E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Plaum Ideen zu einer fomalen Ontologie
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-2741-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-7578-2741-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In dem Text entwirft Wätzold Plaum die Grundzüge einer formalen Ontologie. Im Zentrum steht dabei ein Kategoriensystem.
Wätzold Plaum studierte Physik und promovierte 2009 in Mathematik an der Universität Regensburg. Er arbeitet im Bereich und Software- und Fahrzeug-Entwicklung. 2012 erschien sein Buch "die Wiki-Revolution" zum Thema Digitalisierung und Politik. Seit 2013 betreibt er den YouTube-Kanal "Wätzolds Welt". 2019 promovierte er im Fach Philosophie zu einem eigenen geschichtsphilosophischen Modellentwurf. Wätzold Plaum betätigt sich auch als Musiker.
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2 Das System der Kategorien
2.1 Allgemeine Bemerkungen 2.1.1 Einzelwissenschaften und Philosophie Die Frage, womit in der Philosophie zu beginnen sei, ist selbst eine philosophische Frage. Man könnte dadurch auf den Gedanken kommen, Philosophie sei allein deshalb nicht möglich, weil sich dieses .Anfangsproblem nicht lösen lasse, ohne selbst schon Philosophie zu betreiben. Dennoch ist diese Feststellung bereits eine philosophische, und wir befinden uns mitten in der Philosophie, noch ehe wir in der Frage des Anfangs eine Lösung gefunden haben. Dass sich uns das Anfangsproblem in der Philosophie so drastisch stellt gehört zu ihrer Eigenart, wird doch jede andere Wissenschaft im weitesten Sinne des Wortes philosophisch begründet, so dass man sich in der entsprechenden Wissenschaft selbst nicht weiter mit der Anfangsfrage herumschlagen muss. Die Chemie etwa hat es mit den materiellen Stoffen zu tun, insoweit sie sich durch Verschiedene Arten der Verbindung ihrer Bestandteile in einander umwandeln lassen. Diese Definition, ob nun geglückt oder nicht, enthält verschiedene Begriffe, wie etwa Stoff, Verbindung oder umwandeln, die alle philosophische Relevanz besitzen. Bei Stoff schließt sich die Frage an, was die letztendliche Grundlage der Welt ist, oder bei umwandeln kommt das Problem des Werdens in Betracht. Es ist wichtig festzustellen, dass diese Probleme keineswegs allein den Einzelwissenschaften überlassen sind, da diese immer auf Einzeldinge verwiesen bleiben müssen, die eben genannten Fragen aber auf die Welt als Ganzes und an sich abzielen, demnach metaphysische Fragen bilden, und sie also auch in den Einzelwissenschaften letztlich nur philosophisch diskutiert werden können.3 Die Sprechweise „Welt als Ganzes“ mag in Bezug auf die Metaphysik gerechtfertigt sein. In Bezug auf die Philosophie insgesamt ist sie problematisch, da viele Philosophien diese nicht als Gegenstand ihrer Disziplin anerkennen würden. Im Verhältnis von Philosophie zu Einzelwissenschaft sei dieser Sprechweise Vorhäufigkeitscharakter zugesprochen, welche im Abschnitt „Kultur des Dinghaften“ durch eine allgemeinere Begrifflichkeit aufgehoben wird. Ebenso vorläufig ist das Sprechen von der „Welt der Einzeldinge“ im Zusammenhang mit den Einzelwissenschaften. Darin wollen wir Philosophie vorläufig bestimmen als Wissenschaft von der Welt als Ganzes und eine Einzelwissenschaft als Wissenschaft von Einzeldingen. Wenn wir also feststellen, dass viele Begriffe, wie sie im Diskurs über Einzelwissenschaften und Wissenschaft im allgemeinen gebraucht werden, letztlich philosophische Begriffe sind, so sollte es auch ein Anliegen der Philosophie sein, sich über solche Begriffe Klarheit zu verschaffen. Dies heißt aber nicht, dass wir unüberlegt die Grundbegriffe der Einzelwissenschaften systematisieren sollten, da es sich bei den Einzelwissenschaften um Erscheinungsformen menschlicher Kultur handelt, wir also insbesondere Termini zur Reflexion auf Kultur benötigen, da ansonsten einzelwissenschaftliche Vorurteile unbedacht übernommen werden. Als eine Zielvorgabe sollte es möglich sein, grundlegende Begriffe des kulturreflexiven Diskurses zu finden. Damit diese Begriffe als wissenschaftlich gelten können, muss ihr Gebrauch eindeutig durch Definitionen geregelt sein. Ich sehe einen gewissen Mangel der gegenwärtigen Philosophie darin, die Chancen, welche die Fortschritte in den Einzelwissenschaften liefern, nicht zu nutzen. Ihrer Natur nach wäre sie insbesondere dazu berufen, sich in den kulturwissenschaftlichen Diskurs einzuschalten. Was sie leisten kann ist die Bereitstellung einer allgemeinen Begrifflichkeit, welche eine einzelne Kulturwissenschaft über die engen Grenzen ihrer selbst hinaus hebt. Es geht uns also darum, globale Perspektiven zu eröffnen, die insbesondere dazu dienen könnten, die Mosaiksteine der vielen wertvollen Einzelerkenntnisse so aufeinander zu beziehen, dass sich daraus Erkenntnis gewinne für die Frage nach der Natur des menschlichen Geistes ergeben. Es ist klar, dass man mit dem Bemühen, grundlegende Begriffe zu finden, an