E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten
Reihe: Serendipity
Phillips Ich will doch nur küssen
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-07941-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten
Reihe: Serendipity
ISBN: 978-3-641-07941-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von Männern hat Faith genug! Frisch geschieden kehrt sie in ihre Heimatstadt Serendipity zurück. Dort begegnet sie ausgerechnet dem Mann, den sie seit zehn Jahren nicht vergessen kann: Ethan Barron. Der attraktive Bad Boy stellt ihre Gefühlswelt gehörig auf den Kopf und lässt sie wieder von der großen Liebe träumen. Als dann aber Ethans Halbschwester auftaucht, wird alles schrecklich kompliziert ...
Carly Phillips, eine New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin, hat über 50 prickelnde Liebesromane geschrieben, mit heißen Männern, starken Frauen und den emotional fesselnden Geschichten, die ihre Leser*innen inzwischen erwarten und lieben. Sie ist glücklich verheiratet mit ihrer Collegeliebe, hat zwei fast erwachsene Töchter und drei verrückte Hunde, die auf ihrer Facebook-Fan-Page und ihrer Website zu bewundern sind. Carly Phillips liebt die sozialen Medien und steht in engem Kontakt mit ihren Leser*innen.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Als Ethan Barron die Hauptstraße seiner Heimatstadt Serendipity entlangraste, hatte er nur einen Gedanken: Man kann vor der Vergangenheit nicht davonlaufen. Gerade er musste das wissen, schließlich hatte er es lange genug versucht.
Eigentlich machte er es immer noch, wenn man die Tatsache, dass er das alte Harrington-Anwesen unter einem Firmennamen gekauft hatte, dazuzählte. Aber dafür hatte er seine Gründe. Seine Brüder wollte er nur zu gerne wissen lassen, dass er wieder da war, aber die übrigen Bewohner von Serendipity sollten ruhig ein wenig rätseln, wer denn nun das Wahrzeichen der Stadt von der Börsenaufsichtsbehörde ersteigert hatte. Ethan hoffte, dass das Schicksal des Vorbesitzers kein schlechtes Omen für ihn sein würde. Sein neues Leben in der alten Heimatstadt sollte nämlich besser werden als das vorige.
Er war nach zehn Jahren zurückgekommen, um sich der Vergangenheit zu stellen und alles wieder ins Lot zu bringen – soweit das überhaupt möglich war. Bis jetzt hatten seine jüngeren Brüder keinerlei Interesse an einer Versöhnung gezeigt, obwohl er sich sehr darum bemühte. Er konnte es ihnen nicht verdenken – immerhin hatte er mit seiner Rücksichtslosigkeit ihr Leben zerstört. Und danach hatte er alles nur noch schlimmer gemacht, indem er sie einfach der Wohlfahrt überlassen und der Stadt den Rücken gekehrt hatte. Sie waren noch nicht bereit, ihm zu verzeihen.
Verständlicherweise.
Er hatte sich ja selbst noch nicht so richtig verziehen.
Nash und Dare waren inzwischen erwachsen und Ethan hatte so einiges an ihnen gutzumachen. Er würde ihnen beweisen, dass sie von jetzt an auf ihn zählen konnten, und dann würde ihr Groll ihm gegenüber – hoffentlich – allmählich schwinden. Er würde warten, ganz egal wie schwer es ihm fallen mochte und wie lange es dauerte. Der Kauf des auffälligsten Hauses der Stadt war nur der erste Schritt. Es war der Beweis, dass er etwas aus sich gemacht hatte und bereit war, sesshaft zu werden. Er war nicht mehr der egoistische Mistkerl, der mehr Schwierigkeiten verursacht hatte, als ihm heute lieb war.
Als er sich dem Haus näherte, in dem er seit drei Wochen wohnte, bemerkte er eine Frau, die mit dem Rücken zu ihm auf dem Rasen neben der langen Einfahrt stand. Er wendete den Wagen, parkte und stieg aus seinem Jaguar, der ein weiterer Beweis für seinen Erfolg war.
Während er auf die Fremde zuging, ließ er den Blick über ihr schulterlanges blondes Haar und ihre dunkle Denim-Jeans gleiten. Dazu trug sie eine kragenlose, teuer wirkende Jacke – und das bei diesen Temperaturen. Jetzt drehte sie sich zu ihm um. Eine große, schwarze Sonnenbrille verdeckte ihre Augen und die Hälfte ihres Gesichts. Sie kam ihm zwar nicht direkt bekannt vor, doch bei ihrem Anblick durchzuckte ihn ein unbestimmtes Gefühl.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich mache nur einen kleinen Spaziergang.«
Ihre leise Stimme weckte tief in ihm eine Erinnerung, die genauso schnell verschwand, wie sie gekommen war.
»Das hier ist aber ein Privatgrundstück.« Er deutete mit dem Kopf auf die Straße in der Hoffnung, dass sie den Wink verstehen würde.
