E-Book, Deutsch, Band 1, 336 Seiten
Petersen Eisbach
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95520-089-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kriminalroman
E-Book, Deutsch, Band 1, 336 Seiten
Reihe: Kommissarin Linda Lange ermittelt
ISBN: 978-3-95520-089-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nadine Petersen kam 1963 in München zur Welt. Die Architektin ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in München-Schwabing. Bei dotbooks veröffentlichte Nadine Petersen die drei Bände um Münchner Kommissarin Linda Lange, »Eisbach«, »Eishaus« und »Eisblut«. Ihre Romane sind auch als Sammelband erhältlich.
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Prolog
Seit einiger Zeit zog sie sich immer weiter von ihm zurück. Er spürte, dass sie ihn nicht mehr an sich heranlassen wollte, ihn aus unerfindlichen Gründen ablehnte. Ständig hatte sie neue Ausreden parat. Mal waren es ihre Tage, mal Kopfschmerzen, mal war ihr schlecht, mal hatte sie etwas anderes vor. Alles war nur vorgeschoben, er wusste das, aber er hatte Angst davor, sie zur Rede zur stellen.
Draußen fielen dicke Schneeflocken, doch davon bekam er hier unten im Keller wenig mit. Er kauerte auf der alten Matratze und grübelte vor sich hin. Niemals würde er sie loslassen, sie waren für immer und ewig miteinander verbunden, das musste er ihr klarmachen. Aber wie lange würde sie ihn heute noch hier unten schmoren lassen, das elende Miststück?
Er fühlte, wie sich seine Erregtheit allmählich in Wut umwandelte. Sie hatte versprochen, nach unten zu kommen, so wie immer in den vergangenen Wochen und Monaten. Vielleicht wartete sie noch, bis die Mutter sich verdrückt hatte. Der Vater war mit Freunden gestern schon in einen Skiurlaub verschwunden. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was das bedeutete, nur unter Männern. Aber die Mutter war auch kein Stück besser. Sie wolle übers Wochenende zu einer Freundin fahren, hatte sie ihnen gesagt. Was für eine billige Lüge. Weder er noch seine Schwester glaubten ihr. Sie würde sich mit einem ihrer Stecher treffen, die Nutte.
Er konnte ihre Schritte hören. Sie kam nach unten, zu ihm. Sein Herz begann wie wild zu schlagen. Endlich.
»Ist sie weg?«, fragte er Elena, als sie hereinkam.
Sie nickte und ließ sich neben ihm auf der Matratze nieder. Er wollte seinen Arm um ihre Schultern legen, doch sie schüttelte ihn ab. »Lass das!«
Gekränkt zog er seinen Arm zurück. »Was ist los?«
»Ich kann das nicht mehr.«
»Was?« Er starrte sie feindselig an.
»Das mit uns. Du bist mein Bruder, das ist Unrecht.«
»Sagt wer?«
Elena schwieg.
Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen.
Sie wehrte ihn ab. »Nein! Wir müssen damit aufhören.« Heftig stieß sie ihn zur Seite. »Es ist vorbei. Es ist eklig.« Sie rappelte sich auf und wollte gehen.
Blitzschnell war er auf den Füßen und packte ihren Arm. »Eklig? Ich versteh das nicht. Es war doch alles gut.«
»Lass mich los! Du tust mir weh.«
Er lockerte seinen Griff nicht. Sie sollte spüren, wie weh sie ihm mit ihrer Zurückweisung tat. »Es ist nicht vorbei. Es ist erst dann vorbei, wenn ich es sage.«
Sie sah ihn fassungslos an, Tränen schimmerten in ihren Augen. »Nicht so fest!«
Er lockerte seinen Griff und zog sie heran. Er wollte mit ihr schlafen, nicht reden. Seine Hand verschwand unter ihrem Pullover und suchte ihre Brüste. Sie ließ es geschehen. Mit der anderen Hand öffnete er ihre Jeans und versuchte sie herunterzuziehen. Ihre Lippen waren jetzt an seinem Ohr. »Bitte nicht. Lass mich … ich … ich habe mich verliebt.«
Er hörte ihr nicht zu und suchte weiter seinen Weg zu ihrem Körper. Er presste sich gegen sie und drückte sie fest an die Wand.
