E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Plass Still Crazy - immer noch verrückt
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7655-7867-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Neues aus der Welt des frommen Chaoten. Adrian Plass schreibt witzig, ermutigend, zum Nachdenken anregend, geprägt von tiefem Glauben wie im erfolgreichen Bestseller "Tagebuch eines frommen Chaoten"
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-7655-7867-0
Verlag: Brunnen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Adrian Plass, der erfolgreiche Bestsellerautor des "Tagebuch eines frommen Chaoten", ist zurück: mit einer Auswahl von Geschichten, Gesprächen und Gedichten, die geistliche Weisheiten mit echtem englischem Humor verbinden.
Mit spitzem Stift, viel Humor, Liebe und einer Prise Selbstironie greift der britische Bestsellerautor Adrian Plass aktuelle Themen auf und reflektiert sie aus der Sicht und mit der "Weisheit" des Alters. Sein Schreibstil ist unterhaltsam, voll britischem Humor, in dem Leser die Handschrift der "Tagebücher eines frommen Chaoten" wiedererkennen werden. "Still Crazy" wirkt wie das Vermächtnis eines gealterten "Chaoten", den die letzten Jahrzehnte mit all ihren Krisen und Herausforderungen weiser und noch liebevoller gemacht haben - aber auch kompromissloser und frecher. Ob es um die Paradoxien und Widersprüche des Glaubens und der Kirche geht oder um die überraschenden Segnungen des Lebens - diese Textsammlung regt zum Nachdenken an und ermutigt gleichermaßen.
Ein Buch, das von einem wunderbaren Humor und einem tiefen Glauben an einen liebenden Gott geprägt ist.
Autoren/Hrsg.
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Einführung
Still Crazy – Immer noch verrückt. Also, was dieses Buch betrifft, wer genau ist da immer noch verrückt? Auf den wichtigsten Kandidaten komme ich gleich zu sprechen. Der andere bin ich. Verrückt genug, jeden Weg einzuschlagen, auf dem man womöglich Gottes Witterung aufnehmen oder gar einen Blick auf ihn erhaschen könnte, sind viele, aber vielleicht wird dieser Hang bei mir noch verstärkt durch die Art, wie ich gestrickt bin. Was ich damit meine? Zur Erklärung muss ich Ihnen zuerst ein etwas bizarres Geständnis machen. Ich hatte schon immer Spaß daran, Dinge auf meinem Kopf zu balancieren. Das heißt, „Spaß“ ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Über die Jahre bin ich immer neugieriger darauf geworden, wie weit ich es wohl damit bringen könnte, was das Gewicht, die Höhe und die Vielfalt der balancierten Gegenstände angeht. Was das für Dinge sind, die ich balanciere? Die Liste ist lang und wächst ständig. Darunter sind Teller, Schüsseln, Stühle, Haustiere (mit eher mäßigem Erfolg), umgedrehte Couchtische, zerbrechliche Deko-Gegenstände (womit ich beim Publikum zwar wenig Beifall, aber dafür umso größere Bestürzung ernte), große, schwere Nachschlagewerke in Stapeln unterschiedlicher Höhe, Flaschen, Holzbretter und riesige Blumentöpfe. Warum ich das mache? Abgesehen von dem unwiderstehlichen Drang, mich in Sachen Höhe und Gewicht immer mehr zu steigern, liegt ein Schlüssel in den eben erwähnten zerbrechlichen Deko-Gegenständen. Es bereitet mir ein schwer erklärliches Vergnügen, Leute zu erschrecken und womöglich in leichte Panik zu versetzen, wenn sie ahnungslos ein Zimmer betreten und mich bei einer lautlosen, bizarren und möglicherweise katastrophale Folgen