E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten
Reihe: Love not Lost-Serie
Phillips Love not Lost - Atemlos
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-641-26201-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten
Reihe: Love not Lost-Serie
ISBN: 978-3-641-26201-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Malerin Halley Ward lebt zurückgezogen von ihrer reichen Familie und dem Rest der Welt am Strand von Rosewood Bay. Als sie mit dem Auto liegenbleibt, rettet sie der attraktive Mechaniker Kane Harmons. Obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten, interessiert sich Kane nur noch für diese geheimnisvolle Frau mit den tieftraurigen Augen. Nach und nach lässt Halley es zu, dass Kane ihr Leben mit Farbe füllt. Bis die Vergangenheit sie einholt ...
Carly Phillips, eine New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin, hat über 50 prickelnde Liebesromane geschrieben, mit heißen Männern, starken Frauen und den emotional fesselnden Geschichten, die ihre Leser*innen inzwischen erwarten und lieben. Sie ist glücklich verheiratet mit ihrer Collegeliebe, hat zwei fast erwachsene Töchter und drei verrückte Hunde, die auf ihrer Facebook-Fan-Page und ihrer Website zu bewundern sind. Carly Phillips liebt die sozialen Medien und steht in engem Kontakt mit ihren Leser*innen.
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KAPITEL 1
»Kane! Abschleppdienst auf der Route 5! Eine Lady braucht einen Abschleppwagen!«, rief Kane Harmons Vater Joe aus dem Büro in Harmons Kfz-Werkstatt seinem Sohn zu.
Kane wischte sich seine ölverschmierten Hände an einem Lappen ab und schob sich dann unter dem aufgebockten Wagen hervor, an dem er gerade arbeitete. Er stand auf, sah sich in der leeren Werkstatt um und wusste sofort, was er zu tun hatte.
Jackson Traynor, der sich normalerweise ums Abschleppen kümmerte, war gerade außer Haus. Er befand sich auf dem Weg in die Stadt, um ein Ersatzteil zu besorgen, was bedeutete, dass Kane und sein Vater Joe gerade die Einzigen in der Werkstatt waren. Allerdings wollte Kane seinen Vater nicht gerne alleine hier zurücklassen.
Die Versuchung war für Joe einfach immer viel zu groß. Wenn er sich etwas in die eigene Tasche stecken, mit etwas handeln oder verkaufen konnte, um sich etwas dazuzuverdienen, dann würde er es auch tun. Denn Joe war spielsüchtig. Und bedauerlicherweise konnte Kane seinen Vater auch nicht rausschicken, um das Abschleppen zu übernehmen, weil sich der ältere Herr nicht mehr hinters Steuer setzen durfte. Er hatte einfach zu viele Unfälle gebaut, woraufhin ihm der Führerschein entzogen worden war.
Aber Kane würde keine Frau, die mit ihrem Wagen hilflos auf dem Highway liegen geblieben war, ihrem Schicksal überlassen. Deshalb müsste er sich jetzt selbst darum kümmern. Also ging er ins Büro, in dem sein Vater gerade hinter dem Schreibtisch hockte und etwas auf einen Notizblock schrieb. Kane hoffte inständig, dass es sich dabei nicht um irgendwelche Notizen für Pferderennen oder Ballspiele handelte.
»Hey«, sagte Kane, ging um den Schreibtisch herum und trat hinter seinen Vater. »Ich erledige den Job, weil Jackson nicht da ist.« Während er redete, holte er einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Kasse, um die darin liegenden Geldscheine herauszunehmen.
Flüchtig registrierte er die getrennt gestapelten Hunderter, Fünfziger und kleineren Scheine. Nichts davon ließ er zurück, um seinen Vater nicht einmal das kleinste bisschen in Versuchung zu bringen.
»Du willst mich wohl verarschen.« Joes Augen waren auf das Geld gerichtet, das Kane in die Vordertaschen seiner Hose steckte. »Du vertraust mir nicht!«, beschwerte sich Joe mürrisch.
