Preston | Ein Fest für den Meister | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Preston Ein Fest für den Meister

Klassiker der schwulen SM-Literatur
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86787-893-7
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Klassiker der schwulen SM-Literatur

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86787-893-7
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Über eine ungewöhnliche Annonce sucht ein Meister nach willigen Sklaven für eine exklusive S/M-Party - und sie melden sich zuhauf: Da ist etwa Carl, ein ehemaliger Marine und Stiefellecker, oder Christopher, ein bisexueller Bodybuilder, der ohne zu zögern auf seinem Geschäftspapier die Antwort verfasst. Doch bevor sie die Ehre haben, dem Meister zu dienen, müssen sie eindringlich befragt und inspiziert werden ...

John Preston (1945-1994) zählt zu den bekanntesten schwulen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er engagierte sich früh in der amerikanischen Schwulenbewegung und arbeitete als Redakteur beim einflussreichen Magazin The Advocate. Neben Mr. Benson, der schnell zum Klassiker der SM-Literatur avancierte, veröffentlichte er zahlreiche weitere erotische Romane und Kurzgeschichten. Preston gehörte zu den ersten Autoren, die Safer Sex Stories populär machten. Sein Nachlass wird im Preston Archiv der Brown University in Portland aufbewahrt.

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DAS ERSTE GESPRÄCH
Mein Plan war recht einfach: Ich hatte die Anzeige in mehreren Magazinen geschaltet und würde bald Antworten erhalten. Ich würde die Briefe durchgehen und entscheiden, wen ich zu einem Vorabgespräch einladen möchte. Ich wäre eine ganze Woche vor dem Fest in San Francisco; das gab mir mehr als genug Zeit, die möglichen Anwärter zu prüfen. Ich bekam nach wie vor Anrufe. Ich war ehrlich überrascht, wie es manchen Leuten gelungen war, mich ausfindig zu machen – sie hatten herausgefunden, von wem die Annonce stammte, und sie waren an meine Telefonnummer gekommen. Einer war ein Zeitungsreporter, der über das Ereignis berichten wollte. Es gab noch einen Redakteur, der einen Fotografen seiner Zeitschrift schicken wollte. Das kam alles nicht infrage. Die Party war nur für uns vier, und die Aufmerksamkeit der Freiwilligen sollte ganz auf uns und unser Vergnügen gerichtet sein. Das ging nicht, wenn sie vor Kameras posierten. Einen Anruf von Martin hatte ich nicht erwartet. Ich hätte darauf hoffen können, aber ich hatte diese Möglichkeit ganz vergessen. Als ich seine Stimme hörte, erstarrte ich. Dieser Anruf markierte endgültig die Rückkehr in mein altes Leben, das ich so sehr geliebt und das ich so lange hinter mir gelassen hatte. Sein erster Satz – ohne irgendeine Begrüßung – bewies mir, dass manche Dinge einfach nie enden, vor allem nicht, wenn sie vom Feuer und der Leidenschaft von Sex erfüllt sind. »Ich hab deine Anzeige gesehen. Ich musste einfach anrufen.« »Warum nicht schon eher?«, kam es wie aus der Pistole geschossen, aber ich sagte es nicht zornig oder enttäuscht – es war einfach nur mein Erstaunen darüber, dass wir den Kontakt so lange hatten schleifen lassen. »Dies und das.« Eine für ihn typische Antwort. Es gab sicher Geschichten aus seinem Leben, mit denen er mich stundenlang hätte amüsieren und deprimieren können. Martin zählt zu den Pilgern der Sexualität. In den letzten paar Jahren hatte es gewiss viele Abenteuer und ebenso viele Missgeschicke gegeben. Ich würde sie mir anhören müssen; dann wüsste ich, was in der Zeit meines Exils alles passiert war. »Wie geht’s dir?«, fragte ich. »Alles in Ordnung? Glücklich und zufrieden? Wo bist du überhaupt? Ich weiß nie, wo du gerade wohnst. New York? Key West? Oder ist diese Saison Houston an der Reihe?