nach sich ziehenden Beschäftigung antreffen. Eines Tages war es schließlich so weit, dass meine Frau Bridget ins Wohnzimmer kam und zwei oder drei Minuten lang mit mir redete, ohne erkennbar Notiz davon zu nehmen, dass ein umgedrehter dreibeiniger französischer Melkschemel unsicher mitten auf meinem Kopf balancierte. Sie behauptete, es liege daran, dass sie sich an mein seltsames Verhalten so sehr gewöhnt hatte, dass so ein französischer Melkschemel kaum noch der Rede wert sei. Das gab mir zu denken, und mir wurde klar, dass ich meinen Einsatz erhöhen musste. Eines Morgens ein paar Tage später, als die Radiosendung beinahe zu Ende war, die Bridget sich, wie ich wusste, gerade im Wohnzimmer anhörte, setzte ich mich in der Küche auf einen Hocker und platzierte einen lächerlich großen Porzellanteller auf meinem Kopf. Mitten auf den Teller stellte ich eine entkorkte, noch zu drei Vierteln gefüllte Flasche Rotwein. Wer je mutig oder dumm genug war, so etwas zu versuchen, weiß, dass die Fehlertoleranz unter solchen Bedingungen wahrscheinlich zu winzig ist, als dass man sie beziffern könnte. Nachdem ich für meinen Teller und meine Flasche genau die richtige, ausgewogene Position ermittelt hatte, musste ich meinen Rumpf vollkommen stillhalten, während ich mich an die furchterregende Aufgabe machte, meine beiden Hände Millimeter für Millimeter in meinen Schoß sinken zu lassen. Danach kam es darauf an, in statuesker Reglosigkeit zu verharren, bis Bridget kam. Minuten vergingen. Ich begann mich schon zu fragen, wie lange ich wohl noch überleben könnte, ohne mich zu bewegen oder wenigstens tief Luft zu holen, als ich aus dem Augenwinkel in Richtung des Fensters zu unserem Garten eine leichte Bewegung bemerkte. Mittels übermenschlicher Körperbeherrschung drehte ich, Zoll um hart erkämpften Zoll, meinen Rumpf herum, bis ich in den Garten schauen konnte. Durchs Fenster beobachtete mich ein Mann. An einer seiner Hände baumelte ein Maßband. Sein Gesicht war zu einer Maske völliger Verständnislosigkeit erstarrt. Ich kannte ihn. Er hieß Tim, und wir hatten ihn gebeten, an diesem Tag vorbeizukommen und das Aufmaß für eine nötig gewordene Reparatur an unserem Gartenschuppen vorzunehmen. Tim und ich starrten uns lange durch die Fensterscheibe an. Es kam mir vor wie eine halbe Stunde, obwohl es nur ein paar Sekunden gewesen sein können. Dann wandte er sich abrupt ab und machte sich daran, mit größter Sorgfalt und Konzentration den Teil des Schuppens zu vermessen, der keiner Reparatur bedurfte. Meine Beziehung zu Tim war danach nie wieder dieselbe. Über jenen Blickkontakt verlor keiner von uns je ein Wort, aber wann immer wir uns trafen, glaubte ich, eingegraben in seine grundehrlichen Gesichtszüge, eine Frage zu sehen, die weder unverfänglich zu stellen noch zufriedenstellend zu beantworten war. „Warum hast du mit einem riesigen Teller und einer offenen Flasche Wein auf deinem Kopf reglos in deiner Küche gesessen?