Peter | Die Legion des Raben | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Piper Schicksalsvoll

Peter Die Legion des Raben

Historischer Roman
17001. Auflage 2017
ISBN: 978-3-492-98356-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Piper Schicksalsvoll

ISBN: 978-3-492-98356-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Invita, die Sklavin des römischen Statthalters zu Trier, steckt erneut in Schwierigkeiten - nicht nur, dass sie dem alemannischen Kriegsgefangenen Flavus als Geliebte versprochen wurde, jetzt versucht sie auch noch, den Mord an einem hochrangigen römischen Beamten aufzuklären. Auf dem Nachhauseweg von einem rauschenden Fest wurde der Mann heimtückisch ermordet. Ein Schuldiger ist schnell gefunden: der Sklave Hyacinthus, welcher ihn begleitete und wie durch ein Wunder unversehrt blieb. Nach altem Recht sollen nun alle Sklaven des Haushaltes hingerichtet werden. Invita stellt Nachforschungen an und findet sich schon bald in einem Geflecht aus Lügen und Intrigen wieder ...

Schon früh entdeckte Maria W. Peter ihr Interesse an Literatur und Geschichte, wobei sie besonders das Römische Reich faszinierte. Parallel zum Studium arbeitete sie als Journalistin, als Fulbright-Stipendiatin besuchte sie die renommierte 'School of Journalism' in Columbia/Missouri. Nach ihrer Rückkehr aus Amerika begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten »Invita«-Krimi. Seither wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Literaturpreis Homer für den besten historischen Roman des Jahres. Auch ihr neues Buch ist in Zusammenarbeit mit namhaften Historikern und Archäologen entstanden und führt in die versunkene Welt der Römer, Kelten und Germanen am Rhein. Maria W. Peter ist als freie Autorin tätig und pendelt zwischen dem Rheinland und dem Saarland.
Peter Die Legion des Raben jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


KAPITEL I


Ab Urbe Condita 1012 (260 n. Chr.)

Der Duft von Weihrauch zog durch das Haus. In jede Ritze, in jeden Winkel kroch der geheiligte Odem, der die Wünsche der Sterblichen hinauf zu den Göttern tragen sollte und gleichzeitig versprach, das Haus von üblen Geistern und Schatten zu reinigen.

Nun weiß ich natürlich nicht, wie wirksam diese reinigende Kraft ist, wenn sich ihr Duft mit dem Geruch von Wein und opulenten Speisen mischt. Im statthalterlichen Triclinium, in dem die heiligen Rauchschwaden aus Kohlebecken emporstiegen, waren alle höheren Beamten und was sonst in Stadt und Civitas Rang und Namen hatte versammelt, um den Geburtstag meines Herrn, des Statthalters der Provinz Gallia Belgica, zu begehen. Schon jetzt hatten sie dem Wein ganz kräftig zugesprochen und lagen mit geröteten Wangen und feuchten Augen auf ihren Speiseliegen.

Eigentlich hatte ich bei dem Fest nichts zu suchen, da ich nicht zur Bedienung eingeteilt war. Celsus, der Sklavenaufseher, hatte mir sogar strengstens untersagt, meine Nasenspitze bei den Gästen zu zeigen, doch erlaubte ich mir die Freiheit, diesen Befehl ein wenig weiter auszulegen, während ich darum betete, Celsus möge sich in seiner Kammer einen Rausch antrinken, statt ausgerechnet über mich zu stolpern.

Hinter dem Vorhang, der den Flur vom Triclinium trennte, war ich den Blicken der hohen Herren und ihrer Gattinnen entzogen und hatte dennoch eine ungetrübte Sicht auf das ganze Geschehen. Von meinem Versteck aus sah ich, wie sich die meisten Gäste großzügig von den üppig auf Tischen angerichteten und in mundgerechte Stücke geschnittenen Speisen bedienten.

An mir vorbei wurden immer weitere Tabletts hineingeschleppt, bis zum Biegen beladen mit erlesenen Köstlichkeiten aus den entlegensten Winkeln des Imperiums, die zum Teil auf ausgeklügelten Wegen auf dem Tisch des mächtigsten Mannes von Treveris gelandet waren. Neben einer Unzahl von getrockneten Früchten und mit exotischen Gewürzen angerichteten Gemüsespezialitäten wie syrischem Rettich und ägyptischem Porree verströmten auch exquisite Fleischgerichte wie frisch angebratener Flamingo und in Honig gebackener Siebenschläfer ihren verführerischen Duft. Auf filigran verzierten Silberplatten glitzerten frische Austern, die in Eis gepackt mit Eilkurieren von der gallischen Atlantikküste herbeigebracht worden waren, mit dem in schweren Silberbechern servierten Wein um die Wette. Beinahe bescheiden nahmen sich daneben die Pfauenzungen aus, mit deren Gegenwert sich so mancher Sklave seine Freilassung hätte erkaufen können.

