Rätsch | Das Tor zu inneren Räumen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Rätsch Das Tor zu inneren Räumen

Heilige Pflanzen und psychedelische Substanzen als Quelle spiritueller Inspiration
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-03788-653-3
Verlag: Nachtschatten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Heilige Pflanzen und psychedelische Substanzen als Quelle spiritueller Inspiration

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-03788-653-3
Verlag: Nachtschatten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der pharmakologischen Bewusstseinsforschung wurde festgestellt, dass Menschen, außer den Grundbedürfnissen nach Essen, Trinken und Sex, auch ein geistiges Bedürfnis nach zeitlich begrenzten Veränderungen des alltäglichen Bewusstseins haben. Es gibt viele Methoden zur
Bewusstseinsveränderung, darunter auch den jahrtausendealten Gebrauch psychedelischer, d.h. »bewusstseinsoffenbarender« Substanzen und Pflanzen, die in der menschlichen Geschichte eine viel wichtigere Rolle gespielt haben, als allgemein bekannt ist. Ihre Verwendung war in Rituale eingebunden, die transpersonale Erfahrungen mystischer und spiritueller Art hervorriefen.
Als Festschrift für den Chemiker Albert Hofmann, der nicht nur das LSD entdeckte, sondern auch für seine Forschungen mit psychoaktiven Pflanzen und die Synthese der aktiven Wirkstoffe von Heilpflanzen mehrfach ausgezeichnet wurde, hat Christian Rätsch (1957–2022) diesen Band zusammengestellt. Hier finden sich Beiträge über psychologische, ethnologische, neurophysiologische und medizinische Erkenntnisse zu psychedelischen Pflanzen und Substanzen und Texten von Terence McKenna, Hanscarl Leuner, Stanislav Grof, Claudio Naranjo und weiteren. Überarbeitete Neuausgabe zum 80. Jahrestag der Entdeckung der psychotropen Eigenschaften des LSD und im Gedenken an Christian Rätsch († 17. September 2022)

