die Pistole aus dem Hosenbund, spannte die leere Waffe, zielte und drückte ab. Das abwechselnd mit Holzpatronen und echten Patronen gefüllte Magazin steckte griffbereit in der Gesäßtasche ihrer Jeans. In Wahrheit war ihr normales Leben – falls sie jemals eines gehabt hatte –, schon seit einem Monat vorbei, als sie und ihr Bruder Zack durch einen Sonnenstrahl in eine andere Welt gestolpert waren und in der finsteren Vampir-Unterwelt um ihr Leben kämpfen mussten. Eine Zwillingswelt, deren geografische Koordinaten sich erstaunlicherweise mit denen des modernen Washington D. C. deckten – und das bereits seit einhundertvierzig Jahren. Die Vampire nannten ihre Stadt Washington V. C. – Vamp City. Wie zum Teufel war es möglich, dass es dort Vampire und Werwölfe und Zauberer gab? Sie griff nach einem Glas Wasser, kippte es hinunter und ging dann weiter unruhig im Zimmer auf und ab. Dabei trainierte sie weiter das sekundenschnelle Ziehen der Pistole, die sie in der vergangenen Woche gekauft hatte. Denn in vier Tagen würden sich zur Tagundnachtgleiche zwei Dinge ereignen. Erstens: Der unsterbliche Sohn des Zauberers, der Vamp City erschaffen hatte, würde die schwindende Magie der Vampir-Zwillingswelt erneuern und Zack auf diese Weise von der magischen Krankheit heilen, die ihn quälte, seit er V. C. verlassen hatte. Das hoffte sie wenigstens. Zweitens: Die Vampire, die zurzeit aufgrund des Versagens der Magie in Vamp City eingeschlossen waren, konnten dann wieder nach Belieben zwischen den beiden Welten hin- und herreisen, und ihr Vampirherrscher, ein sadistisches Monster namens Christoff, würde ziemlich sicher seine Schläger ausschicken, um Quinn aufzuspüren. Zweimal war sie ihm bereits entkommen. Ein drittes Mal würde ihr das nicht gelingen, nicht, wenn er sie noch einmal gefangen nahm. Was bedeutete, dass er sie auf keinen Fall erneut in die Finger bekommen durfte. Einfach einen Flug ans andere Ende der Welt zu buchen, kam leider nicht infrage. Jedenfalls noch nicht. Arturo hatte sie vor den Folgen gewarnt, die die nachlassende Magie auf ihren und Zacks Körper haben könnte, dass sie beide krank werden könnten, wenn sie die Vampir-Unterwelt verließen, bevor der Zauber erneuert worden war. Wenigstens einmal hatte der Vampir ihr die Wahrheit gesagt. Obwohl Quinn dagegen war, hatte Zack seinen Eltern – Quinns Dad und ihrer Stiefmutter – erlaubt, ihn mit nach Pennsylvania zu nehmen. Nach einigen Tagen hatte Quinn ihn zwar dazu überreden können, nach D. C. zurückzukehren, aber da war es schon zu spät. Inzwischen hatte sich eine seltsame Krankheit seines Körpers bemächtigt. Eine magische Krankheit. Ihre einzige Hoffnung war nun, dass die magische Erneuerung in Vamp City ihm helfen könnte, gesund zu werden. Aber was, wenn das nicht der Fall war? Ihr Magen verkrampfte sich und sie biss die Zähne zusammen, während sie gleichzeitig ihre Pistole fester umgriff. Sie hatte keine andere Wahl, als erneut durch eins der Portale in die andere Welt vorzudringen und den einen Vampir um Hilfe zu bitten, der sowohl ihre romantischen Tagträume als auch ihre Albträume beherrschte. Arturo Mazza. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht so weit kam. Das Letzte … das Letzte, was sie tun wollte, war, in die Vampirhölle zurückzukehren. Für die Vampire war Vamp City ein perfekter Ort – eine Stadt, in der niemals die Sonne schien, in der sie Menschen versklaven und jagen konnten, ohne dafür bestraft zu werden. Ein Ort, an dem Vampire, Werwölfe und andere unsterbliche Kreaturen sich nicht verstecken mussten, sondern frei leben konnten. Aber auch perfekte Welten haben eine dunkle Seite. Phineas Blackstone, der mächtige Zauberer, den die Vampire dafür bezahlt hatten, dass er ihre Stadt erschuf, hatte eine genial erdachte Falle in die Magie eingebaut – eine tödliche Falle, die vor zwei Jahren zugeschnappt war. In dem Augenblick, als die Magie an Macht verlor, waren die Vampire in Vamp City gefangen gewesen und konnten die Stadt nicht mehr verlassen. Schon bald begannen die Sonnenstrahlen der echten Welt in die Zwillingswelt durchzubrechen – am Anfang nur gelegentlich, und dann immer häufiger, bis klar war, dass Vamp City im Sterben lag. Und mit ihm alle, die dort lebten – Vampire, Werwölfe und unsterbliche Menschen. Die Stadt konnte nur gerettet werden, indem die Magie, die sie erschaffen hatte, erneuert wurde. Und dazu war nur ein mächtiger Zauberer in der Lage. Phineas Blackstones unsterbliche Söhne hatten es beide versucht und versagt. Vor einem Monat war Quinn zufällig in jene Welt gestolpert. Und die Bewohner der Vampirwelt hatten geglaubt, dass Quinn die Zauberin