Rahaus | Conus | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Rahaus Conus

Cuxhaven-Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8271-8739-0
Verlag: Edition CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Cuxhaven-Krimi

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-8271-8739-0
Verlag: Edition CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein toter Kunsthistoriker im Cuxland: Professor Magnus Wenckermann scheint zunächst eines natürlichen Todes gestorben zu sein. Doch eine winzige Wunde am Hals und die Entdeckung exotischer Kegelschnecken in seinem Arbeitszimmer werfen Fragen auf. Wurde das tödliche Conotoxin gezielt als Mordwaffe eingesetzt? Die Polizei verdächtigt schnell seine Ehefrau. Doch als auch die Assistentin und Geliebte des Professors stirbt, zieht der Fall größere Kreise. Privat-Ermittler Konrad Brichtner beginnt eigene Nachforschungen und entdeckt ein tödliches Netz aus Lügen und Verrat. Ohne auf die Polizei vertrauen zu können, muss er den Mörder finden, bevor dieser erneut zuschlägt. Ein fesselnder Krimi voller maritimer Atmosphäre, raffinierter Wendungen und einem Ermittler, der sich selbst beweisen muss.

Markus Rahaus wurde 1970 im nordrhein-westfälischen Westerholt, jetzt Herten, geboren. Nach dem Abitur studierte er Biologie an der Ruhr-Universität Bochum. Anschließend wechselte er an die Private Universität Witten-Herdecke, wo er im Fachbereich Virologie zunächst promovierte und Jahre später auch habilitierte. Nach einiger Zeit als Hochschullehrer für das Fach Virologie wechselte er in die pharmazeutische Industrie und zog mit seiner Familie nach Cuxhaven, wo er heute noch lebt. Als Ausgleich zum beruflichen Alltag betätigte sich Rahaus zunächst ausgiebig im Bereich Fotografie, was über mehrere Jahre hinweg zur Veröffentlichung von mehr als zwanzig Publikationen in unterschiedlichen Zeitschriften aus diesem Themengebiet führte. 2014 erschien unter dem Titel 'Nördliches Cuxland: Weltnaturerbe Wattenmeer - Küstenheide - Hochmoor' in der VerlagsKG Wolf ein Foto- und Naturreiseführer über das auch als Cuxland bekannte Gebiet zwischen Cuxhaven und Bremerhaven. Angespornt durch diese positiven Erfahrungen entschloss sich Rahaus, sich an einen Kriminalroman zu wagen und dort gleichzeitig sein Fachwissen als Virologe einfließen zu lassen. Mit Erfolg: Ab 2018 sind aus dieser Idee vier Kriminalromane entstanden und im Emons-Verlag erschienen. Im CW Niemeyer Verlag/Hameln folgten die Krimis 'Mordlinie' (2023) und 'Operation Sturmflut' (2024).
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Kapitel 1


Tag 1, morgens, Cuxhaven, etwa 8:30 Uhr

„Hast du das gesehen?“, fragte Konrad und schob Jantje die Zeitung zu. Es war tatsächlich eine Zeitung, gedruckt auf echtem Papier. In dieser Hinsicht war Konrad, obwohl noch keine dreißig Jahre alt, ein wenig altmodisch, aber er liebte dieses Rascheln am Frühstückstisch, wenn die Seiten umgeblättert wurden, an einer Tasse oder Brotkorb hängen blieben und einknickten. So war es bei Tante Bettina und Onkel Johann, bei denen er aufgewachsen war, immer gewesen, so würde es in seiner Wohnung auch immer sein. Computer und Tablets waren Handwerkszeug, mit dem er umzugehen wusste, an den Frühstückstisch jedoch gehörte eine Zeitung aus Papier.

Jantje stellte den Kaffeebecher ab und schaute ihn fragend an. „Was ist denn passiert?“

Sie war über Nacht geblieben und nun saßen die beiden an dem kleinen, runden Holztisch in Konrads Wohnung. Es war acht Uhr dreißig, die Zeit zwischen dem Morgen und dem Vormittag. Jenseits des Fensters war es bewölkt und grau, zum Glück hatte der Regen, der in der vergangenen Nacht ununterbrochen gefallen war, gestoppt. Laut Wetterbericht, so viel hatte Konrad schon in den Cuxhavener Nachrichten entdeckt, sollte im Laufe des Tages sogar die Sonne zwischen den Wolken hervorblinzeln.