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Christian Rätsch Die Erforschung des inneren Raumes
»Während nur ein äußerer Raum existiert, gibt es so viele innere Räume, wie es Menschen gibt.« Dr. Albert Hofmann (1984) Ein schlafender Mensch liegt mehr oder weniger bewegungslos da. Sein Atem ist langsam, seine Augen sind geschlossen. Er steht nicht, er geht nicht, er spricht nicht, er ißt nicht, er trinkt nicht - und doch erlebt er viel. Er fliegt oder schwimmt, wird gemartert und kämpft, liebt einen Engel, tanzt mit Dämonen, hält Reden, spaziert über den Regenbogen, schlägt sich durch den Dschungel, fährt Fahrrad, unterhält sich mit Verstorbenen und Unbekannten, lacht und scherzt mit Freunden, erfährt sich als Kind, Tier oder Geist, verliert die Zähne. Er träumt. Der Traum ist das bewußte Erleben des inneren Raums des Schlafenden. Ein schamanisierender Mensch verdreht die Augen, wirft sich zu Boden, vibriert, hat Muskelzuckungen, wispert in unmenschlichen Stimmen, stammelt in unbekannten Sprachen, schneidet Grimassen. Ihm tritt der Schaum vor den Mund, die Schweißperlen auf die Stirn. Er sieht wie ein Sterbender aus, ähnelt einem Epileptiker. Er hat den Kontakt zu den Menschen verloren - und doch hilft er ihnen. Er hat sich von der gewöhnlich sichtbaren Welt verabschiedet. Er taumelt durch unendliche Tunnel, schroffe Schluchten, kämpft mit Wirbelstürmen und explodierenden Felsen. Ein Vulkan verschlingt ihn, durchspült ihn mit Lava und speiht ihn wieder aus. Mächtige Blöcke zerstampfen ihn. Das Fleisch wird ihm abgerissen, die Knochen seines Skelettes zerspalten. Sein zerstäubendes Mark verdampft im Strudel der alles zermalmenden Unterwelt. Die Feuer peitschen, die Fratzen lachen - die Myriaden Teilchen seines ehemaligen Selbstes beginnen zu leuchten, sublimieren, steigen durch lichterfüllte Schächte auf in wolkige Höhen, verdichten sich zu einer Wolke, nehmen neue Gestalt an. Er wird ein Fisch, ein Adler, ein Jaguar. Mit leichten Tatzen tänzelt er über blauschimmernde Milchstraßen. Ein Licht lockt ihn, zieht ihn an. Ein Wesen aus Licht, strahlend in allen Farben des Regenbogens, in sich die Elemente aller Wesen bergend, begrüßt ihn. Das Lichtwesen spricht zu ihm, lehrt ihn die Geheimnisse der Pflanzen, Tiere, Minerale, enthüllt ihm das ultimale Wissen, zeigt ihm die Wege, wie er künftig die verlorenen Seelen der Kranken finden und auf die Erde zurückbringen kann. Er bekommt ein Geschenk: ein magisches Objekt, das er mit in die gewöhnlich sichtbare Welt nehmen darf, und das ihm als Schlüssel für zukünftige Schamanenreisen dient. Der schamanisierende Mensch ist ein Bewußtseinskünstler, er ist ein Eingeweihter in die Geheimnisse und Offenbarungen des inneren Raumes. Ein psychedelisierender Mensch sitzt oder liegt, tanzt oder rollt, lacht oder weint, erschauert und hat glänzende Augen. Man kann mit ihm sprechen, ihn berühren oder umarmen. Er kann wie im täglichen Leben reagieren oder nur tatenlos staunen, er kann philosophische Erkenntnisse aussprechen oder unverständliches Gebrabbel von sich geben. Er bleibt für alle Menschen sichtbar - selbst, wenn sie für ihn zu unsichtbaren Schemen verblassen. Er geht in sich, betritt dort eine Welt, die vorher nicht wahrnehmbar war. Er fühlt sich in dieser neuen Welt zuhause; denn sie ist sein eigener innerer Raum, der sich als unerschöpflich reiches Universum in immer neuer wunderbarer Unendlichkeit entfaltet. Der neue Raum wird zur Offenbarung für seinen Träger. Er läßt sich darin nieder, bestaunt die Welten, kommuniziert mit Wesen anderer Wirklichkeiten. Er sieht Geliebtes und erschaut Bedrohliches; und erkennt, daß alles seine Berechtigung und Bedeutung hat. Er nimmt sich selbst wahr - aber aus völlig neuer Perspektive: er ist eine Zelle seines Körpers oder gar nur ein Atom. Er sieht seine inneren Organe, sein eigenes Skelett. Da zerfällt das Fleisch, tropft wie von Säure zerfressen von den Knochen, die als riesige Firstbalken eines anderen Universums wirken. Der Tod nimmt das Leben von den Balken, breitet sich aus im grenzenlosen Raum. Ein Skelett sitzt im Lotussitz, verweilt im Nichts. In der Gegend, wo beim Lebenden der Bauchnabel liegt, züngelt ein Flämmchen; es wird zum Feuerball, dem zuckende Blitze entfahren. Der brodelnde und leuchtende Ball wird zu einem Fluß, einem Strom, komponiert aus allen Ideen, Gedanken, Gefühlen, Bildern und Vorstellungen des Universums. Wie mit einer gewaltigen Flutwelle braust der Fluß durch den Brustkorb und schießt in den leeren Schädel. Gewaltige Energien quillen aus dem Kopf heraus und übergießen das alte Skelett mit neuem Leben. Ein Lichtglanz umhüllt einen vollendeten Körper, dessen Schönheit das leuchtende Universum mit blitzendem Licht