Persson | Tod am Ammersee | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Reihe: Carola Witt

Persson Tod am Ammersee

Oberbayern Krimi
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96041-345-5
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Oberbayern Krimi

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Reihe: Carola Witt

ISBN: 978-3-96041-345-5
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Krimi mit Charme, Humor und wunderschönem bayerischen Flair.
Eigentlich ist Carola Witt von Berlin an den Ammersee gereist, um ihrem Chef den oberbayerischen Wahlkreis zu sichern. Bevor sie aber überhaupt beim ersten Pressetermin erscheinen kann, stolpert sie unglücklicherweise über die Leiche eines Provinzpromis – und damit geradewegs ins Visier des Mörders. Doch zum Glück ist der ewig grantelnde, aber sehr fesche Kommissar Meisinger dem Täter auf den Fersen ...

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Nix bist scho Fototapete, schoss es Carola durch den Kopf. Das sieht aus wie eine Fototapete. Vorsichtig steuerte sie den japanischen Kleinwagen auf der Olympiastraße den Hirschberg nach Weilheim hinunter. Sie war noch nie in Bayern gewesen und hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit den Alpen. Abrupt türmten sie sich vor ihr auf, himmelhoch, grau, zerklüftet, die Gipfel mit Schnee bedeckt und so nah, dass sie das Gefühl hatte, gleich dagegenzufahren. Doch irgendwie zwängte sich sattgrünes, sanft gewelltes Land zwischen Auto und Berge, aus dem Zwiebeltürme, Bauernhöfe und Satellitenschüsseln – wieso Satellitenschüsseln? – emporragten. Von einem unfassbar knallblauen Himmel blendete die Sonne. Du meine Güte, es ist wirklich schön hier, dachte sie, um sich sofort zurückzupfeifen. Sie war Hauptstädterin. Da hatte man Bayern nicht zu mögen. Aus Sicht einer Neuberlinerin, die sie nun einmal war, kamen aus Bayern die Menschen, die sich vom »Arm, aber sexy«-Charme der Bundeshauptstadt partout nicht bezirzen lassen wollten und stattdessen unentwegt über die schrägen Berliner Finanzen nörgelten. Den Flug von Tegel nach München hatte sie abgesessen, eingezwängt zwischen zwei Anzugträgern, die sich noch nicht einmal den Anschein gaben, ihr einen Quadratzentimeter der Armlehnen zu überlassen. Während sie nach Schildern zu den Autoverleihern suchte, waren sie grußlos davongetrottet. Die Dame beim Autoverleiher war hingegen so liebenswürdig gewesen, dass Carola sich bei der Frage ertappt hatte, ob sie sie auf den Arm nehmen wollte. Jetzt ist es so weit, jetzt werte ich Freundlichkeit als Hohn, dachte sie. Sie bedankte sich schuldbewusst bei der netten Frau, die ihr auch noch einen wundervollen Tag wünschte, und fahndete nach ihrem japanischen Kleinwagen. Wie putzig und wie neu er war! Und dann roch er auch noch so unbenutzt. Zu ihrem Erstaunen sprang der Wagen widerspruchslos an. Vorsichtig lenkte sie ihn aus der Parklücke, verfluchte die Bilder von Fahranfängern, die sie aus Pannenshows kannte, und machte sich auf die Suche nach der Ausfahrt. Jetzt bloß nicht die Schranke rammen. Das Navi in ihrem Smartphone sagte ihr, dass sie in zwei Stunden auf dem Secklerhof sein würde. »Und wo soll ich wohnen?«, hatte sie ihren Chef am Freitag bei der Jobübergabe gefragt. »Auf dem Secklerhof«, hatte Ludwig geantwortet. »Die Resi macht das für mich.« »Die Resi macht was für dich?« »Eine Preußin bei sich wohnen lassen.« Wieder dieses Grinsen. »Aha.