E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten
Reihe: Oh Baby
Quinn Oh Baby!
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-22818-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten
Reihe: Oh Baby
ISBN: 978-3-641-22818-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Suzy K. Quinn arbeitete u.a. als Journalistin, bevor sie sich dem Schreiben von Romanen widmete. Nach ihren Erotik-Bestsellern »Devoted«, »Passion« und »Blackwell Lessons«, die sie als S. Quinn veröffentlicht hat, ist »Oh Baby!« ihre erste romantische Komödie. Sie lebt mit ihrer Familie in Brighton.
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Freitag, 1. Januar
Neujahr
Ich bin wieder bei meinen Eltern, nach einem HEFTIGEN Krach mit Nick. Ich bin STINKSAUER. Ich hatte ihn gebeten, auf Daisy aufzupassen, während ich zum Supermarkt ging. (Wenn ich die Kleine mitnehme, falle ich auf die 2-für-1-Angebote rein und kaufe allen möglichen Kram, etwa Riesenkekse mit Marmeladenfüllung.) Als ich heimkam, spielte Nick am Computer, mit ZEHN leeren Flaschen Guinness-Bier neben sich.
ZEHN FLASCHEN! In ZWEI Stunden! Ich flippte aus.
»Ich vertrage eben viel«, lallte er. »Wäre ich besoffen, hätte ich diesen Teil von Assassin’s Creed nie geknackt.«
Ich forderte ihn auf, eine gerade Linie zu laufen, und er fiel dabei hin.
Während ich Nick anschrie, platzte seine Mutter in die Wohnung. Sie sah ihn auf dem Boden liegen, sagte: »Setz dich aufrecht hin, Liebling«, und fragte dann nach dem Grund für das ganze Theater.
Ich erzählte ihr, dass Nick auf Daisy hätte aufpassen sollen und sich stattdessen betrunken hatte.
»Ach, Nick«, sagte Helen. »Du musst bedenken, Juliette, er hat den ganzen Tag gearbeitet und ist sicher gestresst.«
Gearbeitet! Nick hat heute nichts weiter getan, als für eine Online-Poker-Werbung einen zweiseitigen Text vorzulesen.
»Wenn ich je von einer geschiedenen Frau Beziehungsratschläge brauche, dann frag ich dich schon«, entgegnete ich. Ich schrie Nick noch ein bisschen an, dann packte ich hastig eine Tasche zusammen und verkündete, Daisy zu meinen Eltern mitzunehmen.
Es wäre ein starker, würdevoller Abgang gewesen, hätte ich nicht noch mal zurückgemusst, um Daisys rosarote Waffelpiqué-Decke, ihren Teddy, den Verdunkelungsvorhang mit den Saugnäpfen und Ersatzwindeln zu holen – und dann auch noch den kleinen Leuchtbären, der Schlaflieder singen kann.
Samstag, 2. Januar
Gerade hat Nick angerufen und um Verzeihung gebettelt. »Ich brauche dich, Julesy. Ich brauche mein kleines Mädchen. Ohne dich bin ich verloren.«
Aber ich werde kein Mitleid mit ihm bekommen. Er muss einsehen, dass es so nicht weitergeht. Seine ständigen Kater sind schon schlimm genug. Aber sich zu besaufen, wenn er auf Daisy aufpassen soll …
Heute Morgen habe ich mich auf der Waage meiner Eltern gewogen. Sie stammt aus den Siebzigerjahren und ist normalerweise gnädiger als unsere moderne. Ich bin fast DREIZEHN KILO schwerer als vor meiner Schwangerschaft. Dabei habe ich mich doch völlig nackt daraufgestellt, nachdem ich auf dem Klo war. Mist!
