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E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Prolibris Verlag / Peters Bier mit Schuss

Kriminelle Biergeschichten von Joachim H. Peters und den üblichen Verdächtigen
Originalausgabe 2019
ISBN: 978-3-95475-211-9
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminelle Biergeschichten von Joachim H. Peters und den üblichen Verdächtigen

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-95475-211-9
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zur Herstellung von Bier darf in Deutschland nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe verwendet werden. So ist es seit 1516 geregelt. Wenn der Abend aber so richtig toll werden soll, dann fehlen noch ein paar Zutaten und das Reinheitsgebot hat nichts dagegen. Für den tollen Abend braucht man Malz, Hopfen, Wasser, Hefe, Phantasie, boshafte Gedanken, Schalk im Nacken, ein Augenzwinkern und kriminellen Spaß am Schreiben. Ich hatte bereits kriminellen Spaß am Lesen und ich bin erst auf Seite einhundertzwölf. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Die nächste Geschichte wartet. Aber vorher mache ich mir noch ein Bier auf. Viel Spaß beim Lesen und ... Prost! Bernd Stelter (TV-Comedian, -Moderator und Schriftsteller)

Joachim H. Peters, Baujahr 1958, schrieb 2008 seinen ersten Kriminalroman, seither sind fünfzehn Bücher und diverse Kurzgeschichten von ihm erschienen. Der Kriminalbeamte steht aber auch als Schauspieler, Kabarettist, Leser oder Moderator auf der Bühne. Der gebürtige Gladbecker lebt und arbeitet seit 2004 in seiner Wahlheimat Lippe.

