E-Book, Deutsch, 588 Seiten
Pfaffendorf Kinderreigen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-7504-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 588 Seiten
ISBN: 978-3-7526-7504-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Pädophiler entführt, vergewaltigt fünf Mädchen. Vier Mädchen werden ermordet und verbrannt. Der Mörder wird gefasst und verrät das Versteck des fünften Mädchens. Der Mörder sucht Mädchen, die seiner Schwester Johanna (Suizid) ähneln. Der Krimi zeigt auch unterschiedliche Familiensituationen.
Thomas Pfaffendorf, geb. 1954 in Wiesbaden, aufgewachsen in Hofheim am Taunus, Abitur 1974 1974 - 1978 Studium an der Kunsthochschule Braunschweig Studium der Geschichte und Kunnstgeschichte an der TU Braunschweig 1978 1. Staatsexamen 1978 - 1981 Referendariat 1981 2. Staatsexamen Studium der ev. Theologie an der Johann-Gutenber-Universität, Mainz 1981 - 2015 Kunsterzieher an einem Gymnasium in Heide 1999 - 2005 teilweise Abordnung an die Christian-Albrechts-Universität, Kiel 2015 Frühpensionierung Veröffentlichungen: Historia Generalis Bd.1 Ludwig-Verlag, Kiel, 2010 Am Berg NAbo, Anthologie, Schweizerhaus-Verlag, 2015 Die Reise nach Kairo, Kindle, 2015
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 09.02.
Herbert brauchte sein Navi, um Dänischhagen zu finden. Als er über die Olympiabrücke fuhr, sah er, wie ein Kreuzfahrtschiff aus der Schleuse in Holtenau, in Richtung Brunsbüttel, fuhr. Trotz des dichten Verkehrs erinnerte sich Herbert gerne an ihre Kreuzfahrt. Er war mit Ellen 1998 auf der Finnmarken von Bergen nach Kirkenes und zurückgefahren. Elf Tage. Es war damals der längste Urlaub, den er je gemacht hatte. Sie waren von Frankfurt nach Hamburg geflogen und von dort aus mit einer Propellermaschine nach Bergen. Was ihn damals besonders beeindruckt hatte, war die, wie eine Sprungschanze, in den Berg gebaute Landebahn. Die Finnmarken war damals noch kein Jahr alt und obwohl sie auch ein Frachtschiff war, war sie ausgestattet wie ein kleiner Kreuzfahrer. Auf der Rückfahrt hatten sie in dem warmen Außenpool gesessen und zwei Finnwale beobachtet. Sigrid war für diesen Urlaub bei seinen Eltern geblieben. In der Förde lagen noch weitere Schiffe, unter ihnen ein sehr großes Containerschiff, das eine Menge Container der Firma CMA CGM trug. Herbert wusste, dass diese Container einer chinesischen Logistikfirma gehörten, die zu den größten ihrer Branche zählte. Herbert dachte, nach der Anzahl der Container gerechnet, blüht die Wirtschaft. In der zweiten Schleusenkammer hatten sich mehrere kleine Schiffe versammelt, die in die Förde wollten. Dä-nischhagen war klein und beschaulich. Die Bürgersteige waren vom Schnee des Vormittages befreit. Über dem Ort lag eine merkwürdige Stille. So etwas kannte Herbert aus dem Rhein-Main-Gebiet gar nicht. Selbst auf dem Feldberg im Taunus oder im Odenwald waren die Geräusche aus der Ebene zu hören. Die Köhlers wohnten in einem Einfamilienhaus, das wohl schon die Olympischen Spiele 72 gesehen hatte. Herbert hatte vorher angerufen und war erst losgefahren, als er erfuhr, dass ab 19.00 beide Elternteile zuhause sind. Der Vater öffnete nach dem Klingeln die Tür. Er war groß und hatte nur noch einen Haarkranz. Er trug eine dunkle Hose mit Bügelfalte und eine Strickjacke, wie Herbert sie aus englischen Filmen kannte. Auf Herbert wirkte er, auch durch seine Hornbrille, konservativ. Auch die Mutter war für eine Frau groß, aber sie war kleiner als ihr Mann. Sie hatte lange, blonde Haare und trug eine randlose Brille. Der Vater bat ihn ins Wohnzimmer und forderte ihn auf, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Er setzte sich auf einen der Stühle und seine Frau auf den anderen. „Darf ich sie fragen, warum die Polizei noch mal zu uns kommt?