E-Book, Deutsch, Band 3, 256 Seiten
Panizza Glückskatz
2023
ISBN: 978-3-8392-5980-1
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Frau Merkel und der Racheengel
E-Book, Deutsch, Band 3, 256 Seiten
Reihe: Kommissar Steinböck und seine Katze Frau Merkel
ISBN: 978-3-8392-5980-1
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Ableben des zwielichtigen Abmahnanwaltes Hasso von Käskopf gleicht zwar einer Hinrichtung, löst in München aber Genugtuung aus. Ein weiterer mysteriöser Mord - und schon spricht man in der Stadt von einem Serienmörder, der Recht und Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Viele Verdächtige erschweren Steinböck und seinem Team die Arbeit. Dann taucht plötzlich, zu Frau Merkels Missfallen, eine winkende Porzellankatze aus Japan mit einer geheimnisvollen Botschaft auf. Jetzt ist Steinböck wirklich gefordert.
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Dienstag
Am nächsten Morgen fuhren Steinböck und die Katze nach Ramersdorf, um dort den Vater von Käskopfs toter Ex Janette Spreimel zu befragen. Der Kommissar war bester Laune. Für ihn war der Abend mit Anna Maria Becker äußerst angenehm verlaufen. Eine tolle Frau, die den sonst so rationalen Steinböck ganz schön ins Schwimmen brachte. »Möchtest du darüber reden?«, fragte Frau Merkel in jovialem Ton, der ein bisschen an den Südtiroler Talkmaster einer Late-Night-Runde erinnerte. »Worüber?« »Na, über gestern Abend.« »Sicher, es war sehr angenehm, dass du dich den ganzen Abend nicht hast sehen lassen.« »Aber hallo, man möchte doch nicht alles sehen.« »Da gab’s auch nichts zu sehen.« »Bedauerlicherweise, die junge Dame war ja ziemlich schnell wieder weg.« »Wie meinst du das?« »Denk daran, du hast deinen Zenit längst überschritten und solltest deshalb jede Gelegenheit beim Schopf packen«, sagte sie trocken. »Das unterscheidet uns Menschen eben vom Tier.« »Na, na, na, jetzt werden wir aber etwas komisch.« Begleitet vom Knall einer Fehlzündung verließ Steinböck den Mittleren Ring, bog in die Rosenheimer Straße ein, um dann gleich wieder links am alten ADAC-Pavillon vorbei zur Stephanskirchener Straße zu kommen. Er parkte hinter einem weißen VW-Bus, der gerade von zwei Männern beladen wurde. »Elektro Spreimel?«, fragte er den jüngeren der beiden Männer. Der nickte und deutete mit dem Kopf in Richtung des Hauses. »Sie arbeiten für Max Spreimel?« »Wer will das wissen?«, fragte jetzt der Ältere misstrauisch. Steinböck hielt ihm seinen Ausweis unter die Nase. »Mordkommission. Also, arbeiten Sie für ihn?« »Ja«, sagte dieser und schob die Schiebetür des Busses zu. »Elektro Spreimel« war darauf groß abgedruckt, neben einer überdimensionalen Glühbirne. »San Sie wegen der Janette da?«, fragte jetzt der Jüngere. »Kannten Sie Janette Spreimel?« »Verknallt war er in sie, der Depp«, warf der Ältere ein. »Aber die Janette war was Besseres g’wohnt. Mit so am alten Zipfiklatscher is rum’zogen. Der hätt ihr Großvater sein können«, sagte er sichtlich verbittert. »Mir müssen jetzt los. Ohne den Chef ist die Arbeit eh kaum zu schaffen.« »Warum arbeitet er nicht?« »Na, wegen der Janette.« Der Jüngere gab die Antwort. »Seit ihrem Tod ist mit dem nix mehr anzufangen.