Er hatte ein kleines Frühstück vorbereitet, bevor sich die beiden in den Tag stürzten. Zwei Becher mit Kaffee standen auf dem Tisch, Milch und Zucker daneben. Überdies hatte Konrad ein Spiegelei auf einer Scheibe Brot für Jantje und für sich selbst eine Schale mit Müsli und Joghurt auf den Tisch gezaubert. Zu mehr hatte es in der Kürze der Zeit nicht gereicht, zumal er am Vortag vergessen hatte, Orangen zu kaufen, um frischen Saft zu pressen. Wobei es ‚vergessen‘ nicht ganz traf, denn sein Monatsbudget für Lebensmittel neigte sich dem Ende entgegen, und so war er bei Marktkauf an den Orangen vorbeigelaufen und hatte in die andere Richtung geschaut.

Jantje würde heute wieder nach Bremen fahren. Nach ihrer Masterarbeit und dem Abschluss an der Fachhochschule in Bremerhaven hatte sie vor wenigen Wochen eine Promotionsstelle am Zentrum für marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen bekommen. Konrad war da schon ein wenig neidisch gewesen. Auch er hatte seinen Abschluss geschafft, sogar noch etwas besser als Jantje, und kurzzeitig hatte er erwogen, sich ebenfalls in Bremen für eine Doktorarbeit zu bewerben. Die am selben Zentrum untersuchten Wechselwirkungen zwischen der Geo- und Biosphäre hatten auf ihn durchaus einen Reiz ausgeübt – aber er hatte der Versuchung widerstanden, denn eigentlich war es ja nach wie vor sein erklärtes Ziel, Privatermittler und Umweltdetektiv zu werden. Nachdem es ihm vor einiger Zeit gelungen war, der Kripo zuvorzukommen und zusammen mit Jantje den Mordlinien-Fall aufzuklären, faszinierte ihn die Idee nur noch mehr, neben der Polizei selbst in ausgewählten Fällen zu ermitteln, und so hatte sich der Traum langsam in einen konkreten Plan verwandelt, den er nun Schritt für Schritt umzusetzen gedachte.

Konrad rührte in seiner Müslischale. „Magnus Wenckermann ist tot.“

„Wer ist das?“ Jantje warf ihm einen fragenden Blick zu. „Der Name sagt mir nichts.“

„Professor Magnus Wenckermann“, setzte Konrad im Dozententon und mit hochgerecktem Müslilöffel an.

„Kon – bitte.“ Jantje zog mit dem Finger ein Augenlid herunter. „Keine Vorlesung.“

„Sorry.“ Konrad senkte den Löffel, belud ihn mit milchdurchtränkten Getreideflocken aus der kleinen Schale vor ihm, schob ihn sich in den Mund und begann, genüsslich zu kauen. „Der Knabe wurde gestern tot in Nordleda gefunden. Vor der Kirche.“

„Ups, da war wohl die Predigt sterbenslangweilig“, witzelte Jantje.

„Jo. Witsischkeit kennt keine Grenzen“, gab Konrad die schlechte Imitation einer alten Nummer von Hape Kerkeling zum Besten. „Nein, ernsthaft. Professor Ma-gnus Wenckermann war einer der ganz großen und bedeutenden Kunsthistoriker in Deutschland. Vor einiger Zeit hatte ich gelesen, dass er sich als Emeritus Cuxhaven als seinen Altersruhesitz ausgesucht hat. Hier wollte er sein letztes großes Werk schreiben: eine Abhandlung über die Kunstschätze der mittelalterlichen Kirchen entlang der Elbe.“

Jantje sah ihn mit großen Augen an. „Echt? Kunstschätze? Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendwelche Reichtümer in den alten Kirchen hier gibt.“

Konrad kaute wieder. „Doch, eine ganze Menge sogar – kunsthistorisch betrachtet jedenfalls. Wie hoch der monetäre Wert ist, weiß ich nicht. In der Jacobi-Kirche in Lüdingworth soll es einen Seitenaltar geben, oder zumindest ein Teil davon, der aus Rungholt stammt. Viele Kirchen hier besitzen Orgeln von berühmten Orgelbauern der Barockzeit oder Spätromantik. Arp Schnitger zum Beispiel oder Ernst Röver.“

„Du solltest dich als lebendes Lexikon bei Wikipedia bewerben. Die digitalisieren dich dann und du wirst unsterblich.“ Jantje grinste ihn an. „Ok, du hast mich überzeugt – Kunstschätze sind in den hiesigen Kirchen ausreichend vorhanden, über die man ein Buch schreiben kann. Aber warum ist der gute Professor – wie hieß er doch gleich?“

„Wenckermann“, warf Konrad ein.