“ Der Vater wirkte etwas nervös. „Ich bin Herbert Steinbrecher. Ich bin aus Hanau hierher versetzt worden und muss mich in die Fälle einarbeiten.“ Ein neunjähriger Junge schaute durch die Tür ins Wohnzimmer. „Ingo, lässt du uns einen Moment mal mit der Kriminalpolizei alleine?“ Die Mutter hatte die Frage so gestellt, dass es darauf keine andere Antwort gab, als das Wohnzimmer zu verlassen. „Wieso Fälle?“ „Es ist ein zweites Mädchen ermordet worden. Sie wurde am 20.10. gefunden, das heißt die verkohlte Leiche.“ Die Mutter schlug die Hände vor das Gesicht. „Gibt es noch weitere Opfer?“ „Bisher nicht. Aber wir gehen inzwischen von einem Serientäter aus, der im Abstand von einem halben Jahr sich ein neues Opfer sucht. Ich würde gerne alles über ihre Tochter wissen. Ich weiß, ich mute ihnen viel zu. Aber es ist ein Unterschied für mich, ob ich noch mal nachfragen kann, oder ob ich die angelegte Akte studiere.“ „Ist in Ordnung. Was wollen sie wissen?“ Der Vater war aufgestanden und hatte seinen Stuhl näher an den seiner Frau geschoben. „Wenn sie beide lieber auf dem Sofa…“ bevor Herbert den Satz vollenden konnte, sagte die Mutter „Dies wäre mir sehr lieb.“ Sie wechselten die Plätze und die Eheleute saßen jetzt dicht bei dicht auf dem Sofa. „Wie war Ines in der Schule. Ich meine nicht in schulischen Leistungen. Ist sie gerne zur Schule gegangen? Hatte sie dort Freundinnen oder vielleicht einen Freund? Wie stand sie zu Jungs?“ „Lassen sie uns dies erst mal beantworten. Ja, Ines ist gerne zur Schule gegangen, besonders wie sie auf das Gymnasium kam, wo ich Sekretärin bin. Ich nehme sie“, die Mutter unterbrach sich und Herbert konnte eine Träne ihre Wange runterlaufen sehen, bis sie sie wegwischte. „Ich nahm sie und ihren Bruder jeden Morgen mit zur Schule. Je nach Schulschluss nehme, nahm ich sie beide oder einen von ihnen mit nach Hause. Wenn sie Nachmittagsunterricht haben, und dies nimmt ja ständig zu, müssen sie, muss er mit dem Bus fahren. Ines hat, hatte, einen großen Bekanntenkreis. Da waren auch Jungs dabei. Aber es war keiner dabei, den sie besonders cool fand. Sie haben häufig zusammen Fußball gespielt. Aber es war nur so kicken ohne einen Verein. Dafür war sie hier im Reiterverein und ist bestimmt“, die Mutter sah ihren Mann an. „So drei oder viermal in der Woche zum Reiten oder auch nur so in den Pferdestall gegangen. Sie ist fast immer von Caro, Caroline Pfeiffer, begleitet worden.“ „Wo wohnt Caroline?“ Wollte Herbert wissen. „Caro wohnt gleich zwei Häuser weiter, Nummer 6.“ „Gut. Wie ist das mit dem Schwimmen?“ „Sie war in einer Schwimmgruppe zur Erlangung des silbernen Schwimmabzeichens. Dafür ist sie einmal in der Woche in die Soling-Schwimmhalle in Schilksee gefahren. Manchmal habe ich sie auch gebracht. Aber zurück musste sie immer mit dem Bus fahren. Von so einem Schwimmen ist sie nicht mehr nach Hause gekommen.