« »Geh, halt dei Gosch. Der wird scho wieder, der Max. Der lässt uns nicht im Stich. Auf den ham mir uns no allemal verlassen können«, beendete der Ältere das Gespräch und schob seinen Kollegen in den Bus. Steinböck nickte den beiden zu, öffnete dann das Gartentürchen und näherte sich dem Haus. Die Haustür stand offen. Am hinteren Ende des Ganges entdeckte er eine Milchglastür mit der Aufschrift »Büro«. Der Kommissar trat vor die Glastür, klopfte und drückte die Klinke herunter. Hinter einem Schreibtisch hockte ein Mann Mitte 50, bekleidet mit einem blauen Overall. Er hatte volles lockiges Haar, das fast zur Gänze ergraut war. Nur an einigen Stellen schimmerte noch etwas Rot durch. Dafür war sein roter Vollbart nur mit einigen wenigen weißen Strähnen durchzogen. »Herr Spreimel, mein Name ist Steinböck von der Mordkommission. Wir haben telefoniert.« »Ah, Sie sind das«, sagte er, erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl und reichte Steinböck die Hand. »Sie wollen wissen, ob ich den Käskopf umgebracht habe?« »Und, haben Sie?« »Nein, hab ich nicht, obwohl ich öfter darüber nachgedacht habe.« »Warum wollten Sie ihn umbringen?« »Ich hab nicht gesagt, dass ich ihn umbringen wollte, sondern, dass ich darüber nachgedacht habe. Ein feiner Unterschied.« »Welchen Grund hatten Sie denn, ihn so zu hassen?« »Welchen Grund?«, rief Spreimel entrüstet aus. »Dieses Schwein hat meine Tochter auf dem Gewissen. Erst hängt er ihr ein Kind an und dann verlangt er von ihr, dass sie es wegmachen lässt.« »Ihre Tochter hatte keinen Krebs?« Max Spreimel sah ihn verblüfft an. »Krebs? Wer erzählt denn so einen Mist. Er hat ihr gedroht, sie zu verlassen, wenn sie das Kind nicht abtreiben würde. Ich hab ihr noch gesagt, völlig egal, wir ziehen das Kind ohne ihn groß. Aber Janette war diesem alten Deppen hörig. Und als sie es schließlich abgetrieben hatte, gab er ihr den Laufpass.« »Also hat sie sich wegen Käskopf das Leben genommen?« »Nein, nicht direkt. Sie hatte endlich erkannt, was für ein Arschloch er war, aber die Tatsache, dass sie ihr Kind abgetrieben hat, die hat sie nicht verkraftet.« »Herr Spreimel, wo waren Sie am Sonntagabend zwischen 19.30 Uhr und 21 Uhr?« »Daheim, und ich sag’s Ihnen gleich, ich habe keine Zeugen dafür.« »Noch eine weitere Frage: Kannten Sie Käskopf persönlich?« »Nicht direkt. Ich hab ihn ein paarmal gesehen, als er Janette abgeholt hat.« »Wissen Sie, ob er Feinde hatte? Hat Ihre Tochter jemals davon gesprochen?« »Nein, sie hat zu Hause nie über ihn gesprochen.« »Gut, Herr Spreimel, für den Moment war’s das. Bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung.« * Als Steinböck gegen 10.30 Uhr das Büro erreichte, wartete Klessel bereits auf ihn. Er hatte es sich in Steinböcks Stuhl bequem gemacht und wie üblich einen Fuß auf die Ecke des Schreibtisches gelegt. Ilona hatte ihm demonstrativ ein Stück Pappe unter den Schuh geschoben. »Ham s’ dir dein Feldbett ’klaut?«, fragte Steinböck spöttisch. »Ich hab interessante Nachrichten für euch. In dem Hamsterfell vom Käskopf war tatsächlich was. Und zwar Spuren von Speichel.« »Sein eigener?«, wollte Emil wissen, der zusammen mit Steinböck ins Büro kam. »Nein«, sagte Klessel und zog dabei das Wort besonders in die Länge. »Eindeutig von jemand anderem. Und die DNA ist nicht in unserer Datei.