Parker-Chan | He Who Drowned the World (Der strahlende Kaiser II) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 592 Seiten

Parker-Chan He Who Drowned the World (Der strahlende Kaiser II)


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98666-283-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 592 Seiten

ISBN: 978-3-98666-283-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zhus epische Reise geht weiter und findet seine Vollendung in der Fortsetzung des internationalen Bestseller SHE WHO BECAME THE SUN. Zhu Yuanzhang, der 'strahlende König', strebt nach ihrem Sieg über die mongolischen Herren in Südchina nach einem neuen Ziel: dem Kaiserthron. Doch sie ist nicht allein mit diesen Ambitionen. Die Kurtisane Madame Zhang aus dem Süden plant dasselbe für ihren Mann - und sie ist stark genug, Zhu auszulöschen. Noch ein weiterer Thronanwärter steht bereit: Wang Baoxiang, ein verschmähter Gelehrter, der sich in die Hauptstadt eingeschlichen hat und das Reich durch tödliche Hofintrigen bedroht. Um im Spiel zu bleiben, muss Zhu alles auf ein riskantes Bündnis mit einem alten Feind setzen: dem talentierten, aber labilen Eunuchen-General Ouyang. Jeder Anwärter ist bereit, alles zu tun, um zu gewinnen. Doch wenn die Gier und der Ehrgeiz schier unendlich sind, könnte der Preis selbst für das rücksichtsloseste Herz zu hoch sein.

Shelley Parker-Chan ist eine asiatisch-australische Fantasy-Autorin, hat als Entwicklungsberaterin in Südostasien gearbeitet und sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung und LGBTQ+-Rechte eingesetzt. Der historische Fantasyroman 'She Who Became the Sun' ist Parker-Chans Debüt und hat gleich nach Erscheinen die Bestsellerliste der Sunday Times angeführt. Er wurde bereits in zwölf Sprachen übersetzt. Parker-Chan hat 2022 den Astounding Award for Best New Writer gewonnen als auch den British Fantasy Award in zwei Kategorien: für den besten Fantasyroman sowie für das beste Nachwuchstalent. Außerdem war Parker-Chan Finalistin für den Lambda, den Locus, den Aurealis, den Ditmar und die British Book Awards. Parker-Chan lebt in Melbourne (Australien).
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GRENZE DER KÖNIGREICHE ZHU YUANZHANGS UND DER FAMILIE ZHANG 1356, ACHTER MONAT


»Gewisslich bedarf diese Angelegenheit keiner endlosen Erwägung«, sagte die Frau hinter dem hauchdünnen Vorhang der Kutsche. »Gebt mir Eure Antwort hier und jetzt, Zhu Yuanzhang, und spart uns beiden Zeit.«

Das Meer war noch fern, doch die Ebene am Fuß des Hügels leuchtete weiß von Salz, als flösse dort der sagenhafte Reichtum der Frau über. Der heiße Spätsommer hatte den flachen See ausgetrocknet, der gewöhnlich die Grenze zwischen den beiden Herrschaftsgebieten markierte. Hier standen die Heere einander gegenüber. Wehende Banner ließen Farbreflexe über die Salzkruste tanzen: Gelb stand für die Rebellenarmee des strahlenden Königs, grün für die Händlerfamilie Zhang. Einst waren die Zhangs dem mongolischen Herrscherhaus treu ergeben gewesen, doch nun hatten sie ihm den Rücken gekehrt und die Regentschaft über das Salz und die Schifffahrtsstraßen der Ostküste ausgerufen.

Zhu Yuanzhang war den Hügel hinaufgeritten, um der Kutsche zu begegnen. Das Gras unter den Hufen ihres Pferdes war so golden wie ihre Rüstung und die Prunkhand. Sie beobachtete, wie die Generäle der beiden Heere sich einander mit größter Höflichkeit näherten. Ihre kurzen Mittagsschatten glitten über die Salzschicht, die bei jedem ihrer Schritte einbrach.