« »Los Angeles«, antwortete er. »Ich bin jetzt schon seit einem Jahr hier.« »Hast du Arbeit dort?« »Mal ja, mal nein. Eine Zeitlang arbeitete ich als Barkeeper. Ein paar Jobs als Hilfsarbeiter auf Großbaustellen. Ein netter alter Mann, der zufällig eine unbewohnte Hütte auf seinem Grundstück hatte, solche Dinge.« Martin hatte schon immer so gelebt, aber er konnte es sich auch leisten. Er war schließlich erst achtundzwanzig. Ich hatte ihn zu einer Zeit kennengelernt, als er sein Alter fälschte, um in die Sexclubs von New York und auf die Ledertreffen in San Francisco zu kommen. Später hatte ein merkwürdiger Millionär ihn zwischen Europa und Nordamerika hin- und herreisen lassen, nur um die Nacht mit ihm verbringen zu können. »Ich freue mich, von dir zu hören.« Das entsprach der Wahrheit; ich hätte meine Worte mit meinem harten Schwanz beweisen können. Es gibt Erinnerungen an Martin, die bei mir immer einen Ständer auslösen; sie gehören zu meiner ganz privaten Pornografie, und ihre Wirklichkeit ist machtvoller als irgendeine Fiktion. »Ich rufe wegen deiner Anzeige an.« »Nur deswegen? Das ist alles?« Ich wusste nicht, ob ich mich darüber ärgern sollte oder nicht. Ein Teil von mir wünschte sich, er hätte mich einfach nur so anrufen wollen. Aber dann fielen mir die anderen Seiten unseres Zusammenseins ein – die Seiten, die nicht so perfekt waren und mir einen anderen Martin gezeigt hatten. »Reicht das nicht? Dabei klingt die Anzeige ganz so, als wolltest du von mir hören. Ich könnte dir dabei helfen. Außerdem gehöre ich dahin. Bin ich denn nicht mehr dein Junge?« Natürlich bist du das. Seine Stimme klang so schelmisch. Er wusste ganz genau, was er tat. Er sprach bestimmte Seiten von mir an, so wie ich bestimmte Seiten in ihm ansprach. Er hatte eine Annonce für eine Veranstaltung gelesen, an der er gern teilnehmen wollte. Es war keine zwingende Voraussetzung, dass ich dahintersteckte. Aber weil ich es tat, wusste er, dass er problemlos eine tragende Rolle übernehmen konnte. Das konnte er auch, entschied ich. Ganz ohne Zweifel. »Ich brauche dich für das ganze Wochenende.« »Ich muss arbeiten …« »Dann nimm dir frei. Du hast noch genug Zeit, um das hinzukriegen. Ich brauche dich.« »Wir verbringen also ein gemeinsames Wochenende?«, fragte er mit verführerischer Stimme. »Du verbringst das Wochenende mit mir. Es gibt eine Menge zu erledigen. Außerdem habe ich mit weiteren Freiwilligen zu tun, Leuten, die ich noch nicht kenne. Ich brauche jemanden, der ihnen zeigt, wie alles läuft. Ich habe viel Zeit und Arbeit auf dich verwendet; wenn du deine Lektionen nicht vergessen hast, wirst du den anderen ein gutes Beispiel sein.« Ich sprach so streng ich konnte. Ich wollte kein Spielchen mit ihm spielen. Ich wollte ihn. Aber mir wurde wieder bewusst, dass ich nur bestimmte Teile von ihm haben konnte. Ich würde mir einfach all diese Teile nehmen und das Beste daraus machen – und das war sehr viel. Sehr, sehr viel. Er sog den Atem ein, ich konnte das Pfeifen zwischen seinen Zähnen hören. Er wusste ganz genau, was ich von ihm verlangte. Natürlich bist du noch mein Junge. Ich werde dafür sorgen, dass du das ebenso wenig vergisst wie ich. »Gut. Und die Einzelheiten? Wann, wo, wie?« Wir gingen die Details durch, und ich ließ ihn die Notizen vorlesen, die er machen musste. Wir würden uns in einem Monat in San Francisco treffen. Das sollte ein denkwürdiges Wiedersehen werden. Menschen, die die extremeren Arten der Sexualität abstoßend finden – also die Arten, die mit Leder, Ketten, Peitschen und Handschellen zu tun haben –, steigern sich häufig so in ihre Abscheu hinein, dass sie viele falsche Schlüsse ziehen. Der schlimmste darunter ist die Ansicht, dass all das nichts mit Emotionen zu tun habe. Ihre Vorstellung von der Liebe entspricht Rosen und sanften Meereswellen, einer Brise durchs