Buch, Deutsch, 235 Seiten, PB, Format (B × H): 146 mm x 211 mm, Gewicht: 357 g
18 erotische Rezepte
Buch, Deutsch, 235 Seiten, PB, Format (B × H): 146 mm x 211 mm, Gewicht: 357 g
ISBN: 978-3-942223-80-5
Verlag: Grössenwahn Verlag
Kennst du das?
'Liebe geht durch den Magen' sagt man, und du zerbrichst dir schon seit Tagen den Kopf darüber, was du an Leckerem kochen sollst! Du hast ein Ziel: sie/ihn zu verführen, und schon das Essen soll deine erotischen Absichten enthüllen. Bald ist sie/er da. Sorgfältig den Salat d´amour auf die Teller anrichten, die Spargelcremesuppe de luxe noch mal probieren – ja, heiß ist sie und lecker – der Backofen ist abgeschaltet, du schaust nochmal, ob der Braten nicht eine zu dunkle Kruste bekommen hat – ob ihr/ihn die Nuss-Karamell-Sauce dazu schmecken wird? – spätestens beim Dessert muss sie/er dich küssen, deswegen hast du Quarkcreme mit Schuss vorbereitet – Alkohol ist immer gut – es klingelt – oh Gott, sie/er ist da – schnell noch einen Schluck nehmen – habe ich das richtige Outfit? – es klingelt nochmal, lange Schritte führen dich zur Tür, mit zitternden Händen machst du auf, und zwei große, verliebte Augen – ach, endlich, dieser Blick! – schauen dich erwartungsvoll an.
In dieser 2. Queer-Anthologie stellt Jannis Plastargias ausgesuchte Geschichten vor, die sinnlich, frivol, überraschend, aber auch traurig sind, Erzählungen über Menschen, die versuchen, mit erotischen Rezepten den Partner zu verführen – oder ihn zu töten, auf jeden Fall ihr kulinarisches Handwerk beherrschen und meistens in der Küche zu finden sind.
'Ich habe Hunger!'
'Gleich, Liebes, gleich ist das Essen fertig …'
Zielgruppe
Schwul, Lesbisch, Gender, Bisexuelle, Transsexuelle, Queer, Männer, Frauen, Jugendliche
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
VORWORT Jannis Plastargias
FLEISCH-LUST Silke Porath
USE SOMEBODY – SÜSSE FRÜCHTE Ines Schmidt
UNINTENDED – UNGEWOLLT Andrea Bienek
NO MILK TODAY Brigitte Münch
DAS OMELETTE Ines Schmidt
FRÜCHTE DER ERKENNTNIS Börje Schweizer
SALIM VOR LEIF Jannis Plastargias
VON PORRIDGE AND ROAST Levi Frost
DIE VERKOSTUNG Justin C. Skylark
DER ENGEL AUF DER FENSTERBANK Jana Walther
DER NACHTISCH, DER NICHT AUF DER KARTE STAND Claudia Schuster
DINNER & SHOW Devin Sumarno
DER ZWIEBACK-TRICK Thomas Pregel
DIE KÜSTENSTRASSE Raik Thorstad
WINTERMANDELN, MÄDCHENKÖRPER Nino Delia
FALLOBST AM TRESEN Gabriel Wolkenfeld
SPARGELCREMESUPPE DE LUXE S. A. Urban
MÖRDERISCHES DESSERT Christina Stöger
BIOGRAPHISCHES
VORWORT
Meine queere Erkenntnis –
oder wie ich erneut versuche,
eine geeignete Einleitung für eine Anthologie zu schreiben
I
m Juli 2013 wurde die erste queere Anthologie 'Liebe und andere Schmerzen' veröffentlicht und sowohl auf dem CSD in Frankfurt auf der kleinen politischen Bühne als auch auf der Buchmesse in Frankfurt auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage vorgestellt. In Lesungen wie auf der Lite-Rad-Tour (Fahrradfahren entlang des Mains und Lesungen an verschiedenen Orten in Offenbach und Frankfurt) oder auf dem Fechenheimer Literaturfestival wurde daraus rezitiert und diskutiert. Es waren spannende und aufschlussreiche Gespräche. Und sie haben mich verändert. Mittlerweile engagiere ich mich bei einer kleinen Freundes-Initiative in Frankfurt, die sich 'Mein wunderbarer Waschsalon' nennt und 'queere' Barabende an verschiedenen 'alternativen' Orten organi-siert. Dabei ist einerseits das Ziel, Orte (wie eben einen SB-Wachsalon oder Pop-Up Galerien) anders zu nutzen, aber auch vor allem Begegnung und Austausch in einem halbwegs 'geschützten' Raum zu schaffen. Wir möchten vielfältige Menschen zusammenbringen, die sich in ihrer Andersartigkeit frei bewegen und äußern dürfen, gemeinsam reden, diskutieren, neue Ideen sammeln, sich verbinden, singen und tanzen können –, es liegt an den Gästen, was sie daraus machen. Dieses Konzept wird sehr gut angenommen, und jede unserer Veranstaltungen zeichnet sich dadurch aus, dass es voll ist, und vor allem, dass eine magische Atmosphäre vorherrscht. Es fühlt sich immer ein bisschen so an, als wären wir in einer Art 'Zaubergarten', in der die Welt so ist, wie wir sie uns wünschen.