« »So wie’s ausschaut, hat der Täter den Käskopf noch ang’spuckt. Was zeigt, wie sehr er ihn gehasst oder verachtet hat«, sagte Ilona. »Ansonsten war der Käskopf für sein Alter erstaunlich gesund. Und alles andere könnt ihr dann in meinem Bericht lesen.« Damit erhob er sich aus Steinböcks Stuhl und verließ das Büro. An der Tür drehte er sich noch mal um und ergänzte grinsend: »Übrigens, der Käskopf hatte keine Penisverlängerung.« »Was heißt jetzt des?«, fragte Ilona verwundert und schaute erst auf die geschlossene Tür und dann auf Steinböck. Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Bin ich der Rechtsmediziner oder er?« Ilona überlegte einen Moment, dann zuckte sie mit den Schultern und meinte schließlich: »Magst a Butterbrezen?« »Ich hab schon befürchtet, du fragst nie«, antwortete Steinböck lachend. »Für dich doch immer«, sagte Ilona. »Wenns ihr zwei Turteltauben jetzt fertig seids, dann möchte ich auch was sagen.« Emil wartete noch einen Moment und legte kurz darauf los. »Also, ein Anwohner vom Haus gegenüber Käskopfs Büro kam gegen 21 Uhr heim und kann sich erinnern, den Bruchmayer an der Haustür gesehen zu haben.« »Er kennt den Bruchmayer?« »Ja, aus dem Fernsehen. Der Bruchmayer wär aber nicht lang drinnen geblieben. Höchstens fünf Minuten. Der Anwohner hat sein Radl im Keller verstaut und auf dem Rückweg gesehen, wie der Ferdel wieder rausgekommen ist. Ein anderer Anwohner hat gegen 20.30 Uhr aus dem Fenster einen weißen VW-Bus beobachtet, der vor dem Haus parkte. Als er gegen 22 Uhr noch mal mit dem Hund rausging, war der Bus weg.« »Der hat sich nicht zufällig die Autonummer gemerkt?«, fragte Steinböck interessiert. »Nein, aber er kann sich erinnern, dass auf der Seite eine große Glühbirne drauf war.« »So, so, der Herr Spreimel war also den ganzen Abend zu Hause«, murmelte der Kommissar. »Ilona, find raus, ob die Firma Max Spreimel mehr als nur einen Firmenwagen hat. Und dann bestellst du mir den Herrn Spreimel für heut Nachmittag ins Büro. Übrigens, in zehn Minuten kommt der Ferdel. Den bringts ihr ins Verhörzimmer. Der soll ruhig a bisserl Muffensausen kriegen. Ich befrag den alleine. Ihr könnts euch ja hinter den Spiegel stellen. So, und jetzt möcht ich in Ruhe meine Butterbrezen essen.« * Der sonst so selbstsichere Ferdinand Bruchmayer, seines Zeichens Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, war sichtlich nervös. Unentwegt kaute er an seinen Fingernägeln und starrte dabei auf den großen Spiegel im Vernehmungsraum. Vermutlich ahnte Bruchmayer, dass er beobachtet wurde. »Und, Chef, was meinst? Hat er den Käskopf umgebracht?«, fragte Emil und deutete auf die Scheibe. Emil, Ilona und Steinböck betrachteten den Staatssekretär vom Nebenraum aus. »Wenn die Aussage von dem Nachbarn stimmt, dass er nur fünf Minuten im Haus war, und der Klessel mit dem Todeszeitpunkt recht hat, dann kann er es nicht gewesen sein. Aber des müssen wir ihm ja nicht auf die Nasen binden. Also lassen wir ihn erst mal a bisserl zappeln. Ich geh jetzt rüber in den Vernehmungsraum«, sagte Steinböck mit einem sichtlich diabolischen Lächeln. Als er die Tür des Nebenraums zum Flur öffnete, huschte die Katze an ihm vorbei und sprang auf Emils Schoß. »Was willst du denn hier?«, rief der Kommissar ihr nach. »Das will ich sehen,...