Parsons | Die Essenz des Bösen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 349 Seiten

Reihe: DS-Wolfe-Reihe

Parsons Die Essenz des Bösen

Detective Max Wolfes fünfter Fall
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8348-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Detective Max Wolfes fünfter Fall

E-Book, Deutsch, Band 5, 349 Seiten

Reihe: DS-Wolfe-Reihe

ISBN: 978-3-7517-8348-4
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Böse hat viele Gesichter.

Für Detective Max Wolfe ist es die dunkelste Stunde seines Lebens: Nur mit Glück überlebt er einen Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum, bei dem fünfundvierzig Menschen sterben. Eine Woche später ist die Londoner Polizei den Tätern auf der Spur, aber der Einsatz läuft aus dem Ruder. Die Drahtzieher des Anschlags, zwei Brüder, werden bei der Festnahme erschossen. Doch für viele Londoner ist die Sache damit noch nicht beendet. Angestachelt von Fanatikern wächst ihre Wut und richtet sich gegen die Familie der Terroristen. Max hat alle Hände voll zu tun, sie zu beschützen. Das macht ihn selbst zur Zielscheibe. Genau wie seine kleine Tochter und die Frau, die er liebt ...

Die spannende Krimi-Reihe um den sympathischen Londoner Detective Max Wolfe von SPIEGEL-Bestseller-Autor Tony Parsons. Die Romane sind alle in sich abgeschlossen und unabhängig lesbar. Die Essenz des Bösen erschien im Original unter dem Titel Girl on Fire.

Band 1: Dein finsteres Herz
Band 2: Mit Zorn sie zu strafen
Band 3: Wer Furcht sät
Band 4: In eisiger Nacht
Band 5: Die Essenz des Bösen
Band 6: Die ohne Schuld sind

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



Tony Parsons begann seine Karriere als Musikkritiker und ist einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Romane schafften es in die nationalen und internationalen Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamenTochter und ihrem Hund in London.

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1


Ich wachte auf, und die Welt war nicht mehr da.

Alles war still, alles war schwarz. Mich umgab eine Dunkelheit, so umfassend, als wäre der Welt sämtliches Licht ausgesaugt worden.

Überall war Staub. Er hing dick in der Luft, heiß und schmutzig, der Staub eines frisch ausgehobenen Grabes. Und ein merkwürdiger Regen fiel – ein Regen aus Stein, aus den Bruchstücken zerschmetterter Dinge, die ich nicht benennen konnte. Die Zerstörung war überall. In meinen Augen, in meinem Mund, in meiner Nase und in meinem Rachen.

Ich lag flach auf dem Rücken, und unvermittelt raubte die Verwüstung mir den Atem.

Als ich mich hochstemmte und den seltsamen Staub aushustete, spürte ich ihn auch an meinen Händen und in meinem Gesicht.

Leer blickte ich in die pechschwarze Stille. Jetzt erst bemerkte ich die Hitze, und mich durchlief schieres Entsetzen. Ganz in der Nähe musste ein großes Feuer wüten. Ich sah mich um und entdeckte es, wie es loderte und flackerte, das einzige Licht in der Dunkelheit. Die Hitze nahm zu. Die Flammen kamen näher.

Beweg dich oder stirb. Dir bleibt keine andere Wahl.

Auf Händen und Knien kroch ich vom Feuer weg und würgte an dem Schmutz in der Luft. Eine Welle der Übelkeit überfiel mich. Ich hatte am ganzen Leib Schmerzen, aber sie schienen von der Innenseite meines linken Knies auszustrahlen.

Mit einem leisen Fluch ließ ich mich auf die Seite sinken und ertastete die Glasscherbe, die sich mir ins Bein gebohrt hatte, ein kleines, aber dickes Bruchstück einer großen Fensterscheibe, die niemals hätte zerspringen dürfen. Vorsichtig betastete ich die Scherbe. Der Schmerz in meinem Knie flammte auf, und ich versuchte zu begreifen, was hier überhaupt los war.

Wo war die alte Welt hin?

Was war passiert?

Mir fiel ein, dass ich im Lake Meadows gewesen war, dem Einkaufszentrum in Westlondon, um einen neuen Rucksack für Scout zu kaufen. Meine Tochter wollte einen einfarbigen, schmucklosen Rucksack von Kipling, denn sie war schon sieben und erachtete sich als viel zu erwachsen für den Kinderrucksack, mit dem sie im Moment noch zur Schule ging. Er war nur ein Jahr alt, aber darauf zu sehen war die weibliche Hauptfigur aus dem großen Blockbusterfilm vom vergangenen Sommer, Die zornige Prinzessin, eine wunderschöne Zeichentrickprinzessin mit finsterem Gesicht, die aus ihren schmalen Fingernägeln Blitzstrahlen verschoss. Und mit solchem Kinderkram war Scout durch. Sie wollte, dass ich ihr einen Rucksack für ein großes Mädchen kaufte. Als es geschah, war ich damit beschäftigt gewesen.

