Raffelhüschen | SKL Glücksatlas 2022 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Raffelhüschen SKL Glücksatlas 2022

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-641-30281-8
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Glück kann man messen
Der „SKL Glücksatlas 2022“ ist die aktuellste Bestandsaufnahme zum Lebensglück der Deutschen. Er zeigt, wie sich die Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland entwickelt hat und in welcher Region die Deutschen am glücklichsten bzw. unglücklichsten sind. In diesem Jahr zieht der Glückatlas ein Fazit über die Wirkungen der Coronapandemie auf die Lebenszufriedenheit und ob die Deutschen wieder auf das Glücksniveau der Vor-Coronazeit zurückkehren.
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Zusammenfassung der Ergebnisse
Der Krisenmodus lässt uns nicht los. Die Corona-Pandemie hatte in den beiden Jahren 2020 und 2021 die Lebenszufriedenheit der Deutschen so stark einbrechen lassen wie noch nie zuvor. Da war die Hoffnung groß, dass sich das Glücksniveau rasch wieder erholen würde, wenn die Pandemie abklingt. England und Skandinavien waren schon 2021 aus dem Corona-Modus zur Normalität zurückgekehrt, und auch Deutschland hob Anfang 2022 angesichts der harmloseren Omikron-Variante die Lockdown-Maßnahmen weitgehend auf, die empfindlich in die persönliche Lebensführung eingegriffen hatten. Wie erwartet stieg 2022 auch die Lebenszufriedenheit der Deutschen wieder an. Doch das Ausmaß der Erholung lässt zu wünschen übrig. Vom Glücksniveau des Vor-Corona-Jahres 2019 sind wir noch weit entfernt. In Zahlen stellt sich die Lage so dar: Nach dem Tiefststand mit 6,58 Punkten im Corona-Jahr 2021 liegt das Glücksniveau aktuell bei 6,86 Punkten. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag es noch bei 7,14 Punkten. Das Glücksniveau notiert damit aktuell zwar um 0,28 Punkte höher als zum Zeitpunkt des Tiefststandes, ist aber um genau denselben Wert von 0,28 Punkten noch vom Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 entfernt. Kurzum: Die Glücksverluste durch Corona haben wir nur zur Hälfte ausgeglichen. Die andere Hälfte haben wir noch vor uns. Es wird die schwerere Hälfte des Weges sein. Für den Herbst kündigte die Bundesregierung zwar an, keine Lockdowns, keine Ausgangssperren und auch keine Schulschließungen mehr zu verhängen. Das dürfte, wenn es so kommt, die Erholung verstetigen. Dennoch: Obwohl die Hauptursachen der Glücksverluste in den beiden Corona-Jahren durch das Ende der Kontaktverbote, die Rückkehr zum Normalbetrieb in Kitas und Schulen beseitigt wurden, verläuft die Erholung eher schwach. Weder brachten uns die weitgehende Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen wieder auf das alte Glückslevel zurück, noch die anderen positiven Veränderungen, die sich in der Corona-Zeit etabliert hatten. Dazu zählt das Homeoffice, das sich von einem Zwang zu einer gern gesehenen Option der Arbeitsplatzgestaltung verwandelt hat. Auch der coronabedingte Digitalisierungsschub wird inzwischen eher positiv wahrgenommen. Warum verläuft die Erholung so schleppend? Die Pandemiemaßnahmen haben nicht alle Bevölkerungsgruppen gleich stark beeinträchtigt: Davor waren 5,5 Millionen Deutsche »unglücklich«. Sie gaben auf der Skala von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«) Werte zwischen 0 und 4 an. Während Corona verdoppelte sich die Zahl der Unglücklichen auf 10 Millionen, aktuell sind es 7,5 Millionen. Es gibt also heute noch immer etwa 2 Millionen Deutsche mehr als 2019, die sich selbst als sehr unglücklich einschätzen. Auch die stark gesunkene Zahl der Hochzufriedenen hat noch längst nicht das alte Niveau erreicht. Eine besonders betroffene Gruppe sind die Frauen. Sie haben im Vergleich zu den Männern deutlich höhere Glückseinbußen in der Corona-Zeit erlitten. Vor allem junge Frauen und Vollzeit arbeitende Mütter mit Kindern zu Hause büßten bis zu 1,00 Punkte an Lebensglück ein. Bei jungen Frauen unter 35 Jahren waren die Gründe dafür Einsamkeit und soziale Isolation, bei den Müttern die Überforderung durch gleichzeitiges »Homeoffice«, »Homeschooling« und »Housework«. 