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Patwardhan | Maggie Müller ermittelt - Ein gans furchterregender Fall | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 144 Seiten

Reihe: Maggie Müller ermittelt

Patwardhan Maggie Müller ermittelt - Ein gans furchterregender Fall

Superlustiger Kinder-Krimi ab 8
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-646-94048-0
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Superlustiger Kinder-Krimi ab 8

E-Book, Deutsch, Band 1, 144 Seiten

Reihe: Maggie Müller ermittelt

ISBN: 978-3-646-94048-0
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Achtung, Miss Marple ist zurück! Maggie Müller ist mutig, unerschrocken und hat einen festen Lebensplan: Sie will später in Schottland als Detektivin arbeiten. Als die beiden Gänse ihrer schrulligen Nachbarin Violetta spurlos verschwinden, wittert sie ihren ersten Fall. Doch Violetta ist ihr leider keine große Hilfe, denn sie hat einfach vor allem und jedem Angst. Zum Glück ist da noch Maggies bester Freund Samuel, der ein gutes Händchen für »komische Menschen« hat. Schon bald sind die drei zu einem perfekt eingespielten Ermittlerteam zusammengewachsen. Und am Ende kann Violetta ihre Gänse überglücklich in die Arme schließen. Ein rasanter Kinderkrimi mit extra viel Herz und jeder Menge Witz 

Rieke Patwardhan ist aufgewachsen in Schleswig-Holstein und verbrachte ihre Kindheit damit, auf Bäume zu klettern und dort alle Bücher zu lesen, die sie ihren großen Schwestern entwenden konnte. Auf der Suche nach einem Beruf, der ihr auch weiterhin gute Geschichten bieten würde, wurde sie erst Buchhändlerin, dann Psychologin - nur um festzustellen, dass es wohl doch am schönsten ist, selbst Geschichten zu schreiben, die Kinder auf Bäumen lesen können.
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Die Singvogelsiedlung


Es wurde schon langsam dämmrig, als die lila Wollmütze und ich uns auf den Weg zu der Adresse machten, die Frau Krause eilig auf einen Zettel geschrieben hatte. Goldammerweg 12, das ist tatsächlich nicht weit entfernt vom Drosselstieg 7, wo ich mit meinen Eltern wohne. Trotzdem war ich noch nie im Goldammerweg gewesen. Er liegt nämlich nicht auf meinen gewohnten Strecken.

Meine gewohnten Strecken sind diese:

  1. Der Weg zur Schule: rechts aus dem Haus, dann die zweite links in den Distelfinkweg, den zu Ende gehen, bis man auf die Hauptstraße stößt, an der die Schule liegt
  2. Der Weg zum Dudelsack-Unterricht dienstags um 18 Uhr: rechts aus dem Haus, dann lange geradeaus, an der Kirche vorbei, dann die Erste links in den Kleibersteig, wo sich das Musikzentrum befindet
  3. Der Weg zum Selbstverteidigungstraining (mit Samuel) freitags um 15.30 Uhr: rechts aus dem Haus, dann gleich wieder links in den Rotkehlchenweg, zweite links in die Blaukehlchengasse und dort bei Nr. 23 in den Hinterhof.

Falls es jemand nicht bemerkt haben sollte: Aus rein zufälligen Gründen muss ich immer rechts aus dem Haus, der Goldammerweg aber liegt links. Ich hatte also Violetta Winkelmanns Haus noch nie gesehen – denn wenn ich auch nur einmal daran vorbeigegangen wäre, dann wäre es mir in Erinnerung geblieben. Das steht fest!

Um den Schock zu verstehen, den der Anblick des Hauses in mir auslöste, muss man ein bisschen was über die Singvogelsiedlung wissen – »unsere schöne Singvogelsiedlung«, wie alle Nachbarn sie nennen. Die Häuser sind klein und ordentlich, die Gärten ebenfalls. Alle Häuser sind in hellen Cremetönen gestrichen. Beige oder Gelb (aber nicht zu gelb), vielleicht mal ein sanftes Orange (aber nicht zu orange), und als Frau Patil aus Nummer 5 ihr Garagentor rot streichen wollte, hat Mama ein freundliches Gespräch unter Nachbarn mit ihr geführt. Danach wurde das Tor beige.