Und in dieser Zeit begann auch meine Arbeit an der zweiten Anthologie – in einem neuen Bewusstsein, in einem neuen Selbstverständnis. Es zeigte sich, dass der Arbeitstitel 'Genuss und Lust' gerade richtig gewählt war, um noch mehr über diesen Begriff 'queer' zu erfahren, aber auch um einen weitere Konfusion zu thematisieren: Was ist eigentlich mit 'Erotik' gemeint? Diesen Begriff hatte ich nicht trennscharf genug gefasst in meiner Ausschreibung. Was passierte? Ich erhielt sehr viele gute Texte, aber auch eben sehr viele gute Texte, die ich nicht verwenden wollte, weil sie mir zu 'pornografisch' waren – oder zu wenig 'queer' oder eben beides. Dabei wusste ich noch immer nicht so genau, was 'queer' überhaupt bedeutet. Hatte ich in der Einleitung der ersten Anthologie einen sehr freien queeren Begriff, schwankte dieser im Rahmen meines Engagements im Team 'Mein wunderbarer Waschsalon'. Ich mache es konkreter: Mir ging es um Sinnlichkeit, wenn ich an erotische Situationen mit Essen und Trinken, Genussmitteln dachte. Eine eingeschobene Gurke in den After meinte das nicht. Mir ging es auch nicht um die explizite Darstellung des Aktes. Ich fand und finde es nach wie vor sehr viel erotischer, wenn man Dinge andeutet, wenn man einen Rest des leckeren Erdbeerschaums von den Lippen der begehrten Person ableckt, dieses Kribbeln dabei darstellen kann. Nach meinem Empfinden war es auch nicht queer, wenn ein männlicher Erzähler auf seine heteronormative Art und Weise eine Beziehung von zwei Lesben beschreibt und dabei Vorurteile manifes-tiert, die meinem Verständnis von einem offenen Umgang mit Menschen und deren sexuellen Neigungen konterkarierten.
Trotzdem bin ich noch immer nicht sehr viel weiter, was meinen eigenen 'queeren Begriff' angeht. Ich akzeptiere erst einmal, dass alle Geschlechter einbezogen sind: Frauen, Männer, Transsexuelle, Intersexuelle, Genderqueere., dass alle sexuellen Spielarten einbezogen sind: Homo-, Bi-, Hetero-, A-, Pansexuell, Polyamourös, objekto- oder zoophil, S/M,., alle Menschen, egal welcher Herkunft, Nationalität, Hautfarbe, Religion, politischer Gesinnung, Schichtung, wie viel Geld sie besitzen (oder eben auch nicht). in unserer Gesellschaft akzeptiert sind. Wir sind alle EINS. Eine Gesellschaft. Inklusion sozusagen. Ohne Bewertung. Queer ist erst einmal dies alles. Das ist meines Wissens die Definition, die man auch unter 'queer umbrella' kennt. Für mich persönlich geht es in einem zugespitzteren 'queer'-Begriff aber darum, dass queer keine Herrschaftsverhältnisse abbilden sollte. Es gibt dies alles auf der Welt, ich möchte aber nichts tolerieren und akzeptieren, das die Würde anderer Menschen verletzt oder sie sogar psychisch oder physisch bedroht.
Für 'Liebe und andere Schmerzen' organisierten Jana Walther (die auch bei dieser Sammlung dabei ist) eine Leserunde, die sehr spannend wurde. Viele der Leser*innen hatten sich unter einer Anthologie von 'Liebesgeschichten' etwas anderes vorgestellt, mehr Liebe, weniger Leid, mehr Hetero-Lieben, weniger 'ungewöhnliche' Konstellationen. 'Liebe und andere Schmerzen' erhielt aber deswegen erstrecht gutes Feedback, weil es anders war, für Toleranz warb, andere Standpunkte erklärte und vor allem sehr viel 'tiefer' war als so mancher Liebesgeschichten-Band.
Das gleiche wird meiner Ansicht nach auch bei dieser Sammlung passieren: Nein, hier reiht sich nicht Erotik-Szene an Erotik-Szene, hier wird es selten wirklich schwülstig. Nein, es ist sicherlich keine schwere Kost, obgleich manche Autor*innen leidvolle, traurige Geschichten erzählen. Doch die sinnlichen, manchmal durchaus frivolen, häufig überraschenden, manchmal sehr humorvollen Momente überwiegen in diesem Band.
Liebe ist sehr viel mehr als Verliebtheit, Liebe ist vor allem mehr als Begehren. Aber im Begehren ist es auch sehr viel mehr als das attraktive Äußere, das Genuss bereitet, verliebte Blicke, elektrisierende Berührun-gen, kribbelnde Lippen – jedoch ebenso kulinarische Genüsse, leckere Speisen, Getränke und die Verwendung dergleichen in intimen Situationen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leser*innen sehr viel Spaß, Input und neue (queere) Erkenntnisse!
Jannis Plastargias im Juli 2014