2022 gleichen sich Männer und Frauen wieder im Lebensglück an, doch beträgt der Abstand immer noch 0,06 Punkte, nachdem der Happiness-Gap 2020 immerhin 0,19 Punkte betragen hatte. Ledige Frauen, Alleinlebende und »Karrierefrauen« sind inzwischen sogar wieder glücklicher als ihre männlichen Pendants. Das ist ein Hinweis auf »Normalisierung«, denn Frauen waren vor der Pandemie tendenziell mit ihrem Leben zufriedener als Männer. Mütter und weibliche Selbstständige sind noch am weitesten vom alten Niveau entfernt. Eine negative Entwicklung nimmt bei den Frauen auch die Arbeitszufriedenheit. Sie kennt normalerweise keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern (2019 lag sie bei 7,39 Punkten). Doch während die Männer 2022 auf gute 7,25 Punkte kommen, sind die Frauen mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden und landen aktuell bei durchschnittlich 6,92 Punkten. Das sind 0,33 Punkte weniger. Die Corona-Krise hat einen Keil in das Erwerbsleben zwischen den Geschlechtern getrieben. Frauen arbeiten überdurchschnittlich häufig in Branchen, die von den Infektionsschutzmaßnahmen stark betroffen waren (etwa körpernahe Dienstleistungen, Pflegeberufe etc.), und diese Berufe haben sich noch nicht ausreichend erholt. Am stärksten unter der Pandemie gelitten hatte die junge Generation, und sie hat sich 2022 leider kaum davon erholt. Die Generation Z befindet sich noch in Ausbildung, im Studium oder ist seit einigen Jahren auf dem Arbeitsmarkt. 2019 erreichte sie eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit von 7,66 Punkten (Gesamtdeutschland 7,14). Das war Rekord, junge Menschen waren noch nie so glücklich. Corona versetzte der Generation Z einen starken Rückschlag auf 6,70 Punkte (2021). Auch heute fehlen der Generation Z noch 0,52 Punkte zum Glückswert von 2019. Innerhalb der beiden mittleren Generationen – das sind die Millennials (geboren zwischen 1980 und 1994) und die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) – haben die Pärchenhaushalte ohne Kinder kaum an Lebensglück verloren, während Familien insbesondere mit schulpflichtigen Kindern besonders viel einbüßten. Die Baby-Boomer und die älteste Generation erreichen noch am ehesten das Vor-Corona-Niveau. Auch die Familien haben sich noch nicht zur Gänze vom Corona-Tiefstand erholt. Zwar liegt die Familienzufriedenheit 2022 bei 7,42 Punkten, nachdem sie 2021 auf 7,17 Punkte gesunken war. Doch von den 8,0 Punkten von 2019 ist sie noch weit entfernt. Corona-Maßnahmen wie die Kita- und Schulschließungen hatten einen starken negativen Effekt auf die Zufriedenheit mit dem Familienleben. Zwar hat sich die Tagesbetreuung in Kitas und Schulen wieder normalisiert, aber die Folgen dieser Kontakteinschränkungen und des innerfamiliären Stresses sind noch immer nicht bewältigt. Auch Alleinlebende sind 2022 im Schnitt sehr unzufrieden mit ihrer familiären Situation (6,54 Punkte). Soziale Isolation und Einsamkeit, die ja oft Folge der empfohlenen Kontakteinschränkungen sind, scheinen noch längst nicht überwunden. Dämpfend auf die Erholung des Glücksniveaus wirken auch die neuen Krisen – vor allem der Ukraine-Krieg, die Inflation und die aufkommende