Elena versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. »Hör auf damit!«, schrie sie ihn an. »Es ist Schluss! Ich bin jetzt mit Lars zusammen.«
Lars, dröhnte es in seinem Kopf, dieser Idiot von nebenan? Alles ihn ihm sackte zusammen, und für einen Augenblick hatte er nicht einmal mehr die Kraft, sie festzuhalten. Sie schlängelte sich aus seinen Armen und trat hinter ihn. Er lehnte mit dem Kopf an der Wand. Konnte Sie sein leises Schluchzen hören?
Sie schlang von hinten ihre Arme um seinen Körper, legte ihren Kopf auf seinen Rücken und begann, sein Haar zu streicheln. »Du musst mich gehen lassen, wenn du mich liebst.«
»Warum?«, wimmerte er.
»Weil … wir dürfen nicht länger so wie Mann und Frau zusammen sein. Du musst dir eine Freundin suchen.«
In seinem Magen klumpte sich der Groll zu einer Faust. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Lars, dieser Blödmann! Allein die Vorstellung, dass er sie anfasste, brachte ihn zum Rasen. »Du gehörst mir Elena, mir allein!«
Sie hörte auf, ihn zu streicheln und wich einen Schritt zurück. »Ob du es einsiehst oder nicht. Ich bin jetzt mit Lars zusammen.«
Er wirbelte herum und packte sie an den Schultern. Schütteln, schütteln, bis sie aufwacht! Ihr Kopf schlug heftig gegen die Kellerwand.
Sie schrie auf vor Schmerz. »Ich werde es Mama erzählen. Alles!«
Er warf sie auf die Matratze und hielt ihr den Mund zu. Sie zappelte unter ihm wie ein Fisch, dann ließ ihr Widerstand nach. Jetzt holte er sich, was er wollte. Er riss ihre Jeans herunter und drang ihn sie ein. Sie gab nur ein kurzes Stöhnen von sich, als er kam. Er rollte sich zur Seite und wartete, bis die Erschöpfung vorüber war. Elena rührte sich nicht. Aber er konnte ihren Atem hören und sehen, wie sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. Er wollte ihr Gesicht nicht sehen, nicht mehr. In seinen Augen war sie nur noch eine Schlampe, ein wertloses Stück Fleisch, so wie die Mutter. Es kostete ihn keine Anstrengung, sie auf den Bauch zu drehen. Noch einmal drang er in sie ein, holte sich nun das, was er bisher nicht haben durfte, weil sie nicht wollte, dass er es so macht. Er war wie von Sinnen.
Elena jammerte unter ihm, denn diesmal fügte er ihr Schmerzen zu, bewusst, mit ganzem Herzen. Wie besessen hämmerte er mit seinen Hüften gegen ihr Becken, vor und zurück, rammte seine ganze Wut in sie hinein. Er ließ sich Zeit, wollte es nicht so schnell zu Ende bringen wie beim ersten Mal. Ihre Schreie beflügelten ihn.
Als er in sie hineinspritzte, fühlte er eine Explosion, die seinen Körper erfasste. Eine Druckwelle, die von seinem Unterleib ausging, breitete sich in heftigen Wellen bis in die Zehen und Fingerspitzen aus. Er sah nichts mehr, alles war schwarz um ihn herum. Es war eine Erlösung von solcher Gewalt, dass er ein lautes Grollen von sich gab. Erschlafft fiel er auf sie. Völlige Leere umfasste ihn.
