Rahr | 2054 - Putin decodiert | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Rahr 2054 - Putin decodiert

Politthriller
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-360-50153-0
Verlag: Das Neue Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Politthriller

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-360-50153-0
Verlag: Das Neue Berlin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alexander Rahr ist der bekannteste Russland-Experte Deutschlands – jetzt verpackt er sein Wissen in einen mitreißenden Politthriller
Wladimir Putins Machtfülle nötigt den einen Bewunderung ab, bei anderen weckt sie Misstrauen und Angst. "Putin-Versteher" ist geradezu ein Schimpfwort. Doch alle Seiten wollen wissen, welche Rolle der russische Präsident tatsächlich im internationalen Geschehen spielt, was Wahrheit, was nur Gerücht ist. Mit diesem brisanten Thriller unternimmt es Alexander Rahr, seine umfassenden Kenntnisse als Russland-Experte in einen politischen Roman zu gießen. Geschickt mischt er Geheimwissen aus den Hinterzimmern der Macht mit phantastischen Elementen. Was, wenn Putins Status wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht?
Alexander Rahr schickt drei Generationen Exilrussen auf die Jagd nach einem Flugzeug aus der Zukunft. Lagern im Kreml die Zeugnisse einer Zeitreise? Oder sind die Männer einer fixen Idee aufgesessen? Und was haben die Prophezeiungen des Nostradamus mit der ganzen Sache zu tun? Ein Verwirrspiel rund um Politiker, russische Informanten, Geheimdienste und die internationalen Beziehungen abseits der offiziellen Politbühne. Alexander Rahr zieht alle Register und zeigt nicht nur, was Russland wirklich bewegt, sondern wagt auch einen Ausblick in die unmittelbare Zukunft Europas. Droht bald ein offener Ost-West-Krieg? Was wird aus den Flüchtlingsströmen und den islamistischen Tendenzen?
Der Russland-Insider muss seine Quellen schützen, darf vieles offiziell nicht verlautbaren lassen. Doch in diesem brandaktuellen Russland-Krimi kann er manches Geheimnis preisgeben und legt die verborgenen Strukturen der russischen und der internationalen Politik offen.