Violettas Haus dagegen war lila. Leuchtend lila. Es war das letzte Haus auf der rechten Seite, bevor der Goldammerweg in den Kleingartenverein übergeht, und es stach aus der cremefarbenen Häuserreihe heraus wie ein fauler Zahn aus einem makellosen Gebiss. Neben der Tür blätterte die Wandfarbe ab, die Fenster waren schief und verzogen, und Maggie Müllers Kennerblick erspähte sofort ein paar lose Dachziegel. Nein, Mama und Papa wären nicht glücklich gewesen über dieses Haus in ihrer Nachbarschaft.

Statt einer Türklingel nutzte Violetta Winkelmann eine altmodische Kuhglocke. Das Teil machte entsetzlichen Lärm, als ich daran zog, und ich biss mir auf die Unterlippe. Ich kann unerwarteten Lärm nicht ausstehen.

Komischerweise rührte sich nichts im Haus, obwohl deutlich Licht hinter den Vorhängen zu sehen war. Kurzentschlossen stülpte ich mir die scheußliche Wollmütze über die Ohren und schepperte noch einmal mit der Glocke. Nichts. Hm. Eine zukünftige Spitzenermittlerin macht sich da natürlich so ihre Gedanken. War Violetta Winkelmann nur eine schlimme Umweltsünderin, die ihr ganzes Haus beleuchtet ließ, obwohl sie nicht daheim war? Oder lag hier ein Verbrechen vor?

Wer diesen Gedanken für übertrieben hält – nun gut! Man findet überall Menschen, die niemandem etwas Böses zutrauen. Ich aber gehöre definitiv nicht dazu!

Außerdem gehöre ich definitiv nicht zu den Menschen, die Angst haben! Deswegen ich einfach untersuchen, was in diesem Haus vor sich ging. Ich rüttelte einmal kurz an der Haustür, die sich – wie erwartet – nicht öffnen ließ, dann machte ich mich auf den Weg in Violetta Winkelmanns Garten. Mein Plan war, ums Haus herumzugehen und von hinten einen Blick durchs Wohnzimmerfenster zu werfen – eine Technik, die ich mir von meiner Lieblings-Fernsehkommissarin abgeschaut hatte. Gut möglich, dass die Autorin vergiftet auf dem Fußboden lag! Oder dass ein Verbrecher mit gezogener Waffe vor ihr stand und sie daran hinderte, die Tür zu öffnen!

Gerade war ich im Begriff, um die Hausecke zu gehen, als ich merkwürdige Geräusche hörte. Ein lautes … Zischen? Fauchen? Komisch, normalerweise bemühten sich Gangster doch darum, möglichst leise zu sein! Vorsichtig schlich ich weiter – und wäre in der einsetzenden Dunkelheit um ein Haar in einen hohen grünen Maschendrahtzaun gelaufen. Irgendwo hinter diesem Zaun zischelte es so bedrohlich, dass Menschen, die zufällig unter einer »Ich habe vor nichts und niemandem Angst!« – Störung leiden, bestimmt das Blut in den Adern gefroren wäre. Mir gefror gar nichts.

Ich öffnete die Tür des Maschendrahtzaunes und lief so weit vor, bis ich um die Hausecke spähen konnte. Inzwischen war es schon zu dunkel, um zu erkennen, wer oder was hier komische Geräusche machte, geschweige denn, warum. Ich schlich also weiter und weiter in den erstaunlich großen Garten hinein, und just als ich mich fragte, ob Frau Winkelmann vielleicht nur eine etwas seltsame Alarmanlage installiert hatte, kamen wie aus dem Nichts zwei Angreifer auf mich zu! Reflexhaft begab ich mich in meine Kampfposition (drei Jahre Selbstverteidigungskurs gehen nicht spurlos an einem vorbei), aber sobald mir klar wurde, wer mir da wirklich an den Kragen wollte, änderte ich sofort meine Strategie.

Seid ihr schon einmal von Gänsen angegriffen worden? Nein? Ich vorher auch nicht. Doch glücklicherweise hatte mich das Video »Zehn Dinge, die du tun musst, wenn du von Gänsen angegriffen wirst« bestens auf diese Situation vorbereitet.

Mama sagt immer, ich solle meine kostbare Lebenszeit nicht auf YouTube verschwenden, aber wie man hier wieder einmal sehen kann, weiß ich schon, was ich tue.