“ Natürlich wäre Tim nicht allein damit gewesen, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man diese Frage formulieren könnte. Mit Bridget hätte er über dieses Thema ein angeregtes Gespräch führen können. Ich erstatte diesen Bericht hier aus zwei Gründen. Erstens ist er wahr. Zweitens steht er beispielhaft für eine grundlegende Eigenschaft meiner Persönlichkeit – für einen schrägen Blickwinkel, der sich in meinem Glauben, meinem Schreiben, meinem öffentlichen Reden und meinen privaten Gesprächen bemerkbar macht. Ginge es ums Autofahren, so würde ich es vielleicht als ein intensives Verlangen beschreiben, die merkwürdigen, lustigen, verwirrend sinnlosen kleinen Seitenstraßen zu erkunden, für die wir im Allgemeinen nie Zeit haben. Mein zweiter Kandidat für das Etikett „verrückt“ wäre – Gott. Ich möchte – mit all der tiefen Demut, für die ich allenthalben so sehr bewundert werde – behaupten, dass Jesus in den Geschichten, die er erzählte, und in seinem Umgang mit Menschen und mit Gruppen mit ebensolch einem schrägen Blickwinkel ausgestattet (oder soll ich sagen gesegnet?) war. Wie er Gedanken auf den Kopf stellte, wie er unerwartete Wege einschlug, auf denen nie zuvor jemand gegangen war, wie er sich weigerte, sich von den zu falschen Fakten geronnenen Annahmen und Mutmaßungen anderer einfangen zu lassen: All das sind Neigungen und Talente, mit denen ich es niemals aufnehmen könnte; aber ich kann zumindest danach streben. Diejenigen, die die Kirche lieben, und vermutlich auch die, die das nicht tun, würden es schwierig finden, der Behauptung zu widersprechen, dass ein radikaler Perspektivenwechsel notwendig ist. Muss man tatsächlich verrückt sein, um so etwas zu versuchen? Genau genommen nicht, aber ich bin Zeuge dafür, dass man sich im Zuge dieses Unterfangens so manchen verdatterten Blick einfängt. Es gibt immer neue und bisweilen verblüffende Dinge zu entdecken. Bridget wies mich kürzlich darauf hin, dass die ersten Worte aus dem wohl bekanntesten Vers des Neuen Testaments, Johannes 3,16, an die unerlöste Welt gerichtet sein müssen. Eigentlich offensichtlich, oder? Vielleicht aber auch nicht. Als ich mir mit diesem Gedanken im Hinterkopf den Rest des Verses durchlas, fiel mir noch etwas auf. Sie können selbst nachprüfen, ob das Argument schlüssig ist, aber mir kam der Gedanke: Wenn Jesus imstande war, Versuchungen nachzugeben (und ich würde sagen, wenn nicht, dann würde alles seinen Sinn verlieren), dann hat Gott seinen eingeborenen Sohn nicht nur gegeben, er hat ihn aufs Spiel gesetzt. Viel Glück beim Kopfzerbrechen über die kosmische Logik hinter dieser Tatsache, aber ich glaube, dass es so ist. Ich habe versucht, das Flattern, das diese Entdeckung in mir auslöste, einzufangen und in einen Käfig aus Worten zu sperren. Man könnte ihn auch ein Gedicht nennen. Richtig fertig ist es noch nicht, aber das Gefühl ist da. Es geht so: Und so lade ich Sie ein, mich auf dieser Reise entlang unentdeckter Pfade und vergessener Seitenwege zu begleiten und nach diesem einen Ort, dieser einen Sache, dieser einen Person zu suchen. Johannes 3,16 – der Vers, den wir alle zu kennen glauben
So sehr hast du die Welt geliebt, nicht die erlöste Welt, nicht die gute Welt, nicht die böse Welt, definitiv nicht die einzige Sekte, die jemals in den Himmel kommen wird, und schon gar nicht die Sekte, die den Himmel nur durch die übermäßige Gnade meiner Wenigkeit erreicht, nicht die bekleidete Welt, nicht die nackte Welt, nicht die hungrige Welt, nicht der Planet der Fettsäcke. Nein, die Welt, die du liebtest, so wie sie war, ist immer noch die Welt, die du liebst, so wie sie ist, so wie wir sind. Ich bin es, so wie ich bin. Also hast du (mit bedauernswerter Geschmacklosigkeit für jemanden, der so kreativ ist) diese riesige Ansammlung unförmiger Knollen geliebt, einschließlich übrigens auch derer unter uns, die sich in Grund und Boden...