Ihm war nicht nach Small Talk mit einer Fremden zumute, obwohl er zugeben musste, dass ihre attraktive Erscheinung sein Interesse geweckt hatte. Aber er war wegen seiner Familie hier, und er konnte bei seinen Bemühungen, seine Fehler wiedergutzumachen, keine Ablenkung gebrauchen, selbst wenn sie so sexy und vielversprechend war wie diese hier. Seiner Erfahrung nach waren gerade solche Frauen die gefährlichsten.
Sie hob die Sonnenbrille ein paar Zentimeter an und beäugte ihn mit ihren goldbraunen Augen lange und bedächtig, als könnte sie bis auf den Grund seiner Seele blicken. Als würde sie sich ein Urteil über ihn bilden.
»Mhm, immer noch dasselbe arrogante Aas«, brummte sie, und ihre Stimme klang jetzt nicht mehr sanft, sondern verärgert.
Vertraut.
Sie setzte die Sonnenbrille wieder auf, straffte die Schultern und schlug den Weg zur Straße ein, wie er es von ihr verlangt hatte.
»Bleiben Sie stehen«, rief er ihr im Befehlston nach.
»Ich bin kein verdammtes Jo-Jo«, blaffte sie ihn über die Schulter hinweg an und ging weiter.
Doch er musste sie aufhalten. »Bleiben Sie stehen, habe ich gesagt.« Mit ein paar raschen Schritten war er bei ihr und packte sie am Arm.
»Was ist denn noch?«, keifte sie und entwand sich ungehalten seinem Griff. Er legte den Kopf schief und fragte sich, was nur über ihn gekommen war. »Kennen wir uns?«, fragte er mit einem unguten Gefühl, denn er ahnte bereits, wie die Antwort lauten würde.
»Sag du es mir.« Sie schob sich die Sonnenbrille ins Haar. Nun konnte er ihr Gesicht zum ersten Mal ganz sehen, ihre weiche, cremig weiße Haut mit ein paar Sommersprossen auf der perfekten Nase. In ihrem Halsgrübchen war ihr heftig schlagender Puls zu sehen. Der Anblick rief bei Ethan die Erinnerung an einen schwülen Sommertag wach. Er auf seinem Motorrad, sie in einem Cheerleader-Outfit auf dem Nachhauseweg von der Schule. Auf dem Weg zu dem Haus, das jetzt ihm gehörte.
»Ich glaub, mich tritt ein Pferd«, murmelte er, und weitere Erinnerungen stürmten auf ihn ein.
Er hatte ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren, und zu seiner grenzenlosen Überraschung war sie darauf eingegangen. Statt sie einfach nach Hause zu bringen, war er jedoch mit ihr zu einem verlassenen Gebäude am Stadtrand gefahren, und dort hatte er sie bis zur Besinnungslosigkeit geküsst. Er hatte mehr gewollt, sie hatte ihn abgewiesen.
Wie recht er doch gehabt hatte – man konnte nicht vor der Vergangenheit davonlaufen.
»Du erinnerst dich also doch«, sagte sie in herausforderndem Tonfall.
Er nickte. »Die Prinzessin aus der Villa auf dem Hügel«, murmelte er halblaut.
Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Und du als neuer Hausherr bist dann was – der Märchenprinz?«
Also hatte es sich bereits herumgesprochen. Vermutlich musste er sich dafür bei seiner Haushälterin Rosalita bedanken, die er zusammen mit dem Haus übernommen hatte. Sie brauchte den Job, konnte ihn aber auf den Tod nicht ausstehen. Sie redete bei der Arbeit ununterbrochen und berichtete ihm haarklein sämtliche Klatsch- und Tratschgeschichten über Serendipity und seine Bewohner, obwohl es ihn nicht die Bohne interessierte. Zweifellos hatte sie der Tochter des ehemaligen Besitzers erzählt, wer ihr damaliges Zuhause gekauft hatte.
»Also?« Die Worte der unerwarteten Besucherin holten ihn unvermittelt in die Gegenwart zurück.
Ethan musste lachen. Ihre Dreistigkeit war geradezu bewundernswert. »Ich wusste gar nicht, dass du so eine Klugscheißerin bist«, sagte er grinsend.
Sie hob eine ihrer fein gezeichneten Augenbrauen. »Das liegt vermutlich daran, dass du so gut wie gar nichts über mich weißt. Du hast mich nie richtig kennengelernt«, konterte sie mit einem hochnäsigen Tonfall, der ihm bekannt vorkam.
»Und wessen Schuld war das?« Er wollte sie aus der Reserve locken, denn der Gedanke an ihre Zurückweisung schmerzte selbst nach all den Jahren noch verblüffend heftig.
Ihr Blick verriet ihm, dass auch sie sich noch sehr genau erinnern konnte. Es überraschte ihn, dass ihre bernsteinfarbenen Augen noch immer tief in ihre...




