Raffelhüschen | SKL Glücksatlas 2023 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Raffelhüschen SKL Glücksatlas 2023

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-641-31527-6
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Glück kann man messenVon der Corona-Pandemie hat sich das Glücksniveau der Deutschen zwar schon deutlich erholt, aber leider noch immer nicht vollständig. Einige Beeinträchtigungen wirken immer noch nach, neue Krisen kommen hinzu, die sich dämpfend auf den Erholungsprozess auswirken, wie etwa die Rezession und die weiterhin hohe Inflation. Zugenommen haben auch Ängste, sei es vor Verlusten des Wohlstands, des Friedens, der Gesundheit oder den Auswirkungen der Klimaerwärmung.Der SKL Glücksatlas misst die Zufriedenheit der Deutschen kontinuierlich und bietet damit eine einzigartige Perspektive auf das, was die Menschen in Deutschland bewegt. Er untersucht auch, wie sich die Zufriedenheit in den einzelnen Landesteilen entwickelt. Nimmt der Glücksunterschied zwischen Ost- und Westdeutschland wieder ab? In welcher von 32 Regionen sind die Deutschen am glücklichsten bzw. unglücklichsten?
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Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Erholung von den Unbilden der Corona-Zeit setzt sich 2023 fort. Das Glücksniveau der Deutschen steigt auf 6,92 Punkte. Das ist ein leichtes Plus von 0,06 Punkten gegenüber dem Vorjahr (6,86 Punkte). Der bescheidene Glückszuwachs verdeutlicht, dass bestimmte Beeinträchtigungen durch die Pandemie noch immer nachwirken, obwohl fast alle Einschränkungen weggefallen sind, und dass neue Faktoren hinzukamen, die sich dämpfend auf den Erholungsprozess auswirken. Im Vergleich zum Tiefpunkt im schwersten Jahr der Corona-Pandemie (2021) mit 6,58 Punkten konnte sich Deutschland immerhin um insgesamt 0,34 Punkte verbessern. Jedoch befindet sich der diesjährige Wert von 6,92 Punkten immer noch 0,22 Punkte unterhalb des Niveaus von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, in dem die Lebenszufriedenheit 7,14 Punkte erreicht hatte. Erfreulicherweise verzeichnen wir nicht nur einen leichten Anstieg des Glücksniveaus, sondern auch einen leichten Anstieg der Zuversicht: Zwei Drittel der Bevölkerung blicken aktuell mit Optimismus in die Zukunft, während 7 Prozent – also jeder Vierzehnte – eine pessimistische Sicht auf die Zukunft haben. Die Erholung verläuft vor allem deshalb nur zögerlich, weil die hohe Zahl der äußerst Unglücklichen, also jener Personen, die auf der Zufriedenheitsskala (0 bis 10) Werte zwischen 0 und 4 angeben, nahezu unverändert geblieben ist. Während der Corona-Pandemie hat sich deren Anzahl verdoppelt und erreichte 10 Millionen, aktuell sind es etwa 7,5 Millionen Personen. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die Anzahl der extrem Unzufriedenen wieder spürbar zu senken, denn einige der neu hinzugekommenen Krisenfaktoren, wie Inflation oder die Zunahme von Angststörungen, tragen zur Verfestigung dieser Entwicklung bei. So ergeben die Befragungen des SKL Glücksatlas, die von der Universität Freiburg im Frühsommer 2023 durchgeführt wurden, dass die vielfältigen Belastungen, die die Menschen gegenwärtig spüren, gegenüber der Corona-Zeit nur geringfügig abgenommen haben. Zwar fühlen sich 31,8 Prozent der Deutschen heute weniger belastet als zur Zeit der Pandemie, aber 45 Prozent sehen keinen Unterschied, und 23,2 Prozent geben an, aktuell sogar stärker als während der Pandemie unter einer erhöhten Anspannung zu leiden. Das führt nun einerseits insgesamt zu einer rückläufigen Belastung,unterstreicht jedoch andererseits, dass die Auswirkungen der Corona-Zeit bei vielen noch spürbar sind und die neuen Krisen ebenfalls Unzufriedenheit hervorrufen. Am deutlichsten zeigt sich dies in der Zunahme