ein Ende kommen, es also Definitionen geben muss, deren Termini ihrerseits nicht mehr definiert werden können. Der allgemeinste mögliche Terminus, der des Seins, ist nun gänzlich nicht mehr definierbar Denn Sein kann nicht der Spezialfall von etwas sein, das Sein als einen Fall enthält, ohne selbst zu sein.4 Damit ist zugleich ein bestimmtes Seinsverständnis ausgesprochen, nämlich Sein gerade als der allgemeinst mögliche Begriff überhaupt, welcher somit auch von allem, was in Betracht kommen mag, in irgendeiner Weise ausgesagt werden kann.5 Begriffe, die nun aber eine erste Ausfaltung dessen liefern, was Sein ausmacht bzw. ausmachen kann, nennt man Kategorien. Da durch sie bestimmte Weisen des Seins definiert werden sollen, ist es nur sinnvoll, von mehr als einer Kategorie auszugehen. Dies geschieht aber mit Hilfe von Definitionen, bei denen nicht nur die übergeordnete Gattung „Sein", sondern auch die artunterscheidende Merkmale nicht wieder definiert werden können. Letztere sind nicht definierbar, da es andernfalls ein artunterscheidendes Merkmal von allgemeinerer Bedeutung gäbe und das von uns gewählte also subkategoriale Bedeutung hätte. Die Termini, welche die Kategorien bestimmen, müssen demnach auf alltägliche oder systemimmanente Weise einsichtig sein, wobei letzteres heißt, dass sich diese Termini letztlich aus alltäglich einsichtigen Begriffen ableiten lassen. Es stellt sich nun die Frage, wie dieses Vorgehen, das in gewisser Weise willkürlich erscheinen muss, überhaupt gerechtfertigt werden kann. Zu nahe liegt der Verdacht, es handele sich bei dem vorgetragenen Denken doch nur wieder um alte Wesensmetaphysik, welche sich den Vorwurf vormodemer Rückständigkeit gefallen lassen müsste. Denn das Betreiben von Metaphysik6, egal welcher Ausprägung die sich als Wissenschaft vom Seienden an sich versteht, ist seit geraumer Zeit in die Defensive geraten. Es ist nach Kant das Skandalon eben dieser Wissenschaft, dass es ihr in einer über zweitausendjährigen Geschichte nicht gelungen ist, sich ebenso wie die sehr erfolgreichen Einzelwissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, als eine Disziplin mit einem gesicherten Grundstock an Tatbeständen zu behaupten. So geriet die Metaphysik gerade in der Zeit in die Krise, in welcher sich die Naturwissenschaft durch allgemein anerkannte Erfolge zu etablieren begann. Zur Zeit von Aristoteles gab es noch einen gewissen Gleichklang zwischen Einzelwissenschaft und Philosophie. Aber Aristoteles als Biologen hat die heutige Biologie längst hinter sich gelassen; was jedoch den Philosophen Aristoteles betrifft, so dürfte dies bei unvoreingenommener Betrachtung sehr viel weniger der Fall sein. Weshalb sich die Metaphysik so schwer tut, sollte nach ein paar Bemerkungen über die Sprache deutlich werden. Alles, was von uns gedacht und geäußert wird, ist nicht möglich ohne die Einheit des Bewusstseins. Egal, was auch immer wir denken oder aus drücken, stets begleitet uns dieses Bewusstsein, und auch dessen Grenzen, etwa Schlaf oder Bewusstlosigkeit sind nur in diesem erkennbar. Da aber das Gewölbe des Bewusstseins alles überspannt, was für uns in Betracht kommen kann, also jedes Gefühl, jede Wahrnehmung jeder wissenschaftliche Satz, ist in diesem bloßem Bewusstsein noch nicht zwischen Aussage, Ausgesagtem und Aussagendem unterschieden, und damit auch nicht zwischen Welt und Erkenntnis. In diesem Sinne soll diese Einheit des Bewusstseins primär genannt werden, da alles weitere erst innerhalb dieser unterschieden werden kann. Damit ist die primäre Bewusstseinseinheit aber nicht direkt mittelbar. Die Zuhilfenahme des begrifflichen Denkens ermöglicht es uns, zwischen Aussage, Ausgesagtem und Aussagendem zu unterscheiden. Die erste Unterscheidung die zwischen Aussage und Aus sagendem, liefert die Möglichkeit zur Objektivierung des Denkens als dem Ab sehen von subjektiven Bedingtheiten der Aussage, die zweite Unterscheidung die zwischen Aussage und Ausgesagtem die Möglichkeit der Abstraktion, als der Möglichkeit, Verschiedenes mit den gleichen, eindeutigen und allgemeingültigen Begriffen zu bezeichnen. Die zweifache Allgemeingültigkeit der Begriffe ist aber eine Eigenschaft, welche man gemeinhin rationalem, insbesondere wissenschaftlichem Denken zusprechen wird. So lange, wie wir es mit vereinzelten Dingen zu tun haben, leistet dieses Denken gute Dienste. Zwar ist es wahr, dass sprachliche Bezeichnungen der Einzeldinge stets ungenau sind, allein schon weil durch den bezeichnenden Begriff etwas unausgesprochen als Einheit gefasst wird, welchem aber ein Mannigfaltiges entsprechen muss, um unterscheidbar zu sein. Doch ist es möglich, diesen Mangel durch größere sprachliche Genauigkeit auszugleichen. Wenn ich etwa „Tisch“ sage, so impliziert das in der Vorstellung, Wahrnehmung oder in einem logischen Begriffssystem so etwas wie „Tischplatte“ und „Tischbein“, welches in nachfolgender sprachlicher Differenzierung angesprochen werden...