Ich erinnerte mich noch, dass ich für den neuen Große-Mädchen-Rucksack bezahlt hatte und in die Fressmeile gegangen war, gedanklich ganz auf die Frage konzentriert, wo ich hier einen anständigen dreifachen Espresso bekommen konnte.

Menschen waren dort gewesen, Licht und Lächeln, der Duft nach Kaffee und Zimtgebäck, leise Einkaufszentrumsmusik, irgendein Song aus dem vergangenen Jahrhundert. All das kam mir nicht wie eine Erinnerung vor, sondern wie ein Traum, der ins Vergessen entwich, kaum dass ich aufgewacht war.

Jetzt waberte und wallte der Feuerschein, weil der Großbrand die Dunkelheit in Fetzen riss. Durch ein eingestürztes Dach oder eine geborstene Wand kroch graues Licht aus der Außenwelt in die Ruinen.

Erst in diesem Moment sah ich die Menschen in den Trümmern des Einkaufszentrums.

Einige von ihnen rührten sich nicht. Andere versuchten aufzustehen.

Die neue Welt war lautlos.

Nein, begriff ich in diesem Augenblick, die Welt war nicht lautlos. Nicht ganz. Mein Gehör hatte in dem Augenblick ausgesetzt, in dem die alte Welt verschwunden war.

In meiner Nähe saß ein junger Wachmann auf dem Boden. Seine Uniform war von dem grauen Staub bedeckt, der auf allem lag. Er drehte den Kopf zu mir und versuchte zu sprechen.

Falsch – er sprach, aber ich konnte ihn nicht hören.

Ich zog die Glasscherbe aus meinem Knie und brüllte vor Schmerzen auf. Dann kroch ich zu ihm.

Sein Mund bewegte sich wieder, aber seine Worte blieben unverständlich.

Ich starrte ihn an. Vom Staub tränten mir die Augen. Ich schüttelte den Kopf.

Er wiederholte, was er gesagt hatte, und diesmal drang seine Stimme durch das Klingeln in meinen Ohren.

»Eine Bombe«, sagte er.

»Nein. Zu groß für eine Bombe.«

»Mein Arm«, sagte er.

Er hielt seinen Oberarm, starrte ihn an, ohne zu begreifen.

Alles unterhalb des Ellbogens fehlte.

Ich drückte ihn vorsichtig zu Boden, damit er sich hinlegte, bettete seinen Kopf auf die Plastiktüte mit Scouts neuem Rucksack, streifte meine Lederjacke ab, zog mir das T-Shirt aus und zerriss es in drei Streifen.

Der Wachmann hielt den verstümmelten Arm hoch. Er nutzte die Schwerkraft, um den Blutfluss zu verringern. Ich nickte ihm aufmunternd zu.

»Gut so«, sagte ich.

Menschen gingen langsam an uns vorbei. Niemand rannte. Jeder war zu benommen, um zu rennen. Sie torkelten aus den wabernden Staubwolken. Einige hielten noch ihre Einkaufstaschen in der Hand, als könnte das, was hier geschehen war, überhaupt nicht sein. Die Menschen waren zu betäubt, um die Taschen abzustellen, und zu geschockt, um sie loszulassen. Ich legte dem Wachmann einen T-Shirt-Streifen auf die Wunde und drückte ihn vorsichtig fest.

Beinahe umgehend war der Stoff blutdurchtränkt.

Ich ließ den blutigen T-Shirt-Streifen auf der Wunde und platzierte darauf ein zweites Stoffstück. Es sog sich schon langsamer mit Blut voll.

So behutsam, wie es ging, nahm ich dem Wachmann die Krawatte ab, legte sie etwa zehn Zentimeter über der Wunde an und band ab, was von seinem rechten Arm übrig war. Dann legte ich das letzte T-Shirt-Stück auf die Wunde.

Diesmal sickerte kein Blut mehr durch.

Mein Gehör kehrte zurück, und ich hörte die Schreie und die Sirenen. Ich sah die Leiber, die in den Ruinen verstreut dalagen. Ich spürte die Hitze des großen Feuers. Entsetzen überfiel mich und raubte mir den Atem.

