E-Book, Deutsch, Band 2864, 146 Seiten
Reihe: Beck'sche Reihe
Piketty Ökonomie der Ungleichheit
3. Auflage 2020
ISBN: 978-3-406-75002-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Einführung
E-Book, Deutsch, Band 2864, 146 Seiten
Reihe: Beck'sche Reihe
ISBN: 978-3-406-75002-1
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thomas Piketty, Autor des Weltbestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert" gibt hier eine Einführung in die wirtschaftlichen Zusammenhänge hinter dem Phänomen der ungleichen Einkommensverteilung. Kurz und prägnant erklärt er, wie Ungleichheit entsteht, wie Ökonomen sie messen, in welchem Missverhältnis Arbeitseinkommen und Kapitalerträge zueinander stehen und welche Möglichkeiten die Politik hat, diese Lücke zu schließen.
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1. Ausmaß und Entwicklung der Ungleichheit
In welchen Größenordnungen bewegt sich die gegenwärtige Ungleichheit? Verdienen die Reichen in einer bestimmten Gesellschaft zweimal mehr als die Armen? Zehnmal mehr? Hundertmal mehr? Und wie verhält sich dieses Einkommensgefälle zu dem in anderen Ländern und zu anderen Zeiten? War es im Jahr 1950 ebenso groß wie um 1900 oder um 1800? Ist die Arbeitslosigkeit in den westlichen Ländern der 1990er-Jahre die vorherrschende Gestalt der Ungleichheit?
Verschiedene Einkommensarten
Was sind die verschiedenen Einkommensquellen der Haushalte? Tabelle 1 schlüsselt die Einkünfte von etwa 24 Millionen französischen Haushalten im Jahr 2000 nach verschiedenen Kategorien auf: Löhne und Gehälter, Einkünfte aus selbstständiger Arbeit (Bauern, Einzelhändler, Rechtsanwälte …), Altersrenten, andere Transfereinkommen (Arbeitslosengeld, Familienbeihilfe) und Vermögenseinkünfte (Zinsen, Dividenden, Mieten etc.).
Was lernen wir aus Tabelle 1? Zunächst, dass 58,8 % des Gesamteinkommens der Haushalte aus Löhnen und Gehältern und weitere 5,8 % aus selbstständigen Einkünften, also insgesamt beinahe zwei Drittel aus Arbeitseinkommen bestehen. Weiterhin machen Sozialeinkommen mehr als 30 % der Haushaltseinkommen aus, von denen wiederum zwei Drittel auf Altersrenten entfallen. Und nur etwa 5 % des Gesamteinkommens der Haushalte sind Kapitaleinkommen. Es ist freilich kein Geheimnis, dass Kapitaleinkommen von Haushalten in Einkommenserhebungen nicht korrekt angegeben werden. Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen kommen anhand der Zahlen, die Unternehmen und Banken über ausgeschüttete Zinsen und Dividenden vorlegen, zu einer höheren Schätzung des Anteils der Kapitaleinkommen am Gesamteinkommen der Haushalte von etwa 10 % [INSEE, 1996b, S. 26–29]. Aber alle Quellen sind sich gleichwohl darin einig, dass die Arbeitseinkommen der Haushalte mindestens das Sechs- bis Siebenfache ihrer Kapitaleinkommen ausmachen. Dabei handelt es sich um ein allgemeines Kennzeichen der Einkommensverteilung in den westlichen Ländern [Atkinson et al., 1995, S. 101]. Mit dieser Schätzung ihres Anteils auf 5 % oder 10 % wird allerdings die Bedeutung der Kapitaleinkommen für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt zu niedrig veranschlagt, da ein erheblicher Teil der Kapitaleinkommen von Unternehmen nicht an ihre Besitzer, die Haushalte, ausgeschüttet wird (siehe Kapitel 2).
Tabelle 1: Verschiedene Arten von Haushaltseinkommen
Löhne
Selbstständigen-einkommen
Renten
Transfer-
leistungen
Vermögens-
einkommen
Durchschnittslohn
58,8
5,8
21,3
9,5
4,6
D1
17,9
1,7
43,2
34,2
3,1
D2
30,0
2,3
44,6
20,7
2,4
D3
38,3
2,9
40,8
15,1
2,9
D4
44,3
2,7
35,7
14,3
3,1
D5
50,6
2,6
28,9
14,6
3,4
D6
58,4
3,6
22,0
12,4
3,6
D7
63,3
3,4
19,8
10,4
3,2
D8
66,5
3,3
18,7
7,6
3,9
D9
68,6
4,6
16,6
5,6
4,6
P90–P95
70,2
7,0
13,4
4,1
5,3
P95–P100
63,6
16,4
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