war, auf die sie gewartet hatten. Als unten auf der Straße vor ihrem Apartment jemand hupte, riss Quinn die Hand hoch, zielte auf Zacks Computer und tat so, als würde sie einen Schuss abgeben. Sie hatte immer gewusst, dass sie anders war, aber nicht in einer Million Jahren wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass sie eine waschechte Hexe sein könnte. Das erschien ihr immer noch irreal. Es stimmte, um sie herum ereigneten sich manchmal seltsame Dinge, aber sie besaß keine echte Macht. Ein kleines bisschen vielleicht. Aber das waren Kräfte, auf die sie keinen Zugriff hatte, wenn sie sie brauchte, und die sie nicht kontrollieren konnte, wenn sie sich zeigten. Was schlimmer war, als gar keine Kräfte zu haben. Christoff hatte sie zwingen wollen, die Magie von Vamp City zu erneuern, aber sie hatte versagt. Und später hatte Arturo ihre Augen glühend leuchten sehen – seiner Meinung nach ein Zeichen für echte Zauberkräfte. Arturo hatte ihr gesagt, dass sie die Macht hätte, V. C. zu retten. Dennoch hatte er ihr geholfen, seinem Herrn – Christoff – zu entkommen und ihr die Freiheit geschenkt. Er hatte ihr gesagt, dass Phineas Blackstones unsterblicher Sohn letzten Endes einen Weg finden würde, die Magie zu erneuern. Nichts davon ergab wirklich einen Sinn. Und eins wusste sie genau – dass Arturo es mit der Wahrheit nicht allzu genau nahm. Wenn es darum ging, andere zu manipulieren, war er Spitzenklasse. Andererseits war er auch zu ihrem Beschützer geworden und auf seltsame Art sogar zu so etwas wie einem Freund. Und ihrem Liebhaber. Er empfand etwas für sie, davon war sie überzeugt, genauso, wie sie sich etwas aus ihm machte – auch wenn sie das nur äußerst ungern zugab. Trotz seiner unzähligen schlechten Eigenschaften hatte sie auch Gutes in ihm wahrgenommen. Am Ende hatte er Zack vor dem sicheren Tod bewahrt, sie aus dem Verlies seines Vampirherrn gerettet und ihnen die Freiheit geschenkt. Ein untypisch heldenhaftes, uneigennütziges Geschenk für einen Vampir, der sie dennoch bereits zweimal hintergangen hatte. Seit ihrer Flucht aus V. C. rechnete ein Teil von ihr jederzeit mit einer neuen Hiobsbotschaft. Deshalb auch die Waffe, die selbst geschnitzten Holzpflöcke und das Klappmesser, das sie neuerdings mit sich herumschleppte. Sie und Zack waren frei und in Sicherheit, und sie würde dafür sorgen, dass es so blieb. Auf keinen Fall würde sie in diese finstere Zwillingswelt zurückkehren. Wenn Vamp City in sich zusammenfiel und die sadistischen Vampire, die dort lebten, mit ihm zusammen untergingen – umso besser. Aber selbst noch während ihr dieser Gedanke durchs Gehirn schoss, wusste sie, dass sie sich Arturos Tod nicht wirklich wünschte. Quinn steckte die Pistole zurück in ihren Hosenbund und ging hinüber zum Fenster. Sie schob den unteren Teil des Fensters nach oben, um den kühlen Luftzug der Septemberbrise auf ihrer Haut zu genießen. Auf der anderen Seite der engen Gasse befand sich eines der Studentenwohnheime der George Washington University. Wie bei einem Dominospiel war etwa die Hälfte der Fenster erleuchtet, die andere Hälfte dunkel. Viele Studenten waren immer noch auf dem Campus unterwegs, obwohl die Sonne bereits vor einer Stunde untergegangen war. Zack und seine beste Freundin Lily, beide im vierten Studienjahr, hätten zusammen mit ihnen dort draußen sein sollen – wobei es wahrscheinlicher war, dass sie in Quinns Apartment abgehangen hätten, um irgendein actiongeladenes Fantasy-Computerspiel zu spielen oder eins zu erfinden. Aber leider gehörte Lily zu den vielen Menschen in D. C., die in den vergangenen Monaten spurlos verschwunden waren. Quinn nahm an, dass sie durch dasselbe Portal nach Vamp City gestolpert war, durch das sie und Zack auf der Suche nach Lily ebenfalls gefallen waren; aber leider hatten sie sie in V. C. nicht finden können. Höchstwahrscheinlich war sie tot. Ein Mensch hatte dort nur geringe Überlebenschancen. Und Zack … der arme Zack litt nicht nur an einer rätselhaften magischen Krankheit, sondern trauerte auch um seine Freundin und war todunglücklich. Ihr liebenswerter, unbekümmerter Bruder hatte die Hölle alles andere als unbeschadet überstanden. Quinn richtete sich auf. Hoffentlich bildete dieser Abend keine Ausnahme, und ihr Nachbar Mike schaute auch heute Abend vorbei und lenkte sie von ihren Gedanken an Vampire und verlorene Freunde ab, sodass sie ausnahmsweise mal nicht dem Ticken der Uhr lauschen müsste. In seiner Gesellschaft konnte sie – wenn auch nur für ein oder zwei Stunden – so tun, als würde sie ein ganz normales Leben in einer ganz normalen Welt führen. Selbst wenn nichts weiter von der...