Ich dachte an meine Tochter und wollte nicht sterben.

Immer mehr Brocken regneten vom Himmel. Einige davon waren klein wie Kiesel, aber andere so groß, dass sie einem das Genick brechen konnten. Der Wachmann und ich zogen den Kopf ein und versuchten unsere Augen zu schützen.

Der Himmel fiel auf die Lebenden und die Toten herab – die großen Betonklumpen brachten noch mehr Staubwolken mit, als wäre der Himmel selbst daraus gemacht und nun für immer zertrümmert worden.

Etwas traf mich an der Schulter. Ich spürte nichts, aber die Schmerzen in meinem rechten Knie waren so heftig, dass ich die Zähne zusammenbiss, bis mir die Kiefer wehtaten.

Ich nahm die linke Hand des Wachmanns und führte sie zu den T-Shirt-Fetzen auf seiner Wunde. Er streckte den Armstumpf noch immer in die Höhe. Er machte seine Sache gut.

»Sie schaffen das«, sagte ich zu ihm. »Ich hole Hilfe.«

Ich stand auf und wollte langsam in die Richtung gehen, aus der die Sirenen kamen. Nur tat mein rechtes Knie nicht mehr, was es tun sollte.

Es gab unter mir nach, und unversehens lag ich wieder auf dem Boden.

Ich erhob mich vorsichtig wieder und ging weiter. Ich verlagerte mein Gewicht auf das linke Bein und versuchte, die rechte Seite so wenig wie möglich zu belasten.

Ich spürte die Hitze der Feuersbrunst und roch ihren Gestank.

Kerosin?

Aber ein ganzer Ozean von dem Zeug, der lichterloh brannte – das ergab keinen Sinn. Wo sollte so viel Kerosin herkommen?

Ein Mann in einem Businessanzug ging vorbei. Er trug eine Tüte aus dem Apple-Store, und jeder Zoll von ihm war von dem grauen Staub bedeckt, der die heiße, übelriechende Luft sättigte. Ich spuckte aus und atmete tief durch. Die sengende Luft brannte mir in der Lunge.

Das Feuer kam näher.

Beweg dich oder stirb.

Von dem, was vom Dach des Untergeschosses noch übrig war, hing eine lebensgroße Marionette. Mit dem Stuhl der Marionette waren lange, dicke Streifen aus Gurtband verbunden. Sie hielten ihn an der Decke, als warteten sie auf die Hand eines Riesen, die ihn in Bewegung setzen sollte. Die Marionette war mir so nahe, dass ich den Ausdruck in ihrem unversehrten Gesicht erkennen konnte.

Mir wurde klar, dass sie ein Mann gewesen war. Der Mann war ein Pilot gewesen. Und irgendein unglaublicher Zufall hatte verhindert, dass er in tausend Stücke zerfetzt wurde, nachdem er vom Himmel fiel.

Ich hatte gehört, dass so etwas geschehen könne, und es nie geglaubt.

Jetzt glaubte ich es.

Und endlich verstand ich.

Der eklige, durchdringende Geruch war Jet A-1.

Flugbenzin.

Beweg dich oder stirb!

»Verzeihen Sie«, sprach mich eine ältere Dame an. Ihre Höflichkeit in dieser neuen Welt zerriss mir das Herz. »Bitte bleiben Sie bei uns.«

Sie saß auf dem Boden und stützte den Kopf eines Mannes in ihrem Alter auf dem Schoß, der aussah, als wäre er dem Tod nahe. Ich kniete mich neben sie und keuchte auf von dem Schmerz, der mich von meinem Knie ausgehend durchschoss. In dem Moment, in dem ich ihre Hand nahm, erblickte ich, was diese neue Welt hatte entstehen lassen.

»Eine Bombe«, sagte die Dame.

»Zu groß für eine Bombe«, erwiderte ich. »Ein Hubschrauberabsturz.«

Durch den Rauch und den Staub und die halbdunklen Ruinen erkannte ich einen zerschmetterten und zerfetzten Rettungshelikopter. Sein Cockpit war ein Gewirr aus zerknittertem rotlackiertem Aluminium,...


Parsons, Tony
Tony Parsons begann seine Karriere als Musikkritiker und ist einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Romane schafften es in die nationalen und internationalen Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund in London.

Tony Parsons begann seine Karriere als Musikkritiker und ist einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Romane schafften es in die nationalen und internationalen Bestsellerlisten. Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund in London.



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