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Thomas Breuer – Unterhopft
Man nehme Malz und Wasser, vermische und erhitze es kontrolliert, sodass eine Maische entsteht, überprüfe mit dem Jodtest Enzyme und Stärke, läutere das Gemisch über ein Siebsystem, messe mit der Spindel die Stammwürze, koche alles erneut auf und füge in Etappen den Hopfen hinzu. Erst der gibt dem Bier seinen Geschmack und macht es haltbar. Später wird noch Hefe hinzugegeben für die Gärung. Das ist traditionelle Braukunst. Eigentlich ganz einfach. Und darüber, dass das Werk gelinge, wacht das Reinheitsgebot. »Hopfen und Malz, Gott erhalt’s«, heißt es, und es ist kein Zufall, dass der Volksmund den Hopfen an die erste Stelle setzt. Ich weiß das natürlich seit Langem, aber die volle Tragweite habe ich doch erst an jenem verhängnisvollen Abend erfasst.
***
»Verdammt trockene Luft hier«, krächzte Weber theatralisch und strich sich zur Untermalung mit dem Handrücken über die Kehle. Wir saßen in unserer Eckkneipe, der Hopfenstube, am Stammtisch und hatten freie Sicht auf die leeren Tische und auf Rudi hinter der Theke, der unbenutzte Gläser wienerte, anstatt sich um seine beiden Gäste zu kümmern. »Ich bin auch schon völlig unterhopft«, bestätigte ich und winkte Rudi ungeduldig zu. »Gibt’s in diesem Laden eigentlich nichts mehr zu trinken?«, rief ich so entrüstet, wie es mein ausgedörrter Zustand zuließ. »Hast du deine Brauereirechnung nicht bezahlt, oder was?«
»Kommt sofort«, brummte Rudi und begann in aller Gemütsruhe damit, zwei Gläser Bier zu zapfen. Der Kerl hatte vollkommen seinen Beruf verfehlt und kam für durstige Gäste wie uns in der Bedrohungsskala direkt nach der Wüste Gobi. Ungeduldig warteten wir auf das kühle Blonde, das unseren Hopfen- und Malzhaushalt wieder in Ordnung bringen sollte. »Ich hab da was absolut Neues für euch«, verkündete Rudi, als er endlich zwei Gläser auf unseren Tisch bugsierte. »Ganz frisch im Anstich. Ihr habt doch feine Zungen und da brauche ich mal eure Expertise.«
»Was ist das?«, fragte ich skeptisch und bohrte meine zu Schlitzen verengten Augen in die verdächtig rotbraune Plörre in dem Glas vor mir. Zu allem Übel ersetzte eine schlierige Oberfläche die so beliebte wie unverzichtbare Schaumkrone. Selbst Weber zog zweifelnd die Stirn kraus und der hatte von Bier nun wirklich keine Ahnung. Wenn nichts anderes da war, soff der sogar das Plastikflaschenzeug vom Discounter. Diese höchste Form der Abstumpfung war wohl seinem Beruf als Kriminalbeamter geschuldet, der dem Elend der Welt nicht ausweichen konnte und konsequent resigniert hatte. »Probiert das mal«, motivierte Rudi uns. »Ist zwar etwas teurer als mein altes Pils, soll aber der Renner sein. Und da dachte ich …« Was er gedacht hatte, ließ er armwedelnd in der Luft hängen. »Lass das Denken«, entgegnete ich und hielt mein Glas prüfend gegen die schummerige Deckenbeleuchtung, was die Sache nicht besser machte. »Davon verstehst du nichts.«
Weber hob sein Glas unter die krause Nase und wagte schließlich einen vorsichtigen Schluck. »Gar nicht schlecht«, urteilte er und kippte das Zeug nun in einem Zug runter. Er hatte so eine Art zu schlucken, ohne dass sich der Adamsapfel bewegte. Es sah aus, als ließe er sich das Bier einfach durch die weit geöffnete Kehle direkt in den Magen laufen. Das war allerdings schon die einzige Fähigkeit, für die ich ihn bewunderte. Was seine geistigen und kombinatorischen Talente als Bulle anging, hielt ich ihn eher für unterbelichtet. Ich trank nur einen kleinen Schluck, aber selbst den nahmen mir meine Geschmacksknospen postwendend übel. Es war dieses Gemisch aus verflüssigtem Rauch und so etwas wie Kirscharoma mit einer leichten Vanillenote im Abgang, das mir sofort die Kehle zuschnürte. Die Plörre war offenbar nicht einmal in Sichtweite von Bitterhopfen gebraut worden. Angewidert donnerte ich das Glas mit dem wild schwappenden Gebräu auf den Tisch und funkelte Rudi an. »Was ist das denn für ein Scheiß?«
»Edel-Cherry-de-luxe«, antwortete er mit leuchtenden Augen. »Das kommt aus der neuen Craftbier-Bude drüben im Gewerbegebiet. Die setzen voll auf fruchtige Biere, am liebsten mit ganz wenig Hopfen. Wenn ich das ins Programm nehme, kriege ich vielleicht wieder jüngeres Publikum in meinen Laden.« Dass er dabei für meinen Geschmack etwas zu abschätzig auf uns hinabblickte, machte meine Laune nicht besser. »Sag mal, hast du sie noch alle?«, fuhr ich ihn an. »Nimm die Plörre wieder mit und bring uns ein anständiges Pils – mit einer Extra-Hopfen-Dosis, aber dalli! Sonst bist du auch deine letzten zwei Gäste los.«