»Nein, Dad. Tu ich nicht. Warum sollte ich auch?«
Als Kane noch ein Kind gewesen war, hatte sein Vater einmal das komplette Urlaubsgeld verspielt, und wenn die Dinge mal nicht so gut liefen, lautete sein Motto stets: Kane hatte keinerlei Schuldgefühle, als er das tat, was er tun musste, um sicherzugehen, dass er für die Familie sorgen konnte, wenn sein Vater dazu nicht in der Lage war. Joe würde nichts stehlen, wenn Kane gerade in der Werkstatt war – das wusste Kane. Das passierte nur, wenn gerade keiner da war, um den Teufel auf Joes Schulter sitzen zu sehen und darauf zu reagieren, dass dieser sich mal wieder als stärker erwies als Joe und ihn in Versuchung führte.
Sein Vater murmelte irgendetwas vor sich hin – undeutlich zwar, aber eindeutig etwas Böses, und Kane entschied sich, ihn einfach zu ignorieren.
»Es sollte nicht allzu lange dauern. Hältst du hier so lange die Stellung?«, fragte Kane.
»O, du traust es mir also zu, dass ich mit Kunden rede?« Die Worte seines Vaters trieften vor Sarkasmus. »Das letzte Mal, als ich nachgeschaut habe, war es noch mein Name, der auf dem Werkstattschild steht«, murrte er.
Und das letzte Mal, als Kane dies getan hatte, war er derjenige gewesen, der die Firma führte. Stimmte schon, das Gebäude lief offiziell auf den Namen seines Vaters, weil dieser nicht dazu zu bewegen war, Kanes Namen oder den seiner älteren Schwester Andrea auf die Urkunde zu setzen. Das einzig Gute war, dass Joe seine Grenzen kannte. Er hatte Kane die Inhaberschaft der Firma übertragen, als dieser zweiundzwanzig wurde – nach einer üblen Pechsträhne mit einigen Kredithaien. Damals war Kane eingesprungen und hatte die Schulden seines Vaters abbezahlt, und dafür lief die Firma seither auf seinen Namen. Nicht jedoch das Anwesen als solches. Kane wollte es zwischen sich und Andi aufteilen, aber der Stolz seines Vaters verlangte von ihm, daran festzuhalten, bis er irgendwann einmal das Zeitliche segnen würde. Was – Gott sei Dank – nicht danach aussah, als ob dies in nächster Zeit der Fall sein würde.
Joe trieb Kane in den Wahnsinn, aber er liebte seinen Vater trotzdem. Joe hatte sie allein großgezogen, nachdem Kanes Mutter an Eierstockkrebs gestorben war. Kane war damals fünfzehn gewesen. Und sein Vater hatte stets sein Bestes gegeben, trotz seiner begrenzten Fähigkeiten. Aber er trug das Herz am rechten Fleck, auch wenn das nicht für seine Laster galt.
Kane ließ die Schlüssel des Abschleppwagens in seiner Hand verschwinden. »Vergiss nicht, dass Nicky nach dem Tagescamp vorbeikommt«, erinnerte er seinen Vater.
Der siebenjährige Sohn seiner Schwester Andrea verbrachte viele Nachmittage bei seinem Onkel und Großvater in der Werkstatt, während seine Mutter arbeitete. Da Nickys Vater in seinem Leben zum Glück nicht mehr präsent war, war es für Nicky wichtig, dafür Zeit mit den Männern seiner Familie zu verbringen. Außerdem hatte Kanes Schwester dadurch die Möglichkeit zu arbeiten, ohne sich Sorgen um ihr Kind machen und einen Babysitter anheuern zu müssen, sobald die Schule oder das Sommercamp aus waren. Und Kane mochte es, seinen Neffen um sich zu haben. Selbst wenn er sich gerade unter einem Fahrzeug befand, erledigte Nicky währenddessen im Büro seine Hausaufgaben oder spielte irgendwelche Handy-Spiele oder unterhielt sich mit seinem Großvater. Alles war gut, so wie es war.
Kane trat in den heißen Sonnenschein des Spätnachmittags, genoss die sommerliche Hitze auf seinem Gesicht. Kaum draußen, vergaß er auch schon den Ärger mit seinem Dad und sog die frische Luft ein, nachdem er den Großteil des Tages unter Fahrzeugen eingepfercht gewesen war.