diffuser Ängste, sei es vor Verlusten des Wohlstands (Rezession), des Friedens, der Gesundheit (weitere Pandemien, Hitzetote usw.) oder den Auswirkungen der Klimaerwärmung: Ein Viertel der Bevölkerung wird »manchmal« von Angstgefühlen geplagt, weitere 14 Prozent berichten von häufig oder sehr häufig auftretenden Ängsten. Aktuell ängstigen sich 39 Prozent der Deutschen »manchmal«, »oft« beziehungsweise »sehr oft«, 2017 waren es nur 24 Prozent. Die vielfältigen Angstszenarien beeinträchtigen vor allem die ohnehin schon Unzufriedenen: Wer oft Angstgefühlen ausgesetzt ist, beurteilt sein Leben mit 4,54 Punkten deutlich schlechter als Personen, die das nicht sind (6,89 Punkte). Die Inflation, die im Vorjahr zwischenzeitlich auf über 10 Prozent anschwoll, trifft ebenfalls vor allem die Gruppe der ohnehin schon eher Unzufriedenen. 42,8 Prozent der Unzufriedenen sehen in den Energiekosten eine hohe finanzielle Belastung. Gegenüber dem Vorjahr hat sich aber der Einfluss der Inflation auf das Glücksniveau abgeschwächt. So hat sich die Zufriedenheit mit dem Einkommen 2023 stabilisiert. Aufgrund der erheblichen Preissteigerungen verzeichneten die Reallöhne seit 2019 einen Rückgang um 5,8 Prozent. Diese Entwicklung führte zu einem drastischen Einbruch der Zufriedenheit mit dem Haushaltseinkommen. Der Wert sank von seinem Höchststand (7,18) auf lediglich 6,49 Punkte im Jahr 2022, was einem Rückgang um 0,69 Punkte entspricht. 2023 kann sich die Einkommenszufriedenheit aber wieder leicht auf 6,64 Punkte erholen, obwohl die Inflation noch immer hoch ist. Das spricht dafür, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung an die Inflation gewöhnt hat und sie nicht mehr so viel Unzufriedenheit hervorruft. Ein anderer Aspekt der Inflation wird aber wichtiger: Sie verstärkt die Ungleichheit. Ökonomische Indikatoren wie der Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit misst, haben sich bislang noch kaum verändert, aber die Zufriedenheitsdaten zeigen ein anderes Bild: Die Ungleichheit im Lebensglück nimmt zu. Die Lebenszufriedenheit der unteren Einkommensschichten hat sich gegenüber dem Vorjahr um 0,06 Punkte verbessert, die der oberen Einkommensschicht aber um 0,23. Auch im Regionen- Ranking wird die wachsende Ungleichheit im Lebensglück deutlich. Der Abstand zwischen dem glücklichsten und dem unglücklichsten Bundesland ist auf 1,02 Punkte stark gestiegen. 2019 betrug er nur 0,68 Punkte. Die Corona-Pandemie hat Spuren in vielen Lebensbereichen hinterlassen. Im vergangenen Jahr wies der SKL Glücksatlas darauf hin, dass die Hauptbetroffenen der Lockdowns vor allem Frauen, Familien und Jugendliche waren, und konnte bereits erste Verbesserungen feststellen. Der Erholungsprozess setzt sich fort, wenn auch nur langsam. Während der Corona-Pandemie entwickelte sich das Wohlbefinden der Geschlechter auseinander. Dieser Happiness-Gender-Gaphält sich hartnäckig: Auch 2023 sind Frauen 0,06 Punkte unzufriedener mit ihrem Leben als gleichaltrige Männer. Dies ist zwar eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu 2020 (Gap: 0,19 Punkte), jedoch liegt der Wert immer noch höher als vor Ausbruch der Pandemie, als Frauen sogar geringfügig glücklicher waren als ihre männlichen Altersgenossen. Einen positiven Trend zeigt die gesteigerte Lebenszufriedenheit bei selbstständigen Frauen. Diese Gruppe war besonders stark von den wiederholten Betriebsschließungen betroffen – vor allem bei körpernahen Dienstleistungen wie Friseursalons oder Nagelstudios. Als Solo-Selbstständige erlitten Frauen erhebliche Einbußen in ihrem Glücksempfinden. Inzwischen haben sie den Rückstand zu ihren männlichen selbstständigen Kollegen größtenteils aufgeholt. Dennoch haben auch die Selbstständigen insgesamt noch nicht das Niveau an Lebenszufriedenheit erreicht, das vor