Zugegeben, die Drohung war etwas gewagt, weil ich ja genau genommen nicht für Weber sprechen konnte. Der behielt wie zur Bestätigung meines Zweifels seine gierigen Augen auf mein Bierglas geheftet. Kameradenschwein!, dachte ich. »Pils wird heute nicht ausgeschenkt.« Rudi zog die Schultern hoch und ließ sie in Zeitlupe wieder sinken. »Erst muss ich das Cherry-Fass leerzapfen.«
»Kein Pils? Nicht mal aus der Flasche?«, machte ich einen verzweifelten Rettungsversuch. »Ich bin doch kein Kiosk«, entrüstete sich Rudi. »Bei mir gibt’s nur Gezapftes!«
Ich nickte grimmig und schoss ihm Augenpfeile nach, als er langsam wieder von dannen zog. Weber grinste breit. Er kannte meine Kompromisslosigkeit, wenn es um Bier ging. »Bei den jungen Leuten ist Craftbier der Renner«, warf er in einem Tonfall ein, der mir unbarmherzig attestierte, dass ich nicht up to date war. »Bei den Weibern sowieso, die stehen auf Kirschgeschmack und so’n Zeug. Angeblich fehlen der neuen Craft-Bude, die das hier kreiert hat, nur 250.000 Euro für eine zweite Anlage, dann können die in Serie gehen und die Gastronomie in der ganzen Gegend beliefern. Sollst mal sehen, am Ende trinken nur noch Dinosaurier wie du ein stinknormales Pils.«
»Hast du eine Ahnung, wie viele Arbeitsplätze wir jeden Abend mit unserem wohlverdienten Feierabendbier sichern?«, entgegnete ich. »Unsere gute Traditionsbrauerei ist der größte Arbeitgeber in der Region! Da muss so eine Klitsche erst einmal hinkommen.«
»Apropos Arbeitsplätze.« Weber hob den rechten Zeigefinger und untermalte ihn mit hochgezogenen Brauen. »Hast du schon gehört, dass bei denen die Stelle des Sicherheitschefs vakant ist? Der alte Rennekamp geht demnächst in Rente. Ich denke darüber nach, mich auf den Posten zu bewerben.«
»Wieso das?«, wunderte ich mich. »Du bist doch Beamter. Oder gefällt’s dir bei den Bullen nicht mehr?«
Weber wackelte zweideutig mit dem Kopf. »Die freie Wirtschaft zahlt besser.«
»Geld ist nicht alles.« Ich winkte ab, merkte aber selbst, wie albern der Satz klang, wenn er von einem Privatdetektiv ausgesprochen wurde, von dem jeder wusste, dass er sich und seinen Laden nur mühsam über Wasser halten konnte. Gleichzeitig keimte der Gedanke in mir auf, dass es für den Posten eines Sicherheitschefs in einer großen Brauerei keinen besseren Kandidaten als mich gab. Schließlich bin ich in einer Brauereistadt im Ruhrgebiet aufgewachsen. Bier ist für mich nicht nur Nahrungs-, es ist Lebensmittel. In meinen Adern zirkuliert Bier. Meine Freunde behaupten sogar, dass schon die Brust meiner Mutter einen Zapfhahn gehabt haben müsse. Zugegeben, das ist leicht übertrieben. Fakt allerdings ist, dass ich eine spezifische Sozialisation genossen habe. Ich bin in meiner Jugend im Ruhrgebiet auf dem Schulweg täglich Zeuge eines geradezu hypnotisierenden Schauspiels an der Außenwand des gewaltigen Sudhauses unserer Brauerei geworden: Ein aus Neonröhren geformtes Bierglas füllte sich von unten her langsam mit goldgelber Flüssigkeit und lief schließlich weiß schäumend über. Links davon befand sich das andere Monument, das man ebenfalls beinahe als Wahrzeichen meiner Heimatstadt bezeichnen konnte: der Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg mit der aufgesprühten weißen Taube und dem Spruch »Petting statt Pershing!«
Schöne Jugendzeit. Lang ist’s her! Heute wohne ich nicht mehr im Ruhrgebiet. Mit dem Niedergang der Zechen schlossen zunächst die Kneipen, dann die Brauereien. Mein Biotop trocknete aus. Was blieb mir übrig, als mein Büro in einer anderen Brauereistadt zu eröffnen? Das Bier meiner Jugend wird nun in Kamerun gebraut. Dort ist es zum Verkaufsschlager geworden. Die armen Schweine da unten haben zuvor nur französisches gekannt. Durch das deutsche Pils haben sie sich quasi vom Kolonialismus geradewegs in die Entwicklungshilfe gerettet. Zumindest vom Saufen haben sie nun keine Kopfschmerzen mehr....


Joachim H. Peters, Baujahr 1958, schrieb 2008 seinen ersten Kriminalroman, seither sind fünfzehn Bücher und diverse Kurzgeschichten von ihm erschienen. Der Kriminalbeamte steht aber auch als Schauspieler, Kabarettist, Leser oder Moderator auf der Bühne. Der gebürtige Gladbecker lebt und arbeitet seit 2004 in seiner Wahlheimat Lippe.



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