Geschäftig liefen Bedienstete zwischen den Speiseliegen und Tischen umher, um den Braten zu zerkleinern, Wein nachzuschenken und den Gästen Schalen mit frischem Wasser und trockene Tücher zu bringen, mit denen sie sich nach jedem Gang die Hände waschen konnten.

Ein aufkeimendes Hungergefühl unterdrückend, ließ ich meinen Blick über die Liegen schweifen, um zu sehen, wer eine Einladung ins Erste Haus der Stadt erhalten hatte. Ich lebte noch nicht lange genug in Treveris – die meiste Zeit meines Lebens hatte ich im mediomatrischen Divodurum verbracht –, um alle Honoratioren und Würdenträger zu kennen. Von den meisten hatte ich wohl schon den Namen gehört, doch nur die wenigsten von ihnen zu Gesicht bekommen.

Zu den Personen, die ich erkannte, zählten Gaius Baetius Quigo und Decimus Sempronius Meritus, die beiden amtierenden Duumviri, die mit ihren Frauen einen Platz in der Nähe des Statthalters innehatten, so wie es ihrem Rang gebührte. Dabei wusste ich von Gesprächen, dass es in letzter Zeit häufiger zu Spannungen zwischen den höchsten der städtischen Beamten und dem Statthalter gekommen war. Ich hatte keine Ahnung, um was es sich dabei handelte, doch vermutete ich, dass es um Bedeutenderes ging als um Baumaßnahmen, öffentliche Spiele und die damit verbundenen Kosten.

Seit vor einigen Monaten germanische Barbarenstämme den Limes überrannt hatten und immer wieder plündernd und mordend über Gehöfte, Ansiedlungen und Städte herfielen, befanden sich die gesamten Nordprovinzen im Ausnahmezustand. Tagtäglich kamen – zusammen mit einem Strom von Flüchtlingen – neue Schreckensmeldungen über Metzeleien und Brandschatzungen in die Stadt. Da Kaiser Valerian mit seinen Legionen im Osten kämpfte, oblag es seinem Sohn und Mitregenten Gallienus, sich der einfallenden Horden an Rhein, Donau und in Norditalien zu erwehren. Sein erst sechzehnjähriger Enkel Saloninus residierte derweil in Colonia Agrippinensis, wo er gemeinsam mit Postumus, dem Statthalter von Niedergermanien, die Verteidigung der nördlichen Provinzen sichern sollte.

Schon machten Prophezeiungen vom nahen Weltuntergang die Runde. Wahrsager und Zukunftsdeuter erfreuten sich eines nie gekannten Zustroms, während die wenigen Überlebenden aus den Unglücksgebieten Grauenvolles zu berichten wussten.

»Und ich sage euch, dass wir uns mit aller Macht diesen Barbaren entgegenstellen sollten. In diesem Punkt müssen wir uns einig sein. Der Schutz unserer Bevölkerung muss für alle die oberste Priorität haben!« Diese Worte, die so geschliffen klangen, als kämen sie von einem Redner alter Schule, stammten vom Procurator Marcus Metellus. Er hatte seinen Amtssitz ebenfalls in Treveris und kontrollierte die Finanzverwaltung der Belgica und der beiden germanischen Provinzen. Ähnlich wie der Statthalter war er unmittelbar vom Kaiser eingesetzt und unterstand nur dessen Verfügungsgewalt. Dass er sich dieser Stellung sehr bewusst war, konnte man an dem selbstgerechten Ausdruck seines Gesichts ablesen. Aus irgendeinem Grunde hatte er seine Frau nicht dabei, und so lag er allein inmitten der feuchtfröhlichen Runde und führte das große Wort: »Es wäre nicht das erste Mal, dass besondere Vorkommnisse es geboten erscheinen lassen, Maßnahmen zu ergreifen, die von den Gesetzen des Reiches ursprünglich nicht vorgesehen waren. Doch der Bestand des gesamten westlichen Imperiums steht auf dem Spiel, wenn wir es nicht bald schaffen, diese Alemannen und Franken aufzuhalten.«