« Jetzt kommt die ausgelatschte Nummer von wegen Preußen und Bayern, und ich bin noch gar nicht da, hatte Carola sich gedacht. Wenn sie an ihrer Arbeit für einen oberbayerischen Abgeordneten irgendetwas überflüssig fand, dann war es der in ihren Augen durch nichts begründete bayerische Lokalpatriotismus. Dabei waren die Bayern doch auch nur die Nachfahren fußlahmer römischer Legionäre, von Flüchtlingen vieler Kriege und – aktuell – Wirtschaftszugereisten. Aber bei der Arbeit für einen oberbayerischen Abgeordneten hatte sie eine Grundregel schnell gelernt: In Bayern hatte man schon Migrationshintergrund, wenn man aus dem Nachbardorf stammte. »Und wie genau darf ich mir das vorstellen? Krieg ich die Gesindekammer?« Ihr Chef hatte schallend gelacht. »Damit liegst du gar nicht so falsch. Die Meisingers haben vor Jahren, als der alte Alois noch gelebt hat, die alten Gesindekammern zu einer Ferienwohnung umgebaut. Mit allen Schikanen. Der Alte fand es unterhaltsam, ab und zu Feriengäste auf dem Hof zu haben. Als er gestorben war, haben s’ damit aber wieder aufgehört.« »Wer sind denn ›sie‹ in ›haben s’‹?«, fragte Carola. Ludwig hatte seine Mitarbeiterin angestarrt. »Sie, das sind die alte Meisingerin, die Resi, und ihre beiden Söhne, der Lenz und der Tom.« »Soso«, hatte Carola gebrummt, auch noch Hotel Mama. Dann hatte sie sich wieder dem vollen Terminkalender auf ihren Knien zugewandt. Dem Navi nach würde sie noch fünf Minuten brauchen. Carola bog ab, und die Straße wurde schmal und kurvig. Wälder, Felder, Wiesen. Und noch mehr Wälder, Felder, Wiesen. Ihr Telefon dudelte. »Chef«, verkündete das Display. »Hallo, Johannes, gleich bin ich bei Schneewittchen angekommen«, begrüßte ihn Carola. »Schneewittchen, wieso Schneewittchen?«, fragte Johannes Ludwig verständnislos. »Ach, du meinst, hinter den Bergen bei den sieben Zwergen? Sehr witzig, Caro.« Er klang leicht verärgert. »Nein, im Ernst, am besten schaust du bei den Meisingers nur kurz vorbei und fährst dann sofort nach Weilheim. Seppi wartet da schon auf dich. Wir müssen telefonieren und den Fototermin morgen beim Korbinian Fischbach durchsprechen, weißt schon, wegen dieser Muttergottes, dieser Pietà, die er restauriert hat. Der Pfarrer kommt, der Landrat und die Bergeggerin auch. Da muss alles passen, gell? Also, vierzehn Uhr, ich ruf dich an.« Johannes Ludwig legte auf, ohne auf eine Antwort seiner Mitarbeiterin zu warten. »Es hat mich auch gefreut, mit dir zu sprechen«, sagte Carola zur Windschutzscheibe. Sosehr sie ihren Chef mochte und seine Arbeit schätzte, manchmal empfand sie sein Politikgott-Gehabe als sehr anstrengend. Dabei wusste sie nur zu gut, dass er noch zu den vernünftigeren Abgeordneten im Parlament zählte. Die Straße wand sich ungerührt weiter durch Felder und Wiesen. »Noch fünfhundert Meter«, sagte die Navistimme. Carola bog in eine noch schmalere Straße ab und fuhr auf eine lange Gerade, die, wie es ihr schien, direkt in die Berge führte. Dann tauchte rechter Hand ein Haus auf. Nun, »Haus« war untertrieben, »Anwesen« passte dafür wohl eher. Sie konnte drei Stockwerke erkennen, ein weites Vordach, Balkone mit Unmengen blauer und weißer Blumen, Seitengebäude, einen Obstgarten und einen Fahnenmast. Johannes hat vergessen zu erwähnen, dass ich bei den Kardashians vom Ammersee wohne, dachte Carola. Die Straße wand sich nach rechts und kringelte sich als Kiesweg in einer Haarnadelkurve den Berg hinauf. »Privatstraße – Benutzung auf eigene Gefahr«, unterrichtete ein Schild. Schickischickischick, dachte Caro, auch noch mit eigener Auffahrt. Sie ließ ihren Kleinwagen in den Hof rollen. Neben einem geöffneten Tor stand ein schwarzer SUV asiatischer Herkunft, dahinter ein großer Hänger. Als Carola ausstieg, trat ein Mann aus dem Tor, der einen gewaltigen Holzbalken trug. Er blieb stehen und sah sie an. Seine dunklen Augen zeigten keine Regung. Mittelgroß und breitschultrig, schien er die Last nicht zu bemerken. Die hellen Streifen im dichten dunklen Haar ließen erkennen, dass er nicht mehr jung war. Er trug ein kurzärmliges Karohemd und eine für einen Mann seines Alters lächerlich kurze schwarze Cordhose. Seine muskulösen Beine steckten in groben Bergstiefeln. »Grüß Gott!