Laub in einem unberührten Gebirge. Wenn sie dann andere Formen sehen, die eher einem Wirbelsturm mit schneidenden Winden gleichen, erkennen sie darin nichts als Zerstörung. Sie können die Wahrheit nicht akzeptieren – dass es sich dabei oft um ein umfassenderes Erlebnis handelt, als sie es sich vorstellen können. Martin und ich sind der Beweis dafür. Bin ich denn nicht mehr dein Junge? Für immer. Ich lernte ihn kennen, als er noch ein Teenager war. Ich wusste das damals nicht. Er war unglaublich frühreif und trug seine echte Navy-Uniform. Die Hosen waren durchsichtig, und ich starrte wie gebannt auf den Umriss der weißen Unterhose darunter. Das war auf einer Party, einer dieser kleinbürgerlichen schwulen Geschichten, die das Leben in einer Vorstadt nachahmen – die Entweihung einer Entweihung. Er war ein außergewöhnlich schöner junger Mann. Mindestens einen Meter achtzig groß, blonde Haare, blaue Augen, glatt rasiert, Militärhaarschnitt und ein leicht gedehnter Akzent, der auf eine Südstaaten-Herkunft hindeutete. Die Männer auf dieser Party waren von der Sorte, die andere glauben machen will, dass Schwule keinen Sex haben. Sie tragen Anzüge, die so unsinnlich wie eine Rüstung wirken, sprechen von ihrer Monogamie und urteilen laut – allzu laut – über die Männer, die »die gute Sache verraten«, indem diese das sexuelle Verlangen nach außen tragen, das sie selbst unterdrücken. Ich war ein seltsamer Gast unter ihnen. Es gab jedoch viele Gelegenheiten, wo ich mich aus diesem oder jenem Grund unter sie mischte. Die Einladung kam von einem Arbeitskollegen, und mein Erscheinen hatte vor allem mit dem perversen Wunsch zu tun, den anderen Unbehagen zu bereiten. Sie fanden es beunruhigend, einen Pornoautor bei ihren Soireen dabeizuhaben. Martins Anwesenheit war leichter zu erklären. Irgendeiner dieser Männer mittleren Alters hatte immer einen vorzeigbaren Jüngling zur Hand. Man redete nicht über die offensichtlich finanziellen Hintergründe dieser Beziehung, auch wenn sie allen klar waren. Martin war bloß ein weiteres Glied in einer langen Kette. Ich begriff nicht wirklich, zu wem er eigentlich gehörte. Ich sprach kaum mit ihm, ich studierte nur seine Körpermitte in der weißen Baumwollhülle. Die Umrisse waren vielversprechend – von vorne wie von hinten. Wäre sein Lächeln nicht so strahlend, seine Art nicht so einfach und unkompliziert gewesen, hätte ich meinen Blick vielleicht nie von seiner Hüfte genommen. Ich knüpfte auf der Party keinen Kontakt mit ihm, aber ich sah ihn später in der Nacht wieder. Ich war nach Hause gegangen, um mich umzuziehen, und dann war ich in eine der Lederbars gezogen, die damals in New York angesagt waren. Ich war auf der Jagd, achtete darauf, nicht zu viel zu trinken und die Hände von anderen Drogen zu lassen, weil ich nach etwas … Großem suchte. Ich wollte etwas, bei dem ich all meine Fähigkeiten und mein ganzes Urteilsvermögen brauchte. Ich hatte nicht damit gerechnet, Martin in dieser Bar wiederzubegegnen, aber da war er. Er trug immer noch seine Uniform. Erst hielt ich das für gefährlich, weil ich ihn auf der Party hatte sagen hören, er sei wirklich im Dienst. Aber dann wurde mir klar, dass ihm das an...


John Preston (1945-1994) zählt zu den bekanntesten schwulen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er engagierte sich früh in der amerikanischen Schwulenbewegung und arbeitete als Redakteur beim einflussreichen Magazin The Advocate. Neben Mr. Benson, der schnell zum Klassiker der SM-Literatur avancierte, veröffentlichte er zahlreiche weitere erotische Romane und Kurzgeschichten. Preston gehörte zu den ersten Autoren, die Safer Sex Stories populär machten. Sein Nachlass wird im Preston Archiv der Brown University in Portland aufbewahrt.



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