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1554 Der stattliche Reitertross mit drei prunkvollen Karossen in der Mitte war seit drei Wochen unterwegs. Je weiter die Gesandtschaft nach Osten zog, umso kälter und regnerischer wurde das Wetter. Die Route von Brüssel bis an die polnische Grenze hatte sie ohne Zwischenfälle zurückgelegt. Doch jetzt zwangen heftige Herbststürme die Durchreisenden, häufiger Pausen einzulegen. Die Kunde, dass eine kaiserliche Delegation hoher Würdenträger mit unbekanntem Ziel die Ländereien passierte, eilte ihnen weit voraus. Die misstrauischen Kurfürsten schickten ihre Kundschafter aus, um den Grund der Reise in Erfahrung zu bringen. Schnell sprach sich herum, wer in der vordersten, vergoldeten Kutsche fuhr: Ferdinand von Gonzaga, ein Kriegsherr des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches. Als die Reisegesellschaft Krakau passierte, wurde ihnen von den Legaten des polnischen Königs freundlich der Weg versperrt. Sigismund II. bat Gonzaga und seine Gefolgsmänner zu einer Audienz. Das Geheimnis der kaiserlichen Gesandtschaft wurde gelüftet: Gonzagas Weg führte, so viel stand fest, ins feindliche Russland. Kopfschüttelnd, aber platzend vor Neugierde erwartete der polnische König die Gäste in seiner Residenz. »Wer aus Europa nach Moskau will, muss sich mit Polen konsultieren!«, beschwor er sie. Der fünfzigjährige Gonzaga zog es vor, die gesamte Reise in der bequemen Kutsche zu absolvieren, während die anderen Nobelmänner hoch zu Ross neben ihm ritten und seine Anweisungen befolgten. Gonzaga bekleidete das Amt des Mailänder Gouverneurs, doch Karl V. hatte ihn im Sommer auf seine Residenz in Brüssel beordert, um ihn mit einer höchst delikaten Mission zu beauftragen. Insgesamt bestand die Gesandtschaft aus hundert Personen einschließlich Dienstleute. Gonzaga betrachtete seine mit Goldringen verzierten Hände. Allmählich war es an der Zeit, seine Begleiter in ihren geheimdiplomatischen Auftrag einzuweihen. Im polnischen Herrschaftssitz wurde laut und auslassend gefeiert, wie es sich beim Empfang ausländischer Gäste gehörte. Sigismund war kein Herrscher, dem schlechte Manieren oder ein ausschweifender Lebensstil nachgesagt wurden. Der letzte König aus dem Hause der Jagiellonen benahm sich auffällig still, lauschte den Erzählungen der Gesandten aufmerksam. Er trank wenig, fragte aber unablässig, was der Kaiser in diesem gottverlassenen Steppenland suchte. Gonzaga hatte vor Antritt seiner Mission die berühmte Reisebeschreibung des früheren deutschen Gesandten in Moscovia, Siegmund Freiherr von Herberstein, studiert. Er wusste also um die historischen Ressentiments, die Polen gegenüber Moskau plagten. Er musste jedoch auf polnische Interessen keine Rücksicht nehmen, denn er vertrat hier das westliche Abendland. Trotzdem erwies er dem König die Höflichkeit, seiner Sicht der Dinge aufmerksam zuzuhören. Russland war in Europa noch eine recht unbekannte Größe, weil es bisher in der Weltpolitik keine Rolle gespielt hatte. Das Land hatte durch seine Taufe im byzantinischen Ritus im Jahre 988 das orthodoxe Christentum angenommen und damit eine klare Grenze zum römischen Papsttum und zum katholischen Europa gezogen. Danach verschwand es in der historischen Versenkung, weil es sich fast dreihundert Jahre lang zwangsweise unter der Fremdherrschaft der mongolischen Steppenvölker befand. Bis auf seine Gründungsepoche in der Kiewer Rus hatte Russland niemals eine zentrale Staatlichkeit besessen; es bestand vielmehr aus mehreren Fürstentümern, die sich zu einer Konföderation zusammenschlossen. Die Führungsmacht ging im Laufe der Jahrhunderte stets auf den stärksten Fürsten über. Politische Ränkespiele, Machtkämpfe, Bruderfehden prägten den Charakter der Herrschaftseliten. Für die mongolischen Okkupanten war es ein Leichtes, die machtbesessenen Fürsten gegeneinander auszuspielen und sie alle in Tributpflicht zu halten. Doch zweihundert Jahre nach dem Tod des großen Dschingis Khan begann die tatarische Macht zu bröckeln. Die Moskauer Großfürsten nutzten die Schwäche der Mongolen, um ein Gebiet nach dem anderen unter ihren Einfluss zu bringen. So begann das historische »Sammeln russischer Erde«. In Polen weckte Moskaus Aufstieg wenig Freude. Dort hatte man mit dem katholischen Großfürstentum Litauen als »Sammler russischer Erden« geliebäugelt. Litauen war damals eine osteuropäische Großmacht, erstreckte sich vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer und bildete mit dem Königreich Polen eine Staatenunion. Hätte Litauen, nicht Moskau, die verzweigten Ostslawen unter seiner Führung vereint, wäre das russische Territorium bis an den Pazifik jetzt Teil des katholischen Europa, befand der polnische König gegenüber seinem Gast. Sigismunds Stimme klang belehrend und anmaßend, aber er wollte, dass der Geheimrat seine Naivität ablegte: »Russland ist ein künstlicher Staat, einst von den Normannen gegründet, dann von den Griechen durch die christliche Taufe kultiviert, doch niemals europäisiert. Von den Mongolen wurden die Russen zu Asiaten gemacht, die sie bis heute sind.