Sonntag, 3. Januar
Mütter haben es heutzutage schwer, weil so vieles von ihnen erwartet wird. Sie müssen:
?superschlank, gepflegt und modisch gekleidet sein und eine Designer-Wickeltasche in leuchtenden Farben und mit kleinen Waldtieren drauf haben
?ein perfektes IKEA-Heim mit raffinierten, kinderfreundlichen Details wie einer bunten Schreibtafel am Kühlschrank und Designer-Roboterspielzeug schaffen
?natürliche, umwelt- und gesundheitsbewusste Öko-Mums sein, dürfen keine chemieverseuchte Plastik-Tupperware verwenden und nur Bio-Gemüse kaufen, müssen ihr Kind ohne Medikamente zur Welt bringen, es stillen usw., ABER gleichzeitig …
?müssen sie wahre Sauberkeitsfanatikerinnen sein, Desinfektionssprays verwenden, alle Fußböden und Oberflächen stets klinisch rein halten und sich zehnmal am Tag die Hände waschen
?UND außerdem dürfen sie keine rätselhaften weißen Flecken auf den Klamotten haben, wenn sie aus dem Haus gehen
Wie schaffen Frauen das?
Nick hat den ganzen Tag angerufen und mir Nachrichten geschrieben. Er hat versprochen, nie wieder zu trinken, und wollte Bilder von Daisy sehen. Immerhin ein Anfang, schätze ich.
Montag, 4. Januar
Heute im Pub schlug mir Laura vor, gemeinsam für einen Marathon zu trainieren. Ich war so dämlich, Ja zu sagen. Was für eine bescheuerte Idee, neben meiner schönen und sportlichen älteren Schwester herzulaufen. Besonders mit meinem seit der Schwangerschaft so fetten Hintern.
Ich kam mir vor wie eine trampelige Kuh, die ein langbeiniges Rennpferd mit glänzender Mähne verfolgt. Wir joggten durch den Wald neben dem Bahngleis. Dort war es so dunkel, dass ich Laura aus den Augen verlor.
Während ich über die »verdammte Lauferei« fluchte, bemerkte ich am Boden einen Schatten, der wie Hundekacke aussah. »Igitt!«, schrie ich und landete irgendwie direkt in einer vereisten Pfütze. Das Nächste, was ich noch weiß, ist, dass das Licht eines iPhones mir ins Gesicht schien.
Eine Stimme sagte schroff: »Was machst du denn hier draußen? Ganz allein?« Es war Alex Dalton in einem schwarzen Laufdress, der mich an einen Ninja erinnerte.
»Ich bin nicht allein«, erwiderte ich. »Ich bin mit Laura unterwegs.«
»Und wo ist sie?«, fragte Alex und half mir hoch.
Ich sagte, Laura sei irgendwo weiter vorne.
Alex erbot sich, mich zu ihr zu begleiten. »Das ist ein dunkler Weg, und du bist allein. Nimm lieber meinen Arm.«
Ich erwischte seinen Arm an der vernarbten Stelle, wo er die Brandwunde hatte. »Das tut nicht weh, oder?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte er. »Schon lange nicht mehr.«
Ich erkundigte mich, ob ihm das Laufen Spaß mache.
Er sagte, das tue es, und fügte hinzu: »Es ist für mich eine der wenigen Gelegenheiten, anonym zu bleiben. Wenn ich laufe, bin ich einfach nur ein ganz normaler Mensch.«
»Wenn du so gern anonym bleibst, warum fährst du dann diesen silbernen Rolls-Royce?«
»Um zu zeigen, dass ich ein selbständiges Individuum bin.«
»Ich glaube kaum, dass die Leute dich mit irgendwem verwechseln würden«, witzelte ich.
»Manche schon«, entgegnete Alex. »Sie verwechseln mich mit meinem Vater.«
»Aber heute bist du nicht mit dem Rolls-Royce unterwegs?«, fragte ich.
Alex erwiderte mit seinem seltsamen halben Lächeln: »Nein, heute nicht. Ich habe dich noch nie joggen sehen.«
Ich gestand, dumm genug gewesen zu sein, mich für den Winter-Marathon in London anzumelden. Genauer gesagt hatte Sadie mich dazu gedrängt, als ich schwanger war und Kuchen mampfend herumsaß.