»Du redest von Populares, einer Bürgerwehr, nehme ich an. Nun, darüber wurde im Stadtrat bereits gesprochen, und eine winzige Mehrheit der Decurionen teilt in diesem Punkt deine Ansicht.« Marcus Lampenius Ambrosius, einer der amtierenden Aedile, hatte das Wort ergriffen. Ich wusste, dass er erst vor Kurzem seine Frau im Kindbett verloren hatte. Das Schicksal verschont offensichtlich niemanden, auch nicht die Würdenträger. Ich wunderte mich ein wenig, dass er trotzdem auf dieser Festivität erschienen war. »Doch geht es nicht nur darum, das uralte Gesetz zu missachten, das die Macht der Legionen ausschließlich in der Gewalt des Kaisers und seiner Vertreter wissen will. Man riskiert auch, Söhne vornehmer Bürger an der Grenze aufzureiben.«

»Nun, da ist etwas dran«, mischte sich ein weiterer Gast in das Gespräch ein. Erst jetzt fiel mein Blick auf den Fremden, den ich bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Er lag ein wenig abseits, am anderen Ende des Raumes, und trug eine reich dekorierte Militärtunica aus purpurfarbener Seide, dazu Hosen und Stiefel. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten, die vorstehende Nase ein wenig gebogen. »Eine Bürgermiliz aufzustellen erscheint mir ebenfalls als eine nicht ungefährliche Angelegenheit. Sehr leicht zieht man sich dadurch einerseits den Hass der ein?ussreichen Familien zu, die ihre gefallenen Söhne beweinen, andererseits wird die Aufmerksamkeit der Feinde durch eine solche Mobilmachung häufig erst geweckt.«

»Wer ist das?« Ohne den Blick von dem Treiben der Gäste abzuwenden, packte ich Foeda am Handgelenk, eine Mitsklavin, die gerade Krüge mit frischem Wein auf den Tischen der Gäste abgestellt hatte und auf dem Weg zurück in die Küche war.

Erschrocken zuckte sie zusammen, lächelte jedoch, als sie mich erkannte.

»Wen meinst du?«, fragte sie leise zurück und achtete darauf, dass wir vom Triclinium aus nicht gesehen werden konnten.

»Den dahinten, in der Ecke. Den Kerl in dem purpurnen Gewand.«

Foedas Blick folgte meiner Hand.

»Ich weiß nicht genau«, meinte sie schließlich. »Soviel ich weiß, ein Reiterpraefect aus Niedergermanien, der die besten Grüße des Statthalters Postumus überbringen soll.«

Noch mehr ehrenvoller Besuch also, schoss es mir durch den Kopf. Es überraschte mich nicht, dass auch die Vertreter der Nachbarprovinzen ihre Aufwartung machten.

»Vor nicht allzu langer Zeit soll er einen wichtigen Sieg gegen eine Gruppe Alemannen errungen haben, die die Grenze überrannt hatten, um die umliegenden Städte zu plündern. Mehr weiß ich nicht, aber jetzt muss ich gehen.«

Rasch hatte sich Foeda meinem Griff entwunden und eilte Richtung Küche, während mein Blick auf dem Gesandten aus der niedergermanischen Provinz hängen blieb. So sah also jemand aus, der in der Lage war, es mit Alemannen aufzunehmen.

»Doch macht ihr euch ohnehin zu viele Sorgen«, fuhr dieser fort. »Der edle Postumus hat die Lage im Griff. Die verbliebene Stärke seiner Legionen und Hilfstruppen reicht völlig aus, die Sicherheit eurer Provinz zu gewährleisten. Stellt euch einfach unter den Schutz seiner Truppen.«

»Damit er seine Macht weiter ausbauen kann?«, mischte sich nun Duumvir Baetius Quigo ein. »Es ist kein Geheimnis, dass seine Machtansprüche schon lange über das Imperium seiner Provinz hinausgehen. Die Verteidigung der Belgica – ha, das ist doch nur ein willkommener Anlass für ihn, auch noch die Nachbarprovinz in seine Abhängigkeit zu bringen!« Sein Blick...


Peter, Maria W.
Maria W. Peter entdeckte schon während ihrer Schulzeit ihr Interesse an Literatur und Geschichte, wobei es ihr besonders das Römische Reich angetan hat. Bereits während ihres Studiums an der Universität des Saarlandes und der Université de Metz, arbeitete sie als Journalistin. Zudem besuchte sie als Fulbright-Stipendiatin die School of Journalism in Columbia/Missouri. Kurze Zeit nach ihrer Rückkehr aus Amerika begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten »Invita«-Krimi. Ihr historischer Roman über deutsche Auswanderer in Amerika wurde für den Literaturpreis »Homer« und den LB-Leserpreis 2015 nominiert. Heute ist Maria W. Peter als freie Autorin tätig und pendelt zwischen dem Rheinland und dem Saarland.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.