« Gonzaga störte die offen zur Schau gestellte Feindseligkeit des polnischen Königs gegenüber Moskau. Der Kaiser hatte ihm einen Auftrag erteilt, und Gonzaga ging ihn hoffnungsfroh und zum Erfolg entschlossen an. Er versuchte es Sigismund so zu erklären: »Im Moskowiter Großfürstentum gibt es einen jungen Herrscher mit großen Perspektiven. Immerhin hat er die Tataren vernichtend geschlagen und ihre Hochburg Kasan eingenommen. Er steht vor der Eroberung Astrachans, damit wird Moskau die strategische Nord-Süd-Wolga-Passage unter seine Kontrolle bringen. Für Russland ist der Weg gen Asien nach dem Abschütteln des mongolischen Jochs frei geworden. Wenn es dem Großfürsten gelingt, das gesamte Territorium der untergegangenen Goldenen Horde für sich zu erobern, wird er das größte Reich auf Erden regieren. Dass Kaiser Karl V. sich für neue Optionen interessiert, liegt doch auf der Hand.« Sigismund protestierte, wenn auch aus Anstand nur verhalten. Für Polen stellte das expansive Russland eine viel größere Gefahr dar als das Osmanische Reich. Deshalb arbeitete der König an einem Pakt mit den Türken gegen Moskau. Gonzaga erschauderte angesichts der taktischen Finessen und egozentrischen Auswüchse nationaler Partikularinteressen in Europa, denn auch Frankreich paktierte mit der feindlichen islamischen Macht der Türken – gegen das Heilige Römische Reich! Gonzaga achtete darauf, den uneinsichtigen König nicht in die Pläne des Kaisers einzuweihen. Doch Sigismunds Diskussionsbedarf war noch lange nicht gestillt. Er erinnerte Gonzaga an die eindringliche Bitte des russischen Zaren Iwan an den Kaiser aus dem Jahre 1547, Russland bei seiner Modernisierung zu helfen. Der Kaiser wollte dieser Bitte zunächst entsprechen und eine Hundertschaft von erstklassigen Handwerkern, Baumeistern, Goldschmieden, Waffenschmieden und Bergbauingenieuren nach Moskau schicken. Doch die Ostseestaaten Polen, Dänemark, Schweden und Livland, der Ordensstaat der Deutschen Schwertritter auf dem Territorium des Baltikums, protestierten. Sie ließen die kaiserliche Delegation nicht passieren. Den Spezialisten wurden die Pässe abgenommen, so dass sie unverrichteter Dinge den Heimweg antreten mussten. Dem Kaiser gegenüber argumentierten die Russland-Gegner, der Moskauer Großfürst habe einen Frevel begangen, indem er sich zum Zaren krönen ließ und im Osten Europas ein alternatives Kaiserreich schuf. »Das rückständige Moskowiter Großfürstentum gehört nicht zu Europa. Es hat den falschen Glauben und stellt eine ewige Gefahr für Kaiser, Papst und die Einheit Europas dar«, platzte es aus dem König heraus. Gonzaga ließ weiteren Ärger an sich abprallen. Er beobachtete inzwischen mit Sorge, wie die polnischen Adeligen vor seinen Getreuen herumtänzelten, sie mit Wein gefügig machten und über die Reise aushorchten. Der kaiserliche Geheimrat gab das Zeichen zum Aufbruch. Die Männer hatten noch zwei lange Tagesritte durch Litauen vor sich, ehe sie bei Smolensk die Grenze nach Russland erreichen würden. Gonzaga fragte sich, während er zu Bett ging, warum er in seinem hohen Alter die Strapazen einer solchen Reise auf sich genommen hatte. Doch Befehl war Befehl. Der Italiener kannte Karl V. seit seiner Jugend und war zutiefst vertraut mit dem Denken des obersten Herrschers der Welt. Der Kaiser setzte sein gesamtes Vertrauen in ihn. Gonzaga beobachtete mit Grauen, wie Europa auseinanderdriftete, und das abendliche Gespräch mit dem polnischen König verstärkte diesen Eindruck. Das stolze Römische Reich lief Gefahr, im Zuge der von Martin Luther losgetretenen Reformation zu zerfallen. Nur acht Jahre waren seit Luthers Tod vergangen und halb Europa war schon evangelisch. Der Norden Europas nahm den lutherischen Glauben an, auch um sich politisch von Kaiser und Papst zu emanzipieren. Europa, bisher Nabel der Welt, stand vor den größten Umwälzungen seit Karl dem Großen. Instinktiv fühlte Gonzaga, dass Karl V., der am Ende seines Lebens angelangt war, die Tragweite der revolutionären Veränderungen kaum noch verstand. Niemand wusste, dass Gonzaga Großmeister eines einflussreichen Geheimordens war, der hinter den Kulissen die Geschicke Europas zu lenken versuchte. Der Orden verwaltete ein jahrhundertealtes Herrschaftswissen, das nur wenigen Eingeweihten zugänglich war. Beide, der Kaiser wie der Orden, entwickelten aus einem ganz bestimmten Grund großes Interesse an Russland. Am frühen Morgen bestieg die Gesandtschaft unausgeschlafen ihre Kutschen und Pferde. Gonzaga würde seine wichtigsten Wegbegleiter einen nach dem anderen herbeizitieren, auch wenn das mehr als einen...


Alexander Rahr, 1959 in Taipeh geboren, ist Osteuropa-Historiker, Politologe, Publizist und einer der führenden deutschen Russlandexperten. Nach dem Studium in München war er ab 1982 als Analytiker tätig, u.a. 18 Jahre lang für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. 2004 bis 2015 saß er im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs. Er ist Autor mehrerer Sachbücher, u.a. "Der kalte Freund. Warum wir Russland brauchen" (2011). Rahr ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.



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