durchflutet. Eine riesige Hand, gebettet in flauschigen und bläulich-rosa schillernden Wolken, treibt heran. Der neuerstandene Mensch sitzt auf der Hand. Er wird immer höher getragen. Der grenzenlose Raum leuchtet zunächst bräunlich, dann in sattem Indischgelb. Das Universum lacht, ist vereinigt mit dem Wesen, das es wahrnehmen kann, und erstrahlt in höchster Seligkeit. Dieser Augenblick von Ekstase und Erleuchtung des inneren Raumes bleibt als Erinnerung an die Ewigkeit zurück. Träumen, Schamanisieren und psychedelische Erfahrungen sind Tore zum inneren Raum: »Mit dem inneren Raum ist das Bewußtsein gemeint. Das Bewußtsein entzieht sich einer wissenschaftlichen Definition, denn es ist das, was ich brauche, um darüber nachzudenken, was Bewußtsein ist. Es kann nur umschrieben werden als rezeptives und kreatives geistiges Zentrum des Ichs« (Hofmann 1986:25). Durch diese Tore zu inneren Räumen kann der Mensch Bereiche betreten, die in der sinnlich wahrnehmbaren Welt des Wachbewußtseins verschlossen bleiben. In den Kulturen der Naturvölker und in den archaischen Religionen werden Träume als Erlebnisse in anderen Wirklichkeiten erfahren. Mit Systemen der Traumdeutung wird dieser Wirklichkeit Struktur verliehen. Mit der kulturell geförderten Traumarbeit wird diese andere Wirklichkeit des Schlafens erforscht und gedeutet. Die Schamanen der Naturvölker, die Seher archaischer Kulte und die Mystiker verschiedenster Religionen sind professionelle Erforscher anderer Wirklichkeiten, die sie sich mit bestimmten Techniken erschließen. Schamanen, Seher oder Mystiker erleben den inneren Raum nicht als ein dunkles Loch, sondern als ein unendliches Universum unbegreiflicher Vielfalt und unermeßlichen Reichtums. Tore zu diesem Universum sind Yoga, Meditation, Fasten, Visionssuche, Geißelung, ekstatischer Tanz, Langlauf, Deprivation und die Einnahme heiliger Pflanzen oder psychedelischer Drogen. Rich Yensen hat in seinem Beitrag beschrieben, wie psychedelische Drogen in verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Kulturen und in der modernen Bewußtseinsforschung betrachtet, bewertet und benutzt wurden. Drei traditionelle Systeme - Schamanismus, Alchemie und tantrischer Yoga - werden von Ralph Metzner in seinem Artikel über molekulare Mystik vorgestellt. Neue psychologische Dimensionen werden von Stanislav Grof entwickelt. In vielen alten Kulturen werden bewußtseinsverändernde oder psychedelische Pflanzen als heilig betrachtet oder mit Göttern assoziiert. Auch unsere keltisch-germanischen Ahnen verehrten und benutzten die heiligen Pflanzen als Werkzeuge der Erkenntnis, als Brücken zu den Göttern, wie ich in meinem Artikel darlege. Psychedelische Drogen haben eine lange Geschichte als Heilmittel. Indianer sprechen ihren heiligen Pflanzen (Peyote, Zauberpilze, Ayahuasca) eine besondere Heilkraft zu. Sie heilt den Menschen als ganzes, d.h. sie bringt ihn mit seiner Umwelt in Einklang und ermöglicht ihm beglückende Erlebnisse. Terence McKenna berichtet über seine Erfahrungen mit den Ayahuasca-Schamanen des Amazonas-Gebietes. Wie indianische Drogen auch für Menschen der westlichen Welt heilsam wirken können, beschreibt Tom Pinkson. Neuere Forschungen haben auch gezeigt, daß andere psychoaktive Substanzen (MDMA) ein starkes Heilpotential haben und sowohl psychisch kranken als auch gesunden Menschen helfen können. Uber diese Möglichkeit berichten Requa Tolbert und George Greer. Viele Dichter und Schriftsteller haben - oft mit Hilfe von psychedelischen Drogen - die inneren Räume erforscht. Novalis, Baudelaire, H.P. Lovecraft, Hermann Hesse und Aldous Huxley haben mit ihren Hymnen, Gedichten und phantastischen Erzählungen Tore geöffnet, durch die eine Welt glitzert, die sonst nur Schamanen und Mystikern zugänglich ist. Ebensolche Möglichkeiten wurden von Künstlern geschaffen. Die Bilder des Hieronymus Bosch gleichen den Welten, die sich bei psychedelischen Sitzungen manifestieren. Viele Maler haben ihre inneren Räume visuell sichtbar gemacht. In ihren Gemälden tauchen häufig Motive und Symbole auf, die auch bei LSD-Sitzungen wahrgenommen werden. In dem Beitrag von Claudia Müller-Ebeling wird dieses Phänomen beleuchtet. Die Phänomenologie des Bewußtseins, erweitert durch Meditationstechniken oder die Einnahme verschiedener Drogen (LSD, Phenethylamine, Ketamin und Harmalinalkaloide), ist Gegenstand der Betrachtung von Claudio Naranjo. Die Phänomenologie und Chemie der...


Christian Rätsch (1957–2022), Ethnopharmakologe, Referent und Autor, studierte Altamerikanistik und Völkerkunde, erforschte weltweit schamanische Kulturen und deren Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.



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