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E-Book

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Piper Start/Up

Setz das Netz in Flammen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7575-2244-5
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Setz das Netz in Flammen

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-7575-2244-5
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



'Du musst ein Schwein sein' - das ist die Lehre, die Mark Cain, Absolvent der Schweizer Eliteuni St. Gallen, nach 5 Jahren erfolglosem Kampf für sein Start-up 'Webbster' ziehen muss. Er hat nach den Werten seines Elternhauses gekämpft, mit Fleiß, Können und einem ehrlichen Produkt. Nun ist er pleite, isoliert und von Panikattacken gequält - ein Loser, in den Augen seiner ehemaligen Kommilitonen, die nach einem ganz anderen Rezept von Erfolg zu Erfolg segeln. Mark zieht den Stecker. Von jetzt an wird er es machen wie die anderen, nur cleverer: Mit einem Sixpack aus Skrupellosigkeit, Arroganz und rotzfrechem Verhalten. Schon die Idee zu seinem neuen Start-up bewegt sich im Graubereich des Legalen. Mit einer Software zur Manipulation des Online-Werbemarkts will er auf betrügerische Weise Geld für Klicks kassieren, die es gar nicht geben wird. Der Roman 'Start/Up' gibt einen Einblick in die Welt der deutschen Start-up Szene, deren Nimbus aus Reichtum und Macht junge IT-Unternehmer zu gefeierten Popstars macht, in der aber soziale Kälte, Bindungslosigkeit und Einsamkeit herrschen.

Paul Piper ist Geschäftsführer der ilscipio GmbH, einer Agentur für eCommerce. Nach einem Studium an der EBS Business School, San Francisco State University und der Universität St. Gallen, gründete er zunächst einen Online-Marktplatz für Tauschhandel, bevor er zu einem Venture-Capital-Unternehmen wechselte. Heute fokussiert er sich mit seinem Team auf die Umsetzung von Online-Marktplätzen.
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Frankfurt - Greenwall-Tower


Als nach wenigen Stunden endlich der Wecker klingelte, war Mark längst wach. Er hatte versucht, seinen Kopf zu beruhigen und sich immer wieder von einer zur anderen Seite des Bettes gewälzt, aber letztlich keine Ruhe gefunden. Er war schweißgebadet. Er brauchte Simons Hilfe, auch wenn er dafür über seinen eigenen Schatten springen musste. Aber erst einmal brauchte er einen klaren Kopf. Er ging ins Badezimmer und warf sich eine Ladung Wasser ins Gesicht. Hoffentlich würde ihm die kalte Morgenluft noch etwas helfen, fitter zu werden. Wie in Trance wusch er sich, zog ein frisches Hemd an, dann die Jeans und Schuhe, steckte den Laptop in seine Tasche und verließ das Hotelzimmer.

Kurze Zeit später kam Mark im Greenwall Tower an, einem eleganten Glasturm in der Nähe der Alten Oper. Die Aufzugtür öffnete sich und Mark marschierte auf den weißen Tresen zu, der direkt vor einer bis zum Boden reichenden Fensterwand aufgebaut war. Davor erstreckte sich das übergroße Firmenlogo, das einen Samen symbolisieren sollte, aus dem ein ganzer Baum zu sprießen schien. Darunter der Schriftzug: „Seed Ventures – We plant ideas for a greater harvest!“ Etwas weniger dick hätte man auch auftragen können. Aber irgendwie schien das die Masche der Venture-Firmen zu sein: Der Name musste suggerieren, dass man etwas für die Allgemeinheit tut und Wachstum das Maß aller Dinge ist. Oder besser noch – wie hier – auch gleich noch mit der Natur im Einklang war. „Warum die sich nicht gleich ‚Zen Masters‘ nennen…“, dachte sich Mark und schüttelte den Kopf.

Mark hatte in den letzten Jahren viele Venture-Capital-Firmen kennengelernt, also Risikokapitalanleger, die sich für einen Firmenanteil an jungen Unternehmen beteiligten. Einige seiner alten Freunde von der Uni waren zu diesen Firmen gewechselt. „Es macht mehr Spaß, Geld zu verteilen, als nach Geld zu fragen. Besonders, wenn es nicht dein eigenes ist“, hatte irgendjemand mal auf einer abgedroschenen Gründerparty zu ihm gesagt und vermutlich Recht gehabt. Damals hatte er noch darüber gelacht. Erst jetzt verstand er so richtig, was damit wohl gemeint war. Es war ungewohnt ruhig im Eingangsbereich. Keine laute Stimme, keine unruhige Bewegung. Nur das klackernde Geräusch seiner Schuhsohlen auf dem blanken Marmorboden störten das Ambiente. In dieser Welt war er der Störkörper. Auf dem Weg hierher hatte er eigentlich nicht wahrgenommen, dass es besonders laut gewesen war, aber nun spürte er den Umgebungswechsel. Wenigstens lächelten die Empfangsdamen ihm freundlich zu.

„Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“

„Guten Morgen. Ich, ähh, habe einen Termin mit Herrn Alberts, neun Uhr.“

„Ich schau mal gerade im System. Ihr Name war?“

„Cain, wie Nein nur mit C und A. Ich bin vermutlich etwas früh dran.“

Die Empfangsdame drehte den Kopf zum Monitor, während Mark die Visitenkarten auf dem Tresen begutachtete. Hochwertiges Papier, leicht grau und faserig, das Logo klein in der Ecke. Gestanzt, nicht gedruckt. Mark nahm eine in die Hand. Saubere Oberfläche, generell nichts Aufwendiges, also auch hier: Understatement. Er steckte sich eine Karte in die Hosentasche und dachte kurz darüber nach, wie absurd es eigentlich war, dass er das immer noch tat. Die Kontaktdaten hatte er längst, also war es wohl eher eine Form der Höflichkeit. So oder so ein unsinniges Gehabe.

„Ah, da haben wir Sie ja. 9 Uhr, wie Sie gesagt hatten. Da haben Sie wohl doch nicht gelogen.“ Die Empfangsdame lächelte kurz und griff zum Hörer. Es klingelte. „Hallo Herr Alberts, Ihr 9-Uhr-Termin ist hier.“ Sie lächelte Mark erneut an, wartete kurz und legte dann auf. „Herr Alberts verspätet sich etwas, aber wenn Sie möchten, kann ich Sie schon einmal ins Besprechungszimmer führen.“ Sie stand auf und führte Mark einen langen Gang entlang, vorbei an mehreren Einzelbüros, alle mit schweren Holztischen und aufwendigen Lichtinstallationen bestückt. Die Lampen kannte er. Unverschämt teuer, dafür sorgten sie angeblich für besonders natürliches Raumlicht. Von jedem Raum aus schien man einen klaren Blick auf die Innenstadt zu haben. Das Ambiente machte nicht gerade den Eindruck hektischen Betriebs, eher einer entspannten Gelassenheit. Alle in perfekt sitzenden Anzügen gekleidet, mal zurückgelehnt am Telefon, mal beim Surfen über den Rechner gehängt.

„So, da wären wir also“, trällerte sie und öffnete eine schwere Holztür, die mit dem Wort ‚Amazonas‘ beschriftet war. Mark ging an ihr vorbei und auf die Fensterwand zu. Ihm fiel sofort der Fußboden auf, der sich nun zu einem feinen Parkett gewandelt hatte und insgesamt wärmer auf ihn wirkte. Er blickte aus dem Fenster - wieder dieser phänomenale Blick über die Stadt. „Trinken Sie Kaffee?“

„Ja, gerne. Bitte mit Milch“, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. Sie öffnete ein Panel an der Holzwand, hinter dem ein Kaffee-Vollautomat versteckt war, und drückte auf ein paar Tasten. Dann kam sie zurück zum Tisch, baute eine ganze Reihe von Süßigkeiten und Milch vor ihm auf, stellte den Kaffee ab und verschwand aus der Tür. Mark schaute noch einen Augenblick auf die Türme der Stadt und das palastähnliche Opernhaus. Er beobachtet die überfüllte Straße und wunderte sich kurz, dass die direkt daneben liegende Parkanlage vollkommen leer gefegt war, bevor er sich dann an den überbreiten Tisch setzte, seine Tasche direkt neben ihm, den Blick auf die Tür fokussiert. Er nahm einen kräftigen Schluck. Er war müde.