Wirtschaftskrise, die bereits konkrete Glücksverluste verursachen. Schon im Sommer 2021 lag die Inflation bei 4 Prozent, ab Herbst 2021 zogen die Preise in Deutschland dann noch deutlicher an. Die Ursachen sind zahlreich: die aufgrund der chinesischen Zero-Covid-Politik unterbrochenen Lieferketten, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die Sanktionen gegen Russland, die Energienotlage usw. Ähnlich wie Arbeitslosigkeit beeinflusst auch Inflation das Lebensglück einer Gesellschaft negativ. Bislang dürfte die gestiegene Inflation in Deutschland wegen der Kaufkraftverluste bis zum Mai 2022 alle Deutschen im Schnitt 0,28 Punkte an Lebenszufriedenheit gekostet haben. Immerhin betragen seit 2020 die Reallohnverluste 5,4 Prozent. Noch deutlicher ging die Einkommenszufriedenheit der Deutschen zurück. 2019 lag sie noch bei 7,18 Punkten, aktuell steht sie bei nur 6,49 Punkten. Hält diese Reallohnentwicklung an, dürfte die Unzufriedenheit mit dem eigenen Einkommen zunehmen. Die Bevölkerung übt auch bereits Konsumverzicht. Gut ein Drittel gibt an, bei Kleidung, Lebensmitteln und Körperpflege sowie Restaurantbesuchen und Reisen zu sparen, bei den niedrigen Einkommen ist der Verzicht deutlich höher. Generell hat sich das Konsumverhalten der Deutschen durch die Pandemie leicht verändert: Es wird weniger Fleisch gegessen und weniger geflogen. Die Entwicklungen sind aber weniger einschneidend als noch 2020 erwartet. Die Zufriedenheit mit der eigenen Freizeit hatte während der Pandemie den härtesten Rückschlag erlebt. Sie sank von 7,21 (2019) auf 5,00 Punkte (2021) und kommt aktuell auf 6,51 Punkte zurück. Der Vor-Corona-Wert wird aber noch verfehlt. Das hat mit Nachholeffekten zu tun, denn Veranstaltungsorte, Caterer und Bands sind ausgebucht in Zeiten, in denen viele Menschen Feste, Hochzeiten, Jubiläen etc. nachholen wollen, die während der Pandemie ausgefallen waren. Und auch die hohen Preise verderben den Freizeitspaß. Insgesamt beschreiben und erklären all diese Faktoren, warum das Glücksniveau in Deutschland aktuell noch 0,28 Punkte unter dem Vor-Corona-Niveau liegt. Zurückgekehrt ist allerdings der frühere Abstand zwischen West- und Ostdeutschland. Während der Pandemie war er auf 0,05 (2020) beziehungsweise 0,10 Punkte (2021) geschrumpft. Ostregionen, die bis dato am Ende des Länder-Rankings platziert waren, rückten nun bis an die Spitze des Bundesländer-Rankings vor. Doch 2022 öffnet sich die Lücke wieder auf 0,24 Punkte. Das Glücksniveau liegt im Westen bei 6,91 Punkten, im Osten bei 6,67 Punkten. Die »Vorteile«, die der Osten in der Pandemie hatte, spielen mit der Abschwächung der Corona-Maßnahmen nun keine große Rolle mehr. So sind hohe Anteile an jüngeren Menschen und an Familien sowie auch an Selbstständigen normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region. In der Pandemie waren es aber gerade die unter 40-Jährigen, die Familien und die Selbstständigen, die überdurchschnittlich große Glückseinbußen erlitten, und damit auch die von diesen geprägten Regionen. Die Anteile der Jungen, der Familien mit Kindern, der Selbstständigen und auch der jungen Frauen ist im Osten teilweise deutlich geringer als im Westen, was die geringen Glücksverluste während der Pandemie erklärt – und die höheren Glücksgewinne im...


Raffelhüschen, Bernd
Bernd Raffelhüschen (*1957) ist Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sein Forschungsschwerpunkt ist der demografische Wandel. Er arbeitete als Mitglied der Rürup-Kommission zur Rentenreform und erstellt für die Stiftung Marktwirtschaft regelmäßig die Generationenbilanz für Deutschland.


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