“ Köhler fasste seine Frau am Arm an, sie aber wehrte ihn ab. „Hat sie jemand aus Dä-nischhagen dorthin begleitet“? „Nein, da ist sie ganz alleine hingefahren. Sie wollte ihre Freundinnen im Sommer damit überraschen.“ „Und die Schule, oder das Gymnasium?“ „Sie war in der sechsten Klasse. Einer Spanischklasse. Sie war besonders in den Sprachen sehr gut. Die Naturwissenschaften lagen ihr nicht so. Sie hat zwar auch dort gute Noten nach Hause gebracht, aber für die musste sie sehr viel mehr lernen als für die Sprachen.“ „Wer war ihr Klassenlehrer oder Lehrerin?“ „Seit der fünften Klasse war es Frau Daleski. Sie ist einer unserer besten Lehrerinnen. Ines hatte echtes Glück mit ihr.“ „Sie haben nichts dagegen, wenn ich Morgen mit Frau Daleski spreche?“ „Nein, tun sie das.“ Herbert erhob sich „Dies wäre es erst mal für heute. Ich versuche jetzt, noch Caroline zu sprechen.“ Frau Köhler begleitete ihn zur Tür. „Versprechen sie mir, dass sie dieses Schwein bekommen und dass er keinem anderen Mädchen mehr etwas antut!“ „Das kann ich nicht, aber wir ermitteln mit Hochdruck und werden es auch weiterhin tun. Das kann ich ihnen versprechen.“ Wie die Tür sich schloss, hatte Herbert ein ganz mulmiges Gefühl. Er ging das kurze Stück zu Nummer 6 und klingelte. Es öffnete ihm eine kleine, dicke Frau, die ihre braunen Haare nach hinten zu einem Pferdeschweif gebunden hatte. „Guten Abend. Ich bin Herbert Steinbrecher von der Kriminalpolizei Kiel“, hierbei hielt er seinen Dienstausweis hoch. „Ich würde gerne ihre Tochter Caroline sprechen.“ „Das ist nicht meine Tochter, sondern meine Nichte.“ Die Stimme der Frau erinnerte Herbert an die Synchronstimme von Misses Wolowitz aus der Fernsehserie „The Big Bang Theory“. Sie schrie die Treppe hinauf „Caroline, Besuch für dich“, dies klang nach noch mehr Wolowitz. Caroline kam die Treppe hinunter und war das genaue Gegenteil von ihrer Tante. Groß, schlank, blond. Nur den Pferdeschweif hatte sie auch. „Caroline, ich bin…“ „Ja, ich habe es von oben schon gehört. Nennen sie mich doch einfach Caro“. „Gut. Caro können wir ein Stück gehen, damit wir uns ungestört unterhalten können?“ „Sehr gern. Ich hole nur meinen Mantel“. Wieder hatte Schneefall eingesetzt. Wie sie ein Stück vom Haus entfernt waren, fing Herbert an „Wieso lebst du denn bei deiner Tante?“ Caro lachte. „Nein, meine Eltern sind auf einer Kreuzfahrt, Karibik, und meine Tante passt auf uns auf. Es ist die Schwester von meinem Vater.“ „Erzähl mir etwas von Ines, wenn du kannst.“ „Das ist ja schon über ein Jahr her und vieles verschwimmt da durch. Aber ich versuche es. Ines schwamm gerne. Natürlich wussten wir alle, dass sie das Abzeichen machte. Sie war auch eine gute Schwimmerin. Besonders gut konnte sie kraulen. Wie dafür geboren. Sie konnte aber auch sehr gut reiten. Sie hätte am liebsten Westernreiten gemacht, aber ihre Eltern waren der Meinung, sie solle erst einmal richtig reiten lernen. Aber heimlich haben wir es doch gemacht“. „Ihre Eltern waren nicht sehr auskunftsfreudig in Bezug auf Jungs. Ines hätte keinen cool gefunden. „Ines war uns anderen Mädchen etwas in der körperlichen Entwicklung voraus“. „In Ordnung. Du brauchst dies nicht weiter auszuführen“. „Es gab schon den einen oder anderen der ein Auge auf sie geworfen hatte. Besonders Holger aus der 8a. Aber...