Es reichte zum Glück aus, die ersten fünf Punkte des Videos zu befolgen:

  1. ruhig bleiben
  2. nicht versuchen, die Gans zu verscheuchen
  3. der Gans nicht den Rücken zudrehen
  4. sich langsam zurückziehen
  5. auf keinen Fall rennen

Dementsprechend schlich ich also langsam rückwärts wieder zum Zaun, den Blick dabei fest auf die beiden imposanten Gänse gerichtet, die mir mit ausgebreiteten Flügeln und unwirsch zischend (aber immerhin mit Abstand) folgten. Ruhig bleiben war selbstverständlich gar kein Problem, obwohl ich die beiden Gänse ziemlich kräftig fand, wenn nicht sogar etwas übergewichtig.

»Hallo? Hallo? Ist da wer?«

Die Stimme in meinem Rücken hörte sich ängstlich an. Natürlich ließ ich mich davon nicht ablenken und drehte mich erst um, als ich die Tür des Maschendrahtzaunes sorgfältig hinter mir geschlossen und die Gänse empört schnatternd dahinter zurückgelassen hatte.

Violetta Winkelmann hatte ihre Haustür einen winzigen Spalt geöffnet, gerade so weit, dass ich einen Blick auf ihren grünen Pullover erhaschen konnte.

»Wer ist da? Ich warne Sie! Ich … habe einen Wachhund bei mir!«

Irgendwie verstand ich die Lage nicht. Wenn sie sich so sehr fürchtete, warum hatte sie dann überhaupt die Tür aufgemacht? Kopfschüttelnd trat ich aus dem Dunkel und wedelte mit der lila Mütze.

»Ich bin’s bloß, Maggie Müller! Ich bringe Ihnen nur Ihre Mütze. Die haben Sie bei uns in der Schule vergessen.«

Ein tiefer Seufzer der Erleichterung war die Antwort.

»Ach, du bist es! Die Krimi-Freundin. Vielen Dank, dass du dich extra herbemüht hast.«

Sie lehnte sich etwas weiter aus der Tür und winkte mich zu sich heran. Näherkommend musste ich mir das Lachen verbeißen. Nicht nur, dass Frau Winkelmann einen Baseballschläger in der Hand hatte (obwohl sie kein bisschen so aussah, als könne sie damit umgehen, spindeldürr wie sie war), nein, neben ihr saß ein sehr beleibter Cockerspaniel und klopfte freundlich mit seinem Schwanz auf den Boden. So viel zum Thema Wachhund!

»Warum haben Sie denn eben nicht aufgemacht? Die Glocke ist ja wohl kaum zu überhören!« Ich reichte ihr die Mütze.

»Hab ich doch!« Verlegen drehte sie das gute Stück zwischen den Händen.

»Aber das hat ja ewig gedauert!«

Frau Winkelmann sah aus, als müsste sie überlegen, ob sie mir ein wichtiges Geheimnis anvertrauen könne.

»Es ist …« – sie spähte vorsichtig nach allen Seiten – »… wegen der Schlösser. Hier! Das dauert.«

Sie deutete neben sich auf die wohl merkwürdigste Tür, die ich je gesehen hatte. Sage und schreibe fünf Schlösser und zwei Riegel waren an ihr angebracht.

»Wow! Sie haben Angst vor Einbrechern. Gibt’s hier was zu holen?«

Ich versuchte, an ihr vorbei ins Innere des Hauses zu schielen, obwohl es mir sehr unwahrscheinlich schien, dass jemand, der sein Haus von außen derart verfallen ließ, drinnen die Goldbarren hortete.

»Nein, nein!« Violetta Winkelmann schüttelte entschieden den Kopf. »Ich brauche einfach so ein Gefühl von Sicherheit … Sonst habe ich … nun, Angst.« Sie lächelte mich verlegen an. »Verstehst du?«

Nun war es an mir, entschieden den Kopf zu schütteln.

»Nö. Verstehe ich überhaupt nicht. Ich habe nämlich nie Angst. Verstehen Sie?«

Violetta Winkelmann riss die Augen auf.

»Nein. Keine Angst? Aber … Es ist doch sicher höchst gefährlich, niemals Angst zu haben!«

...



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