Papadopoulos Theologie und Sprache
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-86234-037-8
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Erfahrungstheologie – Konventionelle Sprache. E-BOOK
E-Book, Deutsch, 114 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm
ISBN: 978-3-86234-037-8
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Stylianos G. Papadopoulos ist em. Professor für Patrologie und Theologie an der Universität Athen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Philosophie Sprachphilosophie
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Weltgeschichte
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Systematische Theologie Christliche Philosophie
- Geisteswissenschaften Sprachwissenschaft Sprachwissenschaften Sprachphilosophie
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;7
2;Einführung;9
3;Die Methode bei der Untersuchung des Evangeliums;13
4;Ist die Sprache des Neuen Testamentes mythisch?;19
5;Führt die echte Entmythologisierung zur Wahrheit?;23
6;Woher kommen das anfängliche Unverständnis der Apostel und das Mißverständnis zwischen Orthodoxen und Heterodoxen?;29
7;Die Konventionalität der Sprache und ihre Folgen;47
8;Die relative Geltung der konventionellen Sprache;51
9;Die Möglichkeit der Theologie;55
10;Die Theologie ist möglich, sofern die Seele zu einem Spiegel der Wahrheit wird;59
11;Die Unreife von Exegeten und die Leugnung des göttlichen Heilswirkens;63
12;Worauf richtet sich die Theologie?;67
13;Theologie und Wirken des Heiligen Geistes;71
14;Die »Ordnung der Theologie«: Ein fortschreitender Weg;75
15;Vermehrung, nicht Verbesserung;81
16;Dogmenentwicklung?;85
17;Das Abrücken von den neuen römisch-katholischen » Dogmen «;87
18;»Altes« und »Neues«. »Neuerungssucht«;91
19;Warum die Theologie nicht apophatisch ist;95
20;Stellt die Theologie eine Hellenisierung des Christentums oder eine Christianisierung des Hellenismus dar?;105
21;Anmerkungen;109
" (S. 57-58)
Die kappadokischen Väter, besonders Gregor von Nyssa, erklären das Geschehen der Kommunion mit Gott, die auch Wahrheitserkenntnis von seiten des Menschen bedeutet, mit Hilfe des Bildes vom Spiegel und der göttlichen Schönheit97. Der Mensch ist »nach dem Bilde« Gottes geschaffen, der das Vorbild, die »ursprüngliche Schönheit« des Menschen im allgemeinen und der Seele im besonderen ist. Mit dem Begriff »Seele« bezeichnet Gregor von Nyssa das geistliche Sein des Menschen.
Durch den Fall der ersten Menschen wurde die Seele, das heißt das »Abbild«, verdunkelt und so verwundet, daß es nicht mehr funktioniert. Konkret gesagt, hatte die Seele vor dem Fall Gemeinschaft mit Gott. Solange sie gesund und rein war, erkannte sie Gott, weil sie das Sein Gottes in sich spiegelte, dessen Bild sie war. Die Seele war eine Art Spiegel, in dem Gott sich (nicht jedoch seine Natur) widerspiegelte. In der Erkenntnis Gottes, der Wahrheit, besaß der Mensch eine relative Glückseligkeit. Dieser Zustand wurde jedoch radikal auf den Kopf gestellt, als der Mensch sich einer widergöttlichen, unwahren Wirklichkeit zuwandte. Dadurch verdunkelte sich der Spiegel seiner Seele, und die Wahrheit spiegelte sich nicht mehr in ihm wider. Er erkannte Gott, die Wahrheit, nicht mehr.
Die Menschwerdung des Sohnes stellte eine Intervention Gottes auf dem widergöttlich-unwahren Weg des Menschen dar. Damit diese Intervention wirksam würde, nahm der Logos die menschliche Natur an und vergöttlichte sie. Er versetzte sie wieder in den Zustand der Reinheit der Seele, so daß sich Gott, die Wahrheit, wieder in der Seele spiegeln kann. Mehr noch: Der Mensch, der in der Eucharistie an der vergöttlichten menschlichen Natur Christi teilhat, erhält die Möglichkeit einer neuartigen Kommunion mit Gott, weil seinem geistlichen Streben jetzt die wirkliche, unteilbare, aber auch unvermischte Einheit der göttlichen Natur mit der menschlichen Natur in der Person Christi zugrundeliegt.
Die Einheit des Menschen mit Christus bedeutet, daß der Mensch nunmehr durch die Gnade des Heiligen Geistes und die Askese eine Seele erlangen kann, die so rein ist, daß sich in ihr die Wahrheit widerspiegelt, wie dies in der menschlichen Natur Christi der Fall ist, wo dieses Geschehen sich freilich in höchstem Grade vollzieht, weil bei Christus ein Prozeß anderer Ordnung vorliegt. Natürlich spiegelt sich im gereinigten und gesunden Spiegel der Seele nicht die göttliche Natur, sondern nur Eigenschaften des Daseins Gottes. Niemals kommt es zur Erkenntnis der göttlichen Natur an sich.
In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts stellten Eunomius und seine Anhänger die Orthodoxen ironisch vor das Dilemma: Wenn ihr die Natur Gottes nicht kennt, kennt ihr Gott überhaupt nicht. Wenn ihr bekennt, nur die Unendlichkeit Gottes zu erkennen, bedeutet das, daß ihr einen Teil Gottes kennt und einen anderen nicht, denn Gott sei entweder ganz erkennbar (begreiflich) oder ganz unerkennbar (unbegreiflich)."