„Genau, Wenckermann. Warum ist er tot?“

Konrad zog die Zeitung zu sich zurück und vertiefte sich ein weiteres Mal in den Artikel. „Darüber schreiben sie hier nichts“, stellte er enttäuscht fest. „Nur dass er tot aufgefunden wurde und sich die Kriminalpolizei in Schweigen hüllt. Auch wenn es sich um eine natürliche Todesursache – Herzinfarkt beispielsweise – handeln sollte, müssen die die Sache untersuchen und wollen wahrscheinlich nicht vorgreifen, bevor die endgültigen Ergebnisse auf dem Tisch liegen.“

Jantje schürzte die Lippen. „Warum steht es denn schon in der Zeitung?“

„Na ja, Wenckermann ist schon eine Berühmtheit auf seinem Gebiet und ungewöhnlich ist es ja auch, in oder vor einer Kirche zu sterben.“

Jantje stand auf. „Du hast recht. Aber ich muss los. Wir lösen den Fall heute Abend.“

„So mok wi dat“, bestätigte Konrad. „Ich will auch gleich los. Erst eben bei Tante Bettina und Onkel Johann vorbei. Und danach zu Michael. Er hat ein paar Sachen, über die ich recherchieren soll.“

***

Am Tag zuvor, etwa 13:30

Klara Wenckermann saß bleich und mit tränenüberströmtem Gesicht auf der Couch in ihrem Wohnzimmer. Sie umklammerte das Wasserglas derart fest mit beiden Händen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Hauptkommissarin Silke Beckmann machte sich bereits Sorgen, das Glas würde zerspringen und mit seinen scharfen, spitzkantigen Scherben für tiefe, blutige Schnittverletzungen in Frau Wenckermanns Hand sorgen.

„Er ist tot, sagen Sie? Magnus lebt nicht mehr?“ Klara Wenckermann blickte die Kommissarin an. Die Augen der Mittsechzigerin hatten jeglichen Glanz verloren. Bemüht vorsichtig setzte sie das Wasserglas auf die Tischplatte und wischte sich eine Träne aus dem Auge, wodurch der als Teil ihres Make-Up aufgetragenen Concealer verschmierte. Sie bemerkte es nicht. „Wie? Was ist passiert?“

Beckmann räusperte sich. Sie hasste diese Gespräche. Die Überbringerin derart schlechter Nachrichten zu sein war nichts für sie. Zu sehen, wie andere Menschen plötzlich in sich zusammenfielen, verwelkten wie eine Blume im Zeitraffer, wenn sie erfuhren, dass ein geliebter Mensch nicht mehr da war, machte auch ihr zu schaffen. Verstümmelte Leichen? Nicht schön, aber kein Problem. Das hier? Nein – dann lieber verstümmelte Leichen. „Ein Gärtner hat Ihren Mann vor etwas mehr als zwei Stunden gefunden, als er sich um die Blumenbeete vor der St.-Nicolai-Kirche kümmern wollte.“

„In der Kirche? Die kleine mittelalterliche Kirche in Nordleda?“

„Nicht ganz. Gefunden wurde ihr Mann vor der Kirche direkt an der seitlichen Eingangstür, die unverschlossen war. Er lag tot auf dem Boden.“

Frau Wenckermann schlug die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte. Sie wollte etwas sagen, doch die Stimme versagte ihren Dienst.

„Gibt es Familienangehörige, Kinder, bei denen Sie im Moment unterkommen können?“, fragte Beckmann vorsichtig. „Sie sollten im Moment nicht allein sein.“

„Ja, ich finde da schon etwas“, sagte Frau Wenckermann. Es klang schwach und war nur dahingesagt, denn ihr Kopf war im Moment leer gefegt. Gleichzeitig wirbelten Gedankenfetzen durcheinander wie in einem Tornado.

Kinder hatten Magnus und sie keine, es hatte da ein biologisches Hindernis auf seiner Seite gegeben. Auch der Freundeskreis schien jetzt gerade keine Option zu sein. Sie wollte keine gequälte Konversation mit Leuten betreiben, die sich nur deshalb mitfühlend und verständnisvoll geben würden, weil sie vor Neugierde brannten. „Was passiert jetzt?“

„Sehen Sie, Frau Wenckermann, es ist so“, Beckmann schluckte. „Ihr Mann wurde an einem sehr ungewöhnlichen Ort gefunden. Dem ersten Anschein nach deutet es auf einen tragischen, natürlichen Tod hin. Allerdings haben wir darüber im Moment keine einhundertprozentige Sicherheit.“

„Wie bitte? Was wollen Sie damit andeuten?“ Klara Wenckermann klang nun fast hysterisch.

„Es ist die übliche Vorgehensweise.“ Beckmann verschanzte sich hinter dem Bollwerk der Bürokraten. „Um herauszufinden, was geschehen ist, wird die Staatsanwaltschaft eine Obduktion anordnen. Auf diese Weise werden wir die Todesursache erfahren – und Sie haben ebenfalls Gewissheit über die Ereignisse.“

„Sie...



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