Es dauerte. Simon schien sich Zeit zu lassen. „Typisch“, fand Mark. Auch an der Uni war Simon nicht gerade der Überflieger gewesen, sondern hatte eher durch Abwesenheit geglänzt. Er hatte recht früh einen Praktikumsplatz bei einem der Coupon-Start-ups bekommen, Copon.io, was Mark damals vollkommen unbeeindruckt gelassen hatte. „Vertane Zeit“, hatte er das Simon gegenüber kommentiert, aber Copon.io war ein großer Erfolg geworden. Das Start-up hatte früh die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich gezogen, als klar wurde, dass sich das Geschäftsmodell in den USA rasant zu verbreiten schien. Dabei war es eigentlich nichts Besonderes. Copon.io stellte eine Plattform für Unternehmen zur Verfügung, über die diese rabattierte Angebote verbreiten konnten, zeitlich oder im Vorrat begrenzt, sodass das Gefühl, ein Schnäppchen geschossen zu haben beim Käufer die Begierde steigerte. Coupon.io kassierte für die Vermittlung die vereinbarten Prozente, der Rest ging an die ausgebenden Unternehmen. Für alle Beteiligten also ein super Geschäft. Die Idee war gut, aber natürlich keine Originelle gewesen. Die Gründer hatten sie aus den USA mitgebracht und kurzerhand den HTML-Quelltext und die Stylesheets kopiert. Vermutlich hatte die Entwicklung der Plattform keine zwei Wochen in Anspruch genommen. Die Investoren liebten Geschwindigkeit bei Start-ups und belohnten sie mit viel Geld. Dass das Ganze nah an Diebstahl lag, war allen Beteiligten dabei egal. Mark hatte Jahre gebraucht, das zu verstehen.

Noch zu Unizeiten hatte Simon Mark eingeladen, bei Coupon.io mit einzusteigen. Für die IT hätte man jemanden wie ihn gut gebrauchen können. Ein Posten als CTO wäre doch nett! Aber Mark war das Ganze rechtlich zu heiß gewesen und er hatte ohnehin kein Interesse an geklauten Ideen gehabt. Nur Idioten haben es nötig, andere nachzuahmen. Simon hingegen hatte diese Skrupel offensichtlich nicht gehabt und war darüber mit den richtigen Personen in Kontakt gekommen. Einmal hatte er Mark eine Excel-Liste gezeigt. Gegliedert nach Venture-Capital und Business Angels, also Investoren, dazu die Pressevertreter und hilfreiche weitere Gründer. Das Who’s who der Branche. Alles geordnet nach Nützlichkeit.

Mark starrte auf seine rechte Hand, die vor Stress leicht zitterte. „Zu viel Kaffee“, vermutete er, steckte sie dann aber doch lieber in die Tasche, wo er die Visitenkarte spürte und nun mit der Hand hin und her flippte. Er wunderte sich, wo Simon steckte. Er musste schon mindestens eine halbe Stunde gewartet haben. Er griff nach seinem Handy, das er kurz zuvor noch auf den Tisch gelegt hatte, und begann einen Browser zu öffnen. Eigentlich war ihm gar nicht nach Lesen, aber er wollt jetzt auch etwas beschäftigt wirken, wenn Simon reinkäme. Er öffnete die Financial Times und las die Überschriften, bevor er gelangweilt zu einem Technologieblog wechselte. Echtes Interesse an den Finanznachrichten hatte er, ehrlich gestanden, auch noch nie gehabt. Aber es wirkte besser, wenn man die FT las. Eine weitere halbe Stunde später öffnete sich schlagartig die Tür und Mark legte das Handy auf den Tisch. Simon stürmte herein.

„Guten Morgen, Mark. Schön dich zu sehen. Geht’s gut?“ Mark, der mittlerweile tief in seinen Stuhl versunken war, richtete sich wieder auf und versuchte, etwas bemüht, aufzustehen. Simon gab ihm zu verstehen, dass er ruhig sitzen bleiben solle.

„Ja, klar. Danke, dass es geklappt hat“, erwiderte Mark.

„Na, dann schieß mal los, was verschafft mir die Ehre?“ Simon zog einen Stuhl vom Tisch und setzte sich.

„Naja, ich war gerade in der Stadt gewesen und wollte die Gelegenheit nutzen, sich mal wieder auszutauschen.“ Mark beugte sich nach vorne. „Ich weiß nicht, wie viel du über die letzten Jahre von mir erfahren hast. Aber ich bin da gerade an was Großem dran.“ Mark pausierte kurz und rang nach dem nächsten Satz, dann ging es weiter: „Wie du ja sicher weißt, hatte ich mit meiner ersten Idee nicht so wirklich Erfolg gehabt. Da war vieles nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber vielleicht wird man ja durch die Erfahrung klüger.“

„War das diese Plattformgeschichte?“

„Genau. Mir...



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