Er wusste nicht, wie lange er so auf ihr gelegen hatte. Irgendwann bewegte sich der Körper unter ihm und holte ihn aus der Besinnungslosigkeit. Er rollte sich herunter. Blut klebte auf seiner Haut. Elena versuchte aufzustehen. Doch ihre Beine knickten weg wie Streichhölzer. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper. Er stand auf und versetzte ihr einen Tritt. Sie fiel erneut zu Boden. Ohne sich nach ihr umzublicken, verließ er den Kellerraum, schloss von außen die Tür ab und löschte das Licht. Sollte sie im Dunklen liegen, die Nutte.
Beschwingt lief er nach oben, machte noch einmal auf der Treppe kehrt und ging zurück. Die Schaufel, die brauchte er noch.
Als draußen die Dunkelheit hereingebrochen war, setzte er seinen Plan, der in den letzten Stunden in ihm gereift war, in die Tat um. Der Garten hinter dem Haus war groß, und direkt bei der Kastanie konnte ihn niemand beobachten. Genau hier begann er mit der Arbeit, grub bis zur völligen Erschöpfung. Erst als seine Hände so grausam schmerzten, dass er den Griff nicht mehr halten konnte, legte er die Schaufel weg. Er war zufrieden mit dem, was er heute schon geschafft hatte. Später würde er so lange weitermachen, bis das Loch tief genug war.
Nach einer ausgiebigen Dusche bestellte er sich eine Pizza. Bis der Lieferservice eintraf, saß er in Elenas Zimmer und stöberte in ihren Sachen. Er fand Fotos von Lars und zerriss sie in kleine Fetzen. Als es klingelte, sprang er hinunter zur Tür und nahm die Pizza in Empfang. Er gab dem Mann ein gutes Trinkgeld. Dann zog er sich ins Wohnzimmer zurück, machte den Fernseher an und legte sich auf die Couch. Er zappte durchs Programm und trank zwei Bier zur Pizza.
Eine Stunde später stand er wieder bei der alten Kastanie. Diesmal trug er Handschuhe, während er grub. Es war nach Mitternacht, als er ins Bett fiel.
Am nächsten Morgen spürte er jeden Muskel seines Körpers. Ächzend richtete er sich auf. Er dehnte und streckte sich, schlüpfte in seinen Morgenmantel und lief in den Keller hinunter. In der Schublade am Werkzeugtisch wühlte er nach den Kabelbindern. Er nahm einen mit, bevor er die Tür aufschloss.
Elena lag zusammengerollt auf der Matratze. Als er sie auf den Rücken drehen wollte, begann sie, sich heftig zu wehren. Er hatte damit gerechnet und packte ihre Handgelenke. Blitzschnell hatte er sie mit dem Kabelbinder gefesselt. Er kniete sich vor sie, packte ihre Schenkel, riss sie auseinander und drang in sie ein. Sie schrie, spuckte und beschimpfte ihn. Er genoss es. »Ich werd’ dich zunähen, wenn du nicht ruhig bist«, flüsterte er ihr ins Ohr. Er musste dabei an den Vater denken, von dem er diesen Spruch kannte. Wie oft hatte er die Mutter beschimpft, als Nutte, die man zunähen sollte, weil sie für jeden die Beine breitmachte.
Als Elena nicht aufhörte, sich gegen ihn zu wehren, schlug er ihr ins Gesicht, bis ihre Nase blutete. Erst dann wurde sie still. Doch jetzt hatte er keinen rechten Spaß mehr an ihr. Er kam lustlos und verschwand rasch aus dem Keller. Später vielleicht, dachte er sich, als er nach oben ging.
Nach einer ausgiebigen Dusche und einem reichhaltigen Frühstück fühlte er sich, als könne er Bäume ausreißen. Er verließ das Haus für einige Stunden, streifte durch die Stadt, sah sich einen Porno im Kino an, aß einen Hamburger. Es dämmerte bereits, als er zurückkam. Sein erster Weg führte ihn in den Keller.
Diesmal hatte er mehr Spaß an ihr. Er probierte einiges aus, was er in dem Porno gesehen hatte, ließ sich Zeit. Inzwischen erinnerte er sich schon gar nicht mehr...