«, rief Carola ihm zu. »Bin ich hier richtig bei der Familie Meisinger?« Ihre Frage versetzte den Mann in Bewegung. Mit erstaunlicher Schnelligkeit und noch erstaunlicherer Sanftheit hob er den Balken von seiner Schulter und legte ihn lautlos auf den Hänger. Dann brüllte er »Mutter!«, warf noch einmal einen kurzen Blick auf Carola und verschwand durch das Tor, aus dem er gekommen war. Na großartig. Hier bin ja richtig gerne gesehen, dachte Carola, wurde aber in ihren Gedanken von einer Stimme unterbrochen. »Fräulein Witt? Herzlich willkommen auf dem Secklerhof!« Sie drehte sich um. Eine große, schlanke Frau kam ihr mit energischen Schritten entgegen. Die dunklen Haare zu einem Zopf gebunden, streckte sie eine zarte, kleine Hand zur Begrüßung aus. Sie war bestimmt über sechzig und sehr attraktiv, wie Carola fand. Dunkle Augen, Lachfalten, schmales Gesicht, sorgfältig geschminkt, dazu enge Jeans, Streifenbluse, wattierte Weste und dezenter Goldschmuck. Hatte sie gerade »Fräulein Witt« gesagt? »Bitte nennen Sie mich Carola. Herzlichen Dank, dass ich hier wohnen darf.« »Dann bin ich die Resi.« Therese Meisinger strahlte ihren Gast an. »Hattest du eine gute Reise? Übrigens, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – man sieht dir an, dass du aus Berlin kommst.« Carola spürte, wie sie rot anlief. Sie blickte an sich hinunter: »Wieso?« »So groß, blond und schlank, bist fast schon ein bisserl dünn, gell? Und dann deine blauen Augen! Schick angezogen bist du auch und trägst Stiefel mit Absatz. Sind übrigens vollkommen ungeeignet hier am Land. Eindeutig Stadererin!« Sie lachte Carola an und machte eine einladende Handbewegung. »Du musst hungrig sein. Komm rein, magst was essen?« »Ich hab leider wenig Zeit, muss gleich weiter nach Weilheim, Telefonkonferenz mit Johannes Ludwig. Morgen soll eine hochberühmte Pietà präsentiert werden, und mein Chef ist mit von der Partie. Ich wollte mich eigentlich nur kurz vorstellen und das Gepäck ausladen.« »So ein Schmarrn, in Bayern legt man Wert auf Gastfreundschaft. Du kommst jetzt erst mal rein, machst eine gescheite Brotzeit, und dann schauen wir mal.« Die Frau schien Widerspruch nicht zu kennen und bugsierte Carola ins Haus, in die Küche und auf eine Eckbank. Während Resi auftischte, hatte Carola Gelegenheit, den Raum zu mustern. Eine große Holzküche ging in einen Wohnraum über. Sie konnte einen alten dunkelgrünen Kachelofen und ein großes helles Sofa erkennen. An den Fenstern hingen weiße Vorhänge, die dem Raum Frische verliehen. Von unzähligen Tritten zerschundenes Eichenparkett, ein blank gescheuerter Holztisch und bunte Keramik verströmten Gemütlichkeit. Carola ließ ihren Finger über den...


Inga Persson hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert, 1994 promovierte sie. Anschließend schrieb sie jahrelang im Auftrag anderer: erst für Bundestagsabgeordnete, später für ihre Agenturkunden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn am westlichen Ammersee und betreibt dort die traditionsreiche Gastwirtschaft "Schatzbergalm ". "Tod am Ammersee" ist ihr Debütkrimi.



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