Er setzte seine Pilotenbrille auf, stieg in den Abschleppwagen und ließ den Motor an. Er fuhr aus der Stadt und auf den Highway, Musik dröhnte aus dem Radio, bis er schließlich den glänzenden knallroten Ford SUV am Straßenrand erblickte.
Der Zustrom der Sommergäste nach Rosewood Bay – seine am Meer gelegene Stadt in New England – bedeutete für gewöhnlich teure ausländische Wagen, die den Rand der Hauptstraße säumten und die besten Parkplätze in der Nähe des Strandes besetzten. Der kleine hübsche Schlitten haute ihn zwar nicht so von den Socken wie diese tollen ausländischen Gefährte, aber er erkannte es auch nicht als eines der Fahrzeuge wieder, die er schon mal in seiner Werkstatt gesehen hatte.
Er fuhr hinter den SUV an den Straßenrand und stellte den Wagen ab. Nachdem er ausgestiegen war, ging er zur Vorderseite des Abschleppers. Er sah eine Frau in einem sexy Kleid, die sich über die Heckklappe ihres Wagens beugte und dort hinten irgendwas mit einer Art Laken abdeckte.
Er schob die Hände in die Vordertaschen seiner Jeans und sah sich an dem süßen Hintern, der vor ihm in die Luft ragte, und an den langen Beinen satt, die gegen den Rand des Hecks lehnten. Bei dem Anblick wurde sein Schwanz sofort munter. Das war eine willkommene Abwechslung, seitdem er nichts mehr mit den Frauen anfing, die den Sommer über nach Rosewood kamen und zwar einem netten, kurzen Techtelmechtel mit einem Mechaniker nicht abgeneigt waren, aber niemals etwas Ernstes mit ihm in Betracht gezogen hätten. Da war er gewissermaßen gebranntes Kind. Eigentlich war es schon verdammt viel zu lange her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war, und sogar noch länger, dass ihn eine ernsthaft interessiert hatte.
Bevor er noch auf sich aufmerksam machen konnte –, auch wenn sie die Ankunft seines Wagens gehört haben musste –, drehte sie sich um und begegnete seinem Blick.
Als er sie wiedererkannte, war er wie vom Donner gerührt. »Halley Ward …«, murmelte er. »Ich werd nicht mehr.« Vor ihm stand das Mädchen, das er zwar überhaupt nicht richtig kannte, das er damals in der Highschool jedoch vor den Hänseleien der anderen Kinder beschützt hatte – sie war erwachsen geworden.
»Hi Kane«, begrüßte sie ihn mit sanfter Stimme und beschattete mit den Händen ihre Augen, von denen er wusste, dass sie hellblau waren.
Damals war sie ein stilles und introvertiertes Mädchen gewesen. Den Kopf hatte sie fast immer in einem Kapuzenpulli versteckt, nur zwei lange Zöpfe hingen aus ihrem schützenden Panzer heraus. Aber er kannte ihre Geschichte.
Jeder kannte sie.
Was Klatsch und Tratsch betraf, blühte diese Stadt förmlich auf, und im Lauf der Jahre lieferten die Wards eine Menge davon. Was Halley anging, wusste jeder, dass sie mit dreizehn von ihrer Tante aus einer Pflegefamilie gerettet worden war, sich allerdings anscheinend nie an das Leben bei ihren wohlhabenden Verwandten gewöhnt hatte. Sie suchte keinen Kontakt zu anderen Mädchen und schloss weder in noch außerhalb der Schule irgendwelche Freundschaften. Vielleicht war sie aber auch nicht wirklich willkommen gewesen, und die anderen hatten sich ihr gegenüber abweisend gezeigt. Er war sich da nie so ganz sicher gewesen.
Er hatte damals gerade erst seine Mutter verloren und sich zurückgezogen. Deshalb hatte er bei Halley auch das gleiche Gefühl von Traurigkeit und Verlust erkannt und war eingeschritten, als ihr die anderen Kinder wegen ihrer Vergangenheit das Leben zur Hölle gemacht hatten. Sie hatten nie ein Wort miteinander...