Beginn der Corona-Pandemie herrschte. Auch die Familien sind noch immer nicht so zufrieden wie vor der Corona- Pandemie: Die Zufriedenheit mit der Familie erholt sich 2023 um 0,06 Punkte auf 7,48, ein Wert, der noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau von 8,02 Punkten liegt. Vor allem Familien im unteren Einkommensbereich leiden unter der Inflation und den Reallohnverlusten der letzten Jahre. Ein weiterer Grund, der zur langsamen Erholung beiträgt, ist die anhaltend geringere Häufigkeit von Zusammenkünften von Verwandten im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie. Zusätzlich dazu verzeichnen wir eine Abnahme sowohl bei Eheschließungen als auch bei der Geburtenrate. Die Folgen der Lockdowns für Kinder und Jugendliche sind mittlerweile erkannt worden. Die Kontaktbeschränkungen, das Homeschooling und die intensive Nutzung des Internets haben zu einem Anstieg von Verhaltensstörungen und von Angstgefühlen geführt. Berichteten 2019 nur 7,6 Prozent der 18- bis 29-Jährigen von häufigen oder sehr häufigen Angstgefühlen, sind es 2023, also nach der Corona-Pandemie, 16,4 Prozent. Dies entspricht einer Steigerung um 115 Prozent. Auch die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen ist immer noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. So liegen die 16- bis 29-Jährigen noch 0,33 Punkte zurück, bei den über 60-Jährigen sind es nur 0,20 Punkte. Zum Problem ist auch die exzessive Internetnutzung geworden. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nutzungsdauer von 195 Minuten pro Tag auf 284 Minuten (2022) gestiegen. Die vielen Stunden vor dem PC führen zu Schlaf- und Konzentrationsproblemen sowie Bewegungsmangel und einer schlechten Körperhaltung. Deutlich verbessert hat sich die Zufriedenheit mit der Arbeit, die in der Corona-Pandemie bis auf 6,90 Punkte abgesunken war und aktuell 7,11 Punkte beträgt. Damit liegt sie wieder auf dem Niveau von 2016. Von den 7,38 Punkten von 2019 ist sie aber noch weit entfernt. Ein Vergleich der Lebenszufriedenheit in neun verschiedenen Wirtschaftsbranchen zeigt, dass Beschäftigte in der Finanz- und Versicherungsbranche mit 7,06 Punkten am zufriedensten sind,während Personen im Handel und in der Gastronomie mit 6,32 Punkten die geringste Zufriedenheit aufweisen. Die Differenz beträgt hierbei 0,74 Punkte. Die Abweichungen im Glücksempfinden zwischen den verschiedenen Branchen lassen sich zu 20 Prozent durch das Einkommen erklären. Die verbleibenden 80 Prozent werden von den Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Sektoren beeinflusst. Zum Beispiel herrscht im Gesundheits- und Sozialwesen der höchste Zeitdruck und Stress. Während der Corona-Pandemie hatte sich der Glücksabstand zwischen Ostund Westdeutschland auf 0,05 Punkte verringert. Die früheren hohen Differenzen, die in den 1990er- und 2000er-Jahren zwischen 0,4 und 1,2 Punkten betrugen, sind Geschichte. Sowohl in West- als auch in Ostdeutschland setzte sich die Erholung von den Auswirkungen der Corona-Krise fort. Gegenwärtig liegt der Osten bei 6,76 Punkten, während der Westen leicht besser mit 6,96 Punkten abschneidet. Interessanterweise zeigt sich, dass der Osten im Jahr 2023 eine etwas stärkere Erholung verzeichnet hat (um 0,09 Punkte) im Vergleich zum Westen (0,05 Punkte). Dadurch verringert sich der Abstand zwischen den beiden Landesteilen auf 0,20 Punkte; im Vorjahr betrug er noch 0,24 Punkte. Die Erholung...


Raffelhüschen, Bernd
Bernd Raffelhüschen (*1957) ist Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sein Forschungsschwerpunkt ist der demografische Wandel. Er arbeitete als Mitglied der Rürup-Kommission zur Rentenreform und erstellt für die Stiftung Marktwirtschaft regelmäßig die Generationenbilanz für Deutschland.


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