»Dann bist du früh dran«, sagte Alex. »Der Lauf ist doch erst in zehn Monaten.«
Ich erwiderte, dass ich so viel Training wie möglich brauchte.
Im Plauderton erzählte mir Alex, dass er dieses Jahr auch an dem Marathon teilnehmen würde. Als wäre das etwas völlig Normales und keine Herausforderung, die einen an seine körperlichen Grenzen bringt.
Ich gab zu, dass ich nicht glaubte, es bis ins Ziel zu schaffen.
»Das ist eine tolle Einstellung, Juliette«, sagte Alex. »Schon davon auszugehen, dass du es nicht schaffst, bevor du überhaupt gestartet bist.«
Ich sagte, dass ich nur realistisch sei und Nick gewettet habe, dass ich nicht bis zum Ziel durchhalten würde.
»Hör bloß nicht auf Nick Spencers Weisheiten«, sagte Alex. »Jeder Mensch kann einen Marathon laufen, solange er trainiert. Das ist vor allem eine Kopfsache.«
Ich sagte, dass ich nur selten auf Nick hörte, aber dass der Vater meines Kindes in diesem Fall durchaus recht behalten könnte.
»Quatsch«, sagte Alex. »Lass dich von mir trainieren, dann werden wir beweisen, dass er sich irrt.«
Ich erwiderte, es sei sinnlos, seine Zeit auf mich zu verschwenden. Ich hätte schon großes Glück, sollte ich es bis zur Tower Bridge schaffen.
Dann entdeckten wir Laura vor uns, und Alex sagte: »Ich sehe dich dann ja dieses Wochenende auf dem Ball.«
Das verwirrte mich total, weil der Ball der Daltons sonst immer an Silvester stattfindet. Ich hatte gedacht, er wäre diesmal ausgefallen. Aber Alex erklärte mir, dass er diesmal später veranstaltet wurde, weil Catrina Dalton, seine Mutter, noch in Italien war, um dort eine spezielle Sorte Marmor zu kaufen.
Wir Duffy-Schwestern haben noch nie einen Ball von den Daltons verpasst – wir waren jedes Jahr dabei, seit wir Teenager waren. Deshalb sagte ich, dass wir kommen würden, wenn Mum Zeit hätte, sich um Daisy zu kümmern.
»Dann bis Samstag«, sagte Alex und joggte – groß, dunkelhaarig und athletisch – durch den Wald davon.
»War das Alex Dalton?«, fragte Laura, als ich auf sie zuhumpelte. »Hat er Zach erwähnt?«
Oha! Da läuft doch was. Ich habe immer schon den Verdacht gehegt, dass Zach Dalton eine Schwäche für Laura hat.
Dienstag, 5. Januar
Habe beschlossen, Nick noch eine Chance zu geben. Heute Morgen nahm ich den Zug nach Hause, und er holte mich vom Bahnhof ab – wie in alten Zeiten. Wir hatten eine lange Aussprache, und er erzählte mir, wie deprimiert er sei.
»Aber das ist keine Entschuldigung für mein Verhalten«, sagte er. »Ich versuche, mich zu bessern. Ich WERDE mich bessern.« Und dann bat er mich, ihn zu heiraten.
Ich weinte Freudentränen, doch in meine Freude mischte sich auch ein bisschen Ärger. Nach all den Jahren, die wir nun schon zusammen sind, macht er mir ENDLICH nach einem Riesenkrach einen Antrag. Ausgerechnet dann, wenn ich fast dreizehn Kilo Babyspeck mit mir herumschleppe und untenrum total ramponiert bin.
Mittwoch, 6. Januar
Zurück in London. Wie schön, wieder rund um die Uhr frische Croissants kaufen zu können. Helen dauernd zu sehen...