Beide trugen Flügelhelme nach Art der Nanren und Lamellenrüstungen. Das dunkle Leder schluckte die Sonne; die metallenen Schulterstücke in Form von Löwenköpfen hingegen blitzten, als gäbe jemand Lichtsignale mit einem Spiegel. Auf den ersten Blick unterschieden sich die beiden fernen Gestalten kaum voneinander. Zhu konnte sie dennoch leicht auseinanderhalten, denn einer der Generäle war der Bruder ihres Herzens. Xu Da war groß und keinesfalls wie ein Mönch gebaut. Fröhlich schritt er aus, ein junger Mann, der es kaum erwarten konnte, mehr von der Welt zu sehen. General Zhang war kleiner und drahtiger, doch seiner Haltung sah man eine zurückhaltende Zuversicht an. Er hatte denn auch mehr Lebenserfahrung als Zhu und ihr General zusammengenommen. Nachdem sich seine Familie von den Yuan losgesagt hatte, war er entschieden zur Tat geschritten: Innerhalb weniger Monate hatte er die verbleibenden Städte südlich des Großen Kanals eingenommen und das befestigte Pingjiang am Ostufer des Tai Hu zur neuen Hauptstadt der Familie Zhang erklärt. Zwischen Zhus Reich im Westen und dem Hoheitsgebiet der Zhang lag nun nur noch ein Streifen Flachland in einer Biegung des mächtigen Flusses Yangzi.

»Ergebt Euch mir«, sagte die Frau hinter dem Vorhang. Sie sprach ein wenig kehlig – leise und verführerisch. Solch einen Ton hätte man eher hinter verschlossenen Türen erwartet; er schien anzudeuten, dass sie Fremde sein mochten, einander jedoch schon in wenigen Augenblicken sehr, sehr nah sein könnten. Eine Strategie wie diese konnte nur aufgehen, wenn einem das Kalkül dahinter verborgen blieb, doch Zhu durchschaute das Manöver. Zudem betrachtete sie sich als recht unempfänglich für sinnliche Reize. Interessiert stellte sie nun allerdings fest, dass sie ein leichtes Ziehen im Bauch spürte. Da es ihr selbst an Weiblichkeit mangelte, war ihr noch nie in den Sinn gekommen, dass man sie als Waffe einsetzen könnte. Es war eine gänzlich neue Erfahrung, und sie war in gleichem Maße belustigt und beeindruckt.

Auf der Salzebene neigten die beiden Generäle respektvoll die Häupter voreinander, tauschten Förmlichkeiten aus und zogen sich dann wieder zurück. Ihre Spuren im Salz wirkten blau.

Endlich wandte Zhu sich ihrer Gesprächspartnerin zu. »Seid gegrüßt, vielgeschätzte Herrin Zhang.«

»Ihr verweigert mir meinen Titel?«, fragte die Frau herausfordernd.

»Nun, Ihr verweigert mir den meinen«, erwiderte Zhu. Lebenslust durchströmte sie – der Rausch der Macht, vermischt mit Verspieltheit, so aufregend wie der Meeresgeruch und der wilde heiße Wind, der Banner knallen ließ und das Gras auf den Hängen der Hügel zum Wogen brachte. Ebenso herausfordernd wie die Herrin fügte sie hinzu: »Vielleicht sollte ich mit demjenigen über Kapitulation sprechen, der den Titel tatsächlich trägt: mit Eurem Gemahl, dem König! Lieber würde ich von Angesicht zu Angesicht mit einem Gleichgestellten verhandeln als mit seiner ehrenwerten Gattin, die sich schicklich hinter einem Vorhang verbirgt.«

Die Frau lachte sanft. »Seid unbesorgt: Ihr erklärt Eure Kapitulation an der richtigen Stelle! Meinem Gemahl mag sein Ruf vorauseilen, doch ein schwacher Mann, gut geführt, ist die größte Stärke einer Frau.« Hinter der Gaze bewegte sich ein Schatten, als lehnte sich die Frau zum Fenster hin. Sie sprach nun so leise, dass es einer Einladung gleichkam: Zhu sollte sich herabbeugen und ihr Ohr näher an diese wispernden Lippen bringen. Dann hätte sie, wäre der hauchzarte Vorhang nicht gewesen, jede Silbe auf der Haut spüren können.

»Ich glaube nicht, dass Ihr ein schwacher Mann seid, Zhu Yuanzhang. Aber Ihr befindet Euch in einer prekären Lage. Was könnt Ihr ausrichten gegen mein Heer, das so viel größer ist als Eures? Gegen meinen General, den selbst der gefürchtete General Ouyang als ebenbürtig ansieht? Ergebt Euch und unterstellt Eure Streitkräfte meinem Kommando. Und dann warten wir nicht, bis die Yuan ihren Kanzler mit dem Hauptheer schicken, um uns niederzumachen, sondern ziehen gemeinsam gegen Dadu! Wir nehmen ihnen die Hauptstadt und den Thron. Und ist mein Gemahl erst Kaiser, verleiht er Euch jeden Titel, den Ihr Euch nur wünschen könnt. Herzog? Fürst? Rang und Würden sollt Ihr besitzen!«

»Die Geschichtsschreiber werden beeindruckt sein«, sagte Zhu trocken. »Gewiss werden sie mich als großen Mann begreifen.«

Die beiden Armeen, die sich in der Ebene gegenüberstanden, waren bloße Schau. Dies war eine Zusammenkunft, keine Schlacht. Aber Zhu machte sich nichts vor, was ihre Lage anging. Ihr Heer bestand vor allem aus Fußvolk, das sich aus den ehemaligen Roten Turbanen und zusätzlich rekrutierten Bauern zusammensetzte, und war kaum halb so groß wie das gut ausgerüstete Berufsheer der Zhangs. Und mit Ausnahme Yingtians konnte keine ihrer ein Dutzend Städte im Süden auch nur mit dem ärmsten Handelsplatz der Familie Zhang am Großen Kanal mithalten. Es stand außer Frage, wie ein Waffengang enden würde. Wären die Rollen vertauscht gewesen, so hätte Zhu es wie ihre Gegnerin gemacht: Sie hätte ihren Sieg erklärt und eine Kapitulation verlangt.

»Danach hungert es Euch?«, raunte die Herrin Zhang. »Nach Größe?« Ihr Ton war so zärtlich wie Fingerspitzen, die nackte Haut liebkosten. »Schwört mir Gefolgschaft, und ich erfülle Euer Begehren!«

Größe. Beinahe ihr ganzes Leben lang sehnte Zhu sich schon danach, und sie wusste mit absoluter Gewissheit: Nie würde dieses brennende Verlangen erlöschen. Sie richtete sich im Sattel auf und blickte nach Osten, wo am gelbbraunen Horizont das Reich der Familie Zhang lag. Der Wind wehte ihr entgegen, und es schien, als trüge er das ferne Land näher und immer näher heran, bis sie es beinahe greifen konnte. Der Gedanke erfüllte sie mit heftiger Freude. Ihr war, als stünde sie in großer Höhe und blickte auf den Weg hinab, der in ihre Zukunft führte. Von dieser Warte aus sah sie, dass es keine ernsten Hindernisse gab – bloß kleine Unebenheiten, die sie kaum von ihrem Ziel abhalten würden.

»Groß will ich nicht sein«, sagte sie wonnevoll zu der gesichtslosen Frau hinter dem Vorhang. Dann schwieg sie. Sollte die Herrin grübeln, was sie falsch gedeutet hatte, wieso ihre kunstvolle Verführung misslungen war! Ihre Unsicherheit war ein Genuss.

Zhus Armstumpf schmerzte in der zu engen Manschette ihrer Holzhand. Aber diese Unannehmlichkeit wie auch die Schwierigkeiten, denen ein Mann mit nur einer Hand tagtäglich begegnete, waren lediglich der Preis ihres Verlangens, und sie war stark genug, ihn zu zahlen. Alles konnte sie ertragen, alles Nötige tun, um zu bekommen, was sie wollte.

»Dann …«, setzte die Herrin Zhang an.

»Nein, groß will ich nicht sein«, wiederholte Zhu. Ihr Verlangen strahlte wie die Sonne; so unermesslich war es, dass es sie ganz und gar erfüllte. Wer sonst kannte die Gewalt hinter dem Gefühl, etwas mit dem ganzen Selbst zu wollen? »Ich will der Allergrößte sein.«

Der Wind jagte Strudel aus funkelnden Kristallen über die Ebene. Lebenserhaltendes Salz, in dieser Konzentration lebensfeindlich.

»Ich verstehe«, sagte die Herrin Zhang nach einem Augenblick. Trotz aller Koketterie war ihr die Verachtung nun deutlich anzumerken; Zhu sah im Geist die Tür eines Gemachs vor sich, die ihr vor der Nase zugeschlagen wurde. »Ich vergaß,...


Shelley Parker-Chan ist eine asiatisch-australische Fantasy-Autorin, hat als Entwicklungsberaterin in Südostasien gearbeitet und sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung und LGBTQ+-Rechte eingesetzt. Der historische Fantasyroman "She Who Became the Sun" ist Parker-Chans Debüt und hat gleich nach Erscheinen die Bestsellerliste der Sunday Times angeführt. Er wurde bereits in zwölf Sprachen übersetzt. Parker-Chan hat 2022 den Astounding Award for Best New Writer gewonnen als auch den British Fantasy Award in zwei Kategorien: für den besten Fantasyroman sowie für das beste Nachwuchstalent. Außerdem war Parker-Chan Finalistin für den Lambda, den Locus, den Aurealis, den Ditmar und die British Book